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LWL Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum-Hordel

Die Zeche Hannover entstand 1857 auf einem Acker am Rande der Bauernschaft Hordel und erhielt ihren Namen nach dem Wohnsitz ihres Gründers Carl Hostmann im damaligen Königreich Hannover. Die aufwändige Gestaltung der beiden mächtigen Fördertürme verlieh der Zeche einen festungsartigen und zugleich repräsentativen Charakter. 1872 kaufte der Essener Industrielle Alfred Krupp die Zeche Hannover zur Versorgung seiner Gussstahlfabrik mit hochwertiger Kohle und errichtete im nahe gelegenen Günnigfeld die Schachtanlage Hannover III. Mit dem Bau eines Kraftwerks, einer neuen Kokerei und des neuen Förderschachtes V wurde die Zeche Hannover bis 1908 zur Großzeche ausgebaut. Die Zeche mit ihrem ständig steigenden Arbeitskräftebedarf zog zunächst Arbeitswillige aus Westfalen, Hessen und dem Rheinland an. Darüber hinaus fanden Zuwanderer aus West- und Ostpreußen, Schlesien, Posen und Masuren eine Einstellung auf Hannover. 

Zeche Hannover in Bochum, Malakow-Turm über Schacht 1

Der 30-Meter hohe Malakowturm ist das Wahrzeichen der Zeche Hannover. Der Name des Turms geht zurück auf das Fort Malakow – Teil einer russischen Festungsanlage im Krimkrieg. Stärke, Größe und Belastbarkeit wurden zu Attributen, die dem lange uneingenommenen Fort zugeschrieben wurden und seitdem mit dem Begriff Malakowturm verankert sind.

Der Malakowturm ist der Vorgänger der massiven stählernen Fördergerüste des 20. Jahrhunderts. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts prägten über 100 Malakowtürme das Bild des Ruhrgebiets. Heute ragen immerhin noch 14 dieser Türme in unterschiedlich guter Verfassung in den Ruhrgebietshimmel. Ob zum kulturellen Zweck, als Industriedenkmal oder LWL-Industriemuseumsstandort wie die Zeche Hannover, als wissenschaftlicher Standort oder Wohnraum - die Nutzungsweisen sind abwechslungsreich.

Aus der 1958 einsetzenden Bergbaukrise ging die Zeche Hannover zunächst als Sieger hervor: 1967 wurde der Schacht II zum zentralen Förderschacht aller Bochumer Bergwerke ausgebaut. Die Zeche Hannover wurde 1969 in die neu gegründete Ruhrkohle AG eingebracht. Mit der anhaltenden Bergbaukrise kam jedoch bald das Aus: 1973 wurde die Zeche Hannover als letztes Bergwerk in der ehemaligen Bergbaustadt Bochum stillgelegt. 1979 erfolgte der Abriss der Betriebsgebäude. Nur die ältesten – der Malakowturm mit Maschinenhalle sowie das Grubenlüftergebäude blieben als Industriedenkmal erhalten. 1981 übernahm der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Zeche Hanover in sein LWL-Industrie-museum und restaurierte das Gebäude. Seit 1995 ist das Denkmal für Besucher zugänglich.

◄ Fotomontage:
Ursprünglich wurde die Zeche Hannover I/II als symmetrische Doppelturmanlage errichtet. Im Jahr 1939 wurde der Turm über Schacht II abgerissen und durch einen moderneren Förderturm aus Stahlfachwerk ersetzt. Mit einer Höhe von 65 Metern war er fast doppelt so hoch wie der ursprüngliche Malakowturm. Bis heute erhalten geblieben sind das Lüftergebäude, die Maschinenhalle und natürlich der Malakowturm über Schacht I. Sie bilden das heutige Industriedenkmal.  Der Malakowturm besitzt im unteren Bereich eine Wandstärke von bis zu 1,60 Metern. Der Grund für diese massive Bauweise liegt in seiner Funktion als Förderturm. Bei der Förderung von Kohle aus großen Tiefen wirkten enorme Zugkräfte auf das Mauerwerk ein, denen der Turm standhalten muss. Mitte des 19. Jahrhunderts kannte man noch keine andere Möglichkeit, um die benötigte Stabilität gewährleisen zu können.

