Amrum ist eine der Nordfriesischen Insel. Sie liegt südlich von Sylt und westlich von Föhr und gehört zum Landkreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Mit einer Fläche von 20,46 km² (ohne den 10 km² großen Kniepsand) ist sie nach Sylt, Föhr und Pellworm die viertgrößte Insel dieser Inselgruppe. Amrum liegt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. In den drei Gemeinden mit den fünf Inseldörfern leben etwa 2300 Einwohner. Die Kommunen gehören zum Amt Föhr-Amrum. Hauptwirtschaftszweig des Seebades Nebel sowie der Seeheilbäder Wittdün und Norddorf ist der Fremdenverkehr. 2016 wurden insgesamt 1,29 Millionen Übernachtungen registriert.
Im Osten grenzt Amrum an das Wattenmeer. Die westliche Nachbarinsel Föhr kann über eine circa acht Kilometer lange Wattwanderung erreicht werden. Die Wattfläche zwischen den beiden Inseln wird zentral durch das Amrumtief durchschnitten, das nach Süden in die Norderaue mündet. Von der nördlichen Nachbarinsel Sylt ist Amrum durch das Vortrapptief getrennt, von den Halligen im Süden durch das Rütergat.
Nein, das ist noch nicht Amrum, sondern der Strand bei Utersum. Aber von hier aus kann man Amrum bzw. die Amrumer Nordspitze (Naturschutz-und Vogelgebiet) schon gut erkennen (s.u.). Nur getrennt durch einen Priel und scheinbar in greifbarer Nähe - ein fataler Irrtum, der immer wieder Wattwanderer in Gefahr bringt. Die Wattwanderstrecke zwischen Amrum und Föhr ist tückisch und kann nur in Begleitung von ortskundigen Wattführern sicher begangen werden. „Leider gibt es immer wieder Leute, die uns bei unseren Wattführungen beobachten und dann meinen, dass sie die Wanderung auch auf eigene Faust unternehmen könnten“, berichtet Wattführer Reinhard Boyens im "Nordfriesland Tageblatt". Der 45-jährige Insulaner führt bereits seit 22 Jahren Gruppen über den Meeresboden zwischen Föhr und Amrum. Es gibt jeweils nur einen schmalen Durchgang durch die beiden tiefen Priele auf der rund zwei Kilometer langen Strecke. Der Priel vor Amrum hat eine gewaltige Strömung. „Wer nicht die richtige Stelle trifft – da sind 100 Meter schon entscheidend – verliert schnell den Boden unter den Füßen und wird mitgerissen“, weiß Boyens. Der Priel vor Utersum flutet enorm schnell ein und unkundige Wanderer verzweifeln schier, wenn sie nicht die richtige Stelle zum Durchwaten finden. „Letztendlich versuchten schon viele, das letzte Stück schwimmend zu bewältigen“, weiß Reinhard Boyens.
Je nach Licht und Wetterlage verändert sich die Nachbarinsel, erscheint mal näher und mal höher. Für die etwa acht Kilometer lange Wattwanderung nach Amrum sollte man die Saison abwarten. Es wird empfohlen, die Strecke nur mit einem erfahrenen Wattführer zurückzulegen, der sich mit den Witterungsverhältnissen gut auskennt. Hier steht man und blickt auf Amrum und den südlichsten Zipfel von Sylt. Es ist wieder da, dieses Mittendrin-Gefühl, das so typisch für Föhr ist.
Der schönste Strand ist im Westen bei Utersum. Dort hat man einen wunderschönen Blick auf die Nordspitze Amrums und auch die schönsten Sonnenuntergänge. Das Wasser ist flach, die Kinder können buddeln und plantschen. In Utersum kann man auch bei Ebbe baden. Direkt vor der Küste verläuft ein Priel, der immer Wasser führt.
Morgen-Sonnenschein glänzt durch Nebel an der Nordsee. Das Meer ist ruhig, und die Sonne spiegelt golden auf seiner Oberfläche.
Amrum: In dieses verwunschene Reich gelangt man nicht einfach so. Schon die Anreise nach Amrum ist ein kleines Abenteuer. Die Insel liegt etwa 18 Seemeilen vom Festland entfernt und ist nur per Schiff oder Flieger zu erreichen. Man kann nicht, wie nach Sylt, über einen Bahndamm anrauschen. Und es ist noch ein Stündchen Fährfahrt weiter als bis nach Föhr.
Pricken stecken: Die simpelste Form eines festen Seezeichens ist die »Pricke«, die zur Fahrwasserkennzeichnung vor allem im Wattenmeer verwendet wird. Für diese Aufgaben werden meist junge, ungefähr 4 - 7 Meter hohe Birkenstämme oder Eisenstangen benutzt, die an einer oder - seltener - beiden Seiten eines Fahrwassers im Boden befestigt werden. Anhand der aus dem Wasser ragenden Markierungen ist ein Schiffsführer in der Lage, einem Priel oder einer Rinne zu folgen, wobei sich die Pricken nicht weiter als fünf Meter vom Schiffsrumpf entfernen sollten. Pricken kennzeichnen vor allem kleine, unbedeutendere Fahrwasser wie z.B. Rinnen zu Sielhäfen, die schnell trockenfallen. Bei solchen Rinnen ist eine Betonnung entweder zu kostenintensiv oder aber auf Grund der geringen Wassertiefe nicht möglich. Wie bei einer Betonnung eines Fahrwassers, werden auch die Pricken nach dem Lateralsystem gekennzeichnet: Die Pricken an Backbord besitzen ein kleines rotes Bändchen und besitzen ein kleines, gekürztes Astwerk auf der Spitze (auch oft salopp als »Besen« bezeichnet). An Steuerbord werden die Äste nach unten abgebogen und befestigt, so dass die Prickenspitze spitz bleibt.
