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St. Laurentii, Süderende / Föhr

Abseits von den Touristenzentren, inmitten des noch landwirtschaftlich geprägten „Westerlandes“ der Insel Föhr ragt der Turm der St. Laurentii-Kirche hoch über das flache Land. Mit den Nachbarkirchtürmen von St. Johannis in Nieblum und St. Nicolai in Wyk-Boldixum prägt er die Silhouette der Insel. Während St. Johannis und St. Nicolai unmittelbar an die zugehörigen Dörfer grenzen, liegt St. Laurentii mit dem zugehörigen Friedhof abseits der umliegenden kleinen Orte, auch wenn inzwischen mit dem Bau des neuen Pastorates und weniger anderer Häuser die ursprünglich völlige Einsamkeit der Kirche nicht mehr gegeben ist. Von St. Johannis, der Mutterkirche der Insel, aus wurde St. Laurentii wohl in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet. Sie ist Pfarrkirche der sie umgebenden sieben Dörfer Hedehusum, Utersum, Dunsum, Süderende, Oldsum, Klintum und Toftum, die zusammen mit den zum Kirchspiel St. Johannis gehörenden Orten Witsum, Goting, Borgsum und einem Teil von Nieblum das Westerland der Insel bildeten. Politisch war das Westerland von 1435 -1721 vom Osterland scharf getrennt: das Osterland mit den Kirchspielen St. Johannis und St. Nicolai unterstand den Herzögen von Schleswig-Gottorf, das Westerland unmittelbar dem dänischen König, kirchlich dem Bischof von Ribe.

Rundgang um die Kirche

Ansicht der Kirche von Norden
 
Grundriss und Einrichtung (Hauptelemente)
 

Historie

Wie bei den meisten alten Landkirchen Schleswig-Holsteins gibt es für die mittelalterlichen Bauvorgänge an St. Laurentii keinerlei urkundliche oder durch Chroniken belegte Daten. Erwähnt wird die Kirche erstmals in einem Kirchenverzeichnis von 1240. Die Geschichte seiner stufenweisen Entstehung muss uns das langgestreckte, aus Granit und Backstein errichtete Bauwerk selbst erzählen.

 

Östlich des heutigen Haupteingangs an der Nordseite beginnt ein bis zum großen Norderquerhaus reichendes Wandstück, das über die ganze Höhe rechteckige Granitquader zeigt. Die einzigen Öffnungen in der sonst völlig schmucklosen Fläche, ein Rundbogenportal und ein hochsitzendes Rundbogenfenster, sind vermauert. An der Südseite finden wir, sogar noch weiter nach Osten reichend, ebenfalls wandhohes Granitmauerwerk, allerdings durch späteres Vorsetzen von Stützpfeilern und nach einer Instandsetzung 1963 mit Abnahme und Wiederaufbau der Granitschale verändert und ohne erkennbare Öffnungen. Beide Wandstücke, zu denen jetzt vom Rasen verdeckte abgeschrägte Sockel gehören, sind Teile der Längswände der ersten romanischen Kirche, die wohl gegen Ende des 12.Jahrhunderts aus Feldstein mit einer Außenschale aus - zumindest an der Vorderseite - in mühevoller Arbeit rechteckig zugehauenem Findlingsgranit errichtet wurde. Sie bestand aus einem turmlosen, mit flacher Balkendecke überspannten rechteckigen Schiff, das die Höhe und Breite sowie etwa ein Drittel der Länge des heutigen Langhauses hatte. Im Osten schlossen sich vermutlich ein quadratischer oder rechteckiger Chor und eine Halbkreisapsis an. Der Erstbau von St. Laurentii war ein nordfriesischer Ableger der großen Gruppe der romanischen jütischen Granitquaderkirchen und wurde als einziges nordfriesisches Beispiel dieser Bauweise wahrscheinlich bis zur Dachtraufe in Granit ausgeführt, während die vom Entwurf her vergleichbaren Kirchen St. Johannis in Nieblum (Erstbau), Keitum und Morsum auf Sylt und St. Willehad in Leck zwar als Granitquaderbauten begonnen, dann aber in Backstein oder importiertem rheinischem Tuff weiter hochgeführt wurden.

 
 

Nur wenige Jahre nach der Fertigstellung des Granitquaderbaus begann wohl im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts als 2. Bauperiode eine umfangreiche Erweiterung der Kirche. Sie erfolgte parallel und wohl auch in gewisser Konkurrenz zur Erweiterung von St. Johannis in Nieblum. An den westlichen Teilen der Langhauswände sehen wir Backsteinflächen, die zeigen, dass dieser ca. 9 Meter lange Abschnitt eine spätere Verlängerung der Granitquader-Kirche ist. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts begann auch in Nordfriesland der Backsteinbau die Feldstein- und Granitquaderbauweise abzulösen. Bei der Erweiterung von St. Laurentii nutzte man allerdings die beim Abbruch der alten Westwand anfallenden Quader, um mit ihnen die unteren fünf Schichten herzustellen und dazu über den ersten drei Backsteinschichten eine weitere Granitquaderreihe einzufügen, was den Wandstücken eine besonders lebendige Oberfläche gibt. In den oberen Backsteinflächen sind in gleicher Höhe wie am Granitquaderbaue zwei schmale Fenster zu sehen. Ihre Bögen zeigen bereits eine in der Spätromanik aufkommende leichte Zuspitzung. Das westliche Fenster in der Südwand ist noch offen, die schmale Öffnung wird von tiefen schrägen Leibungen  eingefasst. Alle anderen sind vermauert. Die Portale, die sich wie bei fast allen alten Landkirchen Schleswigs und Jütlands in einer Achse ungefähr gegenüberliegen, sind nachträglich verändert. Das südliche zeigt eine hoch- oder spätgotische Form des 14./15. Jahrhunderts, spitzbogig mit gestufter Leibung, das nördliche, vor dem ein romanischer Tympanonstein im Boden liegt, einen neuzeitlichen Flachbogen, dahinter aber das vielleicht noch ursprüngliche, aus Granit hergestellte Gewände.

Südseite der Kirche
 
 

Wahrscheinlich schon gleichzeitig mit der Westerweiterung oder unmittelbar anschließend erhielt die Kirche im Osten eine neue größere Choranlage aus einem quadratischen Joch von der Breite des Kirchenschiffs und einer etwas eingezogenen Apsis, deren Grundriss nicht mehr die romanische Halbkreisform, sondern ein Polygon aus drei Seiten des Sechsecks zeigt. Die Außenflächen beider Bauteile sind weitgehend neu verblendet; stark erneuert ist auch der Fries aus noch runden Bögen unter der Traufe der Apsis. Die Apsisfenster mit schwach zugespitzten Bögen entsprechen den Fenstern der Westverlängerung. An der Südseite des Chores finden wir eine vermauerte schmale, rechteckige Tür, die ehemalige Priesterpforte, vor der bis zu ihrer Schließung 1844 ein reetgedecktes Vorhaus stand.

 

Wohl wieder angeregt durch St. Johannis, entschloss man sich auch im Westerland, die Kirche vor dem neuen Chor seitlich zu erweitern, allerdings, da sich ein neues vollständiges Querschiff nicht mehr einfügen ließ, nur durch ein wohl sofort nach dem Chorbau errichtetes großes quadratisches Norderquerhaus am Ostende des Langhauses. Anlass dieser Erweiterung dürfte der Wunsch nach weiteren Altarstellen gewesen sein. Die paarweise Anordnung der Fenster an der Ostseite lässt auf eine geplante, aber nicht ausgeführte Einwölbung dieses Raumes schließen; die Bögen der schmalen Fenster sind nun in frühgotischer Weise kräftig zugespitzt. Auch beim Bau von Chor, Apsis und Norderweiterung wurden die unteren Mauerwerksschichten aus den beim Abbruch des Chores gewonnenen Granitquadern hergestellt, beim Norderquerhaus und sogar noch bei der spätgotischen Sakristei auch unter Verwendung gerundeter Quader der ersten Apsis.

