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Busdorfkirche in Paderborn

Die Busdorfkirche ist eine Kirche in Paderborn, die nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem entstand. Das Stift Busdorf war ein 1036 gegründetes Kollegiatstift in Paderborn. Stift und Kirche lagen ursprünglich außerhalb der Stadt, wurden aber im 11./12. Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung in diese einbezogen.

Der im Jahre 1009 zum Bischof von Paderborn erhobene Meinwerk bemühte sich tatkräftig um die Stärkung des von ihm in verarmtem Zustand übernommenen Bistums und investierte dabei einen Großteil seines persönlichen Vermögens. So ließ er den im Jahre 1015 neu geweihten Paderborner Dom wiederherstellen und stiftete 1014 das Kloster Abdinghof in Paderborn. Um 1033 sandte Bischof Meinwerk den Abt Wino von Helmarshausen nach Jerusalem, mit dem Auftrag, die Maße der im Jahre 1009 zerstörten Grabeskirche und des Heiligen Grabes aufzunehmen. Nach den Angaben des Wino wurde in Paderborn auf dem Busdorf die sogenannten Jerusalemkirche errichtet, für die sich später sogar das Kürzel Jerusalem durchsetzte. Bischof Meinwerk ließ sie für das von ihm gegründete Kollegiatstift bauen und weihte es im Jahre 1036 kurz vor seinem Tod, noch vor seiner Fertigstellung, im Beisein von Kaiser Konrad II. Geweiht wurde das Stift den Aposteln Petrus und Andreas. Es wurde mit reichhaltigem Besitz und Zehntrechten ausgestattet. Erster Abt war Wino von Helmarshausen. Die Umgebung des Busdorfstiftes war Immunitätsbereich, in dem – wie auch in der Domfreiheit – die städtische Gerichtsbarkeit nicht galt. Das Stift übernahm auch die Pfarrei für das Busdorf, den namengebenden Siedlungsbereich östlich der Stadtmauer. Der Standort erklärt sich nach der Vita Bischof Meinwerks aus dessen Bestreben, den Dom nach allen vier Himmelsrichtungen mit einem Kreuz aus Kirchen zu umgeben. Während der Reformation blieb das Stift katholisch, trotz der Hinwendung einiger Busdorfer Pfarrer zur lutherischen Lehre. Im Zuge der Säkularisation wurde das Stift 1810 aufgelöst; die Kirche wurde Pfarrkirche.

Grundriss heute
Die Eingangsseite im Westen wird durch die barocke Vorhalle und den mächtigen, im 15. Jahrhundert aufgestockten Turm dominiert, dessen Haube von 1629 zwischen vier Giebeln sitzt.

Die Kirche wurde 1289 durch einen Brand zerstört und um die Wende zum 14. Jahrhundert als Hallenkirche wieder aufgebaut; das heute bestehende dreischiffige Langhaus stammt aus dieser Bauepoche. Das Hauptportal im Westen wurde um 1400 gebaut. Der Ausbau des Westturms und des Seitenschiffes erfolgte in der Spätgotik. Der untere Teil des großen Turms im Westen stammt aus dem 12. Jahrhundert, das dritte Geschoss und der Giebel stammen aus der Gotik; der Turm wurde 1629 in seiner heutigen Form mit dem heutigen Dachabschluss umgebaut. 

1666 ist die Vorhalle der Busdorfkirche in Paderborn datiert, eine Bauaufgabe, die Ferdinand von Fürstenberg nur einmal vergeben hat. Über den fast quadratischen unteren Teil der Fassade baut sich der ziemlich spitze Giebel auf, dessen Schmuckformen noch starke Anklänge an das Rollwerk-Ornament zeigen. Kräftige Gesimse betonen die Horizontale. 

Die Vorhalle mit dem barocken Portal wurde 1667 von Ambrosius von Oelde während der Amtszeit von Bischof Ferdinand von Fürstenberg erbaut.
Das barocke Portal der Vorhalle krönen zwei Löwen, die das Wappen Bischof Ferdinands von Fürstenberg (1661–1683) halten.