Schiffs-Tour endet mit einem schweren Crash: Im Juni 2014 rammte ein vollbesetztes Schiff mit Fahrgästen gegen eine Pier im Hafen auf der Nordseeinsel Amrum. Die "Adler-Express" hatte rund 300 Gäste an Bord und krachte mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Kaimauer. Dabei wurden 27 Passagiere verletzt, zwei lebensgefährlich. Viele Passagiere konnten sich bei dem heftigen Aufprall nicht auf den Beinen halten und stürzten übereinander. Der Grund für den Unfall war ein technischer Defekt des zur Steuerung dienenden Joysticks.
Der Leuchtturm Amrum steht im Süden der deutschen Nordseeinsel Amrum, etwa zwei Kilometer westlich von Wittdün. Er gehört zur Gemeinde Nebel und ist eines der Wahrzeichen der Insel. Im Sommerhalbjahr ist er für den Publikumsverkehr geöffnet. Ebenfalls auf Amrum befinden sich die Leuchtfeuer von Norddorf und Nebel und sowie der stillgelegten Feuerträger von Wittdün. Das Leuchtfeuer Wriakhörn wurde 2016 abgetragen. Die Feuerhöhe des Leuchtturms beträgt 63 Meter über dem mittleren Hochwasser und ist eine der höchsten an der deutschen Nordseeküste. Der Turm selbst ist 41,8 Meter hoch und seine Spitze damit 67,7 Meter über NN. Die Funktion ist die eines Seefeuers. Über 197 Stufen gelangt man zum Aussichtsbereich. Die Tragweite des Leuchtfeuers beträgt 23,3 Seemeilen. Die Optik besteht aus 16 geschliffenen Linsenfeldern. Als Lichtquelle wird eine 230V/250W-Halogen-Metalldampflampe verwendet. Die Dicke des Mauerwerks beträgt am Fuß 1,72 m. Unterhalb der Laterne verjüngt es sich auf einen Meter. Der Leuchtturm gehört zu den Kulturdenkmalen in der Gemeinde Nebel.
Ein in der Hamburger Zeitung 1868 erschienener Artikel über den Verlust dreier Schiffe bei Amrum und Sylt löste einen heftigen sowie kuriosen Expertenstreit darüber aus, wo in dieser Region ein Leuchtturm gebaut werden solle. 1872 wurde die Entscheidung gefällt, dass ein Leuchtfeuer auf einer 25 Meter hohen Düne auf der Insel Amrum errichtet werden sollte. 1873 begann der Bau des Turmes.
Der Weg vom Fuß der Düne bis zur Aussichtsplatt, dem "Balkon", führt über 297 Stufen. Wer die 172 Stufen im Turm bezwungen hat, wird durch einen herrlichen Insel-Rundblick belohnt: Im Westen fällt der Blick auf die Dünen und den Kniepsand von Wittdün bis nach Norddorf.
Nördlich ist bei guter Fernsicht hinter der Odde das Leuchtfeuer von Hörnum auf Sylt zu sehen. Westlich taucht hinter der Watt-Seite von Amrum die Westküste von Föhr auf. Im Süden hat man eine schöne Aussicht auf Wittdün mit dem Fähranleger und dem Kniephaken. Bei gutem Wetter ist auf der Aussichtsplattform des Leuchtturms oft dichtes Gedränge.
▲ Strandhäuschen Süddorf: In diesem kleinen Strandrestaurant, mitten in den Dünen am Süddorfer Strandübergang, bieten Daniela und Andreas Beyer seit 2018 ihren Gästen durchgehend warme Küche an - von der Kartoffelsuppe bis zu Scampis und von Currywurst bis zum Rumpsteak. Vom Frühjahr bis zum Herbst kann man sich in dieser traumhaften Lage auf der sonnigen Terrasse bei Aperol Spritz und gutem Essen verwöhnen lassen.
Kilometerlange Planken schlängeln sich durch gewaltige Dünen. Sie legen sich in gewagte Kurven, spannen sich über Senken und Seen, ziehen sich zu Leuchttürmen und Aussichtsplattform hinauf. "Bohlenfans" (wobei nicht der Dieter aus Berne gemeint ist) kommen kaum irgendwo derart auf ihre Kosten wie auf der Insel Amrum. Die Bohlenwege von Amrum gehören zu den Attraktionen Schleswig-Holsteins, die mit denen der nordischen Nachbarn mithalten können. Wer hier „auf dem Holzweg ist“, der ist sicherlich nicht ganz verkehrt. Je nach Quelle beträgt die Gesamtlänge der hölzernen Stege elf bis zwölf Kilometer. Damit sind die Bohlenwege länger als die Insel selbst. Die Bohlenwege werden gut gepflegt, denn sie dienen vor allem dem Schutz der empfindlichen Dünenlandschaft. Es ist nicht erlaubt, die Holzwege zu verlassen. Was die für Radfahrer verbotenen Bohlenwege auf Amrum gemeinsam haben sind großartige Ruhebänke und eine gewisse Abgeschiedenheit.