Anlagenplan LWL - Industriemuseum Zeche Hannover (Hauptanlagen)

Malakowturm
Turmkrone
Lüfter mit Lüftergebäude Zeche Hannover ca.1920 erbaut. Grubenlüfter mit Austrittsdiffusoren.
Gebläsehalle mit 2 großen Lüftern an der Seite und 2 Abluftkaminen, Gebäude von 1929

Das Grubenlüftergebäude wird als Cafeteria genutzt. Neben den Gebäude stehen zwei Diffusoren, über die die Abwetter vom Grubenlüfter in die Atmosphäre geleitet wurden.

Lüfterradgehäuse
Von der repräsentativen Doppelschachtanlage sind heute noch der Malakowturm und das Maschinenhaus als Industriedenkmal erhalten.
Zeche Hannover, Malakowturm über Schacht 1 von 1857 mit Maschinenhalle
Hochbordwagen für den Transport auf DB-Gleisen.
 
 
Nordseite: Maschinenhalle mit Förderturm

Hochbordwagen: Rad mit Laschen­auf­hän­gung, Rollenlager und dreizehnlagiger Blattfeder DB

 
 
Das ist Industriearchitektur

Rundgang

 
Eine von zwei schweren Stahl-Eingangstüren zum Förderturm
Der Malakowturm besitzt im unteren Bereich eine Wandstärke von bis zu 1,60 Metern.
 
 

Koepe - Schachtförderanlage einfach erklärt

Das „Koepe-Verfahren“ ersetzte die bis dahin übliche Seiltrommel durch eine Treibscheibe, die das Seil mittels Haftreibung antrieb. An jedem Seilende hing ein Förderkorb, die abwechselnd die Tages-Oberfläche und die tiefste Sohle im Schacht anfuhren. Zum Ausgleich des Seilgewichts verband ein Unterseil die Körbe, sodass die Fördermaschine nur noch das Drehmoment der unterschiedlichen Korblasten bewältigen musste. Die erste Turm-Förderung nach dem System Koepe entstand 1888, als die neue Fördermaschine vom Maschinenhaus in die Spitze des Malakowturms über Schacht II verlegt wurde. 

Damit der Malakowturm der Zeche Hannover den Belastungen der durch Dampf betriebenen Fördermaschine standhalten konnte, wurde 1893 die überholte hölzerne Seilscheiben-Ebene durch eine stählerne Tragkonstruktion ersetzt. Durch diese konnte der Turm noch bis zur endgültigen Schließung im Jahr 1973 fördern.

Die Umlenkseilscheiben (s. Zeichnung) befanden sich im Turm am oberen Umlenkpunkt des Seiles. Beide 3-stöckigen Körbe waren mit einem Seil verbunden, die Körbe fuhren also gegenläufig. Wenn der eine ganz oben war, war der andere ganz unten. Dadurch musste nicht wie zuvor das Seil aufgewickelt werden. Zudem kam durch das Seil ein Gewichtsausgleich zustande.

 
 
Ein-/Ausstieg in die Förderkörbe über dem Schacht
Tor vor dem Schacht
 

Förderkörbe

 

Dieser Förderkorb mit 3 Ebenen wurde von der Dampffördermaschine gesenkt und gehoben.

 

Der Förderkorb besteht aus einem stabilen Stahlprofilrahmen, der meistens mehrere Etagen aufweist. Auf deren Böden sind Schienen verlegt, auf denen die Förderwagen stehen. Die Seitenwände sind oft mit Lochblechen verkleidet. Die Stirnseiten sind offen. Der Förderkorb ist an einem Förderseil mittels Zwischengeschirr befestigt und wird im Schacht von den Spurlatten geführt, die aus Pitch Pine, einem harten harzreichen und elastischen Holz bestehen. Der Antrieb des Seils erfolgt durch eine Fördermaschine, die neben dem Schachtgerüst oder auch im Kopf eines Förderturmes untergebracht ist. An den beiden Enden eines Seiles hängt jeweils ein Förderkorb. Über eine von der Fördermaschine angetriebene Treibscheibe wird das Seil so bewegt, dass jeweils ein Korb oben und der andere unten ist. Zwischenstationen sind möglich. Leistungsfähige Schächte sind mit vier Förderkörben ausgerüstet, die über zwei getrennte Fördermaschinen bewegt werden. Wenn Personen in dem Korb befördert werden, wird dies als Seilfahrt bezeichnet. Dann müssen die Zugänge z. B. mit einer Tür aus Drahtgeflecht verschlossen werden.

