Föhr - die "Friesische Karibik"
Es ist Ende April: „Karibik“ ist es bisher noch nicht. Nicht einmal friesische. Wenn die Quecksilbersäule noch mit dem Abstand zum Gefrierpunkt kämpft, ist das für sturm- und kälteerprobte Inselbesucher aber kein Grund, nicht ganz nahe an das Wasser zu gehen. Am Anreisetag kehrt das kühlere Nordseewetter zurück. Regen- und Hagelschauer mit orkanartigen Böen aus Südwest sorgen für erhöhte Wasserstände - zwar keine Sturmflut, für die Inselgäste aber dennoch ein beeindruckendes Naturschauspiel. Frischer Wind, jäher Wetterwechsel mit Schauern ist auf Föhr im Preis inbegriffen. Eine gewisse Widerstandsfähigkeit beim Wanderer ist also Grundvoraussetzung.
Auch in diesem Jahr beziehen wir unser Stammquartier, das Schloss am Meer. Vom Obergeschoss aus hat man einen wunderbaren Ausblick, weit über die Insel und Halligen hinaus. In der Ferne erkennt man die Windräder der Stromerzeuger.
Die Schwarmbildung von Staren ist ein einzigartiges Naturschauspiel, mit dem kaum eine andere Vogelart aufwarten kann. Schon im frühen Sommer bilden sich direkt nach der ersten Brutzeit Trupps aus Jungvögeln und unverpaarten Staren. Je näher der Herbst rückt, desto größer werden die Schwärme.
Erfrischend im echten Sinn des Wortes ist ein Aufenthalt an der Nordsee eben immer. Dafür belohnen aber die abenteuerlich jagenden Wolken, der jähe Wechsel zwischen Schauern und Sonnenschein. Die Vogel- und Pflanzenwelt tut ihr Übriges dazu, dass man ganz schnell alles Betrübliche vergisst. Alle sechs Stunden wechseln sich im Weltnaturerbe Wattenmeer Ebbe und Flut ab. In jedem Augenblick verändern sie die Landschaft fast magisch. Plötzlich liegen riesige Wattflächen frei und laden Sie zu einer geführten Wattwanderung über den Meeresboden ein. Es knistert und gluckert überall, der Boden ist übersät mit kleinen Sandhäufchen, die wie graue Spaghetti aussehen und Strandkrabben flitzen in flachen Prielen seitwärts.
Inselschutz: Seit Siedlungsbeginn im 7. Jahrhundert kämpfen die Bewohner der Küstenregion gegen Sturmfluten und Landverlust. Wenn das Wetter es erlaubt, werden im Februar und März mit Hilfe von zwei Raupen die Sandmassen so bewegt, dass die Frühjahrsurlauber in Wyk einen etwa fünfzig bis achtzig Meter breiten, ebenen Sandstrand vorfinden. Hin und wieder vergisst man, den notwendigen Antrag rechtzeitig zu stellen, schließlich baggert man im "Naturschutzgebiet Wattenmeer". Dann werden die Arbeiten eben vor der Hauptsaison durchgeführt. Wenn die Winterstürme zu häufig auftreten und hohe Sandverluste eintreten, sind Sandaufspülungen erforderlich und dann auch möglich. Das gilt ebenfalls für die Strände in Utersum und Nieblum. Noch aber ist das kein Thema, das Strandleben zu jeder Jahreszeit lässt sich auf Föhr uneingeschränkt genießen!
Nordfrieslands Landschaft präsentiert sich während unserer April-Reise nicht immer im Postkartenlicht. Aber egal: Der Himmel ist riesig, der Horizont so weit, wie es sich im Norden gehört. Vom Südstrand in Wyk, wo wir wohnen, sehen wir Langeness und Amrum. Die für die Optik der nordfriesischen Inseln unverzichtbaren Strandkörbe haben, wenn sie verlassen auf dem Sand stehen, einen ganz eigenen Charme. Und das Watt ist zwar eigentlich am besten, wenn es einem zwischen den Zehen hindurchquillt, aber für Einsteiger eignet es sich auch mit Schuhen.
Ein typischer Holzsteg mit Sicht auf Hallig Langeness und die ruhige Nordsee, betrachtet von der Strand-Promenade.
In den fünf „nostalgischen“ Strandwärterhäuschen beziehen die Strandwärter in der Badesaison ihre Posten um sowohl als Ansprechpartner für Fragen und Wünsche der Gäste zur Verfügung zu stehen und um die Vermietung der Strandkörbe zu tätigen. Bis zu 1.700 Körbe in bunten Farben, rot ausgenommen, beleben im Sommer den Wyker Strand und dabei bleibt noch ausreichend Sandfläche übrig, um dem Korbnachbarn nicht zu nahe kommen zu müssen.
Ein Spaziergang durch das Zentrum von Wyk, mit seinen malerischen Gässchen und den noch verbliebenen Kapitänshäusern in der Carl-Haeberlinstraße, ist ein Muss. Selbst zu Hochsaisonzeiten wirkt alles gemütlich, beschaulich, sauber und frisch. Man kann sich richtiggehend in den winzigen Durchstichen zwischen den einzelnen Straßenzügen verlaufen und gelangt am Ende doch noch ans Ziel. Als sehr einheitlich empfindet man als Besucher die Dörfer und Häuser auf Föhr. Bis auf Bausünden aus den 60-er, frühen 70-er Jahren, gibt es strenge Bauauflagen. Geduckt vor dem Wind und Wetterkapriolen stehen die Häuser da mit ihren reetgedeckten Dächern. Tatsächlich sehen manche Dörfer dann wie aus dem Bilderbuch geschnitten aus und wirken fast zu perfekt. Auffallend ist noch die Liebe der Föhrer zu Blumen. Kein noch so kleines Gärtchen ohne Blumenschmuck. Ob Friesenrose oder Stockrose, ob Töpfe, Kugeln oder Ampeln, es blüht in zarten Tönen.
Der Leuchtturm Olhörn, auch Leuchtfeuer Olhörn oder gelegentlich auch Leuchtturm Olderhörn genannt, ist ein kleiner Leuchtturm auf der deutschen Nordseeinsel Föhr in Schleswig-Holstein. Der Turm befindet sich im Südosten von Föhr in der Gemarkung der Stadt Wyk. Er steht auf einem Geestrücken von eher geringer Höhe über dem Südstrand von Wyk in der Nähe des Kurmittelhauses. Anstelle einer 1892 errichteten Leuchtbake wurde im Jahr 1952 der heutige Turm erbaut. Er besitzt eine Höhe von etwa acht Metern; die Feuerhöhe befindet sich 10 Meter über MThw. Der Turm besitzt einen annähernd quadratischen Grundriss und besteht aus massivem Mauerbau, der mit einer rot-braunen Klinkerfassade verkleidet ist. Über der begehbaren Plattform erhebt sich die aus Metall bestehende und weiß lackierte Laterne mit der Optik. Der ferngesteuerte Turm besitzt die Funktion eines Quermarkenfeuers und dient der Navigation der Schifffahrt in der Norderaue zwischen dem Festlandshafen Dagebüll und den Inseln Föhr und Amrum. Er ist daher ein Seezeichen und stellt (aufgrund seiner eher geringen Höhe) eingeschränkt auch eine Landmarke auf der Insel dar.
Das waren noch Zeiten, als es direkt in der Wyker Altstadt den Coop mit seinem dauerpräsenten Filialleiter gab, einem kleinen Mann mit tiefer Stimme und großer Brille, der durch die Sprechanlage die Sonderangebote pries: „Heute besonders preiswert: eine wunderschöne Carbonade.“ Verschwunden ist auch die große Buchhandlung direkt am Sandwall, und das damals immer bestens sortierte Spielwarengeschäft ist vom Erdboden verschluckt. Das Promenadencafé, in dem es die vorzügliche heiße Schokolade mit einem Klacks Sahne in einem eigenen Glastöpfchen gab, hat seinen friesischen Charme verloren. Dort gibt es jetzt rund um die Uhr Restauration, spätabends zur Not auch unter Gaspilzen. Alles wirkt kleiner als früher. Am Wyker Sandwall liegt heute ein Café-Bistro-Restaurant neben dem anderen, in den teils noch stilechten Häusern wird überall mit Hugo und Aperol Spritz geworben. Dem Sandwall mit seinem weißen Kurhaus und dem kleinen Kino darin kann diese Eintönigkeit nicht viel anhaben. Er hat zwar anders als die nachgerüsteten Ostseebäder kein Muschelkalk-Natursteinpflaster zu bieten, dafür stehen etliche der Tische auf einer von Gehwegen eingefassten Grasinsel. Dort haben jetzt einem touristischen Landeskonzept entsprechend anspruchsvolle Genießer, gut situierte Familien mit Kindern bis vierzehn Jahren und die „Best Ager“ über fünfundfünfzig unter gepflegten Bäumen Platz genommen.
Die "Schifferbank" durfte früher nur von alten Schiffern benutzt werden. Keine Frau, kein Kind, ja nicht einmal den Steuerleuten war es gestattet, dort zu sitzen. Im den Jahre 1865 verbrachte Kronprinz Friedrich mit Familie seinen Sommerurlaub in Wyk. Sein Sohn, der spätere Kaiser Wilhelm II rannte einmal so lange um die Bank, auf denen die Schiffer in Ruhe ihren Klönsnak halten wollten, bis einem von ihnen der Kragen platzte und Prinz Wilhelm eine Ohrfeige gab. Der herbei geeilte Erzieher des Prinzen vertraute dem Schiffer an: "Er hat es verdient, aber ich darf das ja nicht."
Der Glockenturm in Wyk auf Föhr
In früheren Zeiten gab es im Orte Wyk auf Föhr keine Kirche und die Bevölkerung mußte auf Kirchen in den Nachbarorten ausweichen. Da der Ort seiner Zeit kein Geld für den Bau einer Kirche hatte, wurde beschlossen zunächst wenigstens einen Glockenturm zu errichten und die eigentliche Kirche zu einem späteren Zeitpunkt zu bauen. Hierzu ist es jedoch nie gekommen. Deshalb findet man in der Ortschaft Wyk auf Föhr heute immer noch einen "kirchenlosen" Glockenturm, der durchaus sehenswert ist und den man sich während eines Aufenthaltes in Wyk einmal genauer betrachten sollte.
Für Sportler ist die Insel ebenfalls ein perfektes Ziel. Neben Surfen, Kite-Surfen, Segeln und vielen anderen Möglichkeiten ist Föhr ein Radfahrerparadies.
Kirchen auf Föhr
Als Wahrzeichen der Insel Föhr bergen die drei mittelalterlichen Kirchen aus dem 12./13. Jahrhundert im Inneren einzigartige Sehenswürdigkeiten wie Altarbilder, Schnitzereien und alte Taufsteine. Die größte von ihnen ist die mächtige St. Johannis-Kirche in Nieblum – auch Friesendom genannt. Neben dem Friesendom sind auch die St. Laurentii-Kirche in Süderende und die St. Nicolai-Kirche in Wyk-Boldixum von sehenswerten Friedhöfen umgeben: Bei einem Rundgang auf diesen denkmalgeschützten Friedhöfen kann man in die Welt der Walfänger und Kapitäne eintauchen. Die „sprechenden" Grabsteine berichten als steinerne Zeugen vom bewegten Leben der Föhringer Seefahrer. Allen voran der des „Glücklichen Matthias“ – dem erfolgreichsten Walfänger der Nordfriesen. Sein Grabstein ist auf dem Friedhof der St. Laurentii-Kirche in Süderende bestaunen.
Nieblum und der Friesendom
Nieblums Ortsbild wird neben den alten Reetdachhäusern vom imposanten "Friesendom", der Johannis-Kirche geprägt. Sie ist die größte der drei Inselkirchen. Vor fast 600 Jahren wurde die Nieblumer Kirche erbaut, damals stand sie an der Grenze der Gemarkungen Goting, Nieblum und Alkersum. Das ursprüngliche Dorf Nieblum lag seinerzeit noch sehr viel weiter in Richtung Nordsee. Erst nach den großen Sturmfluten, vor allem nach der des Jahres 1634, zogen die Nieblumer weiter ins Landesinnere, an ihre Kirche heran. Nach 1634 ist dann der Ortskern in der Form entstanden, in der er noch heute erhalten ist. St. Johannis, der mächtige “Friesendom”, wurde im 13. Jahrhundert gebaut. Das Taufbecken ist noch hundert Jahre älter. Der kostbare Schnitzaltar stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Im Schatten von St. Johannis sind Seeleute begraben, die von allen Fahrten wohlbehalten zurückkehrten und ihren Lebensabend auf der Heimatinsel genießen konnten. Rund 40.000 Menschen besuchen jährlich den Friedhof von St. Johannis mit den besonderen Grabsteinen.
St. Nicolai in Boldixum
Die Kirche liegt inmitten des großen Friedhofs, der von Feldsteinmauern umgeben ist, an der Grenze der Dörfer Boldixum und Wrixum. Die St. Nicolai Kirche wurde dem heiligen Nicolaus, ehemals Bischof von Myra in Kleinasien und Schutzpatron der Seefahrer geweiht und nach ihm benannt.
Der Ursprung der Kirche stammt aus der Zeit um 1240. Im Jahre 1707 fand man beim Anbau des Norderschiffs in einer Kapsel drei Silbermünzen mit der Jahreszahl 1240 und den Insignien des Dünenkönigs Waldemar des Siegers. Damit war ein Anhaltspunkt zur Datierung des Kirchenbaus gegeben. Neben Altar (1643), Kanzel (1630), Taufstein (13. Jahrhundert), der Statue des Heiligen Nicolaus (um 1300) und drei spätgotischen Plastiken gehört die Orgel zu den Besonderheiten der Kirche. Die Kirche St. Nicolai ist insofern einzigartig, weil hier früher auch politische Versammlungen (1426 Siebenhardenbeliebung mit nordfriesischer Gesetzgebung) und Gerichtstagungen stattfanden.
HINWEIS: Weitere Fotos über die Inselkirchen, die Friedhöhe und Museen der Insel finden Sie in den verschiedenen Untermenüs.
MS Nordfriesland
Neben den beiden Doppelendfähren Schleswig-Holstein und Uthlande fahren auf der Linie Dagebüll-Föhr-Amrum die beiden Fähren MS Nordfriesland und MS Rungholt.
Als unsere Fähre am nächsten Tag in Wyk ablegt, über der Hallig Langeness am Horizont der Himmel aufreisst, muss ich an sie denken: an die Walfänger, an die starken friesischen Frauen, die sich auf den Inseln um Kinder, Haushalt und Felder kümmern mussten. Und an ► Dirck Cramer und Eike Jensen, die sich trotz Tausenden Seemeilen zwischen ihnen lieben lernten.
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