Der Kreuzgang der Busdorfkirche ist ein geheimnisvoller Ort

 

Der Kreuzgang der Busdorfkirche gehört sicher zu den geheimnisvollsten Orten in Paderborn mit seinen zahlreichen verwitterten Säulen. Von hier aus sieht man auch die beiden runden Osttürme der Busdorfkirche (einer mit Putz, einer ohne)  am besten. Von vielen Alteingesessenen wird der Pürting (vom lateinischen porticus: Säulengang) als schnelle Abkürzung auf dem Weg von der Innenstadt in Richtung Busdorfwall benutzt. Im Kreuzgang selbst aber verliert auch der Eiligste an Tempo. Denn die ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammende Anlage strahlt auch heute noch eine andächtige Ruhe aus und bietet zudem einen geradezu romantischen Einblick in einen begrünten Innenhof mit einem großen Kreuz. Der aktuelle Zustand stammt aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zug des Wiederaufbaus der im Bombenkrieg schwer beschädigten Kirche wurden auch die im 19. Jahrhundert abgebrochenen Süd und Westflügel des Kreuzgangs neu errichtet. Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts ist der Pürting zwischen 20 Uhr am Abend und 7 Uhr in der Frühe verschlossen. Zuvor hatte es immer wieder Beschmutzungen und Beschädigungen gegeben.

 
Die Kirche St. Peter u. Andreas am Bustorf, heute Busdorfkirche
 
 
Kein Weg ohne Ziel… Kreuzgang der Busdorfkirche
 
 
Eingang zur Dreikönigenkapelle
 
Kononiker und Scholaster Johann Adolf Viktor Hoffmann zu Busdorf

Die Ahnengalerie der Stiftsherren in der Kirche setzt sich im Kreuzgang fort. Im Nordflügel ist der Grabstein von Kanoniker Johannes Adolph Hoffmann in die Wand eingelassen. Dieser Stein zeigt ein reich umrahmtes Wappen, und darunter steht auf einem gerafften Tuch folgende Anschrift:

 

Johannes Adolph Hoffmann, an dieser berühmten Stiftskirche zu den hll. Petrus und Andreas

Kanonier und Scholastiker, hat dieses sterbliche Leben mit dem unsterblichen vertauscht am 29.11.1734.

Seine Seele ruhe in Frieden.

Im Ostflügel ist neben der Dreikönigen-Kapelle ein Grabstein aufgestellt, dessen Teile 1956 im Pfarrhausgarten entdeckt und wieder zusammengesetzt wurden. Im oberen Teil ist in einfacher Ritzzeichnung das Doppelwappen der Eheleute Gleseker-Strunk: Stundenglas und Baumstrunk (= sprechendes Wappen) abgebildet. 

Joseph Ludwig Gleseker (1727–1797), Kanoniker in Busdorf und Höxter, Offizial, Bruder des Bartholomäus Gleseker (1729–1805), Stiftsschatzeinnehmer, Weinhändler und Hobbymaler, erbaute das Haus Markt 14, zeichnete die Inschriften der Stadt Paderborn auf und hinterließ Gemälde mit Motiven seiner Vaterstadt, 1791 Meierbrief für Bartholomäus Gleseker, Schatzeinnehmer in Paderborn.

 
 

Die südlichen und westlichen Arme des Ganges wurden 1844 auf behördliche Anordnung wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Grundmauern blieben bis zu 1 m stehen, Kapitelle und Basen großenteils erhalten. Die großen Bogenöffnungen sind durch je zwei eingestellte Säulchen mit wechselnden Kapitellen dreifach geteilt. Einige von ihnen sind besonders interessant. - Die Schleifrillen an den Säulenschäften, die auch am Südportal der Kirche zu finden sind, haben bis heute keine befriedigende Erklärung gefunden. In den Jahren 1964 bis 1967 wurden Kirche und Kreuzgang umfassend renoviert. Am Südturm des Westwerkes wurde das fehlende Stück wieder aufgebaut. Beide Türme bekamen die ihnen entsprechenden romanischen Hauben. Der Kreuzgang wurde unter Verwendung vorhandener Mauern, Basen und Kapitellen wieder vervollständigt. Kirche und Kreuzgang bekamen einen neuen Fußbodenbelag.