Amrum gehört neben Sylt und Föhr zu den drei nordfriesischen Geestkerninseln. Der Geestkern von Amrum ist etwa 6 km lang und ungefähr 2,5 km breit. Er liegt auf der Linie Leuchtturm-Steenodde, dem Wattufer bis Norddorf und führt an der Westküste zurück und wird von einer flach gewölbten, saalekaltzeitlichen Moräne gebildet, die vor etwa 125.000 Jahren entstand. Im Norden und Süden dieses Geestkerns entstanden Sandakkumulationen und im mittleren Teil der Kniepsand, dessen Fläche rund 10 km² beträgt. Der Sandflug hat seit dem 13./14. Jahrhundert zur Bildung von 9 km² Dünen geführt, die zum Teil bewachsen sind. Höchste Erhebung ist die Düne A Siatler (deutsch: Setzerdüne) mit 32 Metern über NHN. Sie liegt südwestlich von Norddorf und ist mit einer Plattform als Aussichtsdüne ausgebaut.
Nördlich von Norddorf liegt die etwa 0,5 km² große Norddorfer Marsch. Zwischen Steenodde und Wittdün befindet sich ein weiteres, kleineres Marschgebiet. Beide Gebiete werden durch Deiche vor Überflutungen geschützt. Bei Niedrigwasser ist es möglich, die Nachbarinsel Föhr durch eine Wattwanderung zu erreichen.
Auf dem Geestrücken liegen Wald- und Heidegebiete, die im Wesentlichen einen Streifen in Nord-Süd-Richtung bilden. Westlich davon befindet sich über die gesamte Länge der Insel ein Dünengebiet. Die maximale Breite dieses Gebietes beträgt über einen Kilometer, die Länge etwa zwölf Kilometer. Insgesamt nimmt es etwa 700 Hektar ein. Dort finden sich Primär-, Weiß- und Graudünen. Mehrere frühere Wanderdünen wurden bepflanzt. Aufgrund ausgedehnter Schutzgebiete sind die Amrumer Dünen die einzigen der Westküste, die von Möwen und Enten zum Brüten genutzt werden. Nach Norden hin läuft das Dünengebiet zur Odde aus. Westlich des Dünengürtels schließt sich auf ganzer Länge der Kniepsand an. Er stellt einen der breitesten Sandstrände Nordeuropas dar. Er ist weder geologisch Teil der Insel noch gehört er mit seiner Fläche zu den Inselgemeinden, da er verwaltungstechnisch als Meeresgebiet gilt. Er ist ein Hochsand, der noch bis Mitte der 1960er Jahre von Amrum durch einen Priel getrennt war und langfristig um die Nordspitze der Insel herumwandert.
Versteckt in den Dünen liegen die wilden Strandburgen von Amrum. Es handelt sich um bizarre Bauten, die kunstvoll mit Treibgut aus der Nordsee errichtet wurden. Sie sind längst Kultobjekte – allerdings gibt es nur noch wenige von ihnen und sie sind umstritten. Eine wandernde Sandbank von nahezu endloser Weite, die sich stetig wandelt: Der kilometerbreite Kniepsand vor der Nordseeinsel Amrum ist an sich schon eine Reise wert. Doch er bietet noch weitere Attraktionen: Ein halbes Dutzend sogenannte Strandburgen stehen hier – wobei es sich nicht um gebuddelte Sandwälle handelt, sondern um aufsehenerregende Minihäuser, von Urlaubern im Laufe der vergangenen Jahrzehnte geschaffen. Sie sind errichtet aus Treibholz, Paletten, ausgedienten Fischcontainern. Und so kunstvoll wie surreal verziert, mit salzzerfressenen Bojen, orangefarbenen Arbeitshandschuhen, wie sie die Fischer auf ihren Trawlern tragen, mit roten und grünen Netzen und allem, was das Meer sonst noch hergibt.
In Fortführung der langen Amrumer Tradition sammelt der Künstler und Wahl-Amrumer Otfried Schwarz Strandgut, um damit wilde und urtümlich anmutende Behausungen zu errichten. Dem wiederkehrenden Betrachter erschließen sich verschiedene Aspekte dieser Hütten, die zunächst auf der Insel nicht unumstritten waren. Einerseits stellen diese augenfällig heraus, welche Unmengen an Unrat in unseren Meeren unterwegs sind. Das ist einerseits Holz, aber auch Plastiktüten und Flaschen, Fischernetze und Taue, achtlos fortgeworfene Bekleidungsstücke. Naturgemäß kann nur das sichtbare Strandgut seiner neuen Verwendung als Baumaterial zugeführt werden – wie viel mehr kleinteiliger Müll mag in granularer Dimension im Meer treiben? Andererseits sind die Hütten den teils extremen Wetterbedingungen am offenen Strand ausgesetzt. Die Bauten verändern sich daher so stetig wie der Kniepsand selbst. Mag sein, dass mal eine Plane im Sturm entschwindet, mag sein dass ein Balken unter der Last des Sandes bricht. Doch für steten Nachschub ist gesorgt.
