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Horn-Bad Meinberg, Externsteine

Horn-Bad Meinberg liegt ca. 9 Kilometer (Luftlinie) von Detmold entfernt.  Sie liegt im wohl schönsten Teil des Teutoburger Waldes, zwischen dem Hermannsdenkmal und der 468 m hohen Velmerstot, der neben dem Köterberg (500 m), zweithöchsten Erhebung des Kreises Lippe. Der Kreis Lippe (Sitz Detmold) gehört zum Regierungsbezirk Detmold des Landes Nordrhein-Westfalen. Entstanden ist die Stadt Horn-Bad Meinberg am 1.1.1970 im Rahmen des Gesetzes zur Neugliederung des Kreises Detmold. Sie ist ein Zusammenschluss der über 700 Jahre alten, überwiegend industriell ausgerichteten Stadt Horn, mit dem seit über 300 Jahre aus dem Schrifttum gelehrter Ärzte bekannten Bad Meinberg und weiteren 14 überwiegend landwirtschaftlich strukturierten und auf Fremdenverkehr eingestellten Gemeinden. Hier findet man die Externsteine,  eines der bedeutendsten Natur- und Kulturdenkmäler Deutschlands. Bis 40 Meter ragen die Externsteine im Tal der Wiembecke im südlichen Teutobuger Wald in die Höhe. In der Nähe von Horn-Bad Meinberg im Landkreis Lippe gelegen sind die Externsteine eine Felsformation, die 13 Sandsteinfelsen umfasst - inmitten einer sonst weitgehend felsenlosen Umgebung. Die Felsgruppe der Externsteine befindet sich im gleichnamigen Naturschutzgebiet. Um die Geschichte der Externsteine und seine sakrale Bedeutung ranken sich verschiedene volkstümliche Legenden. Zum Beispiel sollen die Externsteine der Standort des von Karl dem Großen 772 zerstörten sächsischen Heiligtums Irminsul gewesen sein.

Entstehung der Externsteine

Vor 100 bis 135 Millionen Jahren befand sich im nördlichen Mitteleuropa – und damit auch im Gebiet der Externsteine – ein kreidezeitliches Meer. Auf sedimentäre Ablagerungen dieses Meeres weisen die noch heute in der Gegend der Externsteine anzutreffenden fossilen Muscheln, Krebse und Wasserlilien. Diese Sandstein-Meeresablagerungen der Kreidezeit wurden vor etwa 70-80 Millionen Jahren im Rahmen des durch Plattentektonik entstehenden Teutoburger Waldes senkrecht aufgepresst und durch Erosionskräfte wie Bäche und das Gletschereis der Eiszeiten freigelegt und geformt.

Daneben prägten auch Menschen das Erscheinungsbild der Externsteine. So entstanden das Felsengrab, die Grotten, die Höhenkammer, ein Felsrelief und Treppen, die nach oben zum eingeebneten Gipfelplateau führen. Der Grottenfels, der drei Grotten bzw. Höhlen einschließt, ist einer der zentralen Felsen der Externsteine. Er enthält die Kuppelgrotte, an deren Eingang eine undeutlich aus dem Felsen gehauene und als Petrus gedeutete Gestalt steht und die sich nach oben hin zu einer Kuppel weitet. Außerdem umfasst der Grottenfels die Hauptgrotte, die ihre Kastenform mit Hilfe von Hammer und Meißel erhielt und an deren Tür sich eine mittelalterliche Inschrift und eine Fratze finden. Die Nebengrotte der Externsteine ist die dritte Grotte des Grottenfels, in der sich ein im Jahre 1929 freigelegtes Zeichen befindet, welches von der heutigen Wissenschaft als frühneuzeitliche Darstellung eines Galgens gedeutet wird und damit auf eine Nutzung des Grottenfels als Gefängnis der Stadt Horn hinweist. Am Fuß des Grottenfels befindet sich der Sargstein.

