Die romanische Kreuzbasilika aus dem 12. Jahrhundert steht auf einem Vorgängerbau aus karolingischer Zeit. Neben dem 200 Jahre alten Pfarrhaus steht die Georgskirche zwischen hohen Bäumen eingebettet in ein historisches Ensemble aus Fachwerkhäusern und bildete einst das Zentrum des Bauerndorfs Aplerbeck. Im Inneren empfängt die Besucherinnen und Besucher eine Atmosphäre aus lichtdurchfluteten Steinen, im Zentrum der hölzerne Christus aus dem 13. Jahrhundert. Weitere Sehenswürdigkeiten: Paradiespforte, Taufstein aus dem 12. Jahrhundert mit Stationen aus dem Leben Jesu, mittelalterlicher Wehrturm, der auf Wunsch besichtigt werden kann, Friedhof mit Grabsteinen aus dem 17. Jahrhundert.
"Schaus't vorwärts nur, nie himmelan, wirst bald den Weg verloren han."
Westturm mit Haupteingang
Wo man bei den großen romanischen Kathedralen das Westwerk findet, steht man bei der Georgskirche in Aplerbeck vor einem mächtigen Westturm. An seiner Fassade ist seine Baugeschichte abzulesen. Die rundbogigen, zweibahnigen Fenster am Turmschaft gliedern die Fassade erst seit dem Wiederaufbau 1926 -1928. Der Kranz der spitzbogigen Maßwerkfenster unter der Dachtraufe stammt aus dem 14. Jahrhundert ebenso wie der ebenerdige spitzbogige Eingang. Man muss sich also bis ins 14. Jahrhundert den Turmschaft ganz ohne Fenster vorstellen. Der einzige Zugang lag in der Höhe des untersten Fensters. Die weißen Einfassungssteine rechts und links im Mauerwerk zeigen heute noch, wo er gelegen hat. Der Turm konnte also nur mit einer Leiter bestiegen werden. Das zeigt, dass er als Fluchtturm gebaut wurde. Denn auch vom Kirchenschiff aus gab es keinen Zugang.
Aplerbecks ältestes Bauwerk ist die Georgs-Kirche an der Ruinenstraße. Der Straßenname erinnert an die Zeit, als die alte Kirche verfallen war und ihr der Abbruch drohte. Dass die Kirche zu den ganz wichtigen Zeitzeugen der Dortmunder Stadtgeschichte gehört, verrät eine Tafel am Informationskasten der Kirchengemeinde nahe dem Eingang zum Kirchengrundstück, dem alten Aplerbecker Kirchhof.
Paradiespforte
12. Jahrhundert, romanisch, die rechte Säule 1928 erneuert. Gestuftes Säulenportal mit umlaufendem Tauband, das im Tympanon zwei Bögen mit in Wechsel gesetzten Schachbrettornamenten umschließt, Darstellung des Kosmos. Diese umfassen ein umlaufendes Rankenwerk, das vom unteren waagerechten, mit Blütenrosetten geschmückten Basisbalken aufsteigt, Darstellung des Paradieses. Im Innenfeld, in das rechts und links ein Lebensbaum hineinragt, die Kreuzigungsszene, das mittlere Kreuz auf einer Halbkugel von zwei einfachen Kreuzen flankiert.
(Quelle: QR-Code s.u.)
Geschichte anders erzählt
Jede Kirche hat eine ganz besondere Geschichte, aber leider gibt es in der viel zu hektischen Zeit viel zu selten die Gelegenheit, sie zu erzählen. So kam man auf die Idee, Kirchengeschichte künftig per QR-Code zu erzählen. Er lässt sich mit dem Smartphone ganz einfach lesen – teilweise muss dafür vorher eine kostenlose App heruntergeladen werden. Dann geht es ganz schnell: Man hält die Kamera des Smartphones auf den QR-Code. Sobald der erkannt wurde, öffnet sich die gewünschte Textquelle. Eine tolle Lösung – auch und vor allem in Corona-Zeiten.
Kriegerdenkmal von 1931 und Erzengel Michael
Die linke Ecke des Turmes zeigt den Erzengel Michael (nicht den Ritter Georg, wie in anderen Publikationen behauptet wird), der den Drachen, das Sinnbild des Bösen, bekämpft und als Schutzheiliger der Deutschen gilt. Er gab dem damals errichteten Anbau mit dem Sonnenraum und somit der ganzen Anlage den Namen „Michaelsbau“. Das Denkmal ersetzte das „Germania“-Denkmal am Markt, das Ende der 1920er Jahre abgebaut worden war. Der Anbau mit dem Sonnenraum wurde nach Fertigstellung des Gemeindehauses 1979 abgerissen. Das Kriegerdenkmal wurde nach dem 2. Weltkrieg und in den 80er Jahren ergänzt.
Dominiert wird dieses Ensemble jedoch von der ausdruckstarken Figur des Drachentöters. Die Figur ist mit einem Umhang bekleidet und stößt mit großer Kraft einen dicken, gespitzten Holzpflock in den Rachen eines am Boden liegenden Drachens.
An der Westseite des Denkmals sind auf drei langen Tafeln die Namen der Gefallenen zu lesen.
