Auf dem höchsten Punkt des Hevener Landrückens, dem Steinhügel - schon von weitem sichtbar - grüßt die Evangelische Kirche in Heven. Seit über 110 Jahren steht sie hier fest auf Fels gebaut und bietet Menschen Heimat und Zuflucht. Täglich geöffnet von 9 bis 19 Uhr lädt sie Reisende und Vorbeigehende ein: Kommt durch die offene Tür, atmet einen Moment Stille. Lebt euer Leben als ein Geschenk Gottes. Gott hatte eine Vision und füllte sie mit Leben durch jeden einzelnen Menschen, der auf dieser Erde geboren wird. Wenn du einen Traum hast, dann lebe ihn! Am 1.1.2006 haben sich die Evangelische Kirchengemeinde Heven und die Evangelisch-Lutherische Christuskirchengemeinde in Kooperation mit der Creativen Kirche zur neuen Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Witten zusammengeschlossen.
1899 ist die Evangelische Gemeinde Heven als Tochter der Evangelischen Kirchengemeinde Herbede auf der anderen Ruhrseite in die Selbständigkeit entlassen worden. Die Arbeitergemeinde in Heven mit 5000 Menschen sollte eine eigene geistliche Einheit bilden. 1901 wurde die Kirche auf dem Hügel geweiht, ein kleines Gemeindehaus wurde gebaut. Später wurde an- und umgebaut, ein Kindergarten entstand hinter der Kirche, ein Pfarrhaus auch. Heute gehören zur Hevener Gemeinde ca. 3700 Mitglieder. 2006 fusionierte sie mit der innenstadtnahen Lutherischen Christus-Kirchengemeinde zur Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde Witten.
Die Kirche wurde im gotischen Stil von der Wittener Firma Lünenbürger & Franzen, nach Plänen des Baumeisters Gerhard August Fischer (* 1833 † 1906) aus Barmen erbaut. Der Grundstein wurde am 01. Juli 1900 gelegt. Die Kirche mit 700 Sitzplätzen wurde am 30. September 1901 eingeweiht. Der Preis einschließlich Bauplatz betrug ca. 135.000 Mark. Für die Hevener steht "ihre" Kirche an einer der höchstgelegenen und schönsten Stellen der ehemaligen Bauernschaft. Aus heimischem Gestein erbaut - Sandsteine aus einem benachbarten Steinbruch des Steinhügel - ist ihr Turm von weit her zu sehen. Der Turm hat eine Höhe von 24 Metern, die der Spitze 18,50 Meter. Hinzu kommen 2 Meter für Kreuz und Hahn, ergibt eine Gesamthöhe von 44,50 Meter.
Fenster im Chor (links aus Sicht der Besucher), Antikglas/Blei/Schwarzlot
Gleichnisse mit den Schriftzügen: Es ging ein Sämann aus zu sähen seinen Samen. - Jesus sprach zu ihm gehe hin und tue das gleiche. - Dieser mein Sohn ist tot und ist wieder lebendig geworden. - Selig sind die das Wort Gottes hören und bewahren. Im Maßwerk Engel mit Schriftband: Ich bin der Weg.
Fenster im Chor (Mitte), Antikglas/Blei/Schwarzlot
Christus der Gute Hirte. Im Maßwerk Engel mit Schriftbändern: Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln.
Fenster im Chor (rechts aus Sicht der Besucher), Antikglas/Blei/Schwarzlot
Gleichnisse mit den Schriftzügen: Es war ein reicher Mann des Feld hatte wohl getan. - Siehst du darum scheel dass ich so gütig bin. - Du bist über Wenigem getreu gewesen geh ein zu deines Herren Freude. - Die bereit waren gingen mit ihm hinein zur Hochzeit. - Im Maßwerk Engel mit Schriftband: Ich bin die Wahrheit.
Alle 3: Paul Thol, 1956
+ JESUS + CHRISTUS + GESTERN + UND + HEUTE + UND + DERSELBE + AUCH + IN + EWIGKEIT +
Der Altar und die Kanzel wurden in der Werkstatt der Firma Goldkuhle angefertigt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Wiedenbrück zu einem Zentrum des kirchlichen Kunstgewerbes. Diese Entwicklung war von dem Kunsttischler Franz Anton Goldkuhle (1827 - 1906) ausgegangen, der sich auf Altarbau und kirchliche Inneneinrichtungen konzentriert hatte. Ein wachsender Kundenkreis und die Arbeitsteilung innerhalb des Kunstgewerbes (Altarbau, Maler, Bildhauer) führten zur Ansiedlung weiterer Betriebe. Nach wenigen Jahren exportierten Wiedenbrücker Kunsthandwerker ihre Produkte bis nach Übersee. Kunsthistorisch ist das Werk der Wiedenbrücker Kunsthandwerker dem Historismus zuzuordnen. So wie in der Kirchenarchitektur lehnte man sich auch in der Innenausstattung an das gotische Formenrepertoire an.
