St. Nikolai Finkenwerder ist eine evangelisch-lutherische Kirchgemeinde in Hamburg-Finkenwerder. Die Gemeinde gehört zum Kirchenkreis Hamburg-Ost der Nordelbischen Landeskirche. Die Existenz einer Kirche in Finkenwerder ist seit dem 16. Jahrhundert beurkundet; die heutige Backsteinkirche ist der vierte Kirchbau der Gemeinde und wurde 1880 - 1881 im neugotischen Stil errichtet. Aus den Vorgängerkirchen stammende Teile der Ausstattung der Kirche stehen unter Denkmalschutz.
Eine Kirche auf Finkenwerder wurde erstmals 1568 auf der Elbkarte des Kartographen Melchior Lorck beurkundet. Die ersten überlieferten Kirchenbücher datieren auf 1621. Die Kirche in Finkenwerder befindet sich in der Mitte des Dorfes am Finkenwerder Landscheideweg. Dieser Weg – ehemals Graben – bildete im 16. Jahrhundert die Grenze zwischen der Grafschaft Holstein-Pinneberg im nördlichen Teil Finkenwerders und dem Fürstentum Lüneburg im südlichen Teil. Diese Grenze, später zwischen dem Königreich Hannover bzw. Preußen im Süden und Hamburg im Norden, blieb bis zum Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 bestehen. Die heutige Kirche wurde nach Plänen des Architekten Wagner aus Winsen/Luhe errichtet. Sie hat die Form einer dreischiffigen Basilika mit einem symmetrisch angeordneten Turm von 36 m Höhe. Das Gehäuse der 1881 erbauten Orgel an der Westseite stammt von Tischlermeister Eckermann aus Hamburg, das Orgelwerk von Furtwängler aus Elze. Die Kanzel, der Kronleuchter und ein Altaraufsatz stammen aus den Vorgängerbauten von St. Nikolai und stehen unter Denkmalschutz. Nach Schäden durch die Sturmflut von 1962 wurde die Kirche 1965–1967 nach Plänen von Werner Kallmorgen modernisiert und umgebaut. Dabei wurde ein hochgelegter Seiteneingang eingefügt und die Kirche erhielt bunte Altarfenster.
Mit einem Festgottesdienst feierte die Gemeinde der St. Nikolai Kirche in Hamburg-Finkenwerder 2018 die Fertigstellung des Kirchturms. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte 20.000 Euro für die Maurer- und Betonarbeiten zur Verfügung. Die Kirche St. Nikolai gehört zu den 44 Denkmalen, die die private Denkmalstiftung allein in Hamburg fördern konnte.
Die Kirche in Finkenwerder steht in der Mitte des Dorfes am Finkenwerder Landscheideweg. Dieser Weg war ehemals ein Graben und bildete im 16. Jahrhundert die Grenze zwischen der Grafschaft Holstein-Pinneberg im nördlichen Teil Finkenwerders und dem Fürstentum Lüneburg im südlichen Teil. Diese Grenze, später zwischen dem Königreich Hannover bzw. Preußen im Süden und Hamburg im Norden, existierte bis zum Groß-Hamburg-Gesetz von 1937. Das Vorhandensein einer Kirche in Finkenwerder ist seit dem 16. Jahrhundert beurkundet. Die heutige Backsteinkirche ist der vierte Kirchbau der Gemeinde und wurde 1880/1881 nach Plänen des Architekten Wagner aus Winsen an der Luhe im neugotischen Stil als dreischiffige, kreuzförmige Emporenbasilika mit apsidialem Chorabschluss angelegt. Im Westen erhebt sich der Turm mit einer Höhe von 36 Metern. Nach Schäden durch die Sturmflut von 1962 wurde die Kirche von 1965 bis 1967 nach Plänen des Architekten Werner Kallmorgen im Inneren modernisiert und umgebaut. Dabei wurde der Südgiebel des Querhauses geöffnet und mit einer hohen Verglasung versehen. Der Innenraum wurde purifiziert und weiß gefasst, im Chorbereich hinter dem Altar wurden die farbigen Betonglasfenster eingefügt. Im Inneren sind noch die Ausstattungsstücke der Vorgängerkirchen erhalten, wie die Kanzel von 1754, der Kronleuchter von 1727 und ein gotischer Altaraufsatz.