An der Nordseite wird der Opfer weiterer Kriege gedacht. So wurde nach 1945 eine Tafel zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges angebracht. Darunter befinden sich vier Tafeln von der 1939 abgetragenen Germania-Siegessäule auf dem Aplerbecker Marktplatz mit den Namen der gefallenen Soldaten der Kriege 1866 und 1870/71.
Die zwei Eingänge an der Nordseite weisen auf alte kirchliche Gebräuche hin. Die rechte, westliche Tür, heute zugemauert, war der Eingang für die Frauen, die in der Kirche getrennt von den Männern saßen. Weil die Frau „aus dem Manne geschaffen“, also „zweitrangig“ war, betrat sie die Kirche von der „dunklen“, der lichtabgewandten Seite im Norden.
Die linke, östliche Tür war der „Büßereingang“, durch den diejenigen die Kirche betraten, die eine Kirchenstrafe erhalten hatten. Sie wurden also geradezu vor der Gemeinde an den Pranger gestellt.
Quelle: QR-Code
Oculus
Kreisförmige Fensteröffnung an der Sakristeimauer.
Schwertspuren im Stein
Mit dem Bau des gotischen Chores entstand auch im Nordosten eine Sakristei mit zwei gestuften Außenstützen. Wenn die Ritter nun in eine Fehde zogen, so wird berichtet, suchten sie himmlischen Beistand, sei es nun durch die heiligen Märtyrer oder den Drachentöter, den heiligen Georg. Sie ritten zur Georgskirche und zogen ihre Schwerter über die Köpfe der Außenstützen, um diese zu schärfen und vor allem den Segen der Märtyrer oder des heiligen Georg “auf ihre Waffen zu erflehen“. Dadurch sind die Köpfe der Säulen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und stark abgeschliffen. Im Dreißigjährigen Krieg, als die Schweden unter ihrem Oberst Crassenstein 1638 in Hörde einfielen und von der Sage über die geschliffenen Schwerter hörten, fanden sie, die Evangelischen, die eigentlich nichts von den Heiligen wissen wollten, es könne ja nicht schaden, wenn man dem Beispiel der Ritter folgte. Sie ritten nach Aplerbeck und schliffen ebenso ihre Schwerter an den Säulenköpfen. So wurde in Aplerbeck an der alten Kirche die Stelle gezeigt, wo damals die Schweden ihre Säbel geschliffen haben. Bis heute kann man an den Säulenköpfen die Spuren dieses Tuns sehen.
Quelle: QR-Code / www.georgsgemeinde.de
▲▼ Aufbau der Mittelschiffwand: Zwischen massiven Mauerpfeilern prägt ein doppelter Arkadenboden mit fein profilierter Mittelsäule den Wandaufbau. Die kleinen Seitenschiff-Fenster stehen in den Arkadenbögen wie in einem Rahmen und verleihen der Wand plastische Tiefe. Die einst farbige Ausmalung ist leider nicht mehr erhalten.
▲ Die schmiedeeisernen Leuchter in den Arkaden nehmen im Knospenmotiv des Fußes, den Blattmotiven und den Blüten der Kerzenfassungen roman. Formelemente auf. Die Leuchter sind 1985 geschaffen worden.
(Entwurf: Liesenberg; Schmiedearbeit: Wiethaus)
▲ Altar
Der ursprünglich vorhandene Blockaltar wurde 1984 durch einen Tischaltar ersetzt. Der neu errichtete Altar orientiert sich an der alten Überlieferung. Obwohl der ursprüngliche Altar ein Blockaltar gewesen ist, hat sich die Gemeinde für einen Tischaltar entschieden, der protestantischer Glaubensüberzeugung am besten entspricht. Er ist Mittelpunkt der Abendmahlsgemeinschaft mit Jesus Christus. Die massive Steinplatte nimmt den Gedanken an den Grabstein Jesu wieder auf. Und die massiven Säulen deuten ihre ursprüngliche Herkunft aus dem Sarkophag an, beides als Symbol für das Erlösungswerk Jesu Christi, das erst die Abendmahlsgemeinschaft begründet. Das Material des Altars ist, wie das der Kirche, Ruhrsandstein aus einem Syburger Steinbruch.
Jeder Kirchenjahreszeit ist eine Farbe zugeordnet, die ihren Charakter symbolisiert. Im Gottesdienstraum erkennt man sie am Kanzel- und Altarbehang. Die violette Farbe des Altartuches steht für alle Buß- und Vorbereitungszeiten wie u.a. die Passionszeit.
▲ Triumphkreuz
Übergangszeit Romanik /Gotik (Original im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund). Krückenkreuz in roter Färbung mit blauer Fassung, ehemals auf einem Triumphbalken.
Christusgestalt mit Nimbus und Krone, als lebender Christus mit leicht nach rechts geneigtem Kopf, gewelltem Haar, Bart und sanftem Gesichtsausdruck dargestellt. Die Harmonie des Körpers, der schönlinige Faltenwurf des zur rechten Hüfte gezogenen Lendentuches zeigen Verwandtschaft mit den „Beau Dieu"-Darstellungen (E. Meyer) des Kölner Raumes. Die Grundzüge, insbesondere die starke Profilierung des Brustkorbs und der Bauchpartie, sind romanisch, die übereinandergeschlagenen, durch einen Nagel fixierten Füße, die Proportionen zeigen gotischen Einfluss. - Replik, am 10. 11. 1981, gehängt durch die Fa. Ochsenfahrt, Paderborn.