Hightech aus Hordel: Im August 1877 erhielt Zechendirektor Friedrich Koepe das Patent für ein Fördersystem, das er auf der Zeche Hannover in Bochum entwickelt hatte. Das nach ihm benannte Prinzip der "Koepe-Förderung" macht die Förderung aus großen Tiefen möglich. Bis heute wird es im Bergbau angewendet.

 

Die historische Dampffördermaschine in der Maschinenhalle

Die restaurierte Fördermaschine von Schacht 1. In der Bildmitte die Treibscheibe (Koepe-Scheibe), über deren Mitte das Förderseil lief, das durch die Dachöffnungen zu den Seilscheiben in der Turmspitze und von dort in den Schacht geführt war. Links: Tacho und Fahrtenschreiber für die Geschwindigkeit des Förderkorbes.
Baujahr 1893: Mit dieser Treibscheibe wurden die Förderseile bewegt.
 
 
Baujahr 1893: Lager der Treibscheibe mit der Kurbel zum Antrieb
Am Kreuzkopf wird die Kraft der Kolbenstange auf die Pleuelstange übertragen.
Die Pleuelstange treibt die Kurbel.
Die Nockenwelle steuert die Ventile zur Dampfzufuhr in die Zylinder. Ventilsteuerung 2 Einlass-, 2 Auslassventile, je 2 für jede Kolbenbewegung

In der Maschinenhalle ist die Dampffördermaschine aus dem Jahr 1893 als ältestes Exemplar an einem Originalschauplatz im Ruhrgebiet erhalten geblieben. Sie wird regelmäßig bei Schauvorführungen im Betrieb demonstriert.

Compound-Zwillingsdampffördermaschine von 1893, Hersteller Maschinenbau-Actien-Gesellschaft „UNION“, Essen. Die Fördermaschine mit 2 Zylindern (rechts u. links), der Treibscheibe (Mitte) und der Teufenanzeiger (rechts neben der Treibscheibe). Hinten an der Wand die  Installation "Altes Eisen" des Künstlers Marcus Kiel. Portraits von Menschen, die mit der Zeche verbunden waren, vom Kumpel bis Krupp.

Arbeitsplatz des Fördermaschinisten
Compound-Zwillingsdampffördermaschine von 1893
Die beweglichen Teile benötigten ständig Öl.

Vom Streben nach Glück - 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika

Das Industriemuseum Zeche Hannover hatte 2017 eine sehenswerte und historisch sehr interessante Sonderausstellung. Mitte des 18. Jahrhunderts war in den Regionen Westfalens die Geburtenrate mit gleichzeitig sinkender Sterblichkeit gestiegen. Trotz des demografischen Fortschritts hatten sich parallel dazu nicht die Beschäftigungsmöglichkeiten erhöht. Vor allem in den verarmten ländlichen Gebieten führte dieser Umstand zu einer verstärkten Auswanderung, und zwar in die Vereinigten Staaten. Das "gelobte Land" schien Abenteuer, Freiheit und vor allem Wohlstand für Alle zu bieten. Anhand von Schautafeln, Bildmaterial, Statistiken und Grafiken, originalen Briefen, Geschichten, Stummfilmaufnahmen und Originalexponaten kann man beim Rundgang in diese Zeit eintauchen. Vier bis sechs Monate dauerte es seinerzeit von der Abreise in Ostwestfalen bis zur Ankunft in Amerika. Bremen mit Bremerhafen (Dort befindet sich das Deutsche Auswandererhaus.) war der Haupthafen für die Abfahrt nach Amerika. Besonders beeindruckt hat mich eine Darstellung der neugegründeten Orte und Gemeinden, nach westfälischen Heimatorten benannt. Beispielsweise Detmold, New Witten, Olpe, Arnsberg, Lippe, Westphalia , und  Minden sogar mehr als 15 Mal. Sehr berührt hat mich der verzweifelte Ausreiseversuch von 900 jüdischen Emigranten im Mai 1939 mit der "St. Louis" von Hamburg nach Havanna. Das historische Drama wurde 1976 verfilmt unter dem Titel "Reise der Verdammten".  ​Der Wunsch zum Auswandern nach Amerika, aus welchen Gründen auch immer, wird in der Werkshalle informativ, spannungsreich und sehr anschaulich bis in die heutige Zeit beleuchtet.

 

Das Modell eines Auswandererschiffes aus dem Deutschen Technikmuseum in Berlin sowie Postkarten und Werbeplakate der Reedereien zeigen, wie diese Schiffe aussahen.