Die fünf Orte der Insel liegen überwiegend im Osten der Insel – von Nord nach Süd – Norddorf, Nebel, Süddorf, Steenodde und Wittdün.
Mitten auf der Insel im Dorf Nebel liegt nahe am Watt die alte St.-Clemens-Kirche. Seit ca. 800 Jahren wird in ihr gebetet, Gottesdienst gefeiert, getauft, getraut, konfirmiert und Abschied genommen.
St. Clemens-Kirche
Die Kirche, die das Patrozinium des Heiligen Clemens von Rom als Schutzpatron der Seeleute trägt, wurde vermutlich 1236 erbaut und 1240 erstmals urkundlich erwähnt. Die Bewohner der damals einzigen Inseldörfer Norddorf und Süddorf konnten sich nicht einigen, in welchem Dorf die Kirche erbaut werden sollte, so dass sie zwischen den beiden Dörfern erbaut wurde. Die Kirche wurde anfangs als einfacher Holzbau errichtet und war vermutlich eine Filialkirche der Gemeinde St. Johannis in Nieblum auf Föhr. Die Kirche lag auf einer flachen Halbinsel, auf der der Föhrer Geistliche anlanden konnte. Später wurde die Kirche als einschiffiger, turmloser Bau im Stil der Romanik aus Backsteinen und Feldsteinen errichtet. Das Dach wurde mit Reet gedeckt. Später wurde die Kirche verputzt und weiß getüncht.
Um die Kirche herum entwickelte sich das Dorf Nebel zum größten Dorf der Insel. 1524 kam die Reformation nach Amrum, so dass die Kirchengemeinde evangelisch wurde. Von 1574 bis 1630 war Tycho Frudson (gelegentlich auch Frödden genannt) Pastor. Etwa zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum entstanden 1623 die aus Tannenholz gefertigte Kanzel und der Schalldeckel. 1634 wurde der Flügelaltar aus Dankbarkeit dafür errichtet, dass die Amrumer die Zweite Grote Mandränke überstanden hatten. Zwei Kronleuchter aus Messing wurden 1671 und 1685 von Amrumern gestiftet. In dieser Zeit (1629/1630–1686) amtierte Martin Flor 56 Jahre lang als Amrumer Pastor. 1692 wurde in einem kleinen, freistehenden Holzgestell eine Betglocke aufgehängt. Vor 1700 wurde die Westempore errichtet, später wurde auch eine Nordempore eingebaut. Von 1739 bis 1875 waren mit einer kurzen Unterbrechung nacheinander drei Mitglieder der Familie Mechlenburg Pastor, wobei jeweils ein Sohn das Amt übernahm. Der Letzte, Lorenz Friedrich Mechlenburg, verfasste ein Wörterbuch des Öömrang. 1886 wurde eine einmanualige Marcussen-Orgel im Altarraum eingeweiht. Um ihr Platz zu verschaffen, musste der Chor erhöht werden.
Im Jahr 1908 wurde der 36 Meter hohe, kupfergedeckte Kirchturm mit einer größeren Glocke hinzugefügt. Das Holzgestell wurde abgebaut. In den Jahren 1936 und 1957–1960 wurde das Innere der Kirche renoviert. Dabei wurde 1957 ein niedriger Chorbogen eingebaut. Zu den zwei gestifteten Kronleuchtern aus Messing kamen 1960 ein weiterer Kronleuchter und zwei Wandleuchter aus einem holsteinischen Gutshaus, ebenfalls aus Messing. 1981 wurde eine zweimanualige Orgel eingeweiht. 1984 wurde der Turm von außen vollständig renoviert.
1936 wurde der heutige Altar mit Rotsteinen im Klosterformat gebaut. Eine alte Grabplatte diente als Deckstein. Der alte Altar hatte 1886 einer Orgel weichen müssen. Der dreiteilige Altaraufsatz (Triptychon) stammt von 1634. Es handelt sich um ein Werk der Spätrenaissance. Er zeigt in der Mitte ein Abendmahlsbild und auf den Flügeln die vier Evangelisten, ausgeführt im manieristischen Malstil. Im Giebeldreieck über dem Altar werden Gottvater und die Taube als Symbol des Heiligen Geistes dargestellt. Inschriften auf der Rückseite der Flügel geben das „Vater Unser“ und die Einsetzungsworte zum Abendmahl wieder.
Lorenz Friedrich Marstrand Mechlenburg (* 15. Februar 1799 in Nebel auf Amrum; † 15. Oktober 1875) war ein dänischer evangelisch-lutherischer Pastor und nordfriesischer Dichter und Sprachforscher.