▲ Taufstein
aus dem 12. Jahrhundert, romanisch, 1982 ergänzt. Vom Aplerbecker Taufstein ist das eigentliche Taufbecken in Form eines Zylinders erhalten. In einer Bildgeschichte werden 5 Szenen - 3 aus dem Leben Jesu und 2 über die Reaktionen der Menschen auf das Christusgeschehen - in der Mittelzone des Steins dargestellt. Eine Säule mit attischer Basis und korinthischem Kapitell, aus der ein Lebensbaummotiv heraustreibt, markiert den Beginn. Ein romanischer Bogenfries schließt sie nach oben ab. Die Szenen sind in den Stein hineingemeißelt, sodass die Oberflächenebene erhalten bleibt; sie sind mit linearen. Mitteln gestaltet. Auf natürliche Formen kommt es nicht an, es geht um die Symbolik. Die natürlichen Proportionen sind weitgehend aufgegeben, damit die Bildaussage betont wird. Die Szenen: Weihnachtsbild, Jesu Taufe, Kreuzigungsszene, Kindermord zu Bethlehem, Anbetung der heiligen drei Könige.
Nachdem der Taufstein 1980 zurück in die Kirche kam, bekam er seinen neuen Platz im Chorraum, nicht wie ursprünglich im Turm. Zusätzlich nötig waren ein neuer Fuß aus Ruhrsandstein und eine Taufkrone in der die Taufschale ruht.
Weihnachtsbild
Da ist Maria. Von einer Linie umfangen scheint sie geradezu aus dem Stein heraus Gestalt anzunehmen: ein übergroßer Kopf, vom Haarkranz wie von einem Heiligenschein umgeben, der ein beseeltes Gesicht rahmt. Die Haare, in zwei Zöpfen mündend, wie zum Gebet über der Brust gekreuzt, und die Gebärde der Hand, Ausdruck des Schenkens und der Weisung. Die Gestalt der Maria liegt gestreckt im unteren Bildgrund. Auf ihr ruht die Krippe in Gestalt eines Gotteshauses mit drei Doppelfenstern, erfüllt von dem kreuzförmig gewickelten Jesuskind. Rechts die Figur des Joseph in einem Flechtstuhl. Gebärden und Gesicht drücken hilfloses Staunen aus. Bei beiden Gestalten sind die Unterschenkel, weil für den heilsgeschichtlichen Vorgang unwichtig, verkümmert. Über die Krippe machen Ochs und Esel deutlich, daß die Geburt des Heilandes alle Kreatur angeht. Motiv und Gestaltung aus byzantinischer Zeit, im 12. Jahrhundert im Kölner Raum häufig, auch in Soest, bis Schweden verbreitet.
Jesu Taufe
Johannes der Täufer - das härende Gewand ist unverkennbar - taucht Jesus in ein Taufbecken. Jesu Gesicht ist voll gespannter Aufmerksamkeit nach oben gewandt, während der Geist Gottes in Gestalt einer Taube auf ihn herabstürzt (Mk 1,11). Die Szene wird geschlossen durch eine Figur, gekleidet in ein gerafftes togaähnliches Gewand, die wie zum Empfang die geöffnete rechte Hand hinhält, während die Linke einen Fisch umfaßt, der über die Schulter auf das folgende Bild weist. Der Fisch, schon in vorderasiatischen Kulturen Symbol für ewigen Lebens, ist hier das Symbol für „Jesus Christus, Sohn Gottes".
Kreuzigungsszene
Die Kreuzigungsszene ist zu einem dramatischen Geschehen verdichtet. Judenknechte mit spitzen Hüten schwingen den Hammer und treiben mächtige Nägel durch Hände und Füße des Gekreuzigten. Seine Gestalt aber beherrscht die Szene. Der Körper, in duldendem Schmerz zusammengesunken, läßt das Kreuz ganz in den Hintergrund treten. Der Kopf sinkt in stillem Leiden zur Seite. Er ist übergroß gestaltet und durch einen fein modellierten Kreuznimbus, einem Heiligenschein mit Kreuz, noch stärker hervorgehoben. Die Arme werden zur Steigerung- des Ausdrucks gelängt und wie die Haare in reine Linienbewegung überführt, als würden sie sich ausbreiten, während die Unterschenkel, auch hier unwichtig für die Aussage, verkürzt erscheinen.
Kindermord zu Bethlehem
Auf die drei entscheidenden Stationen in Gottes Heilshandeln für den Menschen in Geburt, Taufe, Kreuzigung folgen nun zwei Szenen, die in dialektischer Zuordnung darstellen, wie Menschen sich gegenüber Gottes Angebot verhalten. Zunächst: König Herodes läßt alle neugeborenen Jungen in Bethlehem ermorden, um damit den „neugeborenen König" zu beseitigen. Herodes, die Krone auf dem Haupt, angetan mit dem Königsmantel, sitzt in lässiger Haltung mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem römischen Stuhl, der sedula, und reicht einem Soldaten, der ihm ein gewickeltes Kind entgegenhält, das Schwert, während im linken Bildfeld ein zweiter Soldat auf grausamste Weise ein Kind enthauptet. Zu seinen Füßen liegt bereits ein abgeschlagener Kinderkopf. Mord und Verfolgung bei denen, die Gottes Angebot nicht annehmen.
