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Dom Sankt Cosmas Und Sankt Damian - Der Essener Dom

Das Essener Münster ist die Bischofskirche des Bistums Essen, des sogenannten „Ruhrbistums“, am Burgplatz in der Innenstadt von Essen. Es trägt das Patrozinium der heiligen Cosmas und Damian und der Jungfrau Maria und wird auch Essener Dom genannt. Der Dom, der mehrere Vorgängerbauten hatte, war ursprünglich die Stiftskirche des Essener Frauenstifts, das um 845 von dem Hildesheimer Bischof Altfrid gegründet worden war. Das nach Kriegszerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaute Münster ist eine ursprünglich nach 1275 errichtete gotische Hallenkirche aus hellem Sandstein. Der oktogonale Westbau und die Krypta sind erhaltene Teile des ottonischen Vorgängerbaus. Dem Münster ist nördlich ein Kreuzgang angeschlossen. Zu seinen bedeutendsten Kunstschätzen zählt die Goldene Madonna, die älteste vollplastische Marienfigur nördlich der Alpen.

 

Der fast quadratische Grundriss der Anbetungskirche umfasst neun Raumkompartimente: sechs Teilräume in den zwei Jochen der dreischiffigen Halle, den quadratischen Chor, den südlichen Nebenchor mit einer kleinen Tauf-Kapelle und den nördlichem Durchgangsraum mit darüberliegender Orgelempore.

 

Die Fenster entstanden 1968. Das Westfenster schuf der Alsdorfer Glaskünstler Ludwig Schaffrath (1924–2011). Das grafische Fenster ist von Bleilinien durchzogen und durch zarte Farbakzente gegliedert. Die übrigen, schlicht gehaltenen Fenster aus Danzigerglas entstanden nach Entwürfen des damaligen Diözesanbaumeisters Eberhard Kleffner (1911–2000).

 
 
Westwerk des Essener Münsters, Aufbewahrungsort der Goldenen Madonna
Cosmas und Damian am Portal zum Atrium

Das Atrium, auch Paradies genannt, verbindet die Münsterkirche mit der Anbetungskirche St. Johann. Es entstand im 10. Jahrhundert zusammen mit der Johanniskirche. Der heutige Bau stammt weitgehend aus dem 12. Jahrhundert. Im Atrium befand sich zu stiftischer Zeit der Friedhof der am Frauenstift tätigen Kanoniker.

Der große, aus Holz geschnitzte Kruzifix entstand um 1400. Die Bronzeportale schuf 1979 der Salzburger Bildhauer Toni Schneider-Manzell (1911–1996). Das Südportal zeigt die Muttergottes und die Patrone der Münsterkirche, die Hll. Cosmas und Damian. Auf dem Nordportal steht links Johannes der Täufer, Schutzherr der Anbetungskirche. Der Hl. Quintin auf dem rechten Flügel war Patron der nördlich des Atriums gelegenen Quintinskapelle, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde. Durch die Laterne in der Mitte des Hofes blickt man in die moderne Adveniatkrypta, die 1981 bis 1983 als Bischofsgruft und Kapelle unter dem Atrium gebaut wurde.

Im Kreuzgang der Münsterkirche befindet sich auch der Friedhof der Domkapitulare.

 
 

Dem Münster ist nördlich ein Kreuzgang angeschlossen, er erschloss die umliegenden Gebäude des Stiftes. Der Gang umschließt den Klostergarten, der auch Paradiesgarten genannt wird. An die Umgänge angebaut waren die Stiftsgebäude. Ein Brunnen plätschert in der Mitte der offenen quadratischen Fläche, deren vier Seiten jeweils genau 21,5 Meter messen. Eine hundertjährige, knorrige Eberesche, steht zwischen den schweren Grabplatten im satten Grün. Seit 1960 werden in der Mitte des Kreuzgangs die Mitglieder des Essener Domkapitels bestattet.

