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Weihnachten mal anders -
Weihnachten auf Föhr 2010

Vieles gäbe es über die Insel zu erzählen, jedes Dorf hat seinen eigenen Charakter, seine eigene Geschichte. Föhr ist eine Insel für jede Jahreszeit: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Winter auf Föhr? Manchmal lässt er einige Jahre auf sich warten, doch wenn er kommt, dann erscheint die Welt in einem anderen Licht. 

(Weitere Fotos finden Sie hier unter Eiswinter 2010-2011.)

Wenn dann die Eis- und Schneekristalle auf den Salzwiesen glitzern und sich die reetgedeckten Friesenkaten mit ihren weit geschwungenen Gauben an den Deich kuscheln, dann verwandeln sich die Inseln in eine wahre Märchenlandschaft. Eingebettet in die weite, weiße Landschaft liegen Bauernhöfe und Friesenhäuser wie versunken im Winterschlaf. Alles wirkt viel ruhiger und besinnlicher, es herrscht eine fast magische Atmosphäre. Dunkel und eisig sind die Nächte im Dezember. Nur noch ein Hauch von Licht schwebt über den Bäumen und Feldern. Mächtiger kann Stille dann kaum noch sein.

Kurze Tage und lange Dämmerungen, da heißt es, die Zeit zu nutzen! Also hinaus aus der warmen Stube! Heute geht es nach Nieblum. Nieblum, zweitgrößter Inselort, liegt auf halber Strecke zwischen Wyk und Utersum. Das Dorf lässt sich sehen, nicht zuletzt wegen der vielen Reetdächer und der schmucken Häuser, die die paar Straßen säumen. Wenn im Föhrer Winter die Eiszapfen zum Teil meterlang von den Dächern hängen, die Kinder ihre Freude am Rodeln, Eislaufen und der Schneeballschlacht haben, können die Erwachsenen - warm in dicke Mäntel eingekuschelt - die Spaziergänge genießen. Mancher aus den Sommermonaten vertraute Anblick, hat durch die dichte Schneedecke eine ganz andere Note bekommen. Das Spiel von Licht und Schatten bekommt eine ganz neue Färbung. Schnell noch einen Abstecher zum "Friesendom". Von den vielen Sommerangeboten ist im Winter in Nieblum nicht viel zu sehen. Die meisten Betriebe haben Ferien. Dennoch: Nieblum, das wohl schönste Dorf auf der Insel ist ein Friesendorf wie aus dem Bilderbuch und mit seinem vielfach ausgezeichneten Charme auch oder ganz besonders im Winter sehenswert.

 
 
 
 

Nicht weit von der alten Scheune, Lohdeel, einem gut besuchten Restaurant entfernt, liegt der urige Dorfkern und im Kurpark der idyllische Dorfteich. Lädt er im Sommer zum Verweilen ein, macht er, dick zugefroren, den Enten das (über-)Leben jetzt im Winter schwer. Der kalte und eisige Wind steigert bei uns schnell die Lust auf einen warmen Kaffee, Tee und eine "Tote Tante".

Ein ganz besonderes Wintererlebnis

Ein ganz besonderer Winter auf Föhr war der des Jahres 2010 auf 2011. Nur selten friert die Nordsee soweit zu, dass sich die Eisschollen in einem Gürtel um die Insel legen und im Fahrwasser der Fähren treiben. Jeder Tag bietet neue überraschende An- und Aussichten auf eine verzauberte Landschaft. Heute glitzerndes Eismeer, morgen grauer Eispanzer, übermorgen mit Eisschollen bedeckte Wattflächen. Der kalte Wind bildet eigentümliche Kunstwerke. Im Hafen scheinen die Schiffe nur darauf zu warten, dass sie endlich wieder zum Fischen auslaufen dürfen. Selbst die Fähren der W.D.R. drücken sich an die Anleger. Kein bärtiger Seemann lässt sich blicken.

Noch ist Ebbe und der Weg frei für eine Wattwanderung. Stundenlang kann man am menschenleeren Strand spazieren gehen und die Seele baumeln lassen, dick eingepackt, mit festen Stiefeln, Handschuhen, Mütze, Schal und Wintermantel. Doch selbst das schützt nicht vollständig vor der beißenden Kälte, der Wind weht eisig, Schneeflocken setzen sich auf die Nasenspitzen. Obwohl die Nordsee direkt vor der Tür liegt, ist der Wind auf Föhr zu allen Jahreszeiten milder als auf den Nachbarinseln. Diese Eigenschaft macht sich sowohl in den Temperaturen als auch in den Windgeschwindigkeiten bemerkbar. Nicht umsonst wird Föhr auch die Friesische Karibik genannt. Zurück in der kleinen Pension freut man sich auf einen heißen Teepunsch, ein leckeres Stück Kuchen und ein spannendes Buch unter der kuschelig-warmen Decke, während sich die Dunkelheit langsam über der Marschen ausbreitet.