 
 
 

Im Jahre 1956 wurde ein Türbogen in der Nordostecke des Pürtings freigelegt. Darin steht heute hinter einem schmiedeeisernen Gitter eine Muttergottesfigur. Auf einem ovalen Stein mit einem Früchtekranz ist zu lesen:

 

CONSOLATRIX AFFLICTORVM

= Trösterin der Betrübten.

 

Dieser Stein stammt ursprünglich aus dem Ostgiebel des Abdinghofklosters von 1680, der 1954 abgebrochen wurde.

Wappen von Arnold von Horst, Paderborner Domdechant

Das Wappen von der Horst befindet sich an der Ostwand des Kreuzgangs. Es war bis zur Zerstörung im Jahr 1945 am Turm des Jesuitenkollegs angebracht, denn von der Horst hatte diesen Turm gestiftet. Danach wurde dieser Stein der Busdorfkirche geschenkt.

 
 

Im Kreuzgang findet man das Wappen von Arnold von Horst, Paderborner Domdechant, Stifter des nördlichen Treppenturmes des neuen Gymnasiums und späterer Dompropst, datiert auf 1616. Er starb 1630. Das von zwei drallen Engeln gehaltene Wappen Horst zeigt eigentlich in silbernem Feld fünf blaue Balken und darüber einen roten, golden gekrönten Löwen, hier in 9x von Silber und Blau geteiltem Feld einen roten, golden gekrönten Löwen. Im Aschaffenburger Wappenbuch ist das Wappen Horst verzeichnet, dort ebenfalls mit 5 blauen Balken in Silber. Das Helmkleinod zeigt einen roten, golden gekrönten Löwen wachsend zwischen einem wie der Schild bez. Adlerflug. Helmdecken blau-silbern, hier abweichend in unheraldischem blau-rot.

Die seit dem 12. Jahrhundert urkundlich genannte Ministerialenfamilie Stapel war eng mit Paderborn verbunden. Sie stand an der Spitze der Beamtenschaft des Domkapitels, von dem sie einen großen Gutshof, das Amt Lon, in der Feldmark zu Lehen trug, und wurde ehrenhalber zusammen mit den von Brenken, Crevet und von Haxthausen zu den „4 Säulen und edlen Meiern“, d.h. adligen Gutsverwaltern, des Domstifts gezählt. Darüber hinaus besaßen die Stapel das Amt des Erbküchenmeisters am bischöflichen Hof. 1545 starb die Familie mit Wulf Stapel im Mannesstamm aus. Die vom Domkapitel lehnrührigen Güter fielen an seine beiden Schwestern und deren Nachkommen. Die Nichte Ottilia Hesse von Wichdorf, verheiratet mit Bernd von Viermund, zahlte in den 1570er-Jahren andere Erben aus und sicherte so den größten Teil des Besitzes für ihren um 1564 geborenen Sohn Philipp Konrad von Viermund. Ottilia von Viermund, geb. Hesse von Wichdorf, starb 1581. Sie wurde gemäß der Stapelschen Familientradition in der von ihren Vorfahren gestifteten Marienkapelle in der Busdorfkirche beigesetzt. Das Grabmal, auf dem sie kniend in Lebensgröße dargestellt war, fiel der Renovierung der Kirche um 1860/70 zum Opfer. Erhalten haben sich davon nur die Wappen ihrer 8 Urgroßeltern, jetzt eingemauert im Südflügel des Kreuzgangs.