 
 

Mit Vollendung des Norderquerhauses bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, hatte die Kirche ihre heutige Größe erreicht, es fehlte allerdings weiterhin ein massiver Turm, wie ihn St. Johannis bereits im 13. Jahrhundert erhielt. Der Turmbau an St. Laurentii erfolgte erst im Laufe des 15. Jahrhunderts in einer dritten, spätgotischen Bauperiode, die auch den Einbau von Gewölben im Langhaus mit Herstellung größerer spitzbogiger Fenster und den Anbau einer Sakristei an der Nordseite des Chores umfasste. Den ständigen Angriffen der Nordsee-Stürme, des Schlagregens und der Salzluft ausgesetzt, hat das dreigeschossige, wie die beiden anderen Föhrer Kirchtürme ein bleigedecktes Satteldach tragende Bauwerk seine ursprüngliche Außenschale bis auf Reste an der Nordseite fast völlig verloren. Eine 1771 mit  kleinformatigen Ziegeln durchgeführte Verblendung war 1964 so schadhaft, dass die West-, Süd- und Ostseite völlig neu, leider mit Maschinensteinen verblendet werden mussten. Die dabei hergestellten Schallöffnungen und die Gliederung der Flächen durch Bogenfriese sind damals frei erfunden. Das Erdgeschoß des Turmes war mit Schildbögen für eine Einwölbung vorbereitet, die aber nicht ausgeführt wurde. Im obersten Geschoß hängen drei Bronzeglocken. Die älteste wurde 1753 in Hamburg gegossen und 1869 von Gustav R. Häuflich in Husum umgegossen, die beiden kleineren der Gießerei Rincker in Sinn, kamen 1965 und 1966 hinzu.

 

Nachmittelalterliche Veränderungen erfolgten am Äußeren der Kirche nur noch durch Anfügen schwerer Stützpfeiler und Umgestaltung von Fenstern an der Südseite im 17. und 18. Jahrhundert sowie die ständige, auf der Insel besonders notwendige Erneuerung von Mauerwerksflächen. Die schönen Bleidächer, welche die Kirche vielleicht schon im Mittelalter hatte, konnten in den letzten Jahrzehnten wiederhergestellt werden.

Nordseite des Kirchenschiffs mit ursprünglicher Eingangspforte (hinten)
Nordseite des Kirchenschiffs mit ursprünglicher Eingangspforte
 
 

Ausstattung

Vorraum

 

Wir betreten die Kirche durch das nordwestliche Portal und gelangen zunächst in einen niedrigen Vorraum unter der Westempore. Einen besonderen Akzent erhielt er bei der Neugestaltung 1983 durch die Aufstellung der barocken Marmortaufe. Kapitän Rörd Früdden aus Klintum ließ sie 1752 in der Hafenstadt Livorno von einem italienischen Steinmetz herstellen und stiftete sie der St. Laurentii-Kirche. Die zwiebelförmige Kuppa ruht auf einem profilierten Schaft, dessen Mitte ein umgekehrter Pyramidenstumpf mit der Inschrift R. F. 1752 einnimmt. (Näheres s. unten - Grabstein Früdden) 

Barocke italienische Mamortaufe von 1752
 
 

Datiert: 1752 (auf dem Knauf), Standort in der Kirche: Eingangshalle

Gesamthöhe: 155 cm

 

Tiefe der Kuppa: 50 cm
Durchmesser: 93 cm
Höhe Schaft: 105 cm
Material und Verarbeitung: weißer Marmor aus Livorno
Form: Kelch.
Kuppa: Ein Wulst bildet den oberen Rand der Kuppa, deren gesamte Fläche mit einem aufstrebenden Blattfries-Relief dekoriert ist.

 

Schaft: Ein schlanker Säulenhals leitet über zum Nodus in der Form eines umgekehrten Pyramidenstumpfes. Eine Seite ist mit Akanthusranken dekoriert und trägt die Datierung und ein Monogramm. Die anderen Seiten sind schlicht. Eine kleine runde Plinthe verbindet mit den breiten Basisplatten.

 

Fuß: Ein mächtiger Quader bildet den Sockel.
Steinmetz: italienischer Herkunft
Stifter: Kapitän Rörd Früdden aus Klintum, Monogramm.
Inschrift: R. F. 1752

 

Taufdeckel zum Taufbecken gehörig: 
Material: italienischer Marmor.
Form: Haube.
Höhe 30 cm
Durchmesser: 93 cm.
Ein kräftiger Wulst bildet den Rand. Der Blattfries der Kuppa wiederholt sich auf dem Deckel und strebt aufwärts hin zu einer Akanthusblüte, die den Griff bildet. In der Blüte sind drei Löcher, evtl. um den Deckel aufhängen zu können. Nach Aussagen des Küsters ist der Deckel noch nie abgenommen worden.

Eine weitere Merkwürdigkeit im Vorraum ist die Confitentenlade wohl aus dem 18. Jahrhundert neben der Tür zum Kirchenschiff. Die Gemeindeglieder der sieben Dörfer des Kirchspiels steckten in den jedem Dorf zugewiesenen Schlitz im Deckel des einfachen weiß lackierten Klappkastens den nach früherer Gottesdienstsitte erforderlichen Zettel mit der Anmeldung zum Abendmahl.

 
Confitenten-Lade und Witwenstock
 

Der Witwenstock aus dem 18. Jahrhundert im Vorraum wird auch Armenblock genannt. Die Unterstützung bedürftiger bzw. armer Familien erfolgte über die Armenkasse. Regelmäßige Zuwendungen erhielt die Armenkasse durch die festgesetzten Abgaben der Gemeindemitglieder. Über den Witwenstock sammelte Maria (Marrina) Flor, 1636 in Bredstedt geboren und Frau des von 1660 - 1709 amtierenden Diakons Paul Flor, kleine Spenden aus dem Klingelbeutel, den regelmäßigen Kollekten bei kirchlichen Terminen sowie den festgelegten Kollekten, zum Beispiel aus der „Erntepredigt“ zur Unterstützung der Armenkasse und hilfsbedürftiger Menschen in der Gemeinde.  (Mehr zu Marrina Flor s.weiter unten)

Confitentenlade aus dem 18. Jahrhundert

Die Confitentenlade, wohl aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich neben der Tür zum Kirchenschiff. Die Gemeindemitglieder der sieben Dörfer des Kirchspiels (Toftum, Klintum, Oldsum, Süderende, Dunsum, Utersum und Hedehusum) steckten in den jedem Dorf zugewiesenen Schlitz im Deckel des einfachen weiß lackierten Klappkastens den nach früherer Gottesdienstsitte erforderlichen Zettel mit der Anmeldung zum Abendmahl.

Kirchenraum

Die Osttür der Vorhalle öffnet sich zu dem hellen langgestreckten Kirchenraum. Das Langhaus ist in vier von Kreuzrippengewölben überspannte Joche - das westliche von Orgelempore und Vorraum eingenommen - gegliedert; Chorraum und Apsis schließen sich im Osten an. In der 3. Bauperiode der 2. Hälfte des 15.Jahrhunderts wurde die Folge der Gewölbe wie ein Haus im Haus in das bis dahin flachgedeckte Langhaus ohne konstruktive Verbindung mit den Außenwänden eingefügt. Man setzte tief ansetzende Schildbögen vor die Längswände. Die scharfkantig gekehlten Gewölberippen ruhen vor den Schildbogenpfeilern auf reich profilierten Sandsteinkonsolen. Die Form der Konsolen weist in die späte Gotik des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Die Jocheinteilung bedingte neue spätgotische Spitzbogenfenster, von denen zwei an der Nordseite noch erhalten sind. Die Fenster der Südseite wurden im 17. und 18. Jahrhundert, als Predigt und Gesangbuchlesen mehr Tageslicht erforderten, vergrößert und mit Flachbögen überdeckt.

Bankwangen-Piktogramme: 1980 wurde das Kirchenschiff mit einem neuen Gestühl ausgestattet. Die Bankwangen-Piktogramme sind nach einem Entwurf des seinerzeitigen Pastors in der Tischlerwerkstatt von Manfred Jensen in Alkersum gefertigt worden. Insgesamt sind auf den Bankwangen 22 unterschiedliche Symbole eingearbeitet.

 
 

Der sechseckige Grundriss der Apsis wird von einer Halbkuppel überdeckt, die 1989/90 komplett erneuert werden musste. Ein an der Seitenwand befindliches Gemäldefragment erinnert an die ursprünglich mit einer gotischen Mandorla aus dem 14. Jahrhundert ausgemalte alte Apsiskuppel, die leider nicht erhalten werden konnte. In der Apsis kann man noch heute auf der rechten Seite einen Abdruck besichtigen, der gerettet wurde. Die Mandorla zeigt den thronenden Christus zwischen den vier Evangelisten und weiteren Heiligen. 

