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Die Bibel spricht von fünf Personen namens „Johannes“:
Alljährlich am 24. Juni (genau 6 Monate vor dem Heiligen Abend) feiert die Kirche das Hochfest zur Geburt Johannes des Täufers (auch als Johanni bzw. Johannistag bekannt). Dieses Fest steht in enger Verbindung zur am 21. Juni stattfindenden Sommersonnenwende. Die Nacht auf den Johannistag vom 23. auf den 24. Juni wird auch die Johannisnacht genannt. Diese Zuordnung der Kalendertage ist aus dem Lukasevangelium (Lk 1,26–38) abgeleitet: Dort wurde es vom liturgischen Datum der Geburt Jesu her errechnet, nämlich drei Monate nach Mariä Verkündigung und sechs Monate vor Weihnachten.
Johannes war ein bekannter Mann in Israel. Viele Menschen aus Jerusalem und dem ganzen Umland, so wird es im Evangelium erzählt, sind zu ihm hinaus an den Jordan gezogen, um sich taufen zu lassen. Dabei hat Johannes keine Wohlfühlbotschaft verkündet. Seine Botschaft war: „Kehrt um! Bereitet dem Herrn den Weg!“ (Markus 1,3f) Das heißt: Ihr habt in eurem Leben die Verbindung mit Gott verloren. Das tut euch nicht gut. Lasst das Böse, das ihr getan habt, und kehrt zurück zum Guten! Auch Jesus kam mit seinen Jüngern, um sich taufen zu lassen. Viele haben wohl damals geglaubt, Johannes wäre selbst der Erlöser. Aber das hat er immer zurückgewiesen. „Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich,“ (Markus 1,7) hat er gesagt. Trotzdem ist er ein bedeutender Heiliger. Bis heute gibt es in vielen Kirchen Bilder und Figuren von ihm. Johannes hält ein Buch, auf dem ein Lamm sitzt. Gemeint ist das Neue Testament und die Opferrolle Christi als „Lamm Gottes“ darin. Fast immer hat er einen übergroßen Zeigefinger, der auf Jesus deutet. Zu Füßen der Figur windet sich eine reich gekleidete Gestalt: Herodes Antipas, der den Täufer auf Bitten seiner Tochter Salome enthaupten ließ.
Urlaubsstimmung stellt sich ein, wenn wir auf die Nordseeinsel Föhr kommen: Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel, Gaststätten und Cafés locken Spaziergänger und Radfahrer an, reetgedeckte Häuser ducken sich unter hohen Bäumen. Alles hier in Nieblum ist liebevoll gepflegt: die Häuschen und die Gärten mit den duftenden Blumen ebenso wie die Straßen und Wege. Alles scheint wohlgeordnet, atmet Ruhe und Geborgenheit. Auch der weitläufige Friedhof am nördlichen Rande des Dorfes ist gut besucht. Alte reichverzierte Grabsteine künden von der Geschichte Nieblums, brachen doch von hier einst Seefahrer und Walfänger zur Fahrt über die Weltmeere auf. Mittendrin erhebt sich die mächtige, Johannes dem Täufer geweihte Kirche. Einladend steht sie für jedermann offen. Die Kirche ist das größte der drei mittelalterlichen Gottes-Häuser der Insel und wird deshalb gern "Friesendom" genannt. Auf den Mauern eines romanischen Vorgängerbaus, der im späten 12. Jahrhundert aus Granitquadern und Tuffstein errichtet worden war und von dem noch Reste im Langhaus und an den Chorwänden zu finden sind, entstand im 13. Jahrhundert die heutige, größere Kirche. An den spätromanischen Chor mit der halbrunden Apsis schließt sich das frühgotische Querhaus mit dem reich gegliederten Südgiebel an. Während Chor und Querhaus im Inneren Rippengewölbe zeigen, hat das Langhaus eine flache Holzbalkendecke. Im Westen erhebt sich der quadratische Turm mit dem in dieser Gegend üblichen Satteldach. Ecklisenen, Friese und Blendbogen bilden seine frühgotische Zier.