Die Wappen der acht Urgroßeltern der Ottilie Hesse von Wichdorf im Kreuzgang der Busdorfkirche, oben links das Wappen der Familie Stapel

An einen herausragenden Propst des Busdorfstiftes erinnert seit 1971 ein Wappenstein im Westflügel des Kreuzgangs. Das Geschlecht derer von Papenheim ist seit 1150 urkundlich nachweisbar. Die geistlichen Söhne dieser Familie fanden vielfach Aufnahme in das Paderborner Domkapitel. In der Zeit von 1337-1359 war Burchard von Papenheim Domherr und Propst des Kanonikerstiftes Busdorf. Im Wappen steht der gekrönte Rabe, der auf die Stammfamilie hinweist, die sich vom Corveyer Erbdrostengeschlecht Rave von Papenheim herleitet.

 

Burchard I. von Papenheim, gestorben ca. 1358

1337 - 1358 Probst Busdorf in Paderborn

 

Eltern:

Herbold II. von Papenheim ca. 1275 – ca. 1348

Sophie (Ermgardis) von der Asseburg

 

Geschwister:

Druda von Papenheim verheiratet mit Gottschalk von Welda

Sophie von Papenheim verheiratet ca. 1350 mit Hermann von Dönhoff, ca. 1381gestorben

 

Die einzelnen Inschriften geben Aufschluss über die vielfältigen Aufgaben, welche die Stiftsherren wahrgenommen haben. Sie wirkten u. a. als Propst, Stiftsdechant, Scholastiker, Kantor, Weihbischof, Generalvikar, Ofiizial oder als Juristen mit einer Lehrtätigkeit an der Jesuiten-Universität.

 

Das Busdorfstift wird häufig „das berühmte Kanoniker-Stift“ genannt. Neben dem Domstift war es das einzige in der Stadt Paderborn. Daraus ist zu schließen, dass die Mitglieder es als „Ehre“ empfunden haben müssen, ihm anzugehören.

 
 
 

Von der ursprünglichen Kirche, einem achteckigen Zentralbau mit vier kreuzförmig angebauten Flügeln nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem, ist nur wenig erhalten. Sie ist ein bedeutendes Beispiel einer religiös motivierten Architekturkopie im Mittelalter und bezeugt den Kult um die Heiligen Stätten Jerusalems in der Zeit vor den Kreuzzügen. Der Bau lag etwas östlich der heutigen Kirche: seine Eingangshalle und die beiden Rundtürme, die einst die Westfassade flankierten, bilden den Chor des heutigen Baus. Der Gründungsbau wurde schon zwischen 1060 und 1071 durch eine Basilika erweitert; dabei wurde der Zentralbau weitgehend abgebrochen. Die Vorhalle mit dem barocken Portal wurde 1667 von Ambrosius von Oelde während der Amtszeit von Bischof Ferdinand von Fürstenberg erbaut. Im Zweiten Weltkrieg erlittene Schäden wurden 1953 mit einer Neugestaltung des Innenraums beseitigt. 1984 wurde die nach dem Zweiten Weltkrieg vorgenommene hellgraue Ausmalung im Langhaus wieder durch die ursprüngliche Farbigkeit ersetzt. Neben dem Bau steht ein romanischer Kreuzgang aus der Zeit um 1180, der sogenannte Pürting (westfälisch, abgeleitet von lateinisch Porticus, Vorhalle). Rillen an den Säulenschäften und am Südportal werden als Spuren eines mittelalterlichen Schwertschleif-Brauchs verstanden.

 

In der dreischiffigen Halle befinden sich mehrere Sehenswürdigkeiten: ein siebenarmiger Leuchter, ein von etwa 1228 stammendes hölzernes Kruzifix, ein spätgotisches Sakramentshäuschen und ein Taufstein aus derselben Zeit, sowie Epitaphien aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.

 

Bischof Meinwerk starb am 5. Juni 1036 und wurde in der Kapelle des Klosters Abdinghof bestattet. Als das Kloster im Jahre 1810 aufgehoben wurde, brachte man den Sarkophag in die Busdorfkirche. Dort befindet er sich heute im Hohen Chor; allerdings wurden einige Gebeine 1936 entnommen und in der Krypta des Doms bestattet, wo sie in der Bischofsgruft unter dem Sarkophagdeckel mit der Figur Meinwerks liegen. Der Sarkophag in der Busdorfkirche hat seitdem einen schlichten Deckel.

 
 

Im Altarraum links hinten befindet sich der älteste der drei Tabernakel in der Kirche. Er ist aus einem Block geschlagen und stammt aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Der Tabernakel in der Mitte der linken Seitenwand der Kirche stammt aus dem Kloster Abdinghof. Der dritte Tabernakel am Anfang des Altarraumes links mit gotischen Zierformen und einem Pelikan gekrönt gehört seit 1450 zur besonderen Ausstattung der Kirche und ist heute noch der Aufbewahrungsort für die heilige Eucharistie.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts trat der Jerusalembezug in den Hintergrund, die Kopie der Grabeskirche wurde durch eine Basilika ersetzt, die Nachbildung des Heiligen Grabes in der Kirche verschwand und der Name Busdorfkirche verdrängte die Bezeichnung Jerusalemkirche. Auf die Jerusalemtradition verweist noch ein siebenarmiger Standleuchter aus Messing, der heute im Chor hinter dem Altar steht. Er ist um 1300 entstanden, 2,15 m hoch und auf seinem halbkugeligen Fuß sind Tiere dargestellt.

Sakramentshäuschen

 
 

Das Sakramentshäuschen, etwa von 1450, bildet einen Höhepunkt, was die Ausstattung angeht. Ein pfeilerartiger Sockel, darauf ein verzierter eckiger Schrein und darüber ein hoher Aufbau, der sich in gotischen Zierformen auflöst und hier von einem Pelikan gekrönt wird, der in einem Kelch steht - der Pelikan, der nach der Sage seine Jungen in Notzeiten mit seinem Blute speist, ist von altersher ein Sinnbild des Herrn im Sakramente.

Deckengewölbe

 
 
 
 
 
 

Die Kanzel ist ein Geschenk des Dompropstes Franz Arnold von Asseburg. Er erklärt in seinem Testament: „Ich legiere ex haereditate mea in Collegiato Bustorfiensi eine neue Kanzel ohne viel Gold zu machen.“ Die Vorgängerin dieser Kanzel war am 15. Juni 1787 durch ein Feuer, das ein Blitzschlag entzündet hatte, zerstört worden. Der Stifter der Kanzel starb am 24. Juni 1787. Die Kanzel wurde kurz nach seinem Tode von einem unbekannten Künstler im Empirestil geschaffen. Sie ist das einzige Werk dieser Art in Paderborn.

 

Im Hintergrund rechts: das Epitaph des Stiftsdechanten, Generalvikars und Offizials Hermann von Plettenberg 

Das Epitaph des Stiftsdechanten, Generalvikars und Offizials Hermann von Plettenberg bietet in der umfangreichen Inschrift die wichtigsten Daten seines Lebens. Er war Jurist und leitete seine Heimatstadt Salzkotten. Nach dem Tode seiner Frau, die ihm zehn Kinder schenkte, wurde er Geistlicher. Seine hohen Ämter hat er durch 39 Jahre gewissenhaft verwaltet. Er starb am 5.Juni 1689. Wenn sich das Epitaph an seiner ursprünglichen Stelle befindet, dann dürfte ein ausgemauertes Grab unmittelbar neben dem Pfeiler das von Plettenberg sein. Bei einer notwendigen Arbeit wurde das Grab geöffnet, das Skelett war unversehrt, der Kopf lag in einer guterhaltenen Perücke. Von seiner Freigebigkeit kündet heute noch ein wohlerhaltener Ornat von vier roten Gewändern. Die Cappa des Chormantels trägt sein Wappen und die Jahreszahl 1660. 

