Tausende brachen über Bremerhaven in die Neue Welt auf und erhofften sich vor allem in Nordamerika ein neues, besseres Leben. Die Abschiede waren schwer; oft lag vor den Auswandernden eine große Ungewissheit, zudem war die Überfahrt lang und gefährlich. Mitte des 19. Jahrhunderts dauerte eine Fahrt von Bremerhaven nach New York bei guter Wetterlage bis zu fünf Wochen - bei schlechtem Wetter noch weitaus länger. Untergebracht in engen, voll belegten Verschlägen unter Deck, ohne Frischluftzufuhr oder Tageslicht und bei schlechter Ernährung waren die hygienischen Verhältnisse katastrophal. Krankheiten waren an der Tagesordnung, nicht alle überlebten die Reise.
Auswanderung als Einnahmequelle: Für Bremerhaven, das im Volksmund den Beinamen „Vorstadt von Neuyork" bekam, bedeutete die Auswanderung den wirtschaftlichen Aufschwung. Bevor Bremerhaven 1862 an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, verbrachten die Auswandernden Tage bis Wochen in der Stadt und warteten auf ihr Schiff. Durch den Menschenstrom blühte der Handel auf; Häfen, Reedereien und Werften profitierten von der starken Nachfrage. Zur Beherbergung der wartenden Auswandernden errichtete der Bremer Kaufmann Johann Georg Claussen im Jahr 1849 auf dem Gelände der heutigen Hochschule ein Auswandererhaus. Das rote Backsteingebäude war seinerzeit das größte Gebäude der Stadt. Insgesamt verließen rund 8 Millionen Auswandernde über Bremerhaven ihre alte Heimat. Das letzte Auswandererschiff legte in Bremerhaven 1974 ab.