Blick durch das nördliche Seitenschiff auf die Rieger-Orgel

Siebenarmiger Leuchter im Essener Münster

Ein siebenarmiger Leuchter findet sich als Teil der Kirchenausstattung in manchen, meist mittelalterlichen Kirchen.

 

Menora

Die siebenarmigen Leuchter beziehen sich auf die jüdische Menora, den siebenarmigen Leuchter des alttestamentlichen Salomonischen Tempels, der im 2. Buch Mose (2 Mos 37,17–24 EU) genannt wird. Vermittelt durch die Buchmalerei fand der siebenarmige Leuchter Eingang in die christliche Kunst. In der Zeit der Karolinger entstanden Nachbildungen dieses jüdischen Tempelgeräts, dessen ältestes erhaltenes Exemplar der Essener Leuchter aus der Zeit um 1000 ist.

 

Jessebaum

Durch mittelalterliche Theologen wie Rupert von Deutz wurde der siebenarmige Leuchter im christlichen Sinn als Abbild Christi neu interpretiert. Der Leuchter mit seinen pflanzenartigen Verzierungen wächst wie ein Baum (Jessebaum) in die Höhe, welcher der Wurzel Jesse entspringt. Nach der Weissagung des Propheten Jesaja (Jes 11,1–3 EU) entspringt der radix Jesse (Wurzel, Stamm des Isai) die virga (Spross), auf deren flos (Blüte, Jesus Christus) der siebenfache Geist Gottes ruhen wird. Ebenso ist die Deutung des Leuchters als lignum vitae, als Holz des Lebens oder Lebensbaum, möglich, der Auferstehung und Ewiges Leben symbolisiert. Dazu passt, dass einige der Leuchter offenbar als Memorial gestiftet wurden.

Der Leuchter mit einer Höhe von 2,26 m und einer Breite von 1,88 m besteht aus 46 einzelnen, gegossenen Teilen aus Bronze, die ineinander gesteckt sind. Der Guss erfolgte wahrscheinlich in Essen. Aus einem mittleren Schaft oder Hauptstamm wachsen rechts und links jeweils drei Arme heraus. Stamm und Arme werden durch kugelförmige und viereckige Knäufe mit Ornamenten gegliedert und finden in insgesamt sieben Kerzentellern ihren Abschluss. Der quadratische Fuß ruht auf Klauen und wird durch abgeschrägte Seitenwände gegliedert. Auf den oberen Abschlusskanten und in den Zwickeln sind Tierköpfe angebracht. Auf den vier Ecken saßen ursprünglich fratzenhafte Figürchen, die die vier Himmelsrichtungen symbolisierten. Heute ist nur noch eines vollständig erhalten. Auf einer Inschrift am unteren Stamm hat sich die Essener Äbtissin Mathilde (amt. 971/73–1011) verewigt: MAHTHILD ABBATISSA ME FIERI IUSSIT ET XPCOS (CHRISTO CONSECRAVIT) (Äbtissin Mathilde ließ mich anfertigen und weihte mich Christus).

 

Einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert zufolge stand der Leuchter am Kreuzaltar inmitten der Münsterkirche. Vielleicht war er von Mathilde als Totenleuchter gedacht und sollte die Erinnerung an sie – und damit das Gebet für sie – wach halten.

Goldene Madonna

 

Der bedeutendste Kunstschatz der Kirche, die Goldene Madonna.

