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Föhr: Von der Reeperbahn zur Badestraße

In Wyk haben einige Straßen im Laufe der Zeit immer wieder einmal ihre Namen gewechselt. So ging es auch mit der „Badestraße“. Diese Straße war bei der Gründung des Fleckens Wyk vor 300 Jahren die westliche Begrenzung des Ortes zum Dorfe Boldixum.

Ehemalige Kurverwaltung Südstrand mit dem Cafe Südstrand (geschlossen 2018)

Rechts und links der heutigen Badestraße gab es nur Acker und Weideland, die "Straße" selbst war nur ein schmaler Feldweg. 1842 errichtete Christian Adolph Petersen, ein Reepschläger aus Nieblum, an der heutigen Ecke Bade/Süderstraße, damals Süderfeldweg eine Reepschlägerbahn. Sein Nachfolger war 1854 Thomas Friedrich Michaelsen. Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde das Grundstück verkauft und bebaut. 1909 verlief die Grenze zu Boldixum direkt an diesen Häusern entlang. Der Flecken Wyk kaufte 1910 die Hälfte der Fahrbahn für 45.000 Mark von Boldixum und zahlte für den Ausbau der gesamten Straße zusätzlich 7.500 Mark. Als der Lembke-Hain gepflanzt wurde, grenzte die westliche Seite des Parks an die heutige Badestraße. Der Lembke-Hain wurde in zwei Abteilungen angelegt, der nördliche Teil befand sich zwischen der Feldstraße und dem Rebbelstieg, die größere südliche Anlage begann am heutigen Olhörnweg und betraf das gleiche Areal wie noch heute. Zwischen diesen beiden Parks befand sich Ackerland. Um diese zwei Anlagen miteinander zu verbinden kaufte Dr. Haeberlin mit einigen anderen Bürgern einen Streifen des östlichen Ackerlandes, welcher ebenfalls bepflanzt wurde, sodass dadurch ein geschützter Spazierweg vom Südstrand an der Badestraße entlang nach Wyk geschaffen wurde. Das so genannte „Dreieck“ zwischen dem Lembke-Hain und dem Stockmannsweg wurde 1915 als städtisches Bauland ausgewiesen. Südlich vom Lembke-Hain wurden Häuser gebaut, die neue Straße wurde die „Parkstraße“. Der restliche Teil des Dreiecks war bis dahin Kartoffelacker, wurde später auch aufgeforstet und direkt an der Ecke zum „Stockmannsweg“ wurde nach dem 2. Weltkrieg die Kurverwaltung Südstrand mit dem Cafe Südstrand gebaut.

Auch auf der „Boldixumer Seite“ der Straße tat sich etwas, nachdem Wyk sie ausgebaut hatte. Jetzt verlief die Grenze zu Boldixum unmittelbar an den Häusern der westlichen Seite der Straße. Das änderte sich dann, als Boldixum nach Wyk hin eingemeindet wurde. Auf der westlichen Seite wurden bis zum Rebbelstieg sogenannte „Villen“ gebaut, in welchen die Eigentümer auch an Gäste vermieteten. Ab ca. 1915 wurde der südliche Teil der heutigen Badestraße „Badeweg“ genannt, nach der Eingemeindung Boldixums bekam die gesamte Straße den Namen „Badestraße“. Das erscheint heute vielleicht seltsam aber damals befanden sich die separaten Strandbäder „Damenbad“, „Herrenbad“ und „Familienbad“ an diesem Küstenstreifen am Ende der Straße. Am südlichen Ende der „Badestraße“, direkt am Strand, wurde das „Schloss am Meer“ errichtet, ein Hotel ersten Ranges. Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde es, wie andere große Häuser in Wyk ein Lazarett für Soldaten mit TBC.

Das "alte" Schloss am Meer, noch mit Schloss Restaurant.

Als Ende der neunziger Jahre die Barmer Ersatzkasse ihr Kinderkurheim im "Schloss am Meer" aufgab, wurde das direkt am Strand gelegene Haus nach Umbau und Modernisierung zunächst als Hypnoseklinik wiedereröffnet. Doch schon nach kurzer Zeit wurde aus der Klinik ein Hotel. Danach wurde es dann als Apartmenthaus mit Restaurant genutzt. Dort wurden auch regelmäßig Bridge-Turniere abgehalten. 2010 waren die Tage des Hotels gezählt, im "Schloss am Meer" sollten Eigentumswohnungen entstehen. Gebaut wurde ein Neubau mit 20 Eigentumswohnungen mit jeweils zwei bis drei Zimmern, Balkon, Loggia oder Dachterrasse und Meerblick. Dazu wurde das Gebäude komplett entkernt, die Anbauten wurden abgerissen und vom eigentlichen Hotel blieben nur die Außenwände stehen. Die historische Fassade wurde erhalten und in den Neubau eingebunden. Baubeginn war Spätsommer 2010, die Baufertigstellung war Herbst 2011.

Die historische Fassade wurde erhalten

2016 liegt unsere Ferienwohnung im "neuen" Schloss am Meer im 3 Obergeschoss hinter der historischen Fassade. Vom Balkon unter dem Frontgiebel eröffnet sich ein einzigartiger unvergesslicher Panoramablick auf die Nordsee und die Halligen.

Auf dem nördlich angrenzenden Grundstück errichteten die Schwestern Gertrud (Lehrerin) und Rose (Kinderschwester) Weyhein ein Kinderheim, welches in der Folgezeit noch vergrößert wurde. Das Kinderheim „Haus Rothtraut“ wurde später von der Nichte Frau Boehmig, später Oehl, weiter geführt. Zunächst als Kinderheim dann als Internat. Danach übernahmen es deren Kinder, welche Umbauten für Ferienwohnungen vornahmen. Auch hier entstanden nach dem Abbruch Eigentumswohnungen.

 

Die „Badestraße“, diese relativ junge Straße vom alten Ortskern Wyk zum Südstrand, zeigt nicht nur die wechselhafte Geschichte dieser Straße, sondern ebenfalls, dass man auch heute durchaus in der Lage ist, zwar zu erneuern, aber dennoch den besonderen Charakter dieses Ortsteils zu bewahren.

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