Die Zeche Zollern ist ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur. Prunkvolle Backsteinfassaden und opulente Giebel mit Zinnenkranz und Ecktürmchen rund um den grünen Ehrenhof erinnern auf den ersten Blick eher an eine Adelsresidenz als an eine Schachtanlage, auf der Kohle gefördert wurde. Kaum mehr vorstellbar ist heute, dass das Ensemble nach der Stilllegung in den 1960er Jahren abgerissen werden sollte. Wichtigstes Objekt im Kampf um den Erhalt war die Maschinenhalle mit dem eindrucksvollen Jugendstilportal – heute eine Ikone der Industriekultur. Der Erhalt des Vorzeige-Baus aus Stahl und Glas 1969 rettete nicht nur die gesamte Anlage, sondern markiert gleichzeitig auch den Beginn der Industriedenkmalpflege in Deutschland.
▲ Markenstube, ehem. Leichenhalle und spätere Anbauten werden heute als Kasse (links) und Museumsladen (rechts) genutzt.
Die Torhäuser waren ursprünglich durch eine Werkseinfriedung aus Mauerpfeilern und schmiedeeisernen Gitterzäunen mit dem Werkstatt- bzw. Magazingebäude verbunden. Später wurden die Mauern durch Anbauten ersetzt. 1947 bekam die Leichenhalle einen Anbau für Heildienst- und Sanitärräume, 1956/57 einen weiteren mit Räumen zur medizinischen Betreuung. 1951 wurde die Leichenhalle in das ehemalige Aborthäuschen verlegt. Die Markenstube diente zur Ausgabe und Annahme der Marken und gleichzeitig als Belegschaftsbüro: Urlaubs- und Krankenscheine wurden hier verwaltet. Außerdem war hier zunächst auch der Heildiener tätig, der Verletzten Erste Hilfe leisten konnte. 1940/41 wurde sie durch einen Anbau erweitert. 1952 wurde der Anbau bis zum Magazin fortgesetzt, um so u.a. einen Raum für den Betriebsrat zu schaffen.
Angegliedert an das Kauengebäude und mit diesem eine Achse bildend, sind Fördergerüst von Schacht II, Schachthalle und Separation angeordnet. Schachthalle, Separation und Fördergerüst des Schachtes II bilden eine bauliche und funktionale Einheit. Das Fördergerüst des Schachtes VI reiht sich in die Gebäudeflucht des Pferdestalls und der Werkstätten ein. Verbunden waren Schacht II und Schacht VI ursprünglich durch eine Transportbrücke. Die Gerüste der Schächte II/VI standen sich gespiegelt gegenüber, mit der Maschinenhalle dazwischen. Sie markierten den „Beginn des Produktionsbereiches“ der Schachtanlage Zollvern II/IV.
▲ Die Maschinenhalle stellt sich von ihrem Erscheinungsbild heute so für Besucher dar, wie sie sich auch schon Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Gelände präsentierte. Die Wahl der Materialien und Farbgebungen, hat sich auch nach der Sanierung nicht verändert. Die ursprüngliche Substanz konnte jedoch aufgrund der anfälligen Stahlskelettbauweise nicht vollständig erhalten bleiben.
Die Maschinenhalle bildet sowohl durch ihre Funktion als auch durch ihre Lage das Zentrum von Zollern. Sie liegt genau auf der zentralen Achse, welche durch Ehrenhof und Verwaltungsgebäude schon zu Beginn definiert und durch das alte Kesselhaus und die Ammoniakfabrik vervollständigt wird. Der Charakter der Maschinenhalle wird vor allem durch das Zusammenspiel der klaren Grundstruktur einer Stahlfachwerkkonstruktion und Gestaltungsformen des Jugendstils geprägt. In der Gegenüberstellung zu den neugotischen Gebäuden der Zeche Zollern bildet die Maschinenhalle durch ihre Konstruktion einen „reizvollen Kontrast“. Allein durch dieses Gebäude wurde die Zeche Zollern II / IV zu einer „architektonischen Novität in einer Region, die um die Jahrhundertwende nur wenig Modernes aufweisen konnte“.
Der Anbau von 1960 für die Weißkaue wurde zu Büroräumen für den Hauptsitz des Westfälischen Industriemuseums umgebaut. Man hatte sich entschlossen auch später hinzugefügte Anbauten stehen zu lassen, da es von diesen nicht so viele gibt und der Eindruck einer Zeche um die Jahrhundertwende noch gut zu erkennen ist. Ansonsten wären auch schwer zu entscheiden, wo die Grenze zu ziehen ist, was abgerissen wird und was stehen bleibt. Bei den Fenstern zum Hof entschied man jedoch Fenster im alten Stil neu herzustellen und die Fenster von ca. 1950 zu entfernen. Man wollte zum Hof einen einheitlichen Charakter schaffen, wie er auch ursprünglich vorhanden war.