 

 

Pastorentafeln

2006: Tafeln noch mit Schwundrissen

Neben der Sakristeitür hängt ein Porträt des 1757 - 1782 amtierenden, aus Kopenhagen stammenden Pastors Jens Kirkerup mit Perücke und Halskrause. Das Ölgemälde zeigt den Geistlichen, der insgesamt 25 Jahre  Diakon und erster Pastor in der Gemeinde war. In die Liste der Pastoren seit der Reformation 1530 reiht sich somit auch ein Däne. (Von 1231 bis 1864 gehörte das Kirchspiel St. Laurentii auf Westerlandföhr insgesamt 500 Jahre zu Dänemark und wurde kirchlich vom Bistum in Ribe, verwaltet.) Bisher ist nicht bekannt und auch nicht über die Inventarverzeichnisse im Kirchenarchiv in der Ferring-Stiftung in Alkersum festzustellen, wer das Ölbild seinerzeit gemalt hat. Eine eventuelle Signatur war auch nach der Abnahme nicht erkennbar. Es ist zudem unklar, wer das Bild in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Auftrag gegeben hat. Kam der Anstoß durch oder aus der Gemeinde? War es ein der Gemeinde wohl gesonnener Spender? Oder ist es im Auftrag des Pastors oder der Kirchenobrigkeit gefertigt worden? Um die Frage zu klären, werden weitere Nachforschungen angestellt.

 

Jens Kirkerup wurde  1730 in  Kopenhagen geboren und war der erste Süderender  Pastor, der  aus Dänemark kam. Nicht ungewöhnlich für die Zeit, denn Westerland-föhr und Amrum waren von 1231 bis 1864 zum Königreich Dänemark zugehörig. Das Diakonat in Süderende trat Kirkerup 1756 an,  von 1763 bis 1782 ist er dann erster  Geistlicher. Kirkerup war auch literarisch tätig und verfasste mehrere Schriften in deutscher Sprache. Neben geistlichen Themen veröffentlichte er auch Texte zu landwirtschaftlichen Fragen. Er erarbeitete Verbesserungs -Vorschläge und setzte sich für die Landaufteilung ein. Im Jahr 1781 entstand Unruhe auf Föhr, weil die jungen Männer zur  dänischen Flotte eingezogen werden sollten. Pastor Kirkerup war bemüht auf die Situation beruhigend einzuwirken, wurde allerdings vom Birkvogt Kirchhoff als Anstifter der Unruhen hingestellt.   Er verstarb 1782 im Alter von 52 Jahren.

 

▲ Das Kirkerup-Porträt wurde 2018 restauriert und erstrahlt jetzt in neuem Glanz. Das Bild wird nach Einschätzung der Restauratorin um 1782 entstanden sein. Die Leinwand ist mit roter Ölfarbe grundiert, eine übliche Technik im 18. Jahrhundert. Der Hintergrund ist –  wie damals ebenfalls üblich –  in dunklen Grüntönen gestaltet. Nach der Entrahmung traten bei der detaillierten Untersuchung die vorherigen Erhaltungsmaßnahmen hervor.  Deutlich erkennbar waren bereits mehrfach erfolgte,   allerdings  nicht authentisch und nicht wissenschaftlich ausgeführte Restaurierungsarbeiten an dem Bildnis. Zwecks Haltbarkeit war die Original-Leinwand ausgeschnitten und auf zwei weitere Leinwände aufgeklebt worden. Das wurde gemacht, um Rissbildungen zu verbergen und um Kittungen von Löchern vornehmen zu können. Wer  dieses Porträt geschaffen hat kann bis heute nicht abschließend geklärt werden, weil, nicht untypisch für das 18. Jahrhundert, Signaturen nicht grundsätzlich vorgenommen wurden. Erste Annahmen, es könnte der bekannte dänische Maler Christian Leonhard Wasmuth (1725 – 1797) gewesen sein, bestätigten die bisherigen Recherchen  nicht.

2019 - Durchaus monetäre Gründe hatte das bis zum Jahre 1950 praktizierte „Steedengripen“ (Plätze-Ergattern). Dabei handelte es sich um eine Art Verlosung von Sitzplätzen in der Kirche, die dann für ein Jahr zu mieten waren. Bessergestellte verfügten über eigene Sitzbänke, die sie zuvor gekauft hatten und die sie auch vererben konnten.
▲ 2019: Restaurierte Tafeln mit allen Pastoren und Diakonen der Gemeinde

Der Türsturz des Durchgangs zur Sakristei trägt die Inschrift: ►
„H. Bartholomäus Richardi. H. Paulus Flor,

Anno 1680."
Darüber das Wappen Richardi: Löwe an einem Baum und ein Beil

und das Wappen Flor, Taube? mit Ölzweig. 

Es dürfte aber einen Falken, den Wappen-Vogel der Flors darstellen.

Die Pastorentafeln in der St. Laurentii-Kirche wurden 2016 restauriert. Die Tafeln weisen alle Pastoren und Diakone, die in der St. Laurentii-Kirchengemeinde seit der Reformation tätig waren, aus. Die Tafeln wiesen Schwundrisse auf, die durch Trocknung des Holzes bedingt durch die Luft- und Temperatur-Schwankungen im Kirchengebäude entstanden waren. Die Beeinträchtigungen hatten ebenso zur Instabilität der von der Rückseite angebrachten hölzernen Querriegel geführt. Im Zuge der Beseitigung der Risse wurde gleichzeitig ein Holzwurmbefall beseitigt. Zum Abschluss wurden die Holzrahmen durch Gehrungsschnitte angepasst sowie eine Überarbeitung der Holzoberflächen vorgenommen. Bei der Herangehensweise war eine größtmögliche Behutsamkeit erforderlich, um die bestmögliche Erhaltung sicher zu stellen.

Reihenfolge und Namen der Diakonen der St. Laurentii Gemeinde

 

01. Clemens
02. Andreas Quebek 1565 - 1568
03. Hermann König 1568 - 1599
04. Knud Rohde aus Sonderburg 1600 - 1609
05. Johann Stille aus Braunschweig 1609 - 1648
06. Christian Richardus von Föhr 1648 - 1658
07. Paul Flor von Amrum 1660 - 1709
08. Martin Flor von Föhr (Sohn des Vorhergehenden) 1709 - 1728
09. Peter Meier aus Hamburg 1728 - 1740
10. Johann Petersen von Alsen 1740 - 1756
11. Jens Kirkerup aus Copenhagen 1757 - 1763
12. Nissenius Severinus Wedel aus Distrup 1764 - 1767
13. Friedrich Hermann Svings aus Copenhagen 1767 - 1782
14. Peter Ludwig Bernth aus Copenhagen 1782 - 1783
15. Niels Basse aus Wedel 1783 - 1790
16. Michael Gottlieb Birkner aus Copenhagen 1790 - 1793
17. Johann Samuel Wolgand von Seeland 1793 - 1797
18. Falle Erichsen aus Hadersleben 1797 - 1800
19. Hans Christian Clausen aus Svendborg 1800 - 1805