► Der Friesendom
Das Erzbischöfliche Diözesanmuseum Paderborn ist das älteste Diözesanmuseum im deutschsprachigen Raum. Es wurde 1853 gegründet. Das Museum zeigt regelmäßig große kunst- und kultur-historische Sonderausstellungen mit Leihgaben aus renommierten Museen und Sammlungen in ganz Europa und aus Übersee. Das Diözesanmuseum Paderborn hat eine der bedeutendsten Sammlungen christlicher Kunst in Deutschland. Sie umfasst mehr als 12.000 Exponate und spannt einen Bogen von Glanzstücken mittelalterlicher und barockzeitlicher Skulptur, Malerei, Textil-, Buch- und Goldschmiedekunst über schlichte Zeugnisse volksfrommen Brauchtums bis hin zu Werken der zeitgenössischen Kunst. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Skulptur vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. In der Schatzkammer des Museums werden liturgische Geräte, Goldschmiedearbeiten und Reliquiare aus dem Mittelalter und der Neuzeit bewahrt. Zu den wichtigsten Exponaten gehören hier der silbervergoldete Liborischrein von 1627 und zwei kostbare romanische Tragaltäre. Schenkungen und Ankäufe ergänzen die Sammlung kontinuierlich. 2016 ist es gelungen 14 herausragende Werke aus der Sammlung des Landrates Fritz Thomée (1862–1944) zu erwerben. Zu ihnen gehören u. a. drei Sandsteinfiguren der heiligen Anna Selbdritt, Dorothea und Elisabeth des Münsteraner Bildhauers Johann Brabender (1498/99–1561/62).
*Philipp Busch war seit 2013 Pastor in St. Johannis in Nieblum auf Föhr. Er diente seiner Gemeinde und dem Evangelium mit Hingabe und mit seiner außergewöhnlichen Begabung am Wort. Leider verstarb er mit 53 Jahren am 11.12.2022 nach langer Krankheit. Er war „Segensucher – Familienmensch – Pastor“, so schreibt es die Familie über die Traueranzeige. Die Suche nach Segen prägte seinen Social-Media-Auftritt, den er sehr aktiv pflegte. Unter dem Hashtag #jedertageinSegen“ sammelte er kleine, besondere Tagesmomente und gab damit vielen Menschen Trost und Halt. Gemeinsam mit seiner Frau Kirsten etablierte er in der Corona-Zeit und darüber hinaus den „Sonntagsgruß“ in den Sozialen Medien und erreichte damit Menschen weit über Föhr hinaus. Sie sei seine „liebste Kollegin“, sagte er einmal im Interview. Wann immer es möglich war, hielt das Paar die Sonntagspredigten im Dialog. Gott lasse ihn schauen, was er geglaubt hat.
Johannes der Täufer predigt.
Er predigt, ohne etwas zu sagen. Er predigt einfach nur, indem er da steht. Überlebensgroß. Seit mehr als 500 Jahren. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts kommt die große Figur von Johannes in die Kirche, die seinen Namen trägt. Seitdem steht sie dort neben dem Altar. Und predigt.
Johannes schaut.
Die dann aber abgelöst werden sollten durch einen Gott, dem der König vertraute und von dem die Mönche erzählten, die auf die Insel kamen. Heute sieht er denen entgegen, die über den Kirchhof gehen. Er schaut auf die, die draußen stehen bleiben und die Kamera nehmen und sich ein Bild machen. Damit sie sich später erinnern können: So sah mein Glaube einmal aus. Er sieht denen nach, die hier waren. Für einen Augenblick, überrascht von der Größe, erfüllt von der Stille, ergriffen von dem, was sich heilig anfühlt. Johannes sieht ihnen nach und schickt ihnen einen Segen hinterher.
Vielleicht aber hält er auch nur nach dem Einen Ausschau, der nach ihm kommen soll. Der nicht nur mit Wasser tauft, dem Zeichen, dass Menschen sich ändern können. Sondern der mit Feuer und Geist tauft, damit Menschen sich wirklich ändern. Damit in ihnen verbrennt, was das Leben abtötet, und sie von einem neuen Geist belebt werden. Von dem es auch heißt, dass er eines Tages wiederkommt, um zu Ende zu bringen, was Johannes angekündigt hat: Das Gericht, das Gott über den Menschen hält. Damit ihnen endlich Gerechtigkeit widerfährt, den Opfern wie den Tätern. Damit Frieden wird. In den Herzen, auf der Welt.
