Der Geologische Garten in Bochum ist einer der wenigen Standorte im Nationalen GeoPark Ruhrgebiet der einen guten Einblick in die erdgeschichtliche Entwicklung der Region gibt. Diese einzigartige Besonderheit für Bochum zeigt für jedermann sichtbar die typischen Gesteins-Formationen der Region, die die erdgeschichtliche Entwicklung Bochums von vor etwa 300 Millionen Jahren bis heute beschreiben.
Der Besucher kann hier in dem Sternbruch der ehemaligen Zeche Friederike deutlich die vor etwa 300 Millionen Jahren schichtweise abgelagerten Gesteine aus der Karbonzeit mit den darin eingeschalteten Kohleschichten erkennen Darüber liegen fast waagerecht die etwa 90 Millionen Jahre alten Sandsteine des Deckgebirges. Den Abschluss bilden nur etwa 100.000 Jahre alte Ablagerungen der letzten Eiszeit die, erdgeschichtlich gesehen, erst „gestern“ entstanden sind. Aber nicht nur die Gesteinsschichten sind interessant auch die dort gepflanzten Bäume haben ihre eigentlichen Wurzeln in der Vorzeit. Auf den Wiesen stehen Gingkobäume und einige ansehnliche Exemplare des Urweit-Mammutbaumes. Sie existierten schon vor vielen tausend Jahren in dieser Form und gleichen den Pflanzen, aus denen vor etwa 800 Millionen Jahren die Kohleflöze entstanden.
Nachdem dieser alte Steinbruch 1962 unter Naturschutz gestellt und 1974 aufgrund der Seltenheit der dort sichtbaren geologischen Strukturen als Naturdenkmal ausgewiesen wurde, haben verschiedene Institutionen und Interessensgruppen dazu beigetragen, dass dieses Kleinod in Bochum erhalten bleibt.
Text-Quell: Dr. Ottilie Scholz (Oberbürgermeisterin)
Der Dickebank-Sandstein im Hangenden des Flözes lässt deutlich eine trogförmige Schrägschichtung erkennen. Wie beim Finefrau-Sandstein handelt es sich um einen Rinnensandstein, der bei einem Tiefstand des Meeresspiegels von einem verzweigten Stromsystem abgelagert wurde. Der Sandstein besteht aus übereinander gestapelten Gerinnen, wobei die jüngeren die darunterliegenden Gerinne schneiden und so eine trogförmige Schrägschichtung erzeugen.
Beim Betrachten der Gesteinswand aus 10 - 20 m Entfernung lassen sich mehrere Sandsteinhorizonte erkennen. Dieser Sandstein (sog. „Dickebank-Sandstein“), der in der Ober-Karbonzeit (320 - 296 Mio.J.) abgelagert wurde, weist innerhalb der Sandkorngröße geringe Durchmesser auf und kann damit als Feinbis Mittelsandstein bezeichnet werden. Die Dicke der einzelnen Sandsteinbänke liegt im Dezimeterbereich. Die Einheitlichkeit der einzelnen Sandsteinbänke einerseits und die Wechsel im Dezimeterbereich andererseits Weisen für jede einzelne Bank auf eine gleichartige Entstehung hin. Hierfür kommt z.B. eine Schüttung in einem Fluss oder Strömungen in einem flachen Meeresbecken in Frage. lm vorliegenden Beispiel lassen sich im unteren Drittel der Böschung Sandsteinbänke erkennen, die mit etwa 45° von rechts nach links geneigt sind. Diese 5 m langen Sandsteinbänke werden z.T. dünner oder klingen auch ganz aus. Diese Einheit wird im mittleren Abschnitt der Böschung durch fast horizontal verlaufende Sandsteinbänke abgeschnitten. Bei der unteren Sandsteineinheit handelt es sich um einen mehrere Meter großen Großschüttungskörper.
Winkeldiskordanz: auf dem Karbon (vor 320–296 Mio. Jahren) lagert die Schicht aus der Kreide (vor 99–65 Mio. Jahren).
Die Lagerung der horizontal geschichteten Sedimente der Oberkreide über den schräg stehenden Schichten des Oberkarbons wird als Winkeldiskordanz bezeichnet. Sie kennzeichnet im Ruhrgebiet die Grenze zwischen Grund- und Deckgebirge.
Findlinge des Saale-Glazials im Geologischen Garten
Nebenbei bemerkt:
Andere Findlinge in Deutschland:
▲ BOCHUM: Dieser Findling steht am Südrand der Stadt im Bereich der ► Ruhr-Universität auf der Ostseite der Gebäude der Naturwissen-schaften und Ingenieur-Wissenschaften. Der Stein besteht aus einem rötlichen mittel- bis grobkörnigen Granit mit Biotit und Hornblende (vermutlich Smäland-Granit) und wird durch eine horizontale Kluft in zwei Hälften geteilt. Er wurde im vergangenen Jahrhundert etwa 4 km nordwestlich in Hofstede bei Bauarbeiten für ein Haus im Kreuzungsbereich von Dorstener Straße und Hordeler Straße entdeckt. Da man den Stein nicht heben konnte, wurde der obere Teil abgetrennt und der Rest im Untergrund belassen. Bei einer Erweiterung des Kreuzungsbereichs in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts stieß man unvermutet wieder auf das Reststück. Als man erkannte, dass es sich nur um den unteren Teil eines größeren Findlings handelte, wurde nach dem Verbleib des fehlenden Stückes geforscht. Es fand sich im Bergbau-Museum und wurde mitzwischen mit dem geborgenen unteren Teil auf dem Gelände der Ruhr-Universität wieder vereinigt.
▲ Der Alte Schwede
HAMBURG: Im September 1999 wurde bei Baggerarbeiten zur Fahrrinnenvertiefung der Elbe in ► Hamburg in ca. 15 Meter Tiefe ein Findling großen Ausmaßes gefunden. Der Findling wurde am 6. Juni 2000 auf den Namen "Alter Schwede" getauft und offiziell eingebürgert.
Der Findling hat ein Gewicht von 217 t und einen Umfang von fast 20 m (19,7 m). Die Breitenabmessungen sind etwa 7,9 m und 5,2 m, seine Höhe beträgt etwa 4,5 m. Der Riesenfindling nimmt mit diesen Abmessungen einen vorderen Platz in der Rangfolge der größten norddeutschen Findlinge ein. Gleichzeitig ist er der älteste Großfindling Deutschlands: Während die anderen großen Findlinge durch die Gletscher der Weichsel- und Saale-Eiszeit ihre Fundorte erreichten, ist dieser Findling schon während der Elster-Eiszeit hierher gebracht worden. Der Mineralbestand des "Großen Steins von Övelgönne", des "Alten Schweden" (wie er zwischenzeitlich genannt wird), belegt seine Zugehörigkeit zu den Graniten Ostsmålands (Grauer Växjö-Granit). Er muss deshalb etwa dem Verlauf der heutigen Ostsee-Senke folgend transportiert worden sein.
Der Gletschertransport hat am Findling deutliche Spuren hinterlassen.
So finden sich an seiner Nordseite parallel verlaufende Schrammen, sog. Gletscherschrammen (siehe Zeichnung). Sie sind entstanden, als andere Gesteinsbrocken an der Oberfläche des Findlings entlanggeschrammt sind. Durch Gletschereinwirkung entstandene sog. Sichelmarken sind ebenfalls erkennbar. Die derzeitige Südseite des Findlings zeigt vom Gletscher überschliffene (helle) Gesteinspartien. Alle Vorsprünge des Steins sind vom Eis poliert, während in geschützter Muldenposition jeweils die ursprüngliche raue Gesteinsoberfläche erhalten geblieben ist. Die kantige Struktur an der Westseite lässt vermuten, dass der Findling während des Transports möglicherweise an dieser steil aufragenden Kluftfläche geteilt worden ist.
Kohleflöz „Wasserfall“: Ein im Oberkarbon (vor 320–296 Mio. Jahren) entstandenes stark verunreinigtes Flöz.
Das Flöz Wasserfall wird von einem marinen Tonstein überlagert. Offensichtlich war der Meeresspiegel angestiegen und hatte das Wasserfall-Moor überflutet. Nach oben hin nimmt der marine Einfluss ab und es folgen mehrere Schichten aus Ton-, Schluff- und Sandstein. In einer etwa 5 m mächtigen Sandsteinbank ist eine kleine Überschiebung aufgeschlossen, an der zwei Gesteinspakete gegeneinander verschoben wurden. Das Gestein der etwa 20 cm breiten Störungszone (sog. Ruschelzone) ist vollkommen zerrieben; derart umgewandelte Gesteine werden als Mylonit bezeichnet. Wenige Meter im Hangenden lassen sich im feinkörnigen Sandstein deutlich Rippelmarken erkennen, deren Form anzeigt, dass sie am Grund eines strömenden Gewässers erzeugt wurden.
Durch die intensive Durchwurzelung ist die Schichtung des Tonsteins unkenntlich gemacht und das Material zerbröckelt leicht und kleinstückig. In den Bruchstücken finden sich neben den Wurzelabdrücken massenhaft Reste von oberirdischen Pflanzenteilen, insbesondere von Schachtelhalmgewächsen. Des Weiteren treten im Wurzelboden lagenweise Anreicherungen von Toneisensteinknollen auf. Diese Konkretionen von Eisenkarbonat, die oft einen Eisengehalt von über 20% aufweisen, bildeten sich unter den besonderen chemischen Bedingungen in den schlammigen Böden unter den karbonzeitlichen Mooren. Die Knollen haben hier einen Durchmesser von wenigen Zentimetern, doch können sie auch erheblich größere Ausmaße erreichen. Im Geologischen
Garten sind zwei Toneisenstein-Geoden mit einem Durchmesser von ca. 1 m ausgestellt. Wenn sich derart große Stücke beim Abbau des Flözes plötzlich von der Decke lösten, ging dies nicht selten tödlich aus. Daher werden sie in der Bergmannssprache auch als Sargdeckel bezeichnet
Schichtung und Klüfte, in dem Gesteinspaket auf dem Karbon sind später entstandene Klüfte erkennbar.
Blick auf ein Gesteinspaket, das durch zwei unterschiedlich verlaufende Trennflächen gekennzeichnet wird:
Die Schichtflächen, die einige Meter weiter links noch deutlicher werden, stellen die Grenzflächen von Gesteinen dar, die in der Ober-Karbonzeit (320 - 296 Mio. J.) in einem flachen Meer oder einem Flusssystem in einer Küstenebene abgelagert wurden. Diese Grenzflächen werden durch Materialwechsel (zwischen Siltstein und Sandstein) hervorgerufen. Die Kluftflächen entstanden später und sind auf ein Zerreißen oder Zerbrechen der Gesteinspakete zurückzuführen. Auf diesen Kluftflächen kristallisierten später aus zirkulierenden Wassern manchmal Mineraltapeten.
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