Lorenz Friedrich Mechlenburg war der Sohn des Pastors an der Amrumer St.-Clemens-Kirche Christian Riese Mechlenburg (1748–1833) und dessen Ehefrau Naemi Dorothea geb. Petersen (1770–1833). Von Kindheit an sprach er außer Deutsch und Dänisch den Amrumer friesischen Dialekt Öömrang. Nach dem Besuch der Gelehrtenschule in Husum studierte er an der Universität Kopenhagen Theologie und lernte zudem mehrere europäische Sprachen. 1825 bestand er sein Examen und kehrte nach Amrum zurück, um seinen fast achtzigjährigen Vater bei der Amtsführung zu unterstützen. Als sein Vater 1827 nach 40 Amtsjahren emeritiert wurde, wurde Mechlenburg sein Nachfolger. Damit war er nach seinem Großvater Friedrich Marstrand Mechlenburg (1710–1778), der von 1739 bis zu seinem Tod amtierte, und seinem Vater der dritte Pastor aus der ursprünglich aus Norwegen stammenden Familie Mechlenburg auf Amrum. Im selben Jahr heiratete er die Amrumerin Matje Tückes (1806–1874), eine Cousine von Knut Jungbohn Clement, mit der er zehn Kinder hatte.[2] Sein jüngerer Bruder Christian Riese Mechlenburg gründete 1836 die von König Friedrich VI. „Königlich privilegierte Apotheke“ in Leck. Mechlenburg, der sich auf seiner Heimatinsel sehr wohl fühlte, bat mit Rücksicht auf seine Familie 1842 um die Versetzung auf die besser dotierte Stelle an St. Laurentii auf Föhr, die gemeinsam mit Amrum ein Kirchspiel bildete. Da der Grund für die Bewerbung so offensichtlich rein materieller Art war, erhielt er die Stelle nicht, sondern blieb bis an sein Lebensende auf Amrum.
Die St.-Clemens-Kirche war in früherer Zeit der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens auf Amrum, was auch aus alten Tagebüchern hervorgeht. Obwohl diese überwiegend in deutscher Sprache verfasst sind, verwenden die Verfasser für bestimmte kirchliche Räumlichkeiten oder Gegenstände oft die friesischen Bezeichnungen oder fügen der deutschen Bezeichnung eine friesische Übersetzung an. Einige der Begriffe sind heute nicht mehr bekannt, andere nur noch der älteren Generation und oft nur in veränderter Form.
Ein markantes Beispiel dafür ist das Vorhaus im Süden der St.-Clemens-Kirche. Im Deutschen bezeichnet man dieses Vorhaus als Karnhaus oder Karenhaus. Die älteste friesische Bezeichnung ist karfestershüüs. Der Ursprung des Wortes lässt sich auf das Altfriesische karfestere, d.h. „bußfasten“ zurückführen, denn ursprünglich standen in diesem Vorhaus die öffentlichen Büßer, die in der Fastenzeit ihre Buße begannen. Dieser Brauch, wie auch andere, die mit dem Vorhaus verbunden waren, sind im Laufe der Zeit verschwunden.
Goldenes Zeitalter - Zeit der Trauer und Not
Das 17. bis 19. Jahrhundert war die Zeit des Walfanges und der Handelsseefahrt. Zum Walfang und zum Robbenschlag fuhren die Inselfriesen in das Eismeer zwischen Grönland und Spitzbergen, als Handelsseefahrer über alle Meere der Welt. Fast alle männlichen Einwohner waren ab dem 11./12. Lebensjahr Seefahrer, auf Amrum deren rund 150 – also fast alle männlichen Einwohner im erwerbsfähigen Alter von der ungefähr 600 Seelen zählenden Bevölkerung.