 

Quelle: www.literatur-und-kultur.de/kultur

Modell eines Auswandererschiffes
In fond remembrance (in zärtlicher Erinnerung) Mary Effie Murray

Menschliche Schicksale stehen im Zentrum der Arbeit „Schwarze Nacht“.

 
 

Menschliche Schicksale stehen auch im Zentrum der Arbeit „Schwarze Nacht“. Sie zeigt die Namen der 20 beim schwersten Grubenunglück auf Zeche Hannover im September 1939 ums Leben gekommenen Bergleute. Die Leuchtkästen lassen den Schacht zu einer monumentalen Gedenkstätte werden. Marcus Kiel rückt auch hier die Erinnerung an Individuen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Ihre leuchtenden Namenszüge gewinnen eine Eindringlichkeit, wie sie von Neonschriften bekannt ist. In der Aufarbeitung der Geschichte der Zeche Hannover war von diesen Menschen bislang nicht die Rede. Mit der Installation rücken sie und mit ihnen ein besonderer, wenn auch tragischer Moment, in der Geschichte der Zeche wieder ins Bewusstsein.

Das grosse Warten – Flüchtlinge in Deutschland

Fliehen und Ankommen – das ist über die Jahre auch zum Thema der Brigitte Kraemer geworden. Mit ihrer unaufdringlichen Leica und ihrer seelenverbundenen Art ist sie den Menschen nahegekommen. So nahe, dass man den Schmerz, die Trauer, das Heimweh selbst zu fühlen glaubt. Aber Kraemer hat die Menschen nie nur im Schwarz-Weiß ihrer meist tristen Einsamkeit fotografiert, sondern immer auch im bunten Leben, das daraus entspringt. Ihr Blick, ihr Abzugsfinger erhaschen instinktiv den einen Moment, in dem die Freude aufblitzt. Die Lebensfreude, die wie ein Sonnenblumenkern in magerem Boden lag und plötzlich zu keimen beginnt. Es ist genau jener Hoffnungsblitz in der Tragödie, der Brigitte Kraemers Bilder zu besonderen Bildern macht.

Brigitte Krämer fotografiert seit 30 Jahren Menschen, deren Lebensweg irgendwann einmal in das Ruhrgebiet und nach Westfalen geführt hat. Mit ihrer Kamera kommt sie den Menschen sehr nahe. Kulke: „Sie schafft es, nicht nur den Augenblick festzuhalten, ihre Fotografien sind so lebendig, dass der Betrachter auch die Gefühle und das Leben dieser Menschen zu erahnen glaubt.“

 

Quelle: Aus dem Text von Ulrike Posche

 
 
Im Malakowturm ist 2017 die Ausstellung "Das Große Warten" mit Fotografien von Brigitte Kraemer zu sehen.
 
 
 

„Fortschritt“ auf der Zeche Hannover!

Marcus Kiel erneuert seine Stiefel-Installation: Vor dem LWL Industriemuseum Zeche Hannover stehen wieder 350 Paar alte Bergarbeiter-Stiefel. Auffallen sollen sie. Und Denkanstöße geben.

350 Paare ausrangierter Bergarbeiterschuhe markieren den Weg von der ehemaligen Waschkaue hin zu dem ebenfalls abgerissenen Förderturm, in dem die Kumpel vor Stillegung der Zeche Schicht für Schicht eingefahren sind. Dicht an dicht gesetzt, wirken die Schuhe wie der Ausschnitt eines unendlichen Zuges der Bergleute, die in normaler Schrittweite scheinbar gleichmütig ihrer Arbeit entgegengehen. Einerseits fällt es leicht, sich die Menschen in den Schuhen vorzustellen. Andererseits ist es gerade ihre Abwesenheit, die der Installation einen bedrückenden, fast schon gespenstischen Eindruck verleiht. Die Paare sind auf der gesamten Fläche gleichmäßig verteilt, einen engeren Bezug untereinander hat Kiel vermieden. Nirgendwo findet ein Gespräch statt oder werden Blicke getauscht. Die Vorstellung eines Schweige- oder Trauermarsches liegt näher, als die des lebhaften Schichtbeginns. Das Wort „Fortschritt“, der Titel dieser Arbeit, bekommt hier den Klang eines Abgesangs auf den Bergbau, der in seiner durch die Zeche Hannover repräsentierten industriellen Form eben diesem Fortschritt hat weichen müssen. Nicht nur zum Schacht führen daher die Schritte, die der Künstler mit ausgedienten Schuhen nachgestellt hat, vielmehr ist ihr Ziel nicht bezeichnet, sie schreiten ins Ungewisse, „fort“ von hier und sie verweisen so auf das Verschwinden der Menschen, die diese Schuhe einmal trugen.