Anbetung der heiligen drei Könige
In dreifacher Wiederholung, Steigerung des Ausdrucks, sind die Gestalten der Könige hintereinandergeordnet, in gleicher Gewandung, gleicher Bewegung, gleicher Haltung der Anbetung und des Darbringens. Streng die Linienführung der Falten. Individuell gestaltet dagegen Bart- und Haartracht, der Ausdruck des Kopfes und die Kronen. Diese Gestaltung spiegelt Dynamik und Ergriffenheit zugleich wieder. Der Vorwärtsdrang der Königsgestalten erhält ein Gegengewicht durch die Figur an der Säule, die den Königen entgegensieht, zugleich aber den Betrachter anblickt. Diese Figur weist nach Art ottonischer Engel mit der rechten Hand über sich hinaus auf das Heilsgeschehen hin, das mit der Geburtsszene wieder beginnt, markiert durch die Säule, so daß die Ankommenden in das Heilsgeschehen mit hineingenommen werden. So schließt sich der Kreis des Bildbogens, der in hochromanischer Formsprache seine Geschichte erzählt und die einheitliche Handschrift eines Künstlers verrät, der im kölnisch-westfälischen Raum anzusiedeln ist und durchaus Originalität aufweist.
▲ Sakramentshäuschen
Das spätgotische Sakramentshäuschen wurde 1964 nach alten Fotos restauriert durch A. Düchting (Soest). Es ist ca. 5 m hoch mit spitzbogigen Feldern in spätgotischer „Eselsrücken"-Manier, die eine Nische mit schmiedeeisernem Gitter umgeben. In der Mitte eine Christusfigur als Ecce homo mit Kreuz, Geißel und Dornenkrone, und im oberen Teil ein Kruzifix mit corpus. Seitlich davon zwei von Säulen getragene Konsolen, die ursprünglich die klassischen Golgatha-Figuren Maria und Johannes trugen. Geschmückt ist es mit zahlreichen Fialen, die mit Krabben und Kreuzblumen besetzt sind. Oben auf der Spitze ein Pelikan, der, wie die Sage berichtet, mit dem Schnabel seine Brust aufschlitzt, um seine Jungen zu nähren, ein in spätgotischer Zeit beliebtes Symbol für Christus, der sich für die Seinen hingegeben hat. Dreifach ist also die Erlösungstat Jesu dargestellt.
▲ * Ecce homo in der Bildenden Kunst: Die Darstellung Christi nach der Geißelung mit der Dornenkrone, dem Spottmantel und dem Rohr. Seit dem 15. Jahrhundert trifft man dieses Motiv häufig in Malerei und Plastik an.
▲ Links und rechts 2 von Säulen getragene Konsolen, die ursprünglich die klassischen Golgatha-Figuren Maria und Johannes trugen.
Der Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen
▲ Als während der Zeit der Kreuzzüge der Erzengel Michael, ein beliebter Schutzpatron, an Popularität verlor, wurde die Eigenschaft des Drachentöters (Off 12,7-9) auf Georg übertragen. Dies geschah mehr als ein halbes Jahrtausend nach der Verbreitung seiner Märtyrer-Legende. Da die Märtyrer-Legende mit dem Tod endet, wurde die Drachen-Legende vorangestellt. Besonders verbreitet hat sich später die Version der Legenda aurea, die selbst aus verschiedenen Textversionen zusammen gesammelt wurde. In ihr befinden sich auch Anklänge an weitere Legenden (wie beispielsweise der Drachen-Legende der Heiligen Martha von Bethanien). Die Drachenlegende des Georgs von Kappadokien ist ähnlich verschiedenen Rittermärchen. Der Unterschied liegt hierbei in der Aussage. Georg rettet die jungfräuliche Königstochter vor einer Bestie, dem Drachen, indem er diesen tötet. Die Königstochter ist ein Opfer, das der Drache von der Bevölkerung fordert. Das Land ist nach der Tötung befreit und Georg rät zur Taufe. Diese wird im großen Stil veranlasst. In verschiedenen Versionen der Legende an einer unterschiedlich großen Menschenanzahl, die die Wirkung des Wunders verdeutlichen soll. Der Drachenkampf ist der mutige Kampf gegen das Böse. Im christlichen Zusammenhang lässt sich der Drache zumeist mit dem Teufel gleichsetzen.
▲ Eine Orgel muss es spätestens um 1700 gegeben haben, denn um diese Zeit war ein Organist angestellt. Diese Orgel stand hinter dem Altar im Chorraum. Um 1830 wurde eine neue Orgel gestiftet. Einzelheiten über diese Orgeln sind nicht überliefert. 1967 erhielt die wieder aufgebaute Georgskirche eine Orgel von E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) mit 16 Registern auf 2 Manualen und Pedal (Op. 4940). Die ursprünglichen Flügeltüren vor dem Brustwerk wurden nach einigen Jahren durch einen Jalousie-Schweller ersetzt.
