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Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein

Durch einen Besuch der Dorfkirche Volmarstein und den Ev. Waldfriedhof Wetter-Volmarstein bin ich auf das Johanna-Helenen-Heim aufmerksam geworden. Der Friedhof und das in seiner Bausubstanz wunderschöne Gebäude liegen unmittelbar am Klinikkomplex der heutigen Orthopädischen Klinik Volmarstein an der Von der Recke-Straße 16.

 
 

Das Gebäude geht auf den Volmarsteiner Pfarrer Franz Arndt zurück. Arndt wurde am 6. August 1848 in Kreis Ruppin/ Brandenburg geboren. Schon sein Vater war in Sieversdorf Pfarrer. Sohn Franz studierte auf Betreiben seiner Mutter Theologie, obwohl er selbst zu Jura tendierte. Als Hilfsprediger kam er 1875 nach Volmarstein, um den kranken Pfarrer Wiegemann zu entlasten, der 1876 starb. Kurz zuvor hatte sich Arndt mit dessen Tochter Johanna verlobt. Nach der Hochzeit bekamen Johanna und Franz Arndt acht Kinder. Die älteste Tochter Margarete war körperbehindert. Er war hier ein leidenschaftlicher Pfarrer, setzte wichtige Impulse in der Gemeinde und wirkte dort 41 Jahre als Seelsorger sowie Prediger. Arndt war der Arbeiterbewegung zugeneigt, konnte aber auch die Unternehmen und Politik für seine Vorhaben gewinnen. Er gründete eine Rektoratsschule, ein Haus zur Kranken- und Altersversorgung (Haus Bethanien), ein Vereinshaus, ein Frauenheim und 1886 auch einen Arbeiterverein. Als Vorläufer der heutigen Evangelischen Stiftung Volmarstein baute er das erste sogenannte „Krüppelheim“ in Westfalen auf.  (Zu dieser Zeit war das Wort „Krüppel“ die gängige Bezeichnung für Menschen mit Behinderungen.) 1903 wurde hier in einem früheren Steinbruch der Grundstein zum ersten westfälischen Heim für körperbehinderte Menschen gelegt. Arndt starb am 19. Juli 1917 auf einer Reise nach Rostock.

Die Mitstreiter von Arndt war der Landrat des Kreises Hagen, Paul Hartmann, der den Vorsitz des Vorstandes übernahm. Eine Gedenktafel vor dem Gebäude erinnert an Hartmann. Die Familie Hartmann hatte die Gründung stark unterstützt. Paul Eduard Hartmann wurde am 26.09.1863 in Neubrandenburg geboren. Er verstarb am 07.12.1914 in Limanova an den Folgen einer Kriegsverletzung. Am 24.04.1899 wurde er mit der kommissarischen Verwaltung des Landratsamtes Kreis Hagen beauftragt. Am 13.11.1899 erfolgte die definitive Ernennung zum Landrat (Kreis Hagen). U.a. war er  Aufsichtsrats-Mitglied des Elektrizitätswerkes "Mark" in Hagen.

 

Im ersten Haus dieser Anstalten,  im Johanna-Helenen-Haus, befand sich eine Etage für behinderte Kinder. Diese Etage war aufgeteilt in drei Zonen: Ein Trakt für behinderte Mädchen, ein Trakt für behinderte Jungen und ein Trakt für behinderte Kleinkinder gemischten Geschlechtes. Zwischen 1947 und 1967 haben Gewalt und Verbrechen an behinderten Kleinkindern und Schulkindern in den damaligen Orthopädischen Anstalten Volmarstein stattgefunden. Etwa vierzig bis sechzig Kinder haben alle Facetten der Gewalt erlebt. An ihnen wurde physische, aber auch psychische und auch, was sich später herausgestellt hat, sexuelle Gewalt ausgeübt. Mit den Königsberger Diakonissen zogen 1947 im Johanna-Helenen-Heim Angst und Schrecken ein. Mit ihrem Gehen begann eine neue Zeit. Die Schreckenszeit währte somit fast genau 20 Jahre und wirkt auch noch mehr als ein halbes  Jahrhundert  nach.

 

Die Rechtsnachfolger, also die Evangelische Stiftung Volmarstein, hat sich nicht schuldig gemacht! Ein Buch berichtet von den Leiden der Kinder im Johanna-Helenen-Heim der Nachkriegszeit. Das Buch "Gewalt in der Körperbehindertenhilfe - Das Johanna-Helenen- Heim in Volmarstein von 1947 bis 1967" ist auch bei der Ev. Stiftung Volmarstein zu beziehen.

 
 

Dem Mitbegründer
der Krüppelanstalten Volmarstein
HERRN LANDRAT HARTMANN
gef. Im Weltkrieg Dez- 1914
gew. Vom Vorstand der Anstalten

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