Reihenfolge und Namen der Pastoren der St. Laurentii Gemeinde 

01. Richard Goos 1540 - 1546
02. Johann Olufs aus Uttersum 1546 - 1562
03. Petrus Blutenius aus Wittstock (früher Pastor zu Richelsbüll in der Wiedingharde) hier von 1563 - 1569
04. Andreas Beierholm aus Schads 1569 - 1579
05. Matthias Bredstadiensis 1580 - 1582 (an der Pest gestorben)
06. Johann Klinker aus Flensburg 1583 - 1598
07. Hermann König aus Westphalen (früher Pastor auf Hooge, 1568 hier Diakonus) 1598 - 1608
08. Christian Bruhn (vorher Diakonus zu Horsbüll) 1608 - 1620
09. Richardus Petri aus Dagebüll 1620 - 1678
10. Bartholomäus Richardi, Sohn des Vorhergehenden, 1678 - 1698
11. Lago Egidii Wedel aus Holstein 1698 - 1723
12. Philipp Quedens aus Glücksburg 1724 - 1762
13. Christian Carl Quedens, Sohn des Vorhergehenden und ihm adjungirt, ward mit dem Vater an einem Tage begraben.
14. Jens Kirkerup aus Copenhagen (früher Diakonus hieselbst) 1763 - 1782
15. Johann Friedrich Johannsen aus der Wiedingharde (früher Pastor zu Bantrum auf Silt) 1782 - 1786
16. Carsten Christiansen aus Klanxbüll (früher Pastor auf Amrum) 1787 - 1808
17. Richard Simon Petersen von Föhr (früher Diakonus zu S. Nicolaÿ auf Föhr) 1808 - 1843
18. Johann Carl Friedrich Johnsen aus Husum (früher Pastor zu Stedesand) 1843 - 1864
19. Nicolaus Christian Schmidt aus Bovenau in Holstein, früher Diakonus in Landkirchen auf Fehmarn von 1837 - 1866
20. Friedrich Caspers aus Wyk 1878 - 1886
21. Christian Ingber Peter Fries aus Heiligenstedten 1887 - 1893
22. Johann Lucht aus Osterstedt 1894 - 1907
23. Johannes Piening aus Klein Nordende 1908 - 1912
24. Johann Dankleff aus Bremen 1913 - 1925
25. Heinrich Tietgen aus Flensburg 1926 - 1932
26. Theodor Wedekind aus Hannover 1934 - 1947
27. Paul Mathias Dahl aus Flensburg 1948 - 1976
28. Helmut Völcker aus Stettin 1976 - 1990
29. Christian Kiesbye aus Hattstedt 1990 - 2001
30. Bettina Kiesbye geb. Kruckis aus Esgrus 1992 - 2001

Christus-Portrait, Maler: Oluf Braren

 
 

▲ Auch das Christus Portrait, gemalt von Oluf Braren, wurde restauriert und am 1. Weihnachtstag 2016 wieder an seinen angestammten Platz im Nordschiff der Kirche verbracht. Die aufwändigen Restaurierungsarbeiten konnten pünktlich zum Weihnachtsfest abgeschlossen werden.

 

Oluf Braren wurde in Oldsum auf Föhr in Nordfriesland geboren. Sein Vater war Schmied und Bauer. Im Alter von 19 Jahren wurde er Lehrer auf der Insel Sylt, nachdem er das nötige Wissen – wie auch die Malerei – im Selbststudium erworben hatte. Sein Neffe Brar C. Braren schreibt in seinen Memoiren über Oluf Braren: "... denn andere Lehrer als Bücher hat er nie gehabt. ...Wie die Gebildeten seiner Zeit war er Rationalist." Am 25. September 1808 heiratete er die Sylterin Meete, geb. Wilhelms. Neben dem Malen beschäftigte sich Braren mit dem Studium der Natur und legte eine umfangreiche Naturaliensammlung an. Um 1810 siedelte das Ehepaar nach Utersum auf Föhr über; Braren arbeitete dort als Lehrer. Er begann ein Liebesverhältnis zu Ing Peter Matzen aus dem Nachbardorf Hedehusum. Diese Beziehung bestand etwa 7 Jahre und brachte zwei Kinder hervor, während Brarens Ehe mit Meete kinderlos blieb. Braren verlor seine Stelle als das Verhältnis publik wurde und zog nach Toftum, wo er in ärmlichen Verhältnissen als Hilfslehrer arbeitete.

▲ An der südlichen Chorwand befindet sich ein Tempera-Gemälde, das „Jesus bei Maria und Martha“ darstellt (Maße: H 130 cm, B 106 cm). Das um 1840 von dem Föhrer Nahmen Peter Matthiessen aus Hedehusum, Lehrer in Hohenwestedt, geschaffene Bild, stiftete er der Kirche 1869. Nahmen Peter Matthiessen war ein Freund von Oluf Braren und der Bruder von Ing Peter Matzen, seiner ehemaligen Schülerin und Geliebten. Er gehörte als Schüler zur Kunstwerkstatt des Eutiner Hofmalers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, dem Freund Goethes. Über Matthiesen stand Oluf Braren mit Tischbein in Verbindung und brachte diese künstlerische Inspiration in seinen Werken zum Ausdruck.

 

Votivschiff

◄▼ Viele Schiffe, die in Kirchen hängen, tun dies seit langer Zeit. Das Schiff hier in der St. Laurentii Kirche gelangte erst im Jahre 2003 dorthin. Es wurde von dem niederländischen Verleger Dr. Walter Wybrands Marcussen der Kirchengemeinde gespendet und im Erntedankgottesdienst desselben Jahres erstmals feierlich präsentiert. Das Schiffsmodell hängt gegenüber der Kanzel in der Mitte eines Gewölbebogens. Es zeigt die Fregatte Alexander, einen Dreimaster: 90 Zentimeter lang, gut zwanzig breit, Höhe über Masten einen Meter, mit niederländischer Beflaggung. Es ist ein originalgetreuer Nachbau, gefertigt vom niederländischen Modellbauer Hendrik Nikolaas Kamer. Schiffsmodelle dieser Art wurden in früherer Zeit als Schmuck und Zierde in evangelischen Kirchen aufgehängt. 

Sie wurden meist von Seefahrern gespendet – sie drücken damit ihren festen Glauben und ihre Dankbarkeit aus, nicht in Seenot geraten beziehungsweise daraus gerettet worden zu sein. Und sie dienen auch zur Erinnerung an den Stifter, denn die Familie des Verlegers Marcussen stammt ursprünglich von der Insel Föhr: Seit 1712 gingen aus dieser Familie mehrere erfolgreiche Schiffsführer hervor. Sie waren Kapitäne von Handels- oder Commandeure von Walfangschiffen, die unter holländischer Flagge bis nach Grönland oder Ostindien fuhren. Viele Seefahrer, vom Schiffsjungen bis zum Schiffsführer, stammten aus Nordfriesland und besonders von Föhr. Einer von ihnen war Jacob Marcussen aus Süderende. Er befuhr mit der Fregatte Alexander die Weltmeere. Auf dem Friedhof in Süderende stehen sogenannte „Sprechende Grabsteine, auch die der Familie Marcussen. So fuhr zum Beispiel bereits genannter Jacob Marcussen, Sohn des Seefahrers Marcus Jacobs bis nach Batavia im heutigen Indonesien, niederländische Fregatten führte er bis nach Georgetown in Südafrika. Er kehrte mit seiner Frau nach 56 Jahren Seefahrt wohlbehalten auf seine Heimatinsel Föhr zurück. Sein Nachfahre Walter Wybrands Marcussen bringt mit diesem schönen Schiff seine weiterhin bestehende Verbundenheit mit der Kirchengemeinde seines Vorfahrens, St. Laurentii, zum Ausdruck.

 

▲Hinten links: Der Pastorenstuhl stand ursprünglich links neben der Sakristei-Tür und stammt aus der Zeit um 1680. Er wurde von einem unbekannten Erbauer mit äußerer Feldeinteilung, verschiebbaren Fenstern, geschnitztem Fries und gewölbtem Dach geschaffen. Genutzt wurde der Pastorenstuhl vom Pastor und seiner Familie während der kirchlichen Handlungen als Loge und Rückzugsmöglichkeit. Es darf angenommen werden, dass der Pastorenstuhl in früheren Jahrhunderten in Abhängigkeit zur Kirchenordnung auch als Beichtstuhl genutzt wurde. Seit den 1950er Jahren wurde der Pastorenstuhl im Zuge der Umgestaltung der Kirche durch Pastor Dahl im Norderquerschiff platziert und dient seitdem als Nebenausgang aus der Kirche.

Grabsteine in der Kirche

◄ Grabplatte Mitte:

Hier ruhen die Gebeine des weiland ehr samen nunmehro, in dem Herrn entschlaffenen Jung Früd Rörden, welcher in verschiedene Jahren auf Grönland als Commandeur gefahren, gebohren AD 1668 D: 24 Dec: in Klintum. AQ 1697 hat er sich in dem Heili: Ehestand begeben, worin er 42 1/2 Jahr vergnügt gelebet, Gestorben AQ 1741 D: 13 Jun. Sein gantzes Alter gebracht auf 72 Jahr 23 1/2 Wochen. Imgleichen seine hinterlassene Wittwe die weiland und ehrsame Kerrin Jung Früdden So AO 1672 D: 18 August 1672 in Oldsum gebohren AQ 17~ D. – gestorben, im Wittwestände gelebet — Jahr und ihr gantzes Alter gebracht auf – Jahr – Wochen

 
Diese gewaltige Grabplatte aus hellem Sandstein lag früher nördlich der Kirche. In gehobener Sprache wird hierauf vom Leben des Commandeurs Jung Früd Rörden und seiner Frau Kerrin Jung Früdden berichtet. Die Wendung, daß sie eine „vergnügte“ Ehe geführt haben, ist auf vielen Föhrer Steinen zu finden. Hier hat offensichtlich ein Bedeutungswandel stattgefunden. Heute würde man von einer „zufriedenen“ Ehe sprechen.