Johannes steht da. In seinem Gewand aus Kamelhaar. Einer, der es geschafft hat. Er hat sich herausgenommen aus dem grauen Alltag. Aus all dem, was ein Leben sonst so ausmacht: Arbeit und Haushalt, Freizeit und Familie. Aus dem Alltag ist er ausgezogen in die Wüste. Dorthin, wo es nichts mehr gibt, das schützt und birgt. Vor der Hitze des Tages, vor der Kälte der Nacht. Dorthin auch, wo ihn nichts mehr ablenkt von sich selbst. Und von Gott. Tag für Tag schaut er beiden ins Angesicht. Gott und sich selber. Er erkennt sich und er erkennt, wie Gott ihn erkennt. Wer weiß, vielleicht ist ihm dort in der Wüste gelungen, was Luther aus sich selber nie gelang: Ruhe zu finden und Frieden zu machen mit Gott. Vielleicht ist Johannes einer gewesen, der das konnte: So werden, wie Gott ihn will.
Die Leute fangen an, zu ihm in die Wüste zu gehen, um genau das zu lernen: Zu werden, wie Gott sie will. Johannes hat einen klaren Blick für das, was sie tun und was ihnen fehlt. Ihr schaut auf euren Vorteil, sagt er ihnen. Ihr schaut auf das, von dem ihr meint, dass es euch hilft und gut tut. Weil ihr das tut, werdet ihr blind für den anderen neben euch. Ihr seht ihn noch, den anderen. Aber er wird für euch zu einer Bedrohung. Den Flüchtling nennt ihr Eindringling. Er ist für euch keiner, der etwas braucht. Sondern einer, der euch etwas nimmt. Öffnet eure Augen, sagt Johannes ihnen. Seht den Menschen, der zu euch kommt. Seht ihn als einen, der etwas braucht. Teilt mit ihm. Dann seht ihr auch Gott.
Johannes zeigt. Mit ausgestrecktem Zeigefinger zeigt er auf das Lamm. Es sitzt auf einem Buch, das auf seinem Unterarm aufliegt. Das ist die Aufgabe von Johannes: Zu zeigen. Es geht nicht um ihn. Es geht um den Anderen. So steht es in dem Buch, das er hält: "Eine Stimme ruft: Durch die Wüste bahnt einen Weg für den Herrn" (Jesaja 40,3). So hat es ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben. Damals, kurz nach seiner Geburt: "Du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden. Du wirst dem Herrn vorangehen und die Wege für ihn bereit machen" (Lukas 1,76). Also erfüllt Johannes seinen Auftrag und macht die Wege bereit. Bei sich selber räumt er den Stolz beiseite, der ihn davon abhalten könnte, nur der Vorgänger zu sein. Er stellt sich selber in den Schatten, damit alles Licht auf den Anderen fällt. Die Menschen, die bei ihm bleiben wollen, schickt er zu dem Anderen: Ihm sollen sie folgen. Vielleicht ist das sogar die schwerste Aufgabe für den Stellvertreter: Die Stelle nur zu vertreten. Sie offen zu halten für den, der kommen soll. Und dann, wenn er da ist, zur Seite zu treten.