Bekannt ist Finkenwerder nicht zuletzt für den Namen Gorch Fock: Der Schriftsteller Johann Wilhelm Kinau wurde 1880 in dem Hamburger Stadtteil geboren, später wurden zwei Segelschulschiffe der Marine nach ihm benannt. Unter dem Pseudonym Gorch Fock verfasste er Erzählungen und Gedichte in Finkenwerder Plattdeutsch. In Hamburg-Finkenwerder ist nach wie vor das Gorch-Fock-Haus, das denkmalgeschützte Elternhaus des Autors, zu bewundern.
Gorch Fock (* 22. August 1880 in Finkenwerder; † 31. Mai 1916 in der Seeschlacht am Skagerrak; eigentlich Johann Wilhelm Kinau) war ein deutscher Schriftsteller. 1917 wurde das Vorpostenboot Gorch Fock nach ihm benannt, später zwei Segelschulschiffe der deutschen Marine, die 1933 gebaute Gorch Fock und die 1958 gebaute Gorch Fock.
Johann Wilhelm Kinau wurde als erstes von sechs Kindern des Hochseefischers Heinrich Wilhelm Kinau und dessen Ehefrau Metta, geb. Holst, auf dem Hamburger Teil der ehemaligen Elbinsel Finkenwerder geboren. Johann Wilhelm Kinau ging in Finkenwerder zur Schule. Nachdem er auf der ersten Ausfahrt mit seinem als Hochseefischer arbeitenden Vater seekrank geworden war, begann er 1895 eine kaufmännische Lehre bei seinem Onkel August Kinau in Geestemünde (heute Teil Bremerhavens). 1897 bis 1898 absolvierte er die Handelsschule in Bremerhaven. Seit 1899 hatte er jeweils kurzzeitig verschiedene Stellen als Buchhalter und Kontorist in Meiningen, Bremen und Halle (Saale) inne. Seine zahlreichen Besuche des Hoftheaters in Meiningen inspirierten ihn dabei zur Schriftstellerei. 1904 kehrte er nach Hamburg zurück und arbeitete bei der Zentraleinkaufs-Gesellschaft deutscher Kolonialwarenhändler, bis er 1907 Buchhalter bei der Hamburg-Amerika-Linie wurde. Seit 1904 veröffentlichte er zahlreiche meist in seiner Muttersprache, einem breiten finkenwerderischen Plattdeutsch, verfasste Gedichte und Erzählungen unter den Pseudonymen Gorch Fock, Jakob Holst und Giorgio Focco, die in den Hamburger Zeitungen erschienen. Der Vorname Gorch ist demzufolge eine lokaltypische Abwandlung von Georg. Fock ist einer Linie von großelterlichen Vorfahren entlehnt. 1913 erschien sein bekanntestes Werk, der hochdeutsche Roman mit plattdeutschem Dialog „Seefahrt ist not!“, in dem das Leben der Hochseefischer auf Finkenwerder in heroisierender Weise beschrieben wird. Die verborgene Abhängigkeit von Leitmotiven aus dem Schimmelreiter von Theodor Storm wurde von Robert Wohlleben aufgezeigt. Ab 1914 veröffentlichte er nationalistische plattdeutsche Kriegsgedichte, die sich hauptsächlich gegen den Kriegsgegner England wendeten.
Im Ersten Weltkrieg wurde Gorch Fock 1915 eingezogen. Im März 1916 kam er auf eigenen Wunsch vom Heer zur Marine und tat Dienst als Ausguck auf dem vorderen Mast des Kleinen Kreuzers SMS Wiesbaden. In der Seeschlacht am Skagerrak ging er mit dem Kreuzer unter. Seine Leiche wurde auf der schwedischen Insel Väderöbod vor Fjällbacka (nördlich von Göteborg) an Land getrieben und am 2. Juli 1916 auf der nahegelegenen unbewohnten Insel Stensholmen auf einem kleinen Soldatenfriedhof beigesetzt.