Die Grabplatte mit einem Segelschiff unter vollen Segeln befindet sich im Nordchor der Kirche. Die Todesdaten der Ehefrau sind nach ihrem Tode nicht eingehauen worden. Kerrin erreichte wohl ein hohes Alter. Mit 88 Jahren (1760) lebte sie noch bei ihrem Sohn Bho in Oldsum, wo sie sich mit ihren 9 Enkeln beschäftigte.

► Grabplatte rechts: bei diesem Stein wird die untere Hälfte von der Kirchenbank verdeckt.

Anno 1624 den 19 Aprilis is der ehr und veel dogetsame Fruwe Margrete Olefs Selige Olef Arfestens nagelatene  wedewe salich in dem Heren entslapen - ehres 0 [lder]r im - 60 Jahre Alters. . . G.G.IS

 

Dies ist der weitaus älteste Stein von St. Laurentii. Der Text ist in Plattdeutsch gehalten, das damals Kirchen- und Amtssprache war.

 

Hier die Übersetzung des Textes

lm Jahr 1624 den 19. April ist die ehr- und viel tugendsame Frau Margarete Olefs des verstorbenen Olef Arfsten nachgelassene Witwe selig in den Herrn entschlafen. lhres Alters im 60. Jahre

 

In den Ecken der Grabplatte aus „Namurer Marmor“ befinden sich Kreisfelder mit den Evangelisten-Symbolen Matthäus - geflügelter Mensch, Markus - geflügelter Löwe, Lukas - geflügelter Stier und Johannes – Adler.

 

In der Mitte befindet sich ein Beschlagwerkkreis mit den Buchstaben ihs (Anfang des Namens Jesu im Griechischen) in Unzialschrift. Auf dem Beschlagwerk stehen die Initialen der Verstorbenen ,,MO”.

 

M. Olefs (auch Olufs) war die Frau des vor ihr verstorbenen Westerlandföhrer Landvogts Oluf Arfsten, der im Jahre 1599 vermutlich den Korb der Kanzel von St. Laurentii gestiftet hat. Wahrscheinlich hat ihr Sohn, Erich Olufs, der wie sein Vater Landvogt war, seiner Mutter diese schöne Platte anfertigen lassen.

 

◄ Grabplatte links:

Liegt schon der Leib im finstern Grabe, So steht er doch verklaeret auf

Renovirt 1817 1861

Hier Ruhen die Im Leben verbunden gewesene Eheleute J. Rörd J. Früdden

Geboren in Klintum d. 6. JüI. 1709

Welcher Nachdem er 3 Jahr als Command. Und 20 Jahr als Capt. gefaren zu seiner Ruhe eingieng d. 5 Febr. 1770 Alt 60 Jahr 30 wo.

Textus Jesaia 48 v. 10: lch will dich auserwehlt machen im ofen des elendes und

Ing. J. Rörden

Gebohren in Tueftum in April 1710 verehIicht d. 23 Nov. 1731 und gezeuget 5 Toechter gestorben d. 1790 Alt 80 Jahr. 19 w

Der Herr züchtiget mich wohl, aber er gibt mich dem tode nicht

Ps. 118, 18

 

Die Sandstein-Fiese des Jung Rörd Jung Früdden ist in ihrer Art hier einmalig. Die Bohrung macht deutlich, dass sie wie die wesentlich kleineren und dünneren Rotsandsteinfliesen abgestützt werden musste.

Jung Rörd war für drei Jahre Commandeur eines WaIfangschiffes, danach befehligte er als Capitän zwanzig Jahre lang ein Handelsschiff. Ihm verdankt die St. Laurentii-Kirche das große Marmor-Taufbecken, das heute noch im Vorraum der Kirche steht. Es trägt die Inschrift: „R.F. 1752”. J. Rörd Früdden hat dieses Taufbecken aus Livorno mitgebracht und 1754 der Gemeinde geschenkt. lm Kirchenbuch steht dazu folgender Eintrag: „Anno 1754 ist das marmorne Taufbecken von Kapitän J. Rörd J. Früdden aus Klintum, Gott zur Ehre und der Kirche zur Zierde geschenkt worden, den 1. Juny aufgerichtet und den 3. Juny am Pfingstmontage das erste Kind darin getauft worden.” Die Initialen R.F. stehen für den holländischen Namen RIBERTUS FRERCUS, den Kapitän J. Rörd J. Früdden auf See trug. Die alte romanische Glanittaufe, die weiß angestrichen worden war, stand bis 1954 im Vorraum der Kirche.

Um 1530 wurde Föhr evangelisch, was nach und nach die Umgestaltung des Langhauses zum Predigtraum mit sich brachte. Zentrum des Gottesdienstes war nun die Kanzel, die wohl zu Anfang des 17. Jahrhunderts in einfachen Spätrenaissanceformen in der gleichen unbekannten Werkstatt geschaffen wurde, die 1623 die Kanzel der St. Clemenskirche in Nebel auf Amrum fertigte. Der auf fünf Seiten des Achtecks hergestellte Korb trägt zwischen breiten Friesen eine kräftige Rundbogengliederung. Der wohl erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hinzugefügte Schalldeckel ist wesentlich reicher geschnitzt und wird von Aufsätzen mit frühbarockem Knorpelwerk gekrönt, zwischen denen Putten die Leidenswerkzeuge Christi zeigen. Ihre heutige, 1952 erneuerte farbige Fassung erhielt die Kanzel 1671.  

 
Kanzel auf der rechten Seite des Kirchenschiffs. Der davorstehende romanische Granittaufstein stammt noch aus der Gründungszeit der Kirche.
Romanische Granittaufe

Wiederaufgestellt wurde die bis dahin in der Vorhalle stehende romanische Granittaufe. Sie ist das älteste, schon aus der Granitquaderkirche vom Ende des 12. Jahrhunderts stammende Ausstattungsstück. Ihre schwere, runde Kuppa ruht auf einem als umgekehrtes Würfelkapitell mit Taustäben um die Schildflächen hergestellten Fuß.

Bemerkenswert ist die Kanzel aus Tannenholz (1. Viertel des 17. Jh.) mit ihrem reich verzierten Schalldeckel.
 

Der Schalldeckel der Kanzel der Laurentii-Kirche zeigt die Jahreszahl 1669 (Barock). Der Schalldeckel wurde zusammen mit der Kanzel restauriert; seinen Erstanstrich erhielt er im Jahre 1671. Hierauf weist folgende Inschrift hin: „Ricardus Petri, Pastor, hat diese Cantzell mahlen lassen Anno 1671“. Durch das Abtragen späterer Farbschichten kamen 24 Namen von Männern der Laurentii-Gemeinde zutage, die als Commandeure und Seefahrer von Pastor Richardus Petri in die Kunst der Navigation eingeführt worden waren. Wohl aus Dankbarkeit über ihre Erfolge als Seeleute in der Grönlandfahrt schenkten sie ihrem heimatlichen Gotteshaus diesen prächtigen Schalldeckel.

 

Diese Inschrift übersetzt Google wie folgt: 

 

"Dieses Ziel wird für viele von Vorteil sein.

Niemand, der das Gute liebt kann das Schlechte ertragen."

 

Das Buchpult auf der Kanzel wurde wahrscheinlich von Knut (Knodt) Jensen gestiftet, der 1645 in Toftum (Oldsum) geboren wurde und 1691 im Alter von 45–46 Jahren vor Spitzbergen ums Leben kam.