Die Fähre zum Festland legt nur ab, wenn die Tiden es zulassen. Bei schlechtem Wetter wird der Schiffsverkehr komplett eingestellt. Dann kann auch die benachbarte Hallig schon mal "untergehen", so dass sich die Bewohner auf ihre Warften zurückziehen müssen. Neben den 5 nordfriesische Inseln gibt es 10 Halligen mit bis zu 1000 Hektar großen flachen Landstrichen in der Nordsee. Die Halligen sind kleine Inseln aus Marschland, die sich im nordfriesischen Wattenmeer an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins befinden. Anders als die großen Inseln sind sie nicht durch Deiche geschützt und werden bei Sturmfluten regelmäßig überschwemmt. Deshalb liegen alle Wohnhäuser und Kirchen auf meterhohen, künstlich aufgeschütteten Erdhügeln, den so genannten Warften. Bei einer Überflutung scheinen nur noch die Gebäude aus dem Wasser zu schauen - der Halligjargon spricht dann von "Land unter". Da ein solches "Land unter" jederzeit eintreten kann und es auf den meisten Halligen keine onder nicht viele Geschäfte gibt, bestellen viele Familien ihre Weihnachtsgeschenke schon Wochen zuvor bei Versandhäusern im Internet.

Trubel adé: Vorweihnachtlicher Trubel, Geschenk-Stress, Termine? Auf den flachen Eilanden vor der Nordseeküste Schleswig-Holsteins geht es zur Adventszeit eher beschaulich zu. In Wyk auf Föhr stimmt das Friesen-Museum mit einem kleinen Adventsmarkt auf Weihnachten ein. Mehr als 40 Handwerker und Inselkünstler bieten ihre Produkte an. Buntes Treiben in winterlicher Atmosphäre bietet dann auch die Wyker Flanier- und Festmeile auf dem Sandwall in der zweiten Dezemberhälfte. Trotzdem gibt es hier keine Dauerberieselung aus Lautsprechern, keine Reizüberflutung durch endlose blinkende Lichterketten in unzähligen verschiedenen Farben. Stattdessen: Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Der perfekte Ort um abzuschalten, den lauten, hektischen Alltag hinter sich zu lassen und wieder zu sich selbst zu finden. Ohne Angst, etwas zu verpassen. Das Leben ist hier draußen ja ohnehin von den Naturgewalten abhängig.

Die Weihnachtsmeile auf dem Sandwall (Foto) hat noch nicht geöffnet. Die Weihnachtsbeleuchtung erstrahlt allerdings schon in festlichem Glanz. Und überall auf der Insel laden Adventsmärkte zu vorweihnachtlichen Verweilen ein. Der festliche Adventsmarkt im und am Friesenmuseum öffnet Anfang Dezember seine Pforten. Und ab dem 2. Dezember wird im Rahmen des Lebendigen Adventskalenders der Kirchengemeinde St. Nicolai wieder die Weihnachtsgeschichte erzählt. Da am 1. Dezember in der Nicolaikirche die musikalische Vesper mit dem Flötenorchester stattfindet, öffnet sich das erste Fensterchen des Lebendigen Adventskalenders erst am 1. Advent. Ab dann trifft man sich täglich um 17.30 Uhr am Rosenbeet in der Mittelstraße, um von dort aus unter dem stimmungsvollen Geläut der Glocken vom Glockenturm zu einem der bis dahin verhängten Fenster von Geschäftsleuten oder auch Privathaushalten zu gehen. Erzählt wird wie immer Tag für Tag ein Stück der Weihnachtsgeschichte. Doch bevor vor den jeweiligen Fenstern die Geschichte erzählt wird,werden gemeinsam Lieder gesungen. Und manchmal gibt es für die Kinder Süßigkeiten und für die Erwachsenen einen Punsch.

Advent als Fastenzeit - Kaum vorstellbar in Zeiten, in denen ab Anfang Oktober schon Lebkuchen, Christstollen und allerlei weihnachtliche Leckereien die Regale der Supermärkte füllen, Weihnachtseinkäufe und Adventsfeiern manchmal wenig Zeit für Besinnlichkeit lassen, war die Adventszeit doch ursprünglich eine Fastenzeit. In den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirchengeschichte wurde es üblich die Adventszeit zu feiern; sie variierte zwischen 4 und 6 Wochen. Die vierwöchige Adventszeit wie wir sie heute kennen wurde von Papst Gregor dem Großen im 7. Jahrhundert festgelegt. Ähnlich der Passionszeit vor Ostern galt sie als Zeit der Besinnung und Einkehr. Wann das Adventsfasten an Bedeutung verlor ist nicht bekannt. Vom katholischen Kirchenrecht wird seit 1917 das Adventsfasten nicht mehr verlangt. Heute ist es jedem selbst überlassen, wie er die Adventszeit begeht und ob und wie er sich vom vorweihnachtlichen Trubel anstecken lässt.

Quelle: ÜÜB FEER Nr. 49/ 2015

Obwohl die Wintersonne scheint, braucht man am Strand mehrere Lagen Kleidung. Denn hier weht es - wenn auch nicht so stark wie über den vorgelagerten Inseln im Wattenmeer Amrum und Sylt. Sie schützen Föhr, das am nächsten zum nordfriesischen Festland liegt.

Karin Hansen berichtet über die (Vor-)Weihnachtszeit

 

"…… das Weihnachtsfest naht. Wir leben in der dunklen Jahreszeit und hoffen auf das Licht, das uns an Weihnachten wieder warm und hell scheinen wird. Mit der Adventszeit werden wir bereits auf dieses Fest eingestimmt. Heute haben wir auch in der dunklen Jahreszeit Helligkeit auf Straßen und in Häusern, in früheren Jahrhunderten herrschte die Dunkelheit, welche den Menschen Angst machte. Wenn Herbst- und Winterstürme um die Häuser heulten, schrieb man dies den bösen Geistern zu. Auf Inseln und Halligen kam dazu die Furcht vor den schweren Sturmfluten, welche in dieser Zeit Küsten, Inseln und Halligen heimsuchten. Um diese Geister zu besänftigen und zu verscheuchen versuchte man mit Ritualen Sicherheit in die Zeit der Dunkelheit zu bringen. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit Bräuche, welche teilweise bis in die heutige Zeit überliefert wurden. Zur Abschreckung der bösen Geister, welche in der Dunkelheit ihr Unwesen trieben, befestigte man über den Eingangstüren grüne Zweige aus Buchsbaum oder Immergrün, später waren es Tannenzweige, welche auch die Stuben schmückten. Das Grün machte Hoffnung auf die warme Jahreszeit, der Winter war dunkel, er war verbunden mit Kälte und Hungersnot. Besonders bedeutsam ist auch heute noch die längste Nacht des Jahres, die Wintersonnen wende am 21. Dezember. Man glaubte, dass in dieser dunkelsten Nacht das Sonnenrad, welches sich täglich über den Himmel bewegt und Licht und Wärme bringt, durch die Übermacht der Dunkelheit zum Stehen gebracht würde. In dieser Nacht durfte sich nichts Drehbares unter freiem Himmel befinden, das Sonnenrad durfte in seinem Lauf nicht gestört werden. Ackerwagen, Pflüge, Schubkarren und anderes wurde in die Scheune gebracht, im Haus standen die Spinnräder still und die tägliche Arbeit wurde möglichst leise verrichtet. Der 21. Dezember ist dem heiligen Thomas gewidmet, deshalb heißt dieser Abend auf Föhr der „Thams-Abend“. Heute ist das „Thamsen“ Anlass für die Jugendlichen Schabernack zu treiben, alles Drehbare wird weggeschleppt und muss oft tagelang gesucht werden. Man erzählt, dass einmal ein ganzer Ackerwagen auseinandergebaut und auf einem Scheunendach wieder zusammengesetzt wurde, der Eigentümer musste diesen dann vom Dach holen. Am 24. Dezember erinnern sich die Christen an Jesu Geburt, mit Freude wird an diesem Tag ein Familienfest gefeiert an dem man sich gegenseitig beschenkt. Früher beschenkte man nur die Kinder am 1. Feiertag mit Nützlichem wie Handschuhe, Mütze und Strümpfe, vielleicht ein kleines Spielzeug oder einen Apfel, man war genügsam. Am Nikolaustag wurde auf die Fensterbank ein Teller oder Schuh gestellt, in der Hoffnung am Morgen eine süße Gabe zu finden, das erhoffen die Kinder auch heute noch.

 

Das Weihnachtsfest heißt in Skandinavien „Julfest“, Jul ist das Rad, so wird an das Sonnenrad erinnert. Das Julfest ist ein großes Familienfest, das früher bis zum 6. Januar ausgedehnt wurde. Für dieses Festwurde ein Schwein aufgezogen, das besonders gepflegt wurde, es war das „Jul-Schwein“, welches bei diesem Fest verspeist wurde. Auch heute ist in den skandinavischen Ländern meistens ein Schweinebraten auf der Festtafel. Die Zeit vom 24. Dezember bis 6. Januar war die Zeit der 12 heiligen Nächte, in dieser Zeit durften draußen keine Wäscheleinen aufgespannt sein, damit sich die Geister von „Wodans wilder Jagd“ nicht darin verfangen konnten und so dem Haus Unglück bringen würden. Seit ungefähr 200 Jahren wird an Weihnachten ein Tannenbaum in den Häusern geschmückt. Auf den Inseln gab es keine Nadelbäume, so musste ein Holzgestell diesen Zweck erfüllen, der Jöölboom, auch friesischer Weihnachtsbaum genannt. Ein senkrechter Stab wurde auf einem Sockel befestigt, daran drei Querleisten, an den äußeren Enden Kerzen, weiterer Schmuck waren Ketten aus Rosinen und getrockneten Pflaumen. Die Hauptsache war aber das „Gestaltengebäck“ aus Mehl, Wasser, Salz, welches mit dem Saft der Rote-Beete verziert wurde. Ganz unten befand sich das Menschenpaar mit dem Lebensbaum, darüber Pferd und Rind, dann Schaf und Schwein, darüber der Hund und an der Spitze der Hahn. In der neueren Zeit kam dann noch die Mühle, der Fisch und das Schiff hinzu. Mein Urgroßvater, der Bäckermeister Carl Christian Cordsen, ließ diese Figuren für seine Bäckerei schmieden, welche heute noch, bis auf das Pferd, in einer Bäckerei gebraucht werden. Nach Weihnachten kommt der Altjahrsabend, in der Dämmerung ziehen die Kinder phantasievoll verkleidet von Haus zu Haus mit dem „Rummelpott“. Mit einem Holzstab, durch eine getrocknete Schweinsblase gesteckt, welche über einen Tontopf gespannt ist, wird ordentlich „gerummelt“, man wünscht einen „guten Rutsch“ mit einem kleinen Lied oder Gedicht und wird mit Süßigkeiten belohnt. Am späten Abend machen sich dann Erwachsene in Gruppen auf den Weg, sie sind gänzlich vermummt, man besucht Nachbarn und Freunde, geht aber auch in die Nachbardörfer. Es werden Lieder mit selbst getexteten Versen vorgetragen, für alle ist das ein großes Vergnügen, besonders da die Besuchten freigebig gehaltvolle Getränke, Gebäck und belegte Brote spendieren. Auf Föhr heißen diese Gruppen „Kenkner“, auf Amrum heißen sie „Hulkner“. Weihnachten ist aber ein besinnliches Fest, in den Stuben stehen geschmückte Tannenbäume und in manch einem Haus steht ein geschmücktes Holzgestell, das neuerdings außen von einem runden Bogen eingefasst wird und deshalb „Juulböög“ oder „Friesischer Weihnachtsbaum“ genannt wird, geschmückt wird er wie früher, aber auch mit grünem Buchsbaum und auf Amrum mit den grünen Zweigen der Krähen beere. Mit aufmunternden Festlichkeiten kann man die dunkle Jahreszeit leichter überstehen und man hat sie endlich ganz überwunden, wenn man am 21. Februar zum Biikefest wieder bei Tageslicht Abendbrot essen kann."

 

ÜÜB FEER, Nr. 04/2012, Karin Hansen

 
 

Weihnachtsmesse vorgefeiert: Über die heidnischen Wurzeln ihrer Bräuche wissen heute nur noch die wenigsten Inselbewohner Bescheid. Sie sind Christen, deshalb hat die heilige Weihnachtsmesse für sie eine gehobene Bedeutung. Dass der Gottesdienst pünktlich an Heiligabend in der Kirche gefeiert werden kann, ist jedoch alles andere als selbstverständlich. Da die kleineren Eilande und Halligen oftmals keinen eigenen Pastor haben, wird ein Vertreter vom Festland geschickt: Er kommt mit dem Boot oder in einer Eisenbahn-Lore übers Watt. Da muss nicht nur das Wetter mitspielen, auch die Gezeiten haben ein Wörtchen mitzureden. Die Gemeindemitglieder sehen es pragmatisch: Zur Not stellt man eben den Zeitplan um. Und wenn’s nicht anders geht, dann wird die Messe auch schon mal am 4. Advent vorgefeiert. Manchmal gibt es auf einer Hallig auch einen plattdeutschen Gottesdienst. Darüber freuen sich vor allem die älteren Bewohner. Sie erinnern sich noch an die Zeit, als die Predigt im Kreise der Familie vom Vater gehalten wurde. Am Nachmittag wurde zur Feier des Tages Tee mit braunem Zucker und selbstgebackene Sirupfnerken gereicht. Abends kam ein warmes Gericht auf den Tisch, meist Schnibbel Pann (Bratkartoffeln). Die Geschenke, die unterm Jöölboom ausgetauscht wurden, waren ebenso einfach wie nützlich: ein Buch, ein Schal oder auch selbstgestrickte Socken... Dinge, die man zu Weihnachten im Wattenmeer gut gebrauchen kann!