▲ Im Vorraum findet man zwei weitere Taufbecken. Das große Taufbecken ist eine Gips-Replik des mittelalterlichen Taufsteins im Chorraum. Es wurde angefertigt, als der Original-Taufstein noch im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte stand (1884-1980).
▲ Der kleinere Taufstein ist von 1705. Seine Engel ähneln den Barockengeln auf den Grabsteinen neben der Kirche (kleine Bilder rechts).
▲ Sölder Kreuz
Dieses Kreuz aus Sandstein ist ein besonders spannender historischer Fund. Es war im Keller eines Hauses in Sölde eingemauert, das um das Jahr 1900 errichtet wurde. Das Wichtigste ist die Inschrift:
ANO (= Anno)
1581
JOES (=Johannes) MULLENIUS
unleserlich
BROD
ER (= Bruder)
Das Kreuz wurde also vor über 400 Jahren einem Mann namens Johannes Mullenius gewidmet. Dieser wird als "Bruder" bezeichnet. Leider ist die 4. Zeile nicht zu entziffern. Sie enthielt wahrscheinlich eine nähere Angabe, ob Bruder als Verwandtschaftsverhältnis gemeint ist oder als Ordensbruder, Gildebruder oder sonst im übertragenen Sinn. Ursprünglich stand der Stein über lange Zeit im Freien. Dies belegen deutliche Verwitterungs-Spuren an den Oberseiten. Wo stand er und welchen Zweck hatte der Stein? Es könnte ein Grabmal gewesen sein. In diesem Fall stammt er sicher vom Friedhof der Georgskirche. Sie war über Jahrhunderte die einzige Kirche in unserer Gegend. Es ist nicht ungewöhnlich, dass alte Grabsteine in späterer Zeit zweckentfremdet wurden.
Verzeichnis der Grabplatten an der Kirche
Jahr | Platte-Nr. | Name | Abmessung in cm |
1613 | 1 | Pastor Nicolaus Witthenius | 186 x 96 x 10 |
1588 | 2 | Catrina v. Hövel, Froe Vos zum Rodenbergh | 190 x 103 x 18 |
1707 | 3 | Zwei Kinder von Pastor Eberh. Lud. Davidis | 207 x 113 x 18 |
1691 | 4 | Eheleute ]ohann Diedrich v. Voss zu Rodenberg | |
1708 | 5 | Catharina v. Hoevel zu Sölde | 175 x 103 x 18 |
1703 | 6 | Catharina Glaser, geb. von Lünen | 205 x 118 x 18 |
1713/14 | 7 | Zwei Kinder v. Ascheberg (Hs. Heithof) | 90 x 70 x 12 |
1733 | 18 | Sohn und Frau des Pastors Joh. Dav. Erich | 191 x 105 x 17 |
1756 | 19 | Elisabet Witthenius | 181 x 76 x 26 |
1749 | 20 | Freih. Reinh. Died. v. voss zu Rodenberg | 192 x 95 x 18 |
1773 | 21 | Godfried v. Steinen, Pächter Hs. Rodenberg | 196 x 87 x 17 |
1658 | 22 | Zwei Kinder. Cath. Aswera v. Aschebergh | |
1701 | 23 | Johann Philipp Witthenius, Student | 206 x 107 x 12 |
1711 | 24 | Wilhelm Henr. v. Eickel zu Berghofen | 186 x 94 x 10 |
1786 | 25 | Ehel. Max. de Monchanin, verw. Hs. Rodenb. | 197 x 105 x 13 |
1691 | 26 | Ludolph Conrad v. Voss zum Rodenbergh | 201 x 103 x 19 |
1592 | 27 | Caspar von Weminckhusen (Hs. Heithof) | 114 x 98 x 14 |
1730 | 28 | Isabella Louisa Johanna v. Ascheberg (Hs. Heithof) | 190 x 102 x 16 |
1661 | Phil. Moritz v. Aschebergh (Hs. Heithof) | 141 x 74 x 11 | |
1711 | Sophia Wilhelm. v. Voss, geb. Bodelschwingh | 224 x 160 x 18 |
▲ "Anno 1756 den 14. Septem. ist die grosehr und tugendsame Jungfer Elisabet Wittenius in dem ……Jahr ihres Alters selig in dem Herren entschlaffen."
Darunter eine Phantasiewappen mit den Buchstaben E.L.W., einem Totenkopf und 2 Sanduhren. Unten das Wappen des Herrn Wittenius und der Anna Distel, offenbar der Eltern der Verstorbenen. Nach dem Kirchenbuch wurde Elisabet geboren 1658 am 16. Sept. 1756 begraben, aetatis 98 Jahr. Eltern: Hermann I Wittenius und Anna Distelbrink
▲ "Hier ruhet Rahel und Joseph*
„Wie weyl hochedle Frau Fr. Christiana gebohrne Neumann in Herren H: Joh. David Erich hiesigen Pastor: und der Unnaischen Amt-Prediger Classe Subdelgate liebenswürdiges Ehr- und ehegemahl.