▲ Nach der Produktionsverlegung zur Zeche Germania fanden seit 1954 nur noch Seilfahrt und Materialförderungen im Schacht II statt. Der Abbruch von Fördergerüst und Schachthalle erfolgte 1969. Das Fördergerüst von Schacht II wurde ersetzt durch eine baugleiche Gerüstkonstruktion der Zeche Wilhelmine Victoria in Gelsenkirchen. Das Fördergerüst aus Gelsenkirchen wurde 1906 über dem Schacht Wilhelmine Victoria 4 durch die Fa. Wirtz & Co./Gelsenkirchen errichtet. Abbruch und Translozierung erfolgten 1985. Das über dem Schacht Zollern II wieder errichtete Fördergerüst ist in seiner Funktion so hergerichtet worden, dass das Funktionsprinzip der Seilförderung nachvollziehbar ist. Das Fördergerüst lässt sich über Hängebank und Seilfahrtbühne bis hoch zu den Treibscheiben begehen. Die umlaufende Treppe um das Führungsgerüst erhielt zur besseren Begehbarkeit eine andere, weniger steile Steigung. Das Fördergerüst über Schacht II hat drei Streben (Dreistrebengerüst). Auf der Seilscheibenbühne sind vier Seilscheiben nebeneinander für Doppelförderung angeordnet. Für die Zeche Zollern wurde die erste elektrische Fördermaschine der Welt in der Maschinenhalle eingebaut. Die Förderung von Mannschaften und Kohle erfolgte über das nach Friedrich Koepe benannte Fördersystem mit den von Elektromotoren angetriebenen Treibscheiben im Maschinenhaus. Zusätzlich wurden im Treibscheibenbereich des Fördergerüstes II im Maschinenhaus VSG-Scheiben installiert, welche eine Pufferzone zu den Treibscheiben mit Sicherheitsabstand bewirken. Diese Scheiben sind aber durch ihre Transparenz kaum sichtbar und stören das Erscheinungsbild nicht.
▲ Das Gerüst für den Wetterschacht VI war schwächer ausgebildet, hat nur zwei Treibscheiben und kam ohne die dritte Strebe aus. Beide Fördergerüste waren vermutlich schwarz-grün gestrichen. Da Schacht VI ausschließlich zur Bewetterung der Stollen diente, war das Fördergerüst nach dem Bau der Zentralförderanlage Germania ohne Nutzen, sodass es 1940 abgerissen und vermutlich zugunsten der in jenen Jahren boomenden Rüstungsindustrie verschrottet wurde. Zur Rekonstruktion des Wetterschachtes IV wurde ein baugleiches Fördergerüste der Zeche Friedrich der Große in Herne auf das Gelände Zollerns II/IV transloziert. Es ist nicht begehbar und dient der reinen Anschauung.
Lokomotive Emil Mayrisch Nr. 4, 1949; Hersteller: Henschel & Sohn/Kassel (Fabrik Nr. 26468) Die dreiachsige Rangierlok mit 400 PS und einer Zugkraft von 7200 kg wurde für die Glaswerke Ruhr in Essen-Karnap gebaut, war auf den EBV-Zechen Gouley, Carl Alexander und Adolf im Einsatz und kam 1975 zur Grube Emil Mayrisch. Gegenüber den anderen Lokomotiven repräsentiert dieser Typ einen anderen Leistungsbereich und ist wegen der Verwendung auf zahlreichen EBV-Gruben für das ganze Revier von historischer Bedeutung. 1993 kam sie zum Industriemuseum Zeche Zollern.
Der ehemalige Lehrstollen der Zeche Westerholt wurde neu aufgebaut. Im Juli 2017 hat das Team von Deilmann-Haniel Mining Systems GmbH die Stahlbögen zusammengesetzt. Zukünftig wird eine neue Ausstellung in dem Stollen den tatsächlichen Ausbildungsort eines Bergmannes erlebbar machen und das Thema „Bergbautechnik nach 1950“ vermitteln. Im Lehrbergwerk (LBW ) vermittelte man Generationen von Berglehrlingen die Grundzüge des Steinkohlenbergbaus. Es war für die jungen Kumpelanwärter ein erster Vorgeschmack der bevorstehenden Untertage - Welt.
Weitere Bilder und nähere Beschreibungen in den verschiedenen Untermenüs!
wdf - wupper digitale fotografie
Alle Bilder auf diesen Seiten unterliegen dem © von Klaus-D. Wupper. Das Copyright für veröffentlichte, vom Betreiber dieses Onlineangebotes selbst erstellte Objekte bleibt allein beim Autor der Seiten.
Eine Vervielfältigung oder Verwendung solcher Grafiken, Sounds oder Texte in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung des Betreibers nicht gestattet.