▲ Von kleinen „Wundern“ oder „Mysterien“ in St. Laurentii wird wie folgt augenzwinkernd berichtet:

 

Die über der Kanzel im Schalldeckel schwebende Taube war ursprünglich grau, weshalb man in den Nachbargemeinden auf Osterlandföhr gern über die „Süderender Nebelkrähe“ witzelte. Dieses Täubchen wurde eines Nachts plötzlich vergoldet – und niemand hatte etwas gesehen. Dieser (eigentlich unerlaubte) Eingriff ins Kirchengut musste dem Kirchenamt natürlich umgehend gebeichtet werden, das daraufhin schriftlich zurückmeldete: „Für die Wunder, die in St. Laurentii über Nacht passieren, hätte man seitens des Kirchenamtes auch keine Erklärung.“

Barocke Kalkmalereien

Der im Langhaus versammelten Gemeinde sollte jedoch nicht nur durch das Wort von der Kanzel, sondern auch in Bildern das Evangelium nahegebracht werden. Ein unbekannter Künstler bemalte um 1670 alle Gewölbekappen des Langhauses mit Szenen aus dem Leben und Darstellungen aus den Gleichnissen Christi in lebendiger, farbenfroher, volkstümlicher Weise. Diese barocken Kalkmalereien waren lange Zeit überstrichen. Sie wurden im Zuge einer Innenrenovierung 1954 freigelegt. (Weiteres s. unten)

 
Kirche nach Westen mit Gewölbebemalung
 

Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche zur Vermehrung der Platzzahl einfache Holzemporen im Westen, entlang der Nordseite und im Norderquerhaus. Für die langen Predigtgottesdienste war nach der Reformation ein festes Gestühl erforderlich, das bis 1844 in drei Blöcken aufgestellt war. Bei der umfangreichen Innenrenovierung 1980 unter Leitung des Architekten Karsten Peter Feddersen, Bredstedt, die auch den neuen, beheizten Wesersandsteinfußboden sowie die jetzige Farbgebung der Holzteile nach Angaben von Botho Mannewitz, Bad Oldesloe mit sich brachte, erhielt das Gestühl seine heutige Form. Die Köpfe der Bankwangen schmücken geschnitzte Symbole nach Anregungen von Gemeindegliedern.

Die Mittelpunkte der Gewölbejoche von Langhaus und Chor betonen drei prächtige barocke Kronleuchter aus Messing. Den mittleren mit Pferdeköpfen an den Lichtarmen stiftete Peter Petersen 1702. Die beiden äußeren von 1677 sind Geschenke des Walfänger-Kommandeurs Matthias Petersen, des »glücklichen Matthias« und seines Bruders John. Bemerkenswert ist die auf barocken Kronleuchtern beliebte heidnische Darstellung des Zeus auf dem Adler auf der westlichen Krone.

 

Zum "Goldenen Zeitalter" der Insel wurde es durch die Bemühungen eines Mannes: Richardus Petri. Dieser junge Pastor der St.-Laurentii-Kirche auf Föhr hatte Anfang des 17. Jahrhunderts die entscheidende Idee. Er bot den Föhrer Seeleuten, die im Winter ohnehin zu Hause waren, kostenlosen Navigationsunterricht. Der Unterricht fand in den Stuben älterer Kapitäne statt. Die gute Ausbildung erhöhte ihre Berufschancen und dementsprechend fanden sich im gesamten 17. und 18. Jahrhundert überproportional viele Föhrer unter den Kommandeuren und Steuermännern der Walfangschiffe. Die einzige Bedingung für diese kostenlose Ausbildung: Die so geförderten jungen Männer sollten – wenn sie selbst erfahrene Seeleute waren – der Jugend ihrerseits unentgeltlich Unterricht erteilen: eine Win-Win-Situation. Einige Föhrer Jungen, die mitunter schon mit 10 oder 11 Jahren zur See fuhren, konnten dank ihrer nautischen Kenntnisse schon mit Mitte 20 zum Kommandeur aufgestiegen sein. Die höheren Ränge verdienten anteilig am Fang – ein Grund mehr, um in der Seemannsschule gut aufzupassen und seine Rechenhandschriften ordentlich zu führen. Matz Petersen wurde in seinen frühen Zwanzigern Kommandant. (Der Titel Kommandant wurde dem Kapitän eines für nördliche Gewässer bestimmten Schiffes verliehen, im Unterschied zu einem Kapitän für die "sieben Weltmeere".) Im Jahr 1677 stiftete er gemeinsam mit seinem Bruder Johannes (ebenfalls Kommandant) zwei wunderschöne Kronleuchter für die Kirche St. Laurentii. Mat hat den Eindruck, dass dies aus Dankbarkeit gegenüber Richardus Petri geschah, der die beiden Brüder getauft und gefirmt hatte, sie in der Seefahrt unterrichtet hatte und zweifellos eine Inspiration für sie war. Vielleicht war der sichtlich alternde und schwächelnde Pastor der Grund für die Schenkung zu dieser Zeit, denn der gute Pastor starb 1678. 

 
Der mittlere Kronleuchter aus dem Jahre 1702
 

An der Westwand des nach dem Emporeneinbau in seiner Raumwirkung untergeordneten Norderquerhauses hängt ein Brustbild Christi von dem als früher Föhrer Laienmaler bekannten Oluf Braren (1787 bis 1839).

 

Ein weiter, schon spitzer Bogen öffnet sich zum spätromanischen Chorraum. Acht Rundstabrippen gliedern das kuppelförmig gemauerte Gewölbe und vereinen sich in einem Schlussring. Diese spätromanische Gewölbeform finden wir auf Föhr auch in den Chören von St. Johannis und St. Nicolai. Vorbild für alle dürften die Langhausgewölbe des Domes zu Ribe, die auf 1242 datiert werden, gewesen sein, sodass die Choreinwölbung der Föhrer Kirchen in der Mitte des 13.Jahrhunderts erfolgt sein wird.

 

Die Apsis überdeckt eine 1989/90 erneuerte rundbogige Halbkuppel. Ihren Übergang zum Sechseckgrundriss vermitteln Schildbogenansätze, die auf halbrunden Eckdiensten ruhen. An der südlichen Apsiswand hängt das auf Putz gemalte Fragment einer weiblichen Heiligen. Es erinnert an 1980/81 freigelegte, aber leider nicht zu erhaltende Reste einer gotischen Ausmalung des 14. Jahrhunderts auf dem Apsisgewölbe mit dem thronenden Christus zwischen Evangelisten-Symbolen und Heiligen.

 

Vor der Apsis steht der mittelalterliche gemauerte Altar mit einem spätgotischen Retabel aus Mittelschrein und Flügeln. Die individuell und lebendig, dabei etwas derb geschnitzten Figuren können stilistisch in das 3. Viertel des 15. Jahrhunderts datiert werden und sind wohl in einer heimischen Werkstatt geschaffen. Das Werk steht damit zeitlich zwischen den von Thema und Aufbau her vergleichbaren, künstlerisch noch bedeutenderen Retabeln in Haddeby bei Schleswig (2. Viertel des 15. Jahrhunderts) und Nieblum (um 1480). Die Figuren tragen eine nach 1950 freigelegte und restaurierte recht bunte barocke Farbfassung, die dazu etwas kontrastierende Farbigkeit der Rahmung geht auf Spuren der Spätgotik zurück.

Altar der Kirche St. Laurentii

Der Altar

Das spätgotische Retabel des Altars besteht aus Mittelschrein und Flügeln und steht auf einem gemauertem Sockel. In zwölf Maßwerkbaldachinen erscheinen in der Mitte Christus und die gekrönte Maria, rechts Paulus und Margareta von Antiochia, links Petrus und der Evangelist Johannes; in dem rechten Flügel Dionysios der Große, Katharina von Alexandrien und Laurentius; im linken Flügel Nikolaus, Barbara und Jacobus d. Ä. Auf dem Altarfuss steht folgende Inschrift: „Ich bin das Brot des Lebens, wer zu MIR kommt, den wird nicht hungern und wer an MICH glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Joh. 6 V.35“

Die geschnitzen Figuren können in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert werden und stammen wohl aus einer einheimischen Werkstatt. Leider wurden auch diese von Laien mit weißer Ölfarbe übermalt. Aus einem Schreiben vom Landesamt für Denkmalpflege an Pastor Dahl aus dem Jahr 1949 geht hervor, daß der Restaurator und Maler Carl Fey damit beauftragt werden solle, die weiße Farbe zu entfernen. Dieser stellte letztlich fest, daß die darunterliegende Bemalung aus dem 19. Jahrhundert stammen müsste. Zuvor trug das Sprengwerk noch eine dreieckige Kulisse, die im Zuge dieser Restauration entfernt wurde, da sie so wörtlich: „eine unbedeutende Arbeit darstellt“. 