Menschen neigen dazu, die Drangsale und die Dramatik ihres Lebenslaufes zu verdrängen und in der Rückschau zu verklären, so wie es auch heute noch der Fall ist (damals war alles viel besser!). So wird allgemein die Zeit der inselfriesischen Seefahrt in der Literatur und in Erzählungen das „Goldene Zeitalter“ genannt. Aber die Fakten reden eine ganz andere Sprache. Das Goldene Zeitalter galt nämlich nur für solche Seefahrer, die Commandeure und Kapitäne, also Schiffsführer wurden. Und das waren prozentual nur sehr wenige, während sich die Menge der Seefahrer lebenslang mit Matrosenrängen begnügen musste und damit kaum Familien auf der Heimatinsel versorgen, geschweige denn Wohlstand begründen konnten. Regelrecht unerträglich wurde die Situation dann, wenn der Seefahrer – was damals noch häufiger vorkam als der Soldatentod im Weltkrieg – auf See sein Leben verlor. Dann blieb auf Amrum eine Familie unversorgt zurück, denn soziale Sicherungssysteme gab es damals nicht. Mit Tagelohn, dem Stricken von Wollsachen, einer kleinen Landwirtschaft mit einigen Schafen, im günstigen Falle mit einer Kuh und durch Unterstützung von hoffentlich noch lebenden Eltern und Großeltern musste die Witwe sich selbst und ihre Kinder durch das Leben bringen. Kein Wunder, dass die Knaben, vorzeitig aus der Schule entlassen, schon ab dem 11. Lebensjahr als Kajüten- und Schiffsjungen zur See gingen, um die Mutter mit kleinen Geldbeträgen zu unterstützen. Nach dem Tode stand auf dem Grab ein einfaches Holzkreuz, das der Witterung nicht lange standhielt. Gestorbene, die über einige Mittel verfügten, erhielten eine „Grabfliese“, an einem Pfahl befestigt. Diese Fliese war in der Regel aus Rotsandstein und enthielt neben den persönlichen Daten einige weitere Hinweise, entweder in eingemeißelter oder erhabener Schrift. Bei den größeren und oft sehr kunstvoll gestalteten Stelen auf dem St. Clemens-Friedhof zeigt schon die Menge im Vergleich mit den Gestorbenen, dass sich nur wenige Insulaner solche Grabplatten und Grabstelen leisten konnten. Kein Wunder, dass die schönsten und künstlerisch wertvollsten Grabdenkmäler den Commandeuren, Führer der Walfangschiffe, und den Kapitänen der Handelsseefahrt gesetzt wurden. Dazu gehören die Grabplatten an der südlichen Kirchenmauer, die noch am besten erhalten sind weil sie trocken an einer Mauer stehen. Weitere Grabplatten stehen am nordwestlichen Friedhofswall – einst auf den Gräbern von Müllern und Ratsmännern liegend. Die meisten Denkmäler aber hat die Familie Jensen – Olufs hinterlassen – eine Liegeplatte für einen bei Hallig Hooge verunglückten Sohn sowie für den Kapitän und Reeder Olufs Jensen und dessen legendären Sohn Hark Olufs sowie dessen Frau Antje Harken. Auch der schönste Grabstein auf dem Friedhof, vielleicht der schönste Seefahrer-Grabstein, der auf der Welt zu finden ist, gehört in diesen Familienkreis: der Stein des „wohledlen Capitains“ Harck Nickelsen, der – wie sein Vetter und späterer Schwager Hark Olufs – auch 1724 in die Hände osmanischer Seeräuber geriet und als Sklave in Algier diente. Nach zwei Jahren von Portugiesen freigekauft, führte er als Kapitän Kopenhagener Schiffe von Westafrika in die Karibik. Selbst einmal Sklave gewesen, verdiente er dabei so viel Geld, dass er bei seinem Tode 1770 der reichste Mann auf Amrum war und seine Witwe Marret sich diesen schönen Grabstein leisten konnte, gestaltet vom Föhrer Steinmetz Arfst Hanckens. Derselbe fertigte auch den Grabstein von Marret Harcken (Kinder und Ehefrauen erhielten nach der patronymischen bzw. andronamischen Namensregel den Vornamen des Vaters bzw. Ehemannes als Familiennamen). Die Grabsteine standen früher auf den jeweiligen Familiengräbern zerstreut auf dem Friedhof in schlichtem Rasengrün wodurch sie – frei von Blumenschmuck und sonstigen Zutaten – besonders betont wurden. Erst bei der Neuordnung des Friedhofes durch den Leuchtturm-Architekten Schmeißer, der sich an der ganz „unpreußischen Unordnung“ des Friedhofs störte, wurden die Grabsteine an den westlichen und nördlichen Friedhofswall gestellt.
Aber die damaligen Initiatoren wussten leider nichts von der erwähnten altertümlichen Namensgebung, dass Antje Harken die Frau von Harck Olufs und Marret Harcken die Frau von Harck Nickelsen war. So wurden die Grabsteine der Ehepaare voneinander getrennt und sollen jetzt bei der Neueinrichtung und Renovierung wieder zusammengefügt werden. Zu den dramatischen Fakten der Seefahrerzeit gehörte aber nicht nur der frühe und ferne Tod Amrumer Seefahrer. Die Grabsteine verraten auch mit stummer Dramatik den Tod zahlreicher Mütter, meist „bei der Erstgeburt“ im Kindbett. Von der See heimkehrende Männer standen immer wieder vor den Gräbern ihrer Frauen, wie z.B. beim Grönland-Commandeur Boh Karstens, der mit der ersten Frau Geeske nur 45 Wochen und mit der zweiten Frau 94 Wochen im Ehestande lebte. Aber beide haben schon „bei der Erstgeburt ihre Augen zugetan“, nur um die 20 Jahre alt. Und so klagt die Grabplatte, die auf dem gemeinsamen Grab lag, mit Jeremia 20: „Warum bin ich doch aus dem Mutterleib gekommen, dass ich solchen Jammer und Herzeleid sehen musste“. Ein Grabstein mit einem flotten Schmackschiff, ein damals häufiger Schiffstyp für die Küstenschifffahrt in Nordsee und Ostsee, wurde 1792 dem Schiffer Wilhelm Claasen gesetzt. Er war nicht weniger als viermal verheiratet, denn dreimal waren seine Frauen im Kindbett gestorben, wenn er von längerer Seereise nach Amrum zurückkehrte. Er heiratete dann Schnell wieder um den Kindern eine Mutter zu geben. So erzählt Stein um Stein dramatische Geschichten. Aber auch von langjährigen „vergnügten“ Eheständen ist auf einigen die Rede. Doch es überwiegt die Tragik in einer Zeit großer Nöte und auch hoher Kindersterblichkeit. Groß waren die Kinderscharen im 17. bis 19. Jahrhundert, aber nur wenige überlebten die Eltern und gründeten selbst wieder Familien. Nachkommen und an Heimat- und Inselfreunde haben nun die Möglichkeit über eine Patenschaft, die alten Grabsteine in Ehren zu bringen.