 

Die Goldene Madonna ist eine Marienfigur des Essener Domschatzes. Mit einer Entstehungszeit um 980/990 ist sie die älteste erhaltene vollplastische Marienfigur der abendländischen Kunst. Neben dem Kölner Gerokreuz ist sie eines der wenigen erhaltenen ottonischen Großkunstwerke. Heute ist die Marienfigur noch immer ein hochverehrtes Kultbild und eine Identifikationsfigur des Ruhrgebietes mit seiner Geschichte. Der Name Goldene Madonna ist erst im 19. Jahrhundert aufgekommen. In den alten Manuskripten wie dem Essener Liber Ordinarius, einer um 1370 entstandenen Handschrift mit liturgischen Anweisungen für das Essener Damenstift, wurde sie als "dat gulden bild onser vrouwen oder ymago aurea beatae Mariae Virginis" bezeichnet. Das Schatzverzeichnis des Stiftes Essen von 1626 nennt "Noch ein gross Marienbelt, sitzend uff einen sthuell mit lauteren golt uberzogen".

Tumbenplatte für die Äbtissin Elisabeth von Bergh (s’Heerenbergh)

 
 

Die Tumba befand sich über dem Grab der Äbtissin im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffs und wurde vor 1865 in die Nordwand dieses Jochs eingemauert. Auf den nach außen abgeschrägten Leisten der schwarzen Marmorplatte ist der Sterbevermerk mit Fürbitte gegen den Uhrzeigersinn laufend und am Kopfende beginnend eingehauen. Die Figur der betend dargestellten Verstorbenen ist in hohem Alabasterrelief im eingetieften Mittelfeld angebracht. Sie trägt aufwendige Kleidung, der Kopf ruht auf einem Kissen. Über ihr halten zwei Genien mit umgekehrten Fackeln einen bekrönten rautenförmigen Wappenschild. Zu beiden Seiten befindet sich eine sechzehnfache Ahnenprobe aus je acht skulptierten, bekrönten Wappen aus Alabaster mit jeweils darunter eingehauenen Wappenbeischriften. Einige Wappen und der Genius links sind beschädigt, an der Figur der Äbtissin wurden Ausbesserungen vorgenommen. Die goldfarbene Fassung der Buchstaben ist unterschiedlich gut erhalten. Auf dem Kissen sind links neben dem Kopf Graffiti des 19. und 20. Jahrhunderts eingeritzt.

Elisabeth wurde in Essen aufgebahrt und im Essener Münster bestattet. Die 230 × 127 cm messende Grabplatte aus schwarzem Marmor, die ihr Bruder vermutlich in Antwerpen anfertigen ließ, befindet sich heute an der Nordwand des östlichen Seitenschiffjochs. Sie zeigt Elisabeth in der Kleidung einer Stiftsdame, den Kopf auf einem Kissen gebettet. Über ihrem Kopf befindet sich das von zwei mit umgekehrten Fackeln dargestellten Genien gehaltene Wappen der Familie von Bergh, links und rechts die von sechzehn hochadeligen Geschlechtern, aus denen sie Vorfahren hatte: Bergh, Moers, Cleve, Baieren, Veldentz, Egmont, Culenborch, Baentheim, Nassauw, Lowe, Hessen, Catzenelnboghen, Stolbergh, Mansfeld, Konigstein und March. Die umlaufende Inschrift der Platte lautet: 

 

Int Jaer nach der Geburt Christi 1614 den 15. Januarii ist die Hochwirdich Hoch und Wolgeborne Furstin und Fraw Fraw Elisabeth des Kayserlichen Freyweltlichen Stiftes Essen, auch zue Freckenhorst vnd Nottuln Abdissin geporne Gravinne zu dem Bergh in Gott seliglich entschlaffen deren Seele der Almichtige gnedig sei. 

 

Bei Ausgrabungen im Essener Münster 1952 wurde das Grab geöffnet, neben Resten des Skeletts fand man in dem Bleisarg der Fürstin eine Bleiplatte mit der in Antiqua eingravierten Inschrift: 

 

Dis ist die Hoichwvrdig vnd wolgeporne Furstin und Fray Fraw Elisabet des Kay serlichen Freiweltlichen stifts Essen auch zv Freckenhorst vnd Nottelen Abtissin geporne Gräfin zv dem Berge freygrafin zu Boxmehr, Biland, Heydel, Hapswisch vnd Spalbech, auch zu Stefenswehrt Bannergräfin des Fvrstendombs gelre und grafschaft zvtphen welche im Jahre 1605 hieselbsten zu Es sen zu einer Fvrstinnen einhel liglich postvliert worden, hat in das nevnde jahr loblich regiert vnd ist endlich am zwölften ianuary, des morgens zv 4 uhren Anno 1614 seliglich in Gott verstorben. 