Auf dem Altar liegt die Bibel die von Kaiserin Auguste Viktoria (*1858 †1921) gestiftet wurde. Die Chorfenster mit Glasmalereien von Professor Paul Thol (*1887 †1956) wurden 1956 beschafft.
Mit der Taufe wird der gläubige Christ in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Daher befand sich früher das Taufbecken im Eingangsbereich einer Kirche, in einer eigenen Taufkapelle oder insbesondere in der Frühzeit des Christentums in einem eigenen Bau, dem Baptisterium. Bekannt und von kunstgeschichtlicher Bedeutung sind die Baptisterien von Florenz, Pisa und Parma – mit riesigen Taufbecken für die damals übliche Erwachsenentaufe. Mit der Verbreitung des Christentums wurde seit dem 8. Jahrhundert mehr und mehr die Kindstaufe eingeführt und große Becken waren nicht mehr erforderlich. Zur Verwendung kamen Taufsteine oder Taufbecken, in Norddeutschland auch Fünte genannt, und seit der Zeit des Barock immer häufiger Taufschalen aus Messing oder Silber.
Für die Evangelische Kirche Heven entwarf der Bildhauer Goldkuhle ein Taufbecken aus Holz, ein eher seltenes Material. Eine dickere und vier schlanke Säulen tragen einen polygonalen Aufsatz, in den eine Kupferschale eingelegt ist, die 1970 von Kindern der Dorfschule Heven angefertigt wurde.
Die erste Orgel mit 12 Registern wurde 1901 von der Fa. Walcker geliefert. Im Jahre 1981 baute die Fa. Steinmann aus Vlotho eine neue Orgel mit 14 Registern in dem alten Orgelprospekt von 1901.
Die Kirche ist eine neugotische Stufenhalle, die Erweiterungen wirken querhausartig. Die Wände sind durch Werksteine und Quaderungen an den Ecken gegliedert. Das Kreuzrippengewölbe im Innenraum ruht auf Rundpfeilern. Die Ausstattung stammt überwiegend aus der Bauzeit und wurde zum Teil nach Entwürfen von Fischer angefertigt.
„Das ist eine Kirche mit fast wohnlicher Atmosphäre, vor gut 100 Jahren auf einem steinigen Acker errichtet. Man tritt ein, und fühlt sich sofort angenehm geborgen, warm, behütet. Sieht man auf die Wandkacheln im Turmraum, weiß man auch, warum: Ich bin der gute Hirte...., steht da in liebevoller Schreibschrift. Stimmt, denkt man beim Öffnen der Schwingtüren zum Kirchenraum.
Warmes Licht fällt durch die großzügig buntverglasten Fenster, und an den Wänden bruzzeln Gasheizungen vor sich hin (zumindest im Winter). Der neugierige Besucher, der Pilger, der Trostsuchende findet gemütliche Korbsessel, Gebäck und Schreibgerät, um seine Sorgen, Nöte oder auch Freude in einer Kladde aufzuschreiben. Auf den Tischen stehen frische Blumen, auch an kostenlose Getränke wurde gedacht. Die Kirche besitzt eine hervorragende Akustik, die Konzerte zum Genuss macht.
Wären nicht die dunklen, altväterlichen Eichenschnitzwerke an der Empore und am Altar, es könnte der perfekte Ort der Sammlung auf das Wesentliche, der Nähe zu Gott, sein.
Sieht man sich etwas genauer in der Umgebung des Kirchplatzes um, fallen die besonders hohen Bäume um die Kirche herum auf. Hinter dem Grundstück kann man noch Reste von (keltischen) Wallanlagen entdecken. Der Name Steinhügel deutet ja auch auf etwas Kultiges aus alter Zeit hin. In der Umgebung wurden dann auch bronzezeitliche und römische Fundstücke ausgegraben."
YELP, Autor unbekannt
Glocken
Nach den Verlusten in beiden Weltkriegen erhielt die Kirche 1948 drei Gussstahlglocken des Bochumer Vereins. Da die Glocken bald starke Risse im Mauerwerk verursachten, wurden sie 1987 ausgebaut und durch sechs kleinere Bronzeglocken der Glockengießerei Rincker ersetzt. Am 24. September 1988 wurde das 4. Hevener Glockengeläut mit einem prächtigen Festzug zur Kirche geleitet. Der Landwirt Wilhelm Rüping stand damals mit Technik und Know-how in vorderster Reihe und hatte einen großen Anteil daran, dass alles vorzüglich gelang. 2018 feiern die ehrwürdigen Glocken ihr 30-jähriges Dienstjubiläum.
Die Kirche am Standort Steinhügel ist eine "Offene Kirche" und täglich geöffnet für Stille, Gebet, Besichtigung oder zum Anzünden einer Kerze.
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