▲ Kriegerdenkmal Weltkrieg 1914/18 vor der Sankt Nikolaikirche in Hamburg Finkenwerder. Das in im ersten Viertel des 20. Jahrhundert errichtete Denkmal am Finkenwerder Landscheideweg steht unter Denkmalschutz.
▲ Direkt bei der Kirche am Kirchenaußendeichsweg steht dieser Sandsteinobelisk mit aufgesetztem plastischen eisernen Kreuz. Der Entwurf stammt von Johann Köster. Im Relief zu sehen sind gekreuzte Lorbeerzweige mit großer Schleife unter der Inschrift und gekreuzte Schwerter verbunden mit gekreuzten Palmzweigen im Sockelbereich. Im untere Teil ist eine Tafel eingelassen mit 35 Namen von toten Soldaten, deren militärischer Rang und Sterbedatum und -ort.
Prunkpforten
Die einzigartigen Prunkpforten sind – wie auch die kunstvoll verzierten Prunkgiebel der Altländer Fachhallenhäuser– Zeugnisse vom handwerklichen Geschick und der Kunstfertigkeit der Handwerker und dem Wohlstand und Selbstbewusstsein der Altländer und ihrem Heimatstolz.
Die ältesten und prächtigsten der „Ollanner Puurten” – so ihre plattdeutsche Bezeichnung – schmücken die Einfahrten zu Höfen in Nincop und Liedenkummer – also im hamburger Stadtteil Neuenfelde – in der Dritten Meile des Alten Landes. Sie wurden Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Also genau in dem Zeitraum als der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger in Neuenfelde lebte und arbeitete und Kirche und Orgel erbaut wurden. So sollen die ersten Prunkpforten von Gesellen Arp Schnitgers gefertigt worden sein. Als Vorbild soll die Pforte des Alten Klosters in Buxtehude gedient haben. Auch dem Hamburger Tischler und Schnitzer Christian Precht, aus Hamburg, der 1683 das Inventar der St.-Pankratius-Kirche in Neuenfelde geschaffen hat wird eine Mitwirkung zugeschrieben.
Wenn sich auch die Pforten in Form und Ausstattung unterscheiden, ist ihr konstruktiver Aufbau überall gleich. Alle besitzen eine große Wagendurchfahrt und eine Nebenöffnung für Fußgänger. Ein Reet- oder Ziegeldach schützt das Ständerwerk vor Regen und Schnee.
Die größere Toröffnung dient als Wagendurchfahrt. Vornehmlich in der Zweiten und der Dritten Meile wird diese von einem Kopfholz überspannt, das als Rundbogen oder als Stichbogen ausgebildet ist. Die kleinere Türöffnung ist den Fußgängern und kleinen Fahrzeugen vorbehalten. Sie wird bekrönt durch ein breites Kopfstück. Auf ihm stehen gedrechselte oder geschweifte Säulen, die den offenen Zwischenraum zum Rähm ausfüllen. Kopfholzbogen und Kopfstückplatte sind mit Schnitzwerk geschmückt. Der Kopfholzbogen zeigt ein über die ganze Länge laufendes Spruchband, das durch Rosetten gegliedert ist. Die Kopfstückplatte trägt eine Kartusche, die von Figuren und Ranken eingefasst ist. In der Kartusche steht der Name des Hofbesitzers und das Baujahr bzw. Jahr der Erneuerung oder der Umgestaltung. Unter dem Kopfholzbogen der Wagendurchfahrt hängt mittig eine vollplastisch ausgeführte Traube als ein Symbol der Fruchtbarkeit. Links und rechts daneben hängen Löwenköpfe, die als Torhüter ungebetene Gäste und Unheil vom Hof abhalten sollen. Die reiche plastische Ausschmückung wird durch einen farbenfreudigen Anstrich noch augenfälliger gemacht. Das Ständerwerk ist meistens weiß, in einigen Fällen auch grün gefasst. Alle Öffnungen können durch Staketenflügel verschlossen werden.