Das geht nur, wenn er selber begeistert ist von dem, den er da ankündigt. "Ich bin nicht einmal wert, ihm die Riemen seiner Sandalen aufzuschnüren", sagt Johannes (Lukas 3,16). "Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?" (Lukas 7,19) Mit dieser Frage schickt er später seine Freunde zu dem Anderen. Er sehnt sich nach dem Anderen, den er ankündigt. Danach, dass Gott einlöst, was er durch ihn verspricht. Erst dann ist er am Ziel: Wenn der da ist, für den er den Weg bereitet. Ihn will er kommen sehen. Lieber heute als morgen. Johannes zeigt: „Sieh doch, das ist das Lamm Gottes. Es nimmt die Schuld dieser Welt weg!“ (Johannes 1,29) Johannes hat eine andere Aufgabe. Er nimmt die Schuld nicht weg. Er zeigt sie. Er hält sie den Menschen vor Augen. Er zeigt ihnen, woran sie schwer zu tragen haben. Und er hofft, dass sie daran etwas ändern können. Dass sie miteinander anders umgehen können, als sie es so oft tun. Liebevoll statt verletzend. Mit ausgestreckten Händen statt ausgefahrenen Ellenbogen. Mit freundlichen Worten statt spitzer Zunge. Er hat die Hoffnung, die mit der Erfahrung im Streit liegt. Wie soll einer, der verletzt wurde, liebevoll sein zu dem, der ihm weh getan hat? Wie soll ich jemandem die Hand reichen, der mir mit Fäusten droht? Wie sollst du dir auf die Zunge beißen, wenn dich jemand wieder und wieder beleidigt? Ändert euer Leben. Das heißt ja auch: Fangt neu an. Mit euch. Und miteinander. Aber wer kann das? So tun, als wäre da nichts gewesen, nur damit etwas Neues werden kann? Man kann doch nicht einfach vergessen. Nein, man kann nicht vergessen. Aber einer kann die Schuld wegtragen. Das, was auf einem Menschen lastet. Was zwischen Menschen steht. Du lädst es dem Lamm auf den Rücken und das Lamm trägt die Schuld weg. An einen Ort, wo es aufgehoben ist. Es ist noch da. Damit dir und dem anderen Gerechtigkeit widerfahren kann. Aber es steht nicht mehr zwischen dem anderen und dir. Ihr könnt beide andere werden. Ihr könnt neu miteinander anfangen. Johannes steht da wie ein Sieger. Er steht auf einem Menschen. Der trägt ein rotes Gewand mit goldenem Gürtel. und einen schwarzen Pilgerhut mit Jakobsmuschel. Das rote Gewand und der goldene Gürtel machen diesen Menschen zu einem Adeligen, zu König Herodes. Der Herodes, der Johannes den Täufer töten ließ. Aber der eigentliche Gewinner, das ist Johannes. Er legt den Finger auf die wunde Stelle von Herodes. Du hast deine Frau verstoßen, um dann deinem Bruder die Frau auszuspannen. "Änder dein Leben. Ändert euer Leben. Gott wird Gerechtigkeit üben." Das sagt Johannes auch dem König. Und bezahlt die Königskritik mit dem Leben. Aber am Ende, ganz am Ende widerfährt Johannes und Herodes Gerechtigkeit. Am Ende sorgt Gott für Gerechtigkeit. Der Gerechte steht aufrecht, den Kopf hoch erhoben. Der Ungerechte liegt unter ihm. Gott hat ihn in den Staub geworfen. Dort liegt er nun. Und fast sieht es aus, als habe er ein Lächeln im Gesicht. Vielleicht ist es auch eine Erlösung für den Ungerechten. Wenn das Unrecht, das er tut, als Unrecht verurteilt wird. Nur so kommt er los von dem Unrecht, das er getan hat. Womöglich hat sich der, der unter Johannes im Staub liegt, auch selber dorthin gelegt. Hat sich freiwillig unterworfen. Irgendwer hat irgendwann dem König den schwarzen Pilgerhut aufgesetzt. Der da im Staub liegt, ist nicht nur ein Mächtiger, der unterworfen wurde. Der im Staub liegt ist auch ein Pilger. Einer wie du und ich. Der kommt heraus aus der Stadt und seinem alltäglichen Leben. Der geht hinein in die Wüste, zu Johannes dem Täufer, weil etwas anders werden soll in seinem Leben. Es beginnt damit, dass er sich in den Staub wirft. Er unterwirft sich Johannes und seiner Botschaft. Etwas muss anders werden in meinem Leben. Ich muss frei werden von dem, was mich gefangen nimmt. Von der Gier. Von der Selbstsucht. Dort im Staub unter Johannes wird er frei. Ein Lächeln zeigt sich auf seinem Gesicht. Gott nimmt deine Schuld von dir. Du kannst ein anderer werden. Und dann steht er auf und klopft den Staub aus den Kleidern und steigt in den Jordan und Johannes der Täufer tauft ihn und wäscht alles ab. Und als er aus dem Jordan steigt, öffnet sich der Himmel über ihm und er hört eine Stimme, die sagt: "Du bist mein Kind. Dich habe ich lieb. An dir habe ich Freude,"
(Lukas 3,22)
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