Die CAP SAN DIEGO ist das größte, fahrtüchtige Museums-Frachtschiff der Welt. Ihre elegante Silhouette gehört zum Hamburger Hafenpanorama wie die Speicherstadt und der Michel. Touristen lieben sie, die Crew und 45 ehrenamtlich tätige Seemänner im Ruhestand, halten sie mit viel Engagement in Schuss. Die CAP SAN DIEGO ist das letzte noch erhaltene Schiff einer Serie von sechs schnellen Stückgutfrachtern, die 1961/62 für die Reederei Hamburg Süd gebaut wurden und bis Ende 1981 vorzugsweise nach Südamerika gefahren sind. Seit 1988 ist die CAP SAN DIEGO ein Museumsschiff, seit 2003 zudem maritimes Denkmal und schwimmendes Hotel, das heute seinen Liegeplatz an der Überseebrücke in Hamburg hat. Mehrmals im Jahr legt die CAP SAN DIEGO zu Museumsfahrten mit bis zu 500 Passagieren ab.
Das Schiff wurde von der Deutschen Werft AG in Hamburg für die Reederei Hamburg Süd als letztes Schiff einer Serie baugleicher Stückgutfrachter gebaut und lief 1961 als Cap San Diego vom Stapel. Die zum großen Teil von Cäsar Pinnau gestalteten Schiffe dieser Cap-San-Klasse wurden ihrer eleganten Form wegen auch als „Die weißen Schwäne des Südatlantiks“ betitelt. Ihre Jungfernfahrt führte das Schiff über die USA nach Australien und zurück. Anschließend wurde es in der Südamerikafahrt eingesetzt. Als konventionelles Stückgutschiff wurde die Cap San Diego mit sechzehn Ladebäumen, zwei Bordkränen und einem Schwergutbaum ausgestattet. Von fünf Laderäumen, die über bis zu drei Zwischendecks verfügen, waren ursprünglich zwei als Kühlladeräume eingerichtet. Des Weiteren hatte das Schiff noch sechs beheizbare Ladetanks zum Transport von Süßölen. Zwei dieser Tanks konnten als Wechseltanks auch für den Transport von Stückgut umgerüstet werden und wurden als „Luke 6“ bezeichnet. 1962 wurden zusätzlich noch zwei weitere Kühlladeräume eingebaut. Damit konnte die Hälfte aller Laderaume Kühlgüter aufnehmen. Ab 1963 wurden das Schiff und seine fünf Schwesterschiffe als Fracht- und Kühlschiffe zertifiziert. Das geschah im Schiffszertifikat des Registergerichtes, im Messbrief des Bundesamtes für Schiffsvermessung und im Klassifikations- sowie im Sicherheitszertifikat der Klassifikationsgesellschaft Germanischer Lloyd.
Das Deckshaus ist ausgestattet für 34 bis 40 Besatzungsmitglieder, darunter ein Funker, ein Wäscher, ein Zahlmeister, ein Zimmermann und ein Bootsmann. Aufgrund der Passagiereinrichtungen wurden zwei Köche, ein Bäcker, ein Obersteward und fünf Stewards eingesetzt. Heute sind alle diese Berufe bis auf einen Koch auf deutschen Frachtschiffen nicht mehr zu finden. Auch das separate Passagierdeck mit gut ausgestatteten Passagierkabinen, Salon, Speisezimmer, Bar und Außenschwimmbad mit Poolbar ist auf Frachtschiffen heute nicht mehr üblich. Diese Einrichtungen waren seinerzeit bei den Südamerikareisenden sehr beliebt. Verglichen mit ihren Nachfolgern im Südamerikadienst, war die Cap San Diego mit ihrem Ladegeschirr universell ausgestattet und konnte den Ladungsumschlag in den südamerikanischen Häfen mit eigenen Mitteln durchführen. Die Schiffe der Cap-San-Klasse waren, im Gegensatz zu ihren modernen Nachfolgern, dadurch weniger abhängig von der jeweiligen Infrastruktur der angelaufenen Häfen.
Kurz vor der Verschrottung erwarb die Freie und Hansestadt Hamburg die Sangria. Sie erreichte im Oktober 1986 Cuxhaven in einem sehr schlechten Zustand. Sie wurde hier in einer Woche von vielen Freiwilligen notdürftig hergerichtet und lief am 31. Oktober Hamburg an. Vom vorübergehenden Liegeplatz am Kirchenpauerkai verholte sie nach sechs Wochen nach Neumühlen. Hier blieb sie, bis sie am 30. September 1989 an die Außenseite der Überseebrücke wechselte. An ihren heutigen Liegeplatz an deren Innenseite wurde sie gut ein Jahr später verholt. Schrittweise wurden Renovierungs- und Erhaltungsarbeiten durchgeführt, um die Umwandlung zum Museumsschiff mit Räumen für Ausstellungen und Veranstaltungen zu realisieren. 1987 erfolgte eine Generalüberholung im Dock 15 der Howaldtswerke-Deutsche Werft (Werk Ross).
Ab 1989 begannen arbeitslos gewordene ehemalige HDW-Arbeiter, die von der Beschäftigungsfirma Ökotech nach der Werftschließung beschäftigt wurden, umfangreiche Bauarbeiten. In dieser Zeit erhielt das Schiff sein jetziges Innenleben u. a. durch Zusammenfassung der Steuerbord-Mannschaftskammern zum Bordrestaurant. Mit Durchbrüchen und Treppen in den Laderäumen und Süßöltanks wurde das Innere der Laderäume für Besucher besser zugänglich. Außerdem wurden für die Beschäftigten und Freiwilligen Sozialräume und Büros eingerichtet. Um das Schiff wieder in Fahrt zu bringen, erfolgten ab 1992 umfangreiche Maschinenarbeiten, Kolben und Buchsen wurden gezogen, Rettungsboote repariert sowie Lenz- und Ballastsysteme überholt. Nach erfolgreichen Reparaturarbeiten konnte das Museumsschiff im Juni 1995 aktiv an den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Nord-Ostsee-Kanals teilnehmen, wo sie als Repräsentantin der Stadt Hamburg Bestandteil der Schiffsparade war.
2012 benötigte der siebte Zylinder der inzwischen über 50 Jahre alten Hauptmaschine eine neue Laufbuchse. Die zulässigen Verschleißtoleranzen dieser einzigen verchromten Buchse waren weit überschritten, und für das 1,8 Meter hohe Bauteil von fast einem Meter Durchmesser und zwei Tonnen Gewicht gab es weltweit keinen Ersatz mehr. Da die Modelle zur Herstellung der Gussform ebenfalls nicht mehr existierten, fertigten die MAN-Werke Rostock und Hamburg nach Original-Fertigungszeichnungen von MAN ein neues. Mit Hilfe dieses Modells wurden in Japan die Gussformen hergestellt und drei neue Zylinderlaufbuchsen aus Grauguss gegossen, bearbeitet und der Cap San Diego gespendet. So erhielt Zylinder 7 eine neue Buchse. Die zwei anderen Buchsen dienen als Reserve.
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