 

 

Apollonia, Anna selbdritt (Anna mit Tochter Maria und Jesus), Agatha

Die drei Figuren Apollonia, Mutter Anna selbdritt und Agatha sind als Gruppe auf eine Konsole gestellt, weil sie sich einzeln im großen Raum verlieren würden. Anna selbdritt stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Apollonia und Agatha gehörten wahrscheinlich zu einem Altar aus dem 18. Jahrhundert, ebenso das Herz mit den Buchstaben IHS.

Agatha in Busdorfkirche

Die heilige Agatha hat in der Paderborner Busdorfkirche einen festen Ort. Sie wird hier seit dem 25. Januar 1712 verehrt. Das hat der damalige Paderborner Fürstbischof Franz Arnold von Wolf-Metternich zur Gracht so angeordnet. In der Busdorfkirche findet sich im südlichen Seitenschiff eine Agatha-Figur aus dem 18. Jahrhundert. 

Von 1817 bis 1863 war die Busdorfkirche Gemeindekirche der seit 1802 bestehenden evangelischen Gemeinde in Paderborn. Seit 1998 gehört sie zur katholischen Innenstadtpfarrei St. Liborius. Neben Hl. Messen in der ordentlichen Form finden dort auch regelmäßig solche in der außerordentlichen Form (sog. tridentinische Messen) statt. 

 

Als tridentinische Messe wird in nichtfachlicher Ausdrucksweise die Feier der heiligen Messe im Römischen Ritus gemäß dem Missale Romanum von 1570 oder einer der nachfolgenden Ausgaben bis einschließlich der Editio typica von 1962 bezeichnet. Innerhalb der römisch-katholischen Kirche wird bei solchen tridentinischen Messfeiern allein die letzte Fassung („1962er-Ritus“) gebraucht, die die Liturgiereformen durch die Päpste Pius XII. und Johannes XXIII. einschließt, die liturgischen Veränderungen infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils unter Papst Paul VI. jedoch nicht mitvollzieht. Die Bezeichnung „tridentinisch“ leitet sich vom Konzil in Trient, dem Concilium Tridentinum, im 16. Jahrhundert ab, nach dessen Abschluss das erneuerte Missale Romanum erschienen war (tridentinischer Ritus). Die Liturgie von 1962 galt mit wenigen Änderungen seit 2007 als Usus extraordinarius Ritūs Romani, als „außerordentliche Form“, d. h. Sonderbrauch, des Römischen Ritus. Am 16. Juli 2021 erklärte Papst Franziskus im Motu proprio Traditionis custodes, dass die von den Päpsten seit Paul VI. und Johannes Paul II. herausgegebenen Fassungen der liturgischen Bücher „einziger Ausdruck der lex orandi des Römischen Ritus“ seien. Die tridentinische Messe darf nun nur noch unter eng gefassten Auflagen, namentlich mit Erlaubnis des Ortsbischofs, gefeiert werden, so etwa nicht in Pfarrkirchen.

Noch vor Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die nordwestliche Apostelpforte gebaut und mit den drei Statuen der Kirchenpatrone Maria, Petrus und Andreas geschmückt. Zur gleichen Zeit sind die beiden Seitenkapellen an der Nordseite der Kirche entstanden. Interessant ist darin je ein kleiner Erker, in dem damals und auch heute bei Beerdigungen und Totengedächtnissen Kerzen brennen, die auf den einst vorgelagerten Friedhof leuchten. Im Volksmund werden sie „Butenlöchten“, Außenleuchten, genannt.

 
Totenleuchten ("Butenlöchten" genannt) an der Busdorfkirche
 
 
Apostelportal
 

Das ehemalige Hauptportal, das Apostelportal, an der westlichen Stirnseite des nördlichen Seitenschiffs ist Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden und mit Skulpturen von Maria mit Kind und den Kirchenpatronen Petrus (links) und Andreas (rechts) geschmückt.

 
 

Grabplatte des Hofrats Matthias Anton Julius Hartmann (10.07.1713 - 08.03.1794)

Bei der Verlegung des jetzigen Fußbodenbelags kam der zur Hälfte abgetretene Grabstein des Hof- und Regierungsrates Matthias Hartmann ans Licht, der durch eine neue Platte ersetzt worden ist. Hartmann stand in Diensten des Fürstbischofs. Weil er und seine Frau Katharina geb. Schürmann die Urgroßeltern der Dienerin Gottes Pauline von Mallinckrodt, Stifterin der Genossenschaft von den Schwestern der Christlichen Liebe, sind und Pauline von Mallinckrodt in der Busdorfgemeinde wohnte, hat sie unmittelbar neben diesem Grabe durch die Ablegung ihrer Gelübde die Genossenschaft gegründet.

Der Fürstbischhöfliche Paderbornischer Hof- und späterer Königlich-Preußischer Regierungsrat Dr. jur. Georg Anton von Hartmann (08.11.1751 – 04.04.1819) wurde als vierter Sohn des Hofrats Matthias Anton Julius Hartmann (1713-1794) und seiner Frau Maria Catharina Schürmann in Osnabrück geboren.

Wie sein Vater studierte er die Rechtswissenschaften und wurde Dr. juris. Seine Familie verlegte ihren Wohnsitz von Hilter bei Osnabrück nach Paderborn, wo der Vater 1763 zum Hofrat und Advocatus Patriae ernannt wurde. In der neuen Heimat galten die Hartmanns schnell als eine der führenden Beamten- und Bankiersfamilie in Paderborn.

 

Der Vater, Matthias Anton Julius Hartmann, verstarb 1794 in Paderborn und wurde in der Busdorfkirche beigesetzt. Seine Grabplatte wurde 1964 bei Ausgrabungsarbeiten im Mittelschiff als Bodenplatte gefunden und hängt heute an der Nordseite der Kirche.

 

Da die Geschwister von Georg Anton jung verstorben waren, erbte er die väterlichen und mütterlichen Besitzungen. Georg Anton von Hartmann war damit in sehr guten Vermögensverhältnissen und heiratete am 20.08.1775 die im Haus Markt 8 in Paderborn groß gewordenen Maria Katharina Gertrud Bernadine von Pein (21.05.1752 – 26.03.1837). Aus der Ehe gehen 12 Kinder hervor, wovon 4 Kinder in sehr jungen Jahren verstarben. Wahrscheinlich aus diesem Kinderreichtum heraus, erweiterten die Eheleute den Hardehauser Hof bis an die damalige Grundstücksgrenze, um zwei Fensterachsen nach Norden. Am 10.07.1803 wird Georg Anton von Hartmann in den Preußischen Adelsstand erhoben. Er und seine Familie zählen fortan zu den wenigen katholischen westfälischen Beamtenfamilien des Königreichs Preußen und setzte mit dem Übergang in den preussischen Staatsdienst eine alte Tradition in osnabrückischen und paderbornischen Diensten fort. Im Laufe der Jahre erwirbt die Familie von Hartmann das Oberhaus in Borchen (heute Mallinckrodthof). Wahrscheinlich unter dem strengen Regiment seiner Ehefrau Bernadine und später auch durch seinen Sohn Karl Johann Ignatz von Hartmann (1789-1842) kam das Oberhaus zu neuer Blüte. Es wird von 97,5 Hektar auf über 375 Hektar Wald und Ackerland erweitert. Die Familie vereinigt die Gutshöfe in Hamborn und errichtet den heutigen Ostflügel des Schlosses Hamborn. Georg Anton von Hartmann stirbt am 04.04.1819 auf seinem Besitz in Nordborchen. Seine Frau überlebt ihn um 18 Jahre und stirbt ebendort am 26.03.1837.

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