Dieser Ort war nicht ihr Vaterland in dem sie 1702 zu Wantzleben im Herzogthum Magdeburg gebohren. Doch fand sie hir den Schoß ihrer Mutter das Grab. Denn nachdem Gott ihren Sohn Joh. Georg Wilhelm der 1727 gebohren an 6. Decemb: 1733 zu sich nahmund dessen Leib hir beygesetzt wurde folgte sie ihm den 17. Januar 1734. Sie sprach. Ich habe genug daß mein Sohn Joseph lebet. Ich will hin und ihn sehen.“
Christiane NEUMANN
geb. 1702 in Wanzleben, Sachsen, gest. 1734
Ehemann Johann David ERICH, Pfarrer in Aplerbeck
2. Dezember 1688 - 14. Oktober 1746
Kinder:
1727 Joh. Georg Wilhelm, gest. 1733
1731 Luise Bernhardine ERICH
Johann David ERICH aus Ammendorf im Stift Halle wurde in Folge allerhöchster Empfehlung an die beiden Freiherren von Voß und von Ascheberg und an die vier Bauerschaften im Jahre 1726 einhellig zum Pastor gewählt. Vorher war er Feldprediger gewesen. Von 1743 bis 1746 war er General - Inspector des märkischen Ministeriums. Johann David ERICH heiratet am 15. Mai 1737 Clara Elisabeth SEVERIN. Er starb 1746.
* "Hier ruhet Rahel und Joseph"
Der Name Rachel (hebräisch) bedeutet „Mutterschaf“.
Rachel ist die Mutter von Josef und Benjamin, zweier Stammväter der Zwölf Stämme Israels.
▲ Grabschrift:
„AO MDCCXLIX (1749) DIE XII MAII (12. Mai) DENATUS (gestorben) EST PRAENOBILISSIMUS ET GENEROSISSIMUS (der edle und wohlgeboren) DOMINUS (Erbherr) REINHARDUS DIEDERICUS LIBER BARO DE VOSS FILIUS NATU (geboren) MINIMUS IN RODENBERG OEVINGHAUSEN VAHLEFELD ET SCHWERTE"
Das Kirchenbuch verzeichnet das Begräbnis: 1748 Mai 17: der Hochwohlgeb. Freyh. Reinhard Diedrich von Voß. Aet. 63 Jahr. Er war der jüngste Sohn des Diedrich Joh. Voß zum Rodenberg und Övinghausen (gest. 1691) und der Sophia Wilhelmina von Bodelschwingh (gest. 1711) und war unvermählt.
Die Urkunde über die Heiratsverschreibung des Johann Diederich von Voß und der Sophia Wilhelmina von Bodelschwingh wurde am 5. März 1678 ausgefertigt. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen jedoch der erstgeborene Sohn im Säuglingsalter verstarb:
1. Giesbert Diederich
2. Johann Wilhelm
3. Ludolph Friederich
4. Johann Georg
5. Giesbert Bernhard
6. Reinhard Diederich
7. Anna Lowisa
Hiernach handelt es sich um den unter 6) gelisteten männlichen Nachfolger.
▲ Godfried von Steinen starb bereits wenige Jahre nach seiner Ankunft in Aplerbeck. Die Grabplatte, die jetzt an der Nordseite der Georgskirche aufgestellt ist, kann sich mit denen des Adels zweifellos messen. Ihre Umschrift lautet:
“Anno 1773. d. 28. Mertz ist der weyland wohledele Godfrid von Steinen Gewes(ener) Pfaechtiger (=Pächter) zum hoch-adlichen Haus Rodenberg in dem Herrn selig entschlaffen.”
Unter dem Wappen steht: “Geboren d. 12. Febr. 1712 verehliget 1755 mit der Ehr- und Tugendsahme A. C. E. Helmig”.
Catharina und Philipp von Ascheberg waren früh verstorbene Kinder von Philipp Heinrich von Ascheberg und Anna Elisabeth von Werminghausen. Sie waren Enkelkinder des Ritters Caspar von Werminghausen (Grabplatte im nördlichen Seitenschiff).
Aus dem Jahre 1661 stammt neben dem Doppel-Grabstein auch ein Doppel-Wappen-Stein „Aschebergh-Werminckhaus“. Er wurde 2004 in Haus Heeren wieder entdeckt und steht heute in Unna-Uelzen in der Nähe des Hauses Heyde, wo Philipp Heinrich von Ascheberg aufgewachsen war. Handelt es sich dabei um den Rest der Grabplatte für die 1658 verstorbene Catharina Aswera?
Aswera ist nach ihrer Großmutter väterlicherseits Ahasvera von Wermelo benannt. Ahasvera ist abgeleitet vom biblischen Namen Ahasveros für verschiedene persische Könige. Ein in Leiden 1602 gedrucktes Buch eines Chrysostomus Dudulaeus Westphalus benannte so seine legendarische Figur eines ewig wandernden verfluchten Juden. Später wurden die Motive des Buches von den Nazis aufgegriffen. Stefan Heym verarbeitet die Legende in seinem Roman „Ahasver“.
Umlauf: Nun kombt ihr ins rechte Vatterland. Wir bleiben noch in Vnglücks Band. Fro [tretet ihr in Himmel]ls Sahl. Wir seind noch hier in Angst vnd Qual.
Inschrift 1: A(nn)o 1658 den 28 Febrv(ar) ist Catharina Aswera von Aschebergh in Gott selig entschlaffen ihrs Alters 7 Woc(hen).