Weitere Exponate im Außenbereich

 
 

Zeche "Knirps" - Kinderbergwerk

Kinderspielplatz

Die Bergarbeiterhäuser am Rübenkamp

 

Die Bergbausiedlung „Am Rübenkamp“ befindet sich im Bochumer Stadtteil Hordel. Sie besteht aus insgesamt drei Häusern, die zwischen 1888 und 1892 von drei privaten Bauherren errichtet wurden und zu dieser Zeit höchstwahrscheinlich baugleich waren.
Die ursprüngliche Entstehungsgeschichte lässt sich heute nicht mehr eindeutig rekonstruieren. Es lässt sich jedoch nachweisen, dass die Zeche Hannover die Siedlung in den darauffolgenden zwei Jahrzehnten Haus für Haus erwarb und den Bergarbeitern des Schachtes 1 der Zeche Hannover zur Verfügung stellte. Da die Siedlung Am Rübenkamp in unmittelbarer Nähe zum Schacht 1 errichtet wurde, bot sie optimale Wohnbedingungen für die damals vor Ort beschäftigten Bergarbeiter.

Durchgang zur alten Siedlung

Ein Ensemble von drei privat gebauten Siedlungshäusern aus den 1890er Jahren konnte vom LWL-Industriemuseum erhalten werden und gehört heute zum Museum.

Trotz unmittelbarer Zechennähe hat die Siedlung nichts von ihrem ländlichen Charakter einbüßen müssen: Jedes der drei Häuser verfügt über einen Garten mit einer Zeile aus drei Stallgebäuden für die damals übliche Nutztierhaltung. Die drei Gebäude sind jeweils eingeschossig mit Satteldach und stehen in einer Reihe an der Straßenfront. Die Fassaden sind mit einem hellen, schlichten Putz versehen und sowohl an den Fenstern des Erd- als auch des Dachgeschosses befinden sich zweiflüglige Fensterläden. Diese sind charakteristisch für die Gebäude Am Rübenkamp und machen ein besonderes, gestalterisches Element der Siedlung aus. Die Ausführung der Straße ist unverändert erhalten und weist noch die damals übliche Schlackendecke auf. Die Abflussrinne aus Ziegeln, die sich auch heute noch zwischen den einzelnen Häusern befindet, stammt ebenfalls noch aus der Zeit der Gebäudeerrichtung.

Die Häuser weisen jeweils gut 130 qm Wohnfläche auf und waren ursprünglich in fünf Wohneinheiten unterteilt, wobei die Grundrisse eine äußerst flexible Vermietung zuließen, da sämtliche nicht nutzungsgebundene Räume von einem zentralen Flur aus zu erreichen und zusätzlich miteinander verbunden waren. Somit konnten die Zimmer je nach Bedarf einzeln vermietet oder als Mehrraumwohnungen genutzt werden.

 
 

Trotz verschiedener Umbauten und Kriegszerstörungen hat sich der einheitliche Charakter der Siedlung erhalten. Dies ist vor allen Dingen der einheitlichen Fassadengestaltung und der einheitlichen Reihung der Gebäude an der Straßenseite zu verdanken. Die Siedlung präsentiert sich aufgrund ihres Erhaltungszustandes auch 120 Jahre nach ihrer Errichtung als lebendiges Zeugnis für die Wohn- und Lebensbedingungen von Bergarbeitern. Die verschiedenen Veränderungen, die an den ursprünglichen Bauten im Laufe der Zeit durchgeführt wurden, geben einen Einblick in die Bedürfnisse verschiedener Generationen, die diese Gebäude nutzten. 1997 wurde die Siedlung unter anderem aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Bochum unter Denkmalschutz gestellt. Heute befindet sich die Siedlung Am Rübenkamp im Besitz des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der die Siedlungshäuser als zusätzliche Ausstellungsobjekte der Zeche Hannover in den Kontext des westfälischen Industriemuseums stellt.

 

Text-Quelle: Linda Elaine Buresch (2010): Historische Siedlungen in Bochum - Ein Querschnitt von 1868 bis 1918

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