Witten war wichtiger Umschlagplatz für Korn und Getreide
Witten wurde 1825 zur "Stadt" erhoben. Doch bereits 1214 ist Witten erstmals urkundlich erwähnt worden. Schon im 13. Jahrhundert war Witten ein wichtiger Marktplatz für Korn und Getreide. Als Höhepunkt fand hier ab 1464 jeweils zu St. Aegidien am 1. September ein großer Jahrmarkt statt. An diese geschichtlichen Ereignisse erinnert heute noch der Kornmarkt - im 17. und 18. Jahrhundert ein bedeutender Handelsplatz für Korn und Getreide für die gesamte Region.
In der Heilenstraße - zwischen Polizeistation und Gallerie Kaufhof (vorm. Horten) - steht auf einem Brunnen die behauene Steinskulptur eines gebückt schreitenden Mannes, der einen scheinbar schwer gefüllten Sack auf dem Rücken trägt. Hierbei handelt es sich um den untrennbar mit der Wittener Geschichte verbundenen „Sackträger“.
Die Figur steht auf einem runden Brunnenpostament, aus dem an 4 Seiten Wasserrohre herausführen und das Brunnenbecken zur Brunnen-Saison mit Wasser speisen. Nur die Skulptur des Sackträgers ist als Denkmal eingetragen, nicht dagegen das Brunnenpostament und die Brunnenschale, die erst 1990 gebaut wurden. Der Sackträgerbrunnen ist ein Stadtsymbol Wittens und erinnert an den im 17. und 18. Jahrhundert florierenden Kornmarkt und die damals bedeutsame Sackträgergilde. Witten war damals einer der größten Umschlagplätze für Korn und Getreide in Westfalen. Die Säcke mussten zum Markt getragen werden. Dafür wurden vom Polizeiamt Personen ausgesucht, die unbescholten waren und im Bezirk Witten wohnten, so sollte Betrug und Diebstahl vorgebeugt werden. Natürlich mussten die Sackträger kräftig genug für die harte Arbeit sein, sie mussten beweisen dass sie in der Lage waren 2 ½ Zentner (125 Kilogramm) zu schultern. Unabhängig vom Gewicht der Säcke gab es im Jahr 1843 3 Pfennig für das Auf- oder Abladen und 6 Pfennig für das Tragen zu einem wartenden Fuhrwerk. Die Sackträger gehörten der Sackträgergilde an und erhielten eine Sackträgernummer, die bei der Arbeit sichtbar auf der linken Brust getragen werden musste. Der Lohn war durch die Marktverordnung festgelegt.
Wittener Verschönerungsverein lobte Wettbewerb für Brunnen aus
Mit der Entwicklung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert verloren Kornmarkt und Sackträgergilde zunehmend ihre Bedeutung. Auf Anregung des Wittener Verschönerungsvereins wurde 1911 ein Wettbewerb für einen Sackträgerbrunnen auf dem Kornmarkt ausgeschrieben. Der 2. Preis gelangte 1912 zur Ausführung. Der Entwurf stammt von Alois Baur, Stadtbaumeister in Witten, und von Franz Marmon, Bildhauer aus Sigmaringen.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Brunnen zugunsten des Busbahnhofs beseitigt und die alte Brunnenschale entsorgt. Die Sackträgerfigur hingegen fand an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet, wie z.B. dem Berliner Platz, ungefähr dort wo heute der Kugelbrunnen steht, Aufstellung. 1990 wurde durch die Stadt Witten ein neuer Brunnen mit der originalen Figur am heutigen Standort in der Heilenstraße wieder errichtet. Entworfen hat ihn der Wittener Stadtplaner und Architekt Franz Buresch.
Kunstgeschichtlich ist die Skulptur dem Jugendstil zuzuordnen. Die geschwungene Körperhaltung des schwer tragenden Mannes zeigt in ihrer Formensprache keinen historischen Naturalismus, sondern abstrahiert auf die Symbolwerte der Arbeitslast und der Schaffung von Vermögenswerten. Für den öffentlichen Raum geschaffen, soll sie den Stadtkern als Marktort kennzeichnen.
2018 hat die GroKo, das Bündnis aus SPD und CDU, einen Antrag gestellt, in dem die Stadt im Rahmen der Platzneugestaltung aufgefordert wird, den Sackträgerbrunnen wieder am Kornmarkt aufstellen zu lassen. 2023 hat er seinen Platz noch immer nicht wiedergefunden.
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