Wappenumschrift: Aschebergh [W]erminckhaus
Inschrift 2: A(nn)o 1661 d[en 31] May ist Phili[pp Mauritz] von [Asc]hebergh in Gott [selig e]ntschl[a]ffen [seines A]lters 16 Woc(hen).
▲ Umschrift:
„Im J. 1701 am 30 August ist der ausgezeichnete und gelehrte Jüngling Johannes Philippus Witthenius, eifriger Student der freien Künste am Archi-Gymnasium in Dortmund, gestorben, seines Lebens im 18. Jahre.“
Vermutlich studierte er Theologie. Das Dortmunder Gymnasium hatte schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts eine Theologenschule.
Grabinschrift frei übersetzt:
Ohne Umschrift.
Allianz-Wappen, auf 3 Bäumen 2 sich schnäbelnde Vögel, Namenszug LAS, auf dem Helm weitere Vögel, Blume mit Blättern.
Doppeltgeteilte Grafschrift:
„Der vieljährige Administrator des hochadligen Hauses Rodenberg und übriger dazu gehöriger Güter Herr Maximilian de Montchanin war 1712 am 5. Nov. Geboren und ist nach volbrachtem Lebenslauf…….. cetera desunt.“
"1786 den 13 May ist die hochedelgebohrne Ehegattine Louisa Albertina de Montchaninee Gsell sanft in dem Herrn entschlafen. Sie hatte am 1. August 1713 das Licht dieser Welt zum ersten Mahl erblicket und ruhet hier von aller ihrer Mühe und Arbeit."
▲ Umschrift:
„Anno 1691 den 16 May ist der hochwoll gebohrner Herr Ludolph Conrad von Voß zum Rodenbergh im…den Jahr seines Alters seligh im Herren entschaffen“
Seine Eltern waren Diederich Johann VON VOSS, Herr zum Rodenberg, Ovinckhausen, †1693, und Elisabeth VON FRYDAG. Seine Geschwister: Johann Dietrich von Voss †1691 und Goswin Friedrich von Voss †10.09.1709 (Hessendarmstädtischer Rat und Oberhofmeister der Christine Prinzessin von der Pfalz).
Voß
Freydag
Wulff
Kettler
VOSS
Hövel
Neuhoff
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▲ "Anno Dni 1592 den 1 Septeb ist der edl un ernvest Caspar vo Werminckhusen zu Glusenstein und Heidthoff gotsellig in den Hern entslaffen."
Es folgen die Wappen Werminckhus, Schungel, Ducker, Melschede, Vos, Schade, Dalhusen und Witten.
Der Ritter Caspar von Werminghausen lebte erst auf der Burg Klusenstein bei Hemer und nach geklärtem Erbstreit auf dem Wasserschloss Heithoff in Schüren. Er heiratete Elisabeth von Syburg, deren Grabplatte verloren gegangen ist. Über seinen Tod heißt es: „Am 30. August wurde Caspar v. Werminghausen zum Clusenstein und Heidhof, von einem Dortmunder Nageler, Johann Mellinckhaus, mit dem er wegen seines Müllers Streit hatte, zu Brackel mit Hagel erschossen; er starb am 1. Sept. Die Leiche wurde nach Heidhof gebracht, der Thäter nach Hörde ins Gefängniß. Am 21. April 1593 sollte er enthauptet werden, entsprang aber Tags vorher.“ (Anton Fahne, Die Grafschaft und freie Reichsstadt Dortmund, Band 1, S. 204)
Umlauf: A(nn)o D(omi)ni 1592 den 1 Septe(m)b(e)r ist der edl(e) vn(d) ernvest(e) Caspar vo(n) Werminckhvsen zu Clvsenstein und Heidthoff gotsellich in den Hern entslaffen
Wappen: Die Wappen repräsentieren die Vorfahren Caspar von Werminghausens, links väterlicherseits, rechts mütterlicherseits, und zeigen seine adlige Abstammung.
Caspars Mutter war eine geborene Anna von Schüngel, seine Urgroßmutter eine geborene von Dücker. Er wurde auf einem Jahrmarkt zu Brackel von einem Dortmunder Bürger erschossen.
Kaspar VON WERMINGHAUSEN zu Klusenstein-Heithoff
geboren: Ca. 1530, Klusenstein, NW, DEU
seine Eltern: Johann von Werminghausen und Anna von Schüngel
verstorben: 01.09.1592 im Alter von 62 Jahren, erschossen auf der Jahrmarkt, Brackel/Aplerbeck.
Ehefrau: Elisabeth VON SYBERG zu Westhofen ca. 1531-18.11.1601
ihre Eltern: Johann von Syberg-Westhofen ± 1470-1548 und Elisabeth von Heiden-Bruch ± 1500-1535
Kinder:
1. Ehemann von Elisabeth von Syburg
Caspar (Jasper, Jodocus) von Ovelacker ± 1530-1558
Kinder:
Mitte des 16. Jahrhunderts lebte zu Gevelinghausen Caspar v. Werminghausen mit seiner Frau Elisabeth v. Syberg, die durch ihren ersten Ehemann Jodocus v. Ovelacker Haus Gevelinghausen besaß. Sie und ihr Mann verwalteten das Gut für die Kinder der ersten Ehe. Als Caspars Stiefsohn Gevelinghausen nach seiner Volljährigkeit übernahm, zogen die v. Werminghausen wieder auf ihre Burg Klusenstein bzw. Gut Heidthof.