Aufbau des Altars der Kirche St. Laurentii
 
Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert
 
(zum Vergrößern und besseren Lesbarkeit Bild anklicken)

Der heilige Laurentius (rechter Flügel, links)

Der Namenspatron der Kirche ist der heilige Laurentius. Geboren vermutlich um 230 in Spanien, wurde er am 10. August 258 in Rom hingerichtet. Laurentius war Erzdiakon von Papst Sixtus II. in Rom zur Zeit der Christenverfolgung . Der Legende nach wurde Laurentius, nachdem der Papst von Kaiser Valerian festgenommen und enthauptet wurde, selber gefangen genommen, weil er die Herausgabe des Kirchenschatzes verweigerte und ihn unter die Armen verteilen ließ. Daraufhin erklärte er dem Kaiser, das diese Menschen der ware Kirchenschatz wären. Dieser kannte nun keine Gnade mehr und ließ Laurentius mit glühendem Metallplatten schlagen, der blieb aber standhaft und betete. Schließlich ließ ihn der Kaiser auf einem Rost zu Tode brennen. Kurz vor seinem Tod soll Laurentius noch gesagt haben: „Der Braten ist schon fertig, dreh ihn um und iß“. Laurentius ist u.a. der Patron von Bibliothekaren, Köchen, Bierbrauern Wirten, Verwaltern, Konditoren, Glasern, der Feuerwehr und von Schülern und Studenten; gegen Pest, Fieber und die Qualen des Fegefeuers.

?

Gelber Sandstein, 

stark abgetreten

Pastor Richardus Petri

gestorben 1678

Zeilen Antiqua erhaben:

„Anno 1678 die 2 iuny in / dno obdormiuit reueren / et doctiss vir Dn Richard. / Petri Dagebüll. pastor / huius eccles. 58 ann/ aetat. autem 80 cuius / anima in benedictione“

Pastor Bartholomaeus Richardi

gestorben 1689

Zeilen Antiqua erhaben: „Anno 1689 die 8 Marty in dno obdormivit / reveren et doctiss / vir Dn

Bartolomaeus / Richardi Pastor / huius eccles. 16 1/2 ann/ aetatis autem 44 / cuius anima in / benedictione“

Richardus Richardi
gestorben 1702

Zeilen Antiqua erhaben in vertieftem Grund:

„Hoc sub / monumento / requiescit / vir iuvenis / doctrina ac moribus / praestantissimus / Richardus Richardi s.s. / theologiae studiosus / qui diem obiit suum anno / 1702 die 22 aug. aetatis / XXVI“

 

Marrina Flor

gestorben 1706,

Zeilen Antiqua vertieft: Monumentum
S. Marrinae Flor entschlaffen Ao 1706 die 2. Febr. aetat. 70 ann
S. Andreas Flor S. S. Theol. studi. denatus Ao. 1704 die  8 Septemb. aetat. 29 ann  
S. Christinae Flor gestorben  Ao 1670 die 1. Febr. aetat. 1 1/2 ann
S. Christinae Flor gestorben Ao. 1674 die 22 July aetat. 4 ann.

Vor den Treppenstufen am Altar liegen fünf Grabplatten. Die drei mittleren (2 davon leider von einem roten Läufer belegt) sind qualitätvolle, mit Wappen und Eckrosetten gezierte Arbeiten aus dunklem Namurer Kalkstein.

Die linke erinnert an Pastor Richardus Petri, der von 1620 bis 1678 an St. Laurentii amtierte, wohl das theologische Programm für die Gewölbemalereien im Langhaus aufstellte und von dem überliefert wird, dass er der Föhrer Jugend kostenlos Navigationsunterricht erteilt habe. In der Mitte ruht sein 1689 verstorbener Sohn Pastor Bartholomäus Richardi, von dem die Inschrift in der barocken Rahmung der Tür zur Sakristei zeugt, rechts dessen 1702 im Alter von 26 Jahren als Theologiestudent gestorbener Sohn Richardus Richardi.

Erster Hauptpastor laut ► Ocke Nerong war Cort Gohs von 1540 bis 1546 war. Die Diakone sind chronologisch bis 1805 aufgeführt, dann endete die Diakonenstelle in der St. Laurentii-Gemeinde.

 

Der wohl bekannteste Pastor in der Geschichte der Kirchengemeinde war Richardus Petri (1597-1678). Ric(h)ardus Petri wurde 1597 in Dagebüll als Sohn des Petri Rickwartsen, Pastor auf Hooge, in Leck und Dagebüll geboren und verstarb am 2. Juni 1678 im Alter von 80–81 Jahren. Richardus: auch Richard Petersen aus Dagebüll genannt Rickwartsen war von 1620 - 1678 Pastor an St.Laurentii, Süderende.

 

Zur Zeit der Grönlandfahrt, als zahlreiche Föhrer und Amrumer Seeleute im Sommerhalbjahr als Walfänger arbeiteten, entstanden vor allem auf Föhr mehrere Seefahrtsschulen. Sie wurden überwiegend von unverheirateten Männern besucht. Die erste private Seefahrtsschule auf Föhr gründete der Pastor Richardus Petri, der selbst nie zur See gefahren war. Die Seefahrtsschulen trugen dazu bei, dass die Zahl der hochqualifizierten Seefahrer auf den Inseln sehr hoch war. Er bot den Seeleuten kostenlosen Unterricht in Mathematik, Astronomie und Nautik an, wenn diese im Gegenzug bereit waren, später als Kommandeur oder Steuermann ihr Wissen ebenfalls frei an spätere Generationen weiterzugeben. So heißt es in einer Chronik:

 

„Er wurde durch die Gemeinde 1620 vociert und am Sonntag Trinitatis zu Ripen ordiniert.

Durch unentgeldlichen Unterricht in der Steuermannskunde

hat er sich um die wirtschaftliche Entwicklung seiner Gemeinde sehr verdient gemacht. 

Er bedung dabei aus, daß die Unterrichteten ihrerseits

ebenfalls wieder kostenlos andrere ausbilden sollten."

 

Der Schalldeckel der Kanzel der Laurentii-Kirche zeigt die Jahreszahl 1669 (Barock). Der Schalldeckel wurde zusammen mit der Kanzel restauriert; seinen Erstanstrich erhielt er im Jahre 1671. Hierauf weist folgende Inschrift hin: „Ricardus Petri, Pastor, hat diese Cantzell mahlen lassen Anno 1671“. Durch das Abtragen späterer Farbschichten kamen 24 Namen von Männern der Laurentii-Gemeinde zutage, die als Commandeure und Seefahrer von Pastor Richardus Petri in die Kunst der Navigation eingeführt worden waren. Wohl aus Dankbarkeit über ihre Erfolge als Seeleute in der Grönlandfahrt schenkten sie ihrem heimatlichen Gotteshaus diesen prächtigen Schalldeckel.

 

Richardus Petri  war verheiratet mit der Amrumerin Elen Frödden Richardi, einer Tochter von Fröd Olufs von Amrum.

Lt. Wikipedia hatte das Ehepaar drei Söhne:

  • Petrus Richardi war von 1653 bis 1679 Pastor auf Oland
  • Christian Richardi war von 1650 oder 1654 bis zu seinem Tod 1658 Diakon an St. Laurentii
  • Bartholomäus Richardi, geb. 1645, war von 1678 bis 1689 Pastor der Gemeinde St. Laurentii

Richardus Petri, dessen Sohn Bartholomäus Richardi und dessen Enkel Richardus Richardi fanden ihre letzte Ruhe in der Kirche. Die drei Grabplatten vor dem Altar sind bis heute gut erhalten (s.o.).

 

Das Privileg, in der Kirche bestattet zu werden, hatten zumeist nur herausragende Persönlichkeiten. Doch auch Maria (Marinna) Flor (1636-1706), die Ehefrau des Diakons Paul (Paulus) Flor (31.10.1635 - 08.05.1709), fand 1706 ihre letzte Ruhe dort, da sie sich zu Lebzeiten mit der Gründung des „Witwenstocks“ für Arme und Bedürftige in den sieben zugehörigen Gemeinden eingesetzt hatte.