Vom Magazin Geo wurden die Externsteine zu einem der weltweit 15 Orte gewählt, die aussehen wie aus einem Märchenbuch.
Von links nach rechts: Grottenfelsen, Turmfelsen, Treppenfelsen, Wackelsteinfelsen, Ruferfelsen

Der nordwestlich der Wiembecke aufragende Fels wird Felsen 1 genannt. Man nennt ihn nach einer in ihm gelegenen Grotte den Grottenfels. Daran schließt sich der markante Felsen 2 an, der wegen seiner Form herkömmlich als Turmfels bezeichnet wird.  Auf den Turmfels folgt  ein niedrigerer, der wegen seines Treppenaufganges zum Turmfelsen als Treppenfels bezeichnet wird. Eine Kluft, durch die seit etwa 200 Jahren eine Straße führt, trennt den Treppenfelsen von Fels 4, auf dem ein großer Felsbrocken scheinbar lose liegt. Dieser wird als Wackelsteinfelsen bezeichnet. Der sich anschließende Felsen 5 wird nach einem am Gipfel sichtbaren Männerkopf auch der Ruferfelsen genannt. Auf der Nordostseite der Felsen nimmt man eine Fülle von Bearbeitungsspuren wahr.

 

Insgesamt sind es 13 Felsen, einige liegen versteckt im Wald. Auf dem Wackelsteinfelsen liegt ein kleinerer Felsen, der aussieht, als könnte er jeden Moment herunterstürzen. Zur Sicherheit der darunter hindurchführenden Straße wurde er jedoch mit Metallbändern gesichert und die Auflagefläche mit Zement vergrößert. Die Straße durch diese Lücke wurde 1813 gebaut. Von 1912 bis 1953 verkehrte darauf eine Straßenbahn von Lippe-Detmold über Horn kommend weiter nach Paderborn. An den Externsteinen vorbei führte jedoch schon früher eine wichtige Fernstraße, die vielleicht schon Varus auf seinem Weg ins Land der Germanen benutzte. Hätte er vielleicht lieber bleiben lassen sollen: Die Varusschlacht hat er gründlich in den Sand gesetzt! Seinem germanischen Gegner hat man in der Nähe ein Denkmal gesetzt, das Hermannsdenkmal.

◄ Sowohl auf der Vorder- wie auf der Rückseite sind Bearbeitungsspuren in großer Zahl vorhanden, die vermuten lassen, dass die vorhandenen Felsenklüftungen nachträglich von Menschenhand „künstlerisch“ ergänzt worden sind. So sieht man auf der Vorderseite den Schemen einer menschlichen Gestalt die am Felsen zu hängen scheint.

 
 
Eingang zur Höhenkammer
Eingang zur Höhenkammer

In der Höhe des Turmfelsen ist ein Raum ausgeschlagen, die sogenannte Höhenkammer. In einer Nische der Kammer befindet sich ein Podest mit einem Altar der von einem Rundbogen überwölbt. wird. Dort befindet sich ein rundes Fenster, das aufgrund seiner Ausrichtung auf den Aufgangspunkt der Sonne zur Sommersonnenwende zu der Deutung geführt hat, dass der Raum astronomischen Beobachtungen gedient haben könnte.

Das Felsenrelief von der Abnahme Jesu vom Kreuz an den Externsteinen

Es soll die älteste aus massivem Fels gehauene Steinmetz-Großplastik nördlich der Alpen sein. Josef von Arimathäa (links) trägt den Leichnam Jesu, den Nikodemus (rechts) vom Kreuz gelöst hat. Nikodemus steht auf einem Gegenstand, den man als gebeugten kleinen Baum, vielleicht eine Palme, interpretieren kann. 1929 vermutete der Laienforscher Wilhelm Teudt darin eine gebeugte Irminsul, auch Irmensul oder Irmensäule. Sie symbolisierte den Weltenbaum der germanischen Mythologie und entspricht etwa der Weltesche Yggdrasil aus der Edda und dem immergrünen Kultbaum der Wikinger am Tempel in Uppsala. Diese These wird jedoch heute stark angezweifelt. Teudt versuchte überall germanische Symbole hineinzuinterpretieren. Maria (ganz links) stützt den Kopf von Jesus und neigt sich zu ihm hin. Um welche Maria es sich hier handelt, darüber gibt es einen alten, jetzt aber wieder aktuellen Streit. Siehe Maria Magdalena. Rechts steht der Jünger Johannes. Man erkennt ihn an seinem Buch. Oben am Kreuz schaut ein Mann mit Kreuzaura und Siegesfahne hervor, die eine weitere kleinere Figur wie eine Puppe im Arm hält. Ich habe keine Erklärung dafür gefunden. Vielleicht soll diese Gott darstellen. Rechts und links davon befinden sich die Symbole für Sonne und Mond. Die Plattform mit der Kreuzabnahme-Szene wird getragen von einem nackten bärtigen Mann und einer weiteren, schwer erkennbaren Person. Es könnte sich um Adam und Eva handeln. Damit verschlungen ist eine tierartige Gestalt, die angeblich einen Drachen darstellen soll, oder auch den Walfisch des Jonas. Auch die Schlange aus dem Paradies könnte beteiligt sein. Leider ist das Relief im unteren Teil stark beschädigt, so daß genauere Deutungen schwierig sind. Auch die Zeit der Herstellung ist umstritten. Johann Wolfgang von Goethe glaubte byzantinische Einflüsse zu erkennen und ordnete die Entstehung in die karlolingische Zeit ein. Eine Inschrift im Inneren der Grotte und eine Urkunde des Klosters Abdinghof von 1093 weisen allerdings auf die Zeit der Kreuzzüge hin. Bei beidem könnte es sich jedoch um Fälschungen aus dem 19. Jahrhundert handeln, so daß man heute eine Entstehungszeit zwischen 816 und 822 annimmt.

Die wichtigsten Spuren am Grottenfels sind die Höhlen, die Treppenanlage, das Gipfelplateau und das berühmte Felsenrelief der Kreuzabnahme. Der Sargstein am Fuß des Grottenfelsens ist an allen Seiten bearbeitet. An einer Seite ist eine Art von Arkosolgrab mit einer menschenförmigen Aussparung für den aufzunehmenden Leib eingehauen.

 
 

Zufüßen des Grottenfelsens befindet sich der Grabfelsen. In ihn wurde ein Felsengrab mit einer menschenförmig ausgeschlagenen Vertiefung geschlagen, die von einem Bogen überspannt ist. Gräber dieser Art stammen ursprünglich aus dem 3. und 4. Jahrhundert. Man findet sie z.B. in den römischen Katakomben. Es ist eine Bestattungsform der frühen Christen, die man auch Arkosolium oder Arkosolgrab nennt. Aus welcher Zeit es stammt, ist nicht bekannt.

Die Externsteine waren schon immer ein geheimnisvoller Ort. Besonders in esoterischer Literatur wird immer wieder auf eine Bedeutung als Kultplatz, spiritueller Ort oder sogar Heiligtum hingewiesen. Obwohl in der Umgebung Relikte aus der Steinzeit gefunden wurden, gibt es keinen Hinweis auf solche Nutzungen oder Siedlungen. Eine sichere kultische Nutzung gibt es nur für die christliche Art ab dem Jahr 1093, als das Paderborner Kloster Abdinghof die Felsen kaufte. Das Umland war allerdings schon in der Bronzezeit besiedelt. Man findet im weiteren Umkreis aus dieser Zeit auch Monolithen, Hünengräber und Steinsetzungen.

 

Im "3. Reich" beschäftigten sich die SS-Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V. und das sog. Amt Rosenberg mit der "Externsteinforschung". Die Nationalsozialisten mit ihrer Völkischen Bewegung hätten hier gern eine germanischen Kultstätte nachgewiesen, was jedoch nicht gelang.

 

Wünschelrutengänger und esoterische Gruppen beschreiben die Felsen immer wieder als Kraftort mit besonderen geomantischen und spirituellen Eigenschaften. Besonders in der Walpurgisnacht und zur Sommersonnenwende finden hier überregionale Treffen esoterischer Gruppen statt.

 
 
 
 

Die Felsen sind vom Wiembecketeich und von einer parkartigen Anlage umgeben.

Der Turmfels ist durch eine Treppe zu erreichen, und zwar über den Treppenfelsen. Beim Überqueren des Eisensteges hat man schon ein etwas mulmiges Gefühl. Oben angekommen befindet man sich in der sogenannten Höhenkammer. Wann und von wem diese in den Fels geschlagen wurde, ist nicht bekannt. Der Raum um den Altar wirkt zwar romanisch, jedoch ist die Kammer wahrscheinlich im Lauf der Zeit immer wieder verändert worden. Da durch das Rundfenster nur in der Zeit um die Sommersonnenwende Sonnenstrahlen fallen, sehen viele hier ein archaisches Himmels-Observatorium. Der Altar und die Raumgestaltung erinnern jedoch auch an eine christliche Kapelle. Beide Deutungen schließen sich aber nicht aus.

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