Apropos Jöölboom: Jetzt sieht man ihn wieder in dem ein oder anderen Fenster stehen, den Friesenbaum, auch Jöölboom (Sylter Friesisch) oder Kenkenbuum (Föhrer und Amrumer Friesisch). Entstanden ist der Brauch ca. Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Weihnachtsbaum vermehrt in die Stuben einzog. Da es auf den Inseln und Halligen und auch am nordfriesischen Festland kaum Tannenbäume gab, behalf man sich mit einem einfachen Holzgestell, das oben einen Rundbogen hatte. Die auch als Friesischer Weihnachtsbaum, Sylter Friesenbaum oder Föhrer Bogen bekannte Variante des Weihnachtsbaums wird ebenso wie die Tannenbäume festlich geschmückt. Der Rundbogen wird mit grünen Zweigen (oft Buchs) verziert, Rosinenketten, Äpfel und Trockenobst schmücken das Holzgestell. Das Wichtigste am friesischen Weihnachtsbaum war und ist aber das Gestaltengebäck, auf friesisch auch „Kenkentjüch“ genannt. Die Figuren, traditionell der Lebensbaum mit Adam und Eva, ein Segelschiff, eine Mühle, ein Schwein, eine Kuh, ein Fisch und ein Hahn, haben alle symbolische Bedeutung. Am Fuß des Friesenbaums stehen immer Adam und Eva, als Symbol des Christentums. Des Weiteren das Segelschiff, dass auf die lange Seefahrtstradition hinweist, sowie die Mühle, die den Ackerbau symbolisiert. Das Schwein und die Kuh stehen für die Landwirtschaft, der Fisch für den Fischfang. Ganz oben steht der Hahn, der für Wachsamkeit und Schutz gegen Feuer steht. Heutzutage geht man davon aus, dass das Gestaltgebäck heidnischen Ursprungs war und als Opferbrot für die Götter Wodan, Donar und Frigg diente. Mittlerweile bekommt man problemlos einen Tannenbaum auf Föhr. Schön ist, dass die Tradition des Kenkenbuum fortbesteht.

 

Quelle: ÜÜB FEER

 
 

Wenn am Silvesterabend die „Kenkner“ in einfallsreichen Kostümierungen und mit individuellem Liederrepertoire um die Häuser ziehen, wünschen sie den Bewohnern der urigen Friesenkaten ein “Fröölek nei juar“. Das „Kenknern“ hat auf der Insel Föhr eine lange Tradition und bietet Besuchern, die Silvester mal auf ungewohnte Art und Weise erleben wollen, ein außergewöhnliches Schauspiel.

In anderen Regionen ist dieser Brauch auch als "Rummelpottlaufen" bekannt. Hierbei bilden sich einzelne Gruppen von Kindern, die zusammen ein eingeübtes Stück vortragen oder vorsingen und dafür Leckereien oder auch schon mal etwas Geld einheimsen. Junggebliebene frönen dieser Sitte am späten Abend in der Hoffnung auf ein paar Schnäpse oder Punsch, bevor sie sich zum Tanz im Dorfkrug treffen.

In der Dämmerung ziehen sie phantasievoll verkleidet von Haus zu Haus und singen das „Rummelpottlied“:

 

Rummel, rummel, ruttje,

Kriech ik noch en Futtje?

Kriech ik een, blev ik stohn,

Kriech ik twee, so will ik gohn.

Kriech ik dree, so wünsch ik

Glück, dat de Osche mit de

Posche dür de Schosteen flüch.

Dat ole Johr, dat nie Johr,

sind de Futtjes noch nicht gor,

pros Niejohr, pros Niejohr!

 

Oder man wünscht einfach einen „guten Rutsch“ mit einem kleinen Lied oder einem Gedicht und wird mit Süßigkeiten belohnt. Ein schöner Brauch, schade, wenn er auf Dauer durch „Halloween“ abgelöst werden sollte. Aber man kann ja auch beides machen ...

 

Quelle: ÜÜB FEER

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