 

Monumentum Marrina Flor gestorben 1706,

Zeilen Antiqua vertieft: Monumentum

 

S. Marrinae Flor 

entschlaffen Ao 1706 die 2. Febr. aetat. 70 ann

 

S. Andreas Flor S. S. Theol. studi. denatus

Ao. 1704 die  8 Septemb. aetat. 29 ann  

 

S. Christinae Flor gestorben  

Ao 1670 die 1. Febr. aetat. 1 1/2 ann

 

S. Christinae Flor gestorben

Ao. 1674 die 22 July aetat. 4 ann.

 

Leuchterpaare auf dem Altar

JacobusEvangelist Dionysius
BarbaraJohannesKatharina
NikolausPetrusLaurentius
 Maria 
 Jesus Pailus 
 Margareta 

Von den beiden prächtigen Leuchterpaaren auf dem Altar, alle auf kleinen Löwenfiguren, stammt das ältere noch aus der späten Gotik um 1500, das jüngere barocke wurde 1680 von Janes Petersen gestiftet. Zwischen den Leuchtern steht heute ein spätgotisches Kruzifix wohl aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Geschaffen als Vortragekreuz, befand es sich bis 1950 vor einem giebelförmigen Aufbau mit Akanthusmalerei und Bibeltexten über dem damals hell überstrichenen Retabel. Diese Umarbeitung des frühen 18. Jahrhunderts mit der Dominanz des gekreuzigten Christus sollte dem Altar seinen „katholischen“ Charakter nehmen. In den 50er Jahren des 20.Jahrhunderts entfernte man in der Absicht, dem Altarraum wieder seine mittelalterliche Erscheinung zu geben, nicht nur die barocken Zutaten am Altar, sondern auch die italienische Marmortaufe und den originalen Pastoren- und Beichtstuhl von 1680, eine geschlossene Loge mit geschwungenem Dach, die seit 1980 als Windfang für die Außentür des Norderquerhauses dient. Stattdessen erhielt der Chor ein Seitengestühl mit Rückwänden und Baldachinen nach dem Vorbild gotischer Chorgestühle. 

 

 

Orgel

Beim Verlassen der Kirche fällt der Blick auf die Orgel. 2017 hat sie ihren ursprünglich romantischen Klang weitestgehend wiedererhalten. Dank einer großen Spendenbereitschaft konnte die Kirchengemeinde das Instrument durch Um- und Neubau um drei klingende Register erweitern lassen. Was war geschehen?

 

Die ursprünglich mit einem dreiteiligen neugotischen Prospekt von der Orgelbau-Anstalt Marcussen & Sohn aus Apenrade in Dänemark gebaute Orgel war am 30. Juni 1890 in der St.-Laurentii-Kirche eingeweiht worden. Dies belegen ein Fabrikationsschild und ein manueller Eintrag im Orgelgehäuse. Umfangreiche Umbauten in den Jahren 1948 und 1962 gingen zu Lasten des romantischen Klangs. Von der Hamburger Orgelbauwerkstatt Lobback wurde das 18 Register auf zwei Manualen und Pedal umfassende Werk schließlich 1990 komplett renoviert. Seit dieser Zeit zeigte sie sich als neobarockes Instrument. Die Veränderungen am Pfeifenwerk waren so gravierend, dass vom ursprünglichen kräftigen und warmen Klang der Orgel nichts mehr vorhanden war. Solche Veränderungen romantischer Instrumente waren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund des Zeitwandels und des Musikgeschmacks üblich. 2013 gelang es durch einen Rückbau, die originalen historischen Luftbälge wieder in das Instrument zu integrieren. Seitdem kann die Orgel durch manuelles Balgtreten mit Wind versorgt werden. Durch die gleichmäßige Druckverteilung ist der Klang harmonischer als mit der elektrischen Luftversorgung. Das Bedienen der Luftbälge wurde früher durch Helfer vorgenommen. Oftmals fungierten die Konfirmanden als Kalkanten (Balgtreter). Durch den Kalkantenruf wurden sie vom Organisten auf den Beginn der Arbeit aufmerksam gemacht. Dazu benutzte dieser einen Registerzug, der mit einem Glöckchen an der Balganlage verbunden ist. Durch den sogenannten geschöpften Wind über das Balgtreten verändert sich der Orgelklang und wirkt lebendiger und harmonischer. Bereits zum Ende des letzten Jahrhunderts war die Idee entstanden, die Orgel durch den Einbau weiterer Klangregister zu erweitern. Erst jetzt - fast 20 Jahre später - konnte dieser Gedanke erfolgreich realisiert werden. Der Platz und die Technik, um drei von vier freien Registern zu integrieren, waren bereits vorhanden. Ziel der umfangreichen Aktion war es, dem Kircheninstrument seine Stimme und seinen Klangcharakter wiederzugeben. Somit verfügen die beiden Kirchenmusikerinnen nun beim Orgelspiel über vielfältigere Registermischungen und die Möglichkeit von farbenreicheren Klangintonationen. Im Mai 2017  erhielt das Kircheninstrument nun drei weitere Register – nach rund dreiwöchigen Vorbereitungsarbeiten in der Werkstatt. Neben metallischen Zinn- und Bleipfeifen von Orgeln aus anderen Kirchen, von denen die größte zirka drei Meter hoch ist (Viola da Gamba), sind über 100 Jahre alte hölzerne Pfeifen zum Ausbau der klingenden Register eingesetzt worden, die aus der Bauzeit der Marcussen-Orgel stammen. Damit verfügt die Orgel nun insgesamt über 1404 Pfeifen. Im Gottesdienst am 21. Mai 2017 konnte sich die Gemeinde erstmals am neuen Klang der Orgel erfreuen.

Blick auf die Deckenmalereien und die Orgel

Gewölbemalerei

◄ Die Kirche St. Laurentii in Süderende verfügt bis auf den heutigen Tag über kostbare Ausmalungen. Die Freilegung, Restaurierung und Konservierung hat in den vergangenen Jahrzehnten viel Fachwissen und umfangreiche Aufwendungen erfordert. Die Malereien gehören zu den wenigen nachreformatorischen Bildprogrammen, die es in Schleswig-Holstein gibt.

 

Der Malerei in dieser Kirche ist eine eigene Unterseite gewidmet......

 
 
 

Die Sage vom Bau der St. Laurentii-Kirche

Vor vielen, vielen Jahren gab es gewaltig große Menschen, Hünen oder Riesen genannt. Vereinzelt findet man auf der Geest, Steinreste von ihren Grabkammern. In der flachen Marschlandschaft rühren die seltenen Hügel meist von ihren Gräbern her. Als auf Föhr die St.Laurentii-Kirche gebaut werden sollte, konnten sich die Bewohner der Insel lange nicht über den Bauplatz einigen. Endlich beschlossen sie, dass der Kirchweg von allen Dörfern gleich lang sein solle. Man suchte also einen Platz zwischen Süderende und Klein-Dunsum und fing an, dort die Kirche zu errichten. Doch was die Bauleute bei Tag aufstellten, das rissen zwei Riesen in der Nacht wieder ab. Sie holten sich die mächtigen Feldsteine, aus denen man die Kirche bauen wollte, und trugen sie mit Leichtigkeit auf ihren Armen in die Heide südlich von Süderende hinaus und bauten hier nach ihrem Plan die Kirche auf. Als der Bau fast vollendet war und nur noch die letzten Ziegel auf dem Dach fehlten, gerieten die Hünen miteinander in Streit, indem sie bequem zu beiden Seiten des Kirchenschiffes knieten. Anfangs war die Sache recht harmlos, da sie sich über die Kirche hinweg nur bei den Haaren zausten. Als sie aber aufsprangen und einander packten, da hätten sie beim Ringen fast den ganzen Bau wieder umgestoßen. Zum Glück aber dauerte der Kampf nicht lange, denn beide brachten einander tödliche Wunden bei. In zwei großen Wällen östlich der Kirche, die man Riesenbetten nennt, sollen sie begraben sein. Die Kirche, an der die Riesen gebaut hatten, konnte man jetzt mit leichter Mühe fertigstellen, und als man die Entfernung nach den einzelnen Ortschaften ausmaß, da fand man, das die beiden Riesen den besten Platz gewählt hatten; denn von dem ersten Bauplatz wäre der Weg nach Hedehusum und Utersum doch zu weit gewesen.

 
 

Text-Quelle: Die St. Laurentii-Kirche, J. Taege u.a.

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