Föhr ist keine Wanderinsel im klassischen Sinne. Zwei Komponenten prägen die Landschaftstextur: das Wattenmeer im nordöstlichen Abschnitt und die Strände im südlichen Korridor. Das nordfriesische Eiland glänzt als angenehmer Erholungskorridor für Familien, Senioren, Rehabilitationspatienten und Genussradfahrer. Speziell für Wanderer eröffnen sich im nahen Umfeld interessante Alternativen zu spannenden Exkursionen, über die an dieser Stelle berichtet wird.
Nationalpark Wattenmeer: Wo der Horizont das Meer berührt. Die Insel Föhr liegt im Herzen einer auf der Welk einzigartigen Landschaft: dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. 2009 erklärten die Vereinten Nationen das Wattenmeer zum Weltnaturerbe.
Alte Häuser auf Föhr – jedes hat seine Geschichte.
Die von der Insel stammende Historikerin Karin de la Roi-Frey blickt zurück.
„Wer mir’s angetan hat, das ist Jacob Alberts, der Maler seiner und meiner Heimat“, schwärmte der aus Langenhorn stammende Pädagoge und Philosoph Friedrich Paulsen. Mindestens zwei Gemälde kaufte er von Alberts, dessen „Beichte auf Hallig Oland“ zu den nordfriesischen Klassikern gehört. 1890 traf Paulsen Alberts vor seiner Staffelei stehend in der Kirche auf Hallig Oland: „Ein Wort gab das andere, er besuchte uns im Winter in Berlin und ist allmählich ein lieber Freund unseres Hauses geworden“. 21 Jahre später heiratete Paulsens Tochter, die 30-jährige Margarete, den 51-jährigen Maler. Die unglückliche Ehe wurde bald geschieden. Auf Föhr hat Jacob Alberts nicht nur mit dem von ihm erbauten Haus am Ende der Südstrand-Promenade, das später dem Rechtsanwalt Bruno Bieling gehörte, Spuren hinterlassen. Denn nach dem schlechten Eindruck, den Alberts wohl auf Oland und auch im Haus der Alkersumer Wirtin Grethjen Hayen gemacht hatte, wurde zwei dringend Unterkunft suchenden Künstlern zunächst mitgeteilt: „Nee, wi hebbn eenmol en Maler hatt, A., nie wedder wülln wi en Maler hebbn.“
Das von dem Maler erbaute Haus direkt am Strand diente schon bei zahlreichen Filmen als Kulisse.
“Diar es neen wai so gleed, dat et saacht ei ens knoltert", wie der Friese zu sagen pflegt. Kein Weg ist so eben, daß es nicht einmal holpert. So geht es auf Bohlen Richtung Nieblum.
Steht man dann auf dem Föhrer Deich, ist man der höchste Punkt in der Landschaft und gleichzeitig vor dem riesigen Himmel winzig klein. Man schaut der Ewigkeit direkt ins Auge, das macht den Kopf klar.
Weitere Informationen: www.weinhaus-am-meer.de
Meist blickt man zunächst in überraschte Gesichter, wenn man erzählt, dass auf der Insel Föhr auch Wein angebaut wird. Doch so ist es! Das Weingut Waalem bewirtschaftet 2 Hektar in Nieblum und Alkersum auf Föhr - und damit einen großen Teil der schleswig-holsteinischen Weinbaufläche. Seit einigen Jahren werden trockene Weißweine (Réserve Waalem und Waalem Kul) und der Föhrer Sekt (Waalem Brut) hergestellt. Spätestens nach dem ersten Probeschluck ist die Skepsis verflogen. Der Föhrer Wein schmeckt frisch und fruchtig. Die Trauben Johanniter und Solaris sind robust und können im rauen Nordseeklima gut gedeihen. Der Winzer heißt Christian Roeloffs, waschechter Friese und Landwirt aus dem Friesendorf Süderende. Zusammen mit Sohn Lenz und dem Waalem-Team produziert er den Föhrer Wein auf der Insel - von Anbau über Pflege bis zum Korken - ein echtes Inselprodukt!
Das Weingut wird auch in Zukunft weiter wachsen. Zusätzliche 1,5 Hektar wurden ab Frühjahr 2019 bewirtschaftet. Bei der Lese im September des Vorjahres halfen viele Schüler und Studenten, die noch Semesterferien hatten. Rund 7600 Liter Ertrag hatten Roeloffs und 2018. Für dieses Jahr hoffen sie auf eine ähnlich gute Ernte, die in Flaschen abgefüllt in 16 Föhrer Geschäften und etwa auf der Fähre nach Amrum und Föhr verkauft werden.
Der Strand von Nieblum liegt ca. 1 km südlich der Ortsmitte, man kann ihn zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto erreichen. Am Strand, der hinter einem Wäldchen und einer Dünenkette liegt, gibt es einen Strandkorbverleih zu moderaten Preisen, einen Spielplatz mit Mehrzweck- und Beachvolleyballplatz und das einfache, aber sehr schön gelegene Restaurant "Zum Wattenmeer". Eine Surfschule liegt am Rand des Hauptstrandes. Bei guter Sicht kann man nicht nur die Hallig Langeness und die Insel Amrum sehen, sondern auch Hallig Hooge und zuweilen sogar die Insel Pellworm. In der Hauptsaison sind DLRG-Stationen besetzt. 1 x im Jahr gibt es einen Strandgottesdienst der Ev. Kirchengemeinde Nieblum. Der Strand ist gepflegt, an der Uferkante gibt es einen Streifen gröberer Kiesel, aber keine Steine oder Felsen. Der Tidenhub ist stark wirksam; bei Ebbe kann man ca. 1 km weit hinaus bis an die Fahrrinne gehen. Bei Flut ist das Wasser nur ca. 0,5- 1,0 m tief. Dadurch bedingt ist das Wasser überdurchschnittlich warm.
Der Leuchtturm Nieblum auf Föhr ist ein runder roter Turm mit weißem Band und runder roter Laterne mit Flachdach. Der Turm steht einige hundert Meter vom Meer entfernt hinter dem Schlaf-Deich und ist als Fußgänger vom Strand aus nicht sichtbar. Dieser Turm ist baugleich mit dem Leuchtfeuer Süddorf/Nebel auf Amrum. Auch dieser Turmschaft wurde aus Aluminium gefertigt. Sein Leitfeuer bezeichnet das Fahrwasser "Rütergat".
Das Bild zeigt schön, warum bei Deichschafen die rechten Beine kürzer sein müssen.
Ein Schlafdeich (nicht Schafdeich!) ist ein Deich, der auf der Landseite (Binnenseite) eines bestehenden Deiches liegt. Da er sich in den meisten Fällen auf dem Binnenland befindet, wird er teilweise auch als Binnendeich bezeichnet. Der Neubau eines Deiches erfolgt nicht zwangsläufig auf der Trasse des bestehenden alten Deiches. Wenn die Trasse des alten Deiches auf der Landseite des neuen Deiches liegt, wird der „Altdeich“ häufig erhalten. Er bildet dann eine zweite („schlafende“) Deichlinie, die eine zusätzliche Sicherheit bei extremem Hochwasser bietet, den Schlafdeich.
Nieblum war traditionell ein Kapitänsdorf.
Vermögende Leute haben sich hier niedergelassen. Von Ihrem Reichtum zeugen die großen, prächtigen Friesenhäuser, die weitgehend erhalten blieben und den Ort heute zu einem "Schmuckstück" der Insel Föhr machen. Nieblum bekam schon mehrfach Preise bei Dorfwettbewerben. Die weißblauen und roten Kapitänshäuser haben oft Reetdächer. Sie sind aus dem 18. Jahrhundert und zeugen noch heute von dem “Goldenen Zeitalter”. Föhringer Seeleute waren (zumeist auf holländischen Schiffen) erfolgreich. Erst als Walfänger im Nordmeer, dann in der Handelsschifffahrt. Die katzenkopf- oder meerkieselgepflasterte kleinen Straßen sind prächtige Lindenalleen und viele blühende Rosen wachsen in den Gärten und an den Hauswänden. Der Dorfteich des Seebades im Kurpark lädt zum Verweilen ein.
Das ursprüngliche Dorf Nieblum lag früher noch sehr viel weiter in Richtung Nordsee. Erst nach den großen Sturmfluten, vor allem nach der des Jahres 1634, zogen die Nieblumer weiter ins Landesinnere, an ihre Kirche heran. Nach 1634 ist dann der Ortskern in der Form entstanden, in der er noch heute erhalten ist.
St. Johannis, der mächtige “Friesendom”, wurde im 13. Jahrhundert gebaut. Sie ist die größte der drei Inselkirchen. Vor fast 600 Jahren wurde die Nieblumer Kirche erbaut, damals stand sie an der Grenze der Gemarkungen Goting, Nieblum und Alkersum. Das Taufbecken ist noch hundert Jahre älter. Der kostbare Schnitzaltar stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Im Schatten von St. Johannis sind Seeleute begraben, die von allen Fahrten wohlbehalten zurückkehrten und ihren Lebensabend auf der Heimatinsel genießen konnten. Rund 40.000 Menschen besuchen jährlich den Friedhof von St. Johannis mit den besonderen Grabsteinen.
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