HIER LIEGEN ZWEI BEDECKT UND WAREN DOCH NUR EIN
CHARFREITAG BRACHTE SIE HIER UNTER DIESEN STEIN
DEN LETZTEN IN DIE ERD, DIE ERSTE AUS DER WELT
EIN GLEICHES END UND AUCH EIN GLEICHES TODTGEZELT.
ICH HOFFE WAN ICH LEB, ICH HOFFE WAN ICH STERBE
DURCH HOFNUNG, SCHANDENFREI WEIS
DAS ICH NICHT VERDERBE
DER BUCHSTAB IST MIR SWER, DOCH DER AM CREUTZ GEHANGEN
DEN FLUCH HAT ABGEWAND, UND ICH BIN FREI
DURCHGANGEN
SO IST HIE WOHL GESTREBT, WAN GLAUB UND HOFFNUNG LEBT
RUHEN LESER ALSO HIER, WIE ICH ETZT WILL SAGEN DIR
JUNG RÖRD RICKLEFS, GEBOREN AUF AMRON, D. 15 AUG. 1658
VERHEIRAHTET A0. 1679 2. A0 1693 GEFAHREN ALS
GRÖNLAND IN ALLES 34 JAHR ALS FÜR SCHLECHT U. STEURDER
9. HARPUNIER 1. STEURMANN UND HARPUNIER 15. COMMAMDEUR 9.
GEWESEN KIRCHENGESCHWORNER IN 27 JAHREN, GESTORBEN
A0. 1709 D. 26. MARTY A0. AET 51
MARRET JUNG RÖRDEN GEBOREN AUF AMRON A0. 1657
D. 28. NOVEMBER. VERHEIRAHTET 1679, IHREM EHEMANN GEBOREN
3 KINDER, ALS 1 SOHN UND 2 TOCHTER. GESTORBEN A0. 1686
AM CHARFREITAG A0 AET. 29.
Gott B.E.S.R. und S.A. um Christi Willen
Amen
(B.E.S.R. = bewahrt eure Seelen Ruhe, S.A. = seligen Andenkens?)
Der Commandeur Jung Rörd Ricklefs, wahrscheinlich identisch mit J. R. Riewerts, der in der Zeit von 1696 bis einschließlich 1704 — also neun Jahre — das Hamburger Walfangschiff ,,Bernhardus“ führte, heiratet nach dem frühen Tod seiner Frau in zweiter Ehe 1693 Jung Krassen, geboren 1651, gestorben am 19. Dezember 1736. Diese Ehe blieb offenbar kinderlos. Die schöne Grabplatte wurde 1855 bzw. 1859 für die Geschwister Minna (1824-1855) und Anine Ricklefs (1830-1859) benutzt und dabei für die primitive Inschrift die Ornamentik aus den beiden Ovalen herausgeschlagen. Die Inschriften der Geschwister stehen auf dem Kopf.
CHRIST KYRIE, KOMM ZU UNS AUF DIE SEE
HIER RUHET
KAPITAN WILHELM TÖNISSEN
GEB. 8. APRIL 1881 GEST. 19. OKT. 1929
Mit 15 Jahren zur See gekommen, führte er seit seinem 27. Lebensjahre die Viermastbark KURT nach der Westküste Südamerikas, nach Mexiko und Australien. 1916 im großen Kriege nahmen ihm die Nordamerikaner das Schiff und behielten ihn in Haft. 1919 kehrte er heim nach Nebel zu seiner Gattin GEORGINE geb. SIMONS mit der er seit 1904 in glücklicher Ehe lebte und 5 Kinder hatte, 2 Söhne und 3 Töchter. Er wirkte bis zu seinem plötzlichen Tod fröhlich mit Liebe für Familie und Insel.
GEORGINE TÖNISSEN geb. SIMONS
geb. 20. 5. 1883 gest. 10.01.1972
KURT TUNISSEN geb. 18. 6. 1920, auf See
geblieben mit der Bismarck am 27.05.1941
Wilhelm Tönissen und sein Grabstein sind dem alten Amrum zeitlich schon weit entrückt, sollen aber hier dennoch gezeigt werden, weil hier der gelungene Versuch gemacht wurde, das „moderne“ Einerlei durch eine stilistische Verbindung zu den Totendenkmälern früherer Jahrhunderte zu durchbrechen. Zugleich sind diese Kapitäne Représentanten Großer Seefahrt mit Segelschiffen, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch Dampfschiffe und die Folgen des 1. Weltkrieges endgültig von den Weltmeeren vertrieben wurden. Wilhelm Tönissen war einer der letzten großen Kapitäne von Amrum. Er führte von 1908 an die Viermastbark „Kurt“ der Hamburger Reederei Siemers & Co auf Salpeterfahrten rund um das berüchtigte Kap Hoorn zur Westküste von Südamerika und auf Zwischenfahrten mit Weizen von Australien und den USA. Hier wurde er 1914 vom Ausbruch des Weltkriegs überrascht, wurde später interniert und kam erst 1919 nach Amrum zurück.
Im Friesen-Café in Nebel gibt es viele süße Leckereien, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Seit 1950 gibt es das Café bereits, welches mit hausgebackenen Kuchen und Torten überzeugt. Im Sommer kann man bei schönem Wetter im großen Garten-Café Platz nehmen. Doch auch der Innenbereich lädt zu jeder Jahreszeit zum gemütlichen verweilen ein. Das Café bietet jedoch nicht nur Kuchen und Torten an - fast täglich werden zusätzlich hausgemachte und herzhafte Gerichte wie Suppen oder Quiche angeboten. Bio-Tees und Zubehör können über den Onlineshop des Cafés sogar direkt nach Hause bestellt werden.
Wie gefährlich die Nordsee noch heute ist, belegt ein jüngeres Wrack, das der „Pallas“. Bei klarem Wetter kann man es vom Japsand aus sehen. Dramatische Szenen spielten sich ab, als der Holzfrachter 1998 brennend vor Amrum strandete.
Die Ladung brannte lichterloh, die Besatzung musste per Hubschrauber gerettet werden, führerlos schlingerte das Schiff umher, bis es schließlich auf Grund lief. Schweröl trat aus den Tanks und verpestete die Strände von Amrum und Föhr. Jeder, der konnte, half beim Kampf gegen die bis dahin größte Ölverschmutzung im Wattenmeer. Allein 16.000 Vögel verendeten. Das Wrack der „Pallas“ ist noch heute ein Mahnmal dieser Tragödie.
54 Grad, 32,5 Minuten Nord, 8 Grad, 17,2 Minuten Ost - das ist die Position der "Pallas". Der am 26. Oktober 1998 vor Amrum gestrandete Holzfrachter ist Sinnbild für die in Nord- und Ostsee durch Schiffsverkehr drohenden Gefahren. Eine Folge von Fehleinschätzungen, verspäteten Reaktionen und falschen Maßnahmen. Am Ende dann ölverschmutzte Strände, verendete Vögel und eine 14 Millionen Mark hohe Rechnung für den Steuerzahler. Auch Jahre nach der Strandung des Holzfrachters "Pallas" vor Amrum steht der Schiffsname für die Forderung nach einem besseren Küstenschutz. Und für die Angst der Menschen vor einer neuen Havarie mit womöglich schlimmeren Folgen. Am 25. Oktober 1998, kurz vor Mitternacht, funkte der Kapitän auf Höhe Esbjerg SOS. Es brannte in einer Ladeluke. Von den dänischen Kollegen nur unzureichend über die Situation des Havaristen informiert und zunächst im Glauben, nicht zuständig zu sein, blieben die Beamten im Zentralen Meldekopf in Cuxhaven zunächst passiv.
"Pallas" läuft auf Grund
Vier Tage später lief das von der Besatzung verlassene und brennende Geisterschiff vor Amrum auf Grund. Auslaufendes Schweröl bedrohte den einzigartigen Sandstrand. Umweltschützer riefen Großalarm aus. Reporter belagerten die Insel und lieferten dramatische Bilder von toten Seevögeln. Die große Katastrophe schien gekommen. "Da hatten wir das, wovor wir uns am meisten fürchten", erinnerte sich Amrums Amtsvorsteher Jürgen Jungclaus 2008 in der SHZ. Seit jeher ist es die größte Sorge der Insulaner, dass ihr Strand am Übergang zwischen Wattenmeer und hoher See durch die Havarie eines Schiffes mit gefährlicher Ladung zur Sondermülldeponie wird. Dabei waren die Folgen für die Umwelt vergleichsweise gering. Ein "Kataströphchen" nannte es der Amrumer Buchhändler und Naturschützer Jens Quedens: "Die Medien haben das Thema hochgespielt. Nahaufnahmen von toten Vögeln vermittelten den falschen Eindruck von einer Ölpest." Letztlich verendeten 16.000 Seevögel. "Das ist nicht viel. In Dänemark werden jedes Jahr 60.000 Eiderenten geschossen", sagt Quedens. Die ausgelaufenen 100 Tonnen Öl seien nicht mehr als ein Tropfen in der Nordsee gewesen. "Unsere Feuerwehr hatte die Ölspuren an zwei Wochenenden weggeräumt." Wrackreste der "Pallas" sind von Amrum aus bei gutem Wetter und Niedrigwasser weiter auf der Nordsee zu sehen. Ohne Aufbauten haben sie die Form eines auftauchenden Wals. Und diese wirken wie eine Mahnung vor den Gefahren, die das Meer birgt. "Jederzeit kann ein Unglück größeren Ausmaßes eintreten", sagt Jungclaus. "Wir sind heute leider nicht besser darauf vorbereitet als vor zehn Jahren."
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