 

Die sterblichen Überreste der Äbtissin wurden nach Abschluss der Ausgrabungen mit einer neuen Urkunde im Fußboden der Münsterkirche vor der Grabplatte neu bestattet.

Grablegung Christi

Die Sandstein-Figurengruppe der „Grablegung Christi“ im südlichen Seitenschiff stammt aus der Spätgotik. Der unbekannte Kölner Meister, der sie im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts schuf, wird mit dem Notnamen Meister der von Carbenschen Gedächtnisstiftung bezeichnet. Eine weitere Skulptur des frühen 16. Jahrhunderts ist die kurz nach 1500 am Niederrhein entstandene Figur des heiligen Nothelfers Rochus an der Nordwand des Münsters.

Nikolaus-Groß-Kapelle

 

Nikolaus Groß war ein christlicher Arbeiterführer und Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus. Er ist der erste Selige des Bistums Essen.

 
 
 

Heiliger Rochus

 
 

Die Skulptur im Essener Dom entstand kurz nach 1500 am Niederrhein. Sie zeigt als Attribute des Heiligen den Pilgerhut und die große Pestbeule auf seinem Oberschenkel, die er mit der rechten Hand berührt. Pilgerstab und Hund als weitere Charakteristika sind erst im 20. Jahrhundert hinzugefügt worden. Die Angst vor der Pest war im Essen des späten Mittelalters wie überall ein ständiger Begleiter. Pest-Epidemien sind für die Jahre 1400/01, 1439, 1450, 1483 und 1494 belegt.

Adveniatkrypta

Die Adveniatkrypta ist die Grablege der Essener Bischöfe und zugleich Raum für Gottesdienste. Zwischen 1981 und 1983 wurde diese neue Westkrypta unter dem Atrium nach den Plänen von Hans Straetmans und Heinz Dohmen gebaut. Als erster Essener Bischof wurde Franz Kardinal Hengsbach 1991 hier beigesetzt. Seine Grabplatte schuf der Bildhauer Elmar Hillebrand. 2014 wurde Bischof Hubert Luthe, der zweite Ruhrbischof, hier bestattet.

 
 
Der Künstler Emil Wachter (1921-2012) gestaltete in der Adveniatkrypta eine Bilderwelt aus Beton. Im Mittelpunkt des Gesamtkunstwerkes steht die Bitte des Vaterunsers „Adveniat regnum tuum – Dein Reich komme“, die für Wachter zum Programm wurde. Die Bitten des Vaterunsers sind Grundthemen menschlichen Lebens: die Bitte um Nahrung, die Frage der Schuld und ihrer Vergebung, immer neue Versuchungen und die Sehnsucht nach dem Göttlichen – sie bewegen uns heute genauso, wie sie die Menschen, denen Christus begegnete, bewegt haben.
 

Altar, Ambo und Kredenz schuf die Berliner Künstlerin Marie Luise Dähne (geb. 1955) 2006. Das Material Glas wurde gewählt, um möglichst wenig von der reichen Bilderwelt der Decken-Reliefs abzulenken. Der Altar greift den achteckigen Grundriss der Krypta auf. In dem durch Ausschleifungen hervorgehobenen Teil im Sockel des Altares befindet sich ein Glaskästchen, in der eine Reliquie des Hl. Liudger geborgen ist. Der Heilige ist neben der Muttergottes der zweite Patron des Bistums Essen.

 
 

Der Essener Domschatz

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