▲ Der »Alte Friedhof Finkenwerder« ist einer von drei Friedhöfen in Finkenwerder. Er ist kulturgeschichtlich sehr interessant, die prächtigen Tore sind den Prunkpforten der reichen Obstbauernhöfe im Alten Land nachempfunden. Sie wurden, ebenso wie die Friedhofskapelle, vom Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher entworfen und in den Jahren 1926/27 errichtet. Gleichzeitig entstand das Kriegerdenkmal. Richard Kuöhl war 1912 nach Hamburg gezogen, wo er viel mit Fritz Schumacher zusammenarbeitete. Eines seiner Spezialgebiete, die Baukeramik, passte gut zu der Wiederbelebung des Backsteinbaus durch den Oberbaudirektor. Die Kapelle wurde lange als Abstellraum benutzt und wirkte verwahrlost. 2015 wurde das Kleinod, wie das Hamburger Abendblatt berichtet, wieder aufpoliert und renoviert. Träger der kleinen Kapelle ist die FINKENWERDER GESCHICHTSWERKSTATT e.V.
▲ Auf dem Hamburger Friedhof (auch »Alter Friedhof« genannt) am Finkenwerder Landscheideweg steht ein dreieckiges Sandsteinmonument für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs. Nachträglich wurden die Soldaten des 2. Weltkriegs einbezogen. Der Entwurf stammt von Richard Kuöhl (1880 - 1961). Das Denkmal wurde 1927 errichtet. An den Seiten stehen zwei Stelen aus Stein mit 93 eingravierten Namen. In der Spitze ist im Relief ein schwebender Engel im Strahlenkegel zu sehen, darunter liegt, ebenfalls im Relief, ein Soldat in Uniform, mit Stahlhelm und Patronengürtel, gebeugt über einen Toten oder Sterbenden. Der Friedhof wurde während der Sturmflut im Februar 1962 überschwemmt. Es wird vermutet, dass die Beschädigungen an den Reliefs daher rühren. Man könnte auch meinen, dass die Zerstörung der Gesichter von dem Engel und dem Toten bzw. Sterbenden mutwillig erfolgt sind.
Die Inschrift darunter lautet:
Unseren Gefallenen 1914 – 1918
Hamburg Finkenwärder 1939 – 1945
Warum gibt es 2 Denkmäler?
Bis 1937 wurde Finkenwerder durch den Landscheidebach neben der St. Nikolaikirche getrennt. Der nördliche Teil war seit 1445 hamburgisch und hatte seit 1919 den Status eines Vorortes, er wurde »Finkenwärder« geschrieben, siehe Inschrift auf dem Denkmal von Kuöhl. Der südliche Teil gehörte bis 1814 zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, bis 1866 zum Königreich Hannover und danach zu Preußen. Diese Teilung Finkenwerders wirkte sich besonders während der Cholera-Epidemie in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts aus, als es den Bewohnern der Hamburger Seite bei Todesstrafe verboten war, in den Südteil der Insel zu reisen. Trotzdem kamen viele aus dem Nordteil, um am evangelischen Gottesdienst in der Kirche teilzunehmen, die direkt hinter der Landscheide auf der Lüneburger Seite liegt. Aber sogar im Kirchenschiff gab es eine Hamburger und eine Lüneburger Seite. Es gibt bis heute zwei Friedhöfe und zwei Kriegerdenkmäler für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs kaum 100 Meter voneinander entfernt. In den 1920er-Jahren wurde im Hamburger Teil unter Oberbaudirektor Fritz Schumacher der Bebauungsplan für das Gebiet zwischen der 1918 entstandene Deutschen Werft und der alten Auesiedlung aufgestellt. Dort befinden sich überwiegend Backsteinbauten im für das damalige Hamburg typischen Backsteinstil.
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