▲ Umschrift:
"Die ihres Alters 24 Jahr 3 Monath. Die hochwohlgebohrne Freyfräulein Isabella Louisa Johanne von Ascheberg gebohren vom Haus Heethoff Bruch Syburg obiit d: 20 Julii 1730."
Es folgen 5 Wappen: 1. Ascheberg, 2. Frydag, 3. Ascheberg, 4. Ascheberg, 5., Gon
Das Kirchenbuch datiert das Begräbnis auf den 23.07.1730 aet 24 Jahr 3 Monat
▲ Die Grabplatte der Eheleute von Voss/von Bodelschwingh, die ursprünglich eine Grablege innerhalb der Kirche bedeckte, steht heute außen an der Giebelseite des südlichen Querschiffes der Georgskirche. Sie fällt nicht nur durch ihre Größe auf, sondern auch durch ihre Gestaltung. Der gesamte Rand der Grabplatte wird von 16 Wappen gesäumt, die die Ahnenfamilien der Eheleute angeben. Im unteren Bereich sind diese allerdings zerstört. Im Zentrum der Grabplatte befindet sich das Allianzwappen von Voß/von Bodelschwingh. Über diesem steht, umrandet von einem Blumenkranz, die Grabinschrift für den Ehemann:
„Obiit d. 31. May 1691 der hochwolgeborener Herr Johann Diederich von Voß Erbherr zu Rodenberg Ovinghau[-] sen Vahlfelt und Schwerte. Chr. F. Brand. Drost zu Lünen und Hörde.“
Unter dem Allianzwappen, ebenfalls in einem Blumenkranz, war die Grabinschrift für die Ehefrau angebracht, die aber fast vollständig unleserlich ist. Gerade einmal das Sterbedatum („Obiit 10. Febr. 1711 Sophia Wilhelmina von Voß“) ist noch lesbar.
Nach dem Kirchenbuch wurde am 27. Febr. 1711 begraben: Die hochwohlgeb. Frau Sophia Wilhelmina v. Bodelschwingh, verwittibte v. Voß, Frau zu Rodenberg, Ovinghausen Vahlfeld und Schwerte. Aet. 57 Jahr
Inschrift 1: Obyt d. 31. May 1691 der hochwohlgebohrener Herr Johan Diederich von Voss Erbherr zu Rodenberg Öwinghavsen Vahlefelt und Schwerte Chur-f.(ürstlich) Brand.(enburgischer) Drost zu Lünen undt Hörde
Inschrift 2: Obyt d. 10. Febr 1711 [die hochwolgebohrne Fr.(ei) Frau Sophia Wilhelmina gebohrne von Bodelschwing v…elt, von Voss Fr. zu Roden … Oevingh. und …] (Ergänzungen nach denkmalpflegerischer Dokumentation, o.J.)
Sophie Wilhelmine von Bodelschwingh
1654 – 23.11.1711
Johann Dietrich von Voss
xxxx – 31.05.1691
Kinder:
▲ Umschrift:
"Anno 1708 d: 28 Juny ist die hochwohlgeborne Frau Philip Catharina Witibe von Hoevel zu Sölde gebohren von Aschebergh zu Gettendorff ihres Alt 77 Jahr 5 Mon im H entschlafen"
Es folgen die Wappen Aschberch, Ledebaur, Ascheberch, Werminckhaus und Bilderbeck.
Sie heiratete Johan Bernd von Hövel. Ihre Mutter war eine geborene von Ledebur, ihre Großmutter eine geborene von Billerbeck. Begräbnis gem. Kirchenbuch am 31.07.1708 aet. 77 Jahr (Wittib von Hövel in Sölde)
▲ Umschrift:
"Ao 1703 d: 16. Jan. ist die Hoch-ehr und tugendreiche Frau Catharina von Lünen sel. Hern Past: Glaser sanft in Gott entschlaffen. Aet(atis) 58."
(Johann Friedrich Glaser war Pastor in Aplerbeck 1687 – 1702)
Inschriften:
"Das ist aber eine rechte Wittwe die einsam ist die ihre Hoffnung auf Gott stellet und bleibet am Gebeth und Flehen Tag und Nacht."
Doppel-Wappen, darunter:
"Diese ist zur Ruhe kommen, als der Ehherr ir entnommen,
Lieblich war das Eheband, löblich war der Wittwenstand.
Wollt sie Aplerbeck verlassen ging sie hin des Todes Straßen.
Leser gehst du weg von hier, denck der Tod der folge dir."
Unter Pastor Witthenius wurde die Reformation in Aplerbeck eingeführt. Er und seine Nachfahren stellten fünf Pfarrergenerationen in Aplerbeck. Die Grabplatte ist vollständig auf Lateinisch verfasst.
Umlauf: Im Jahre Christi 1613, am 27. November, ist der ehrwürdige Mann Gottes, Pastor Nikolaus Witthenius aus diesem Leben verschieden im Alter von 63 Jahren, dessen Körper hier in Frieden ruhe.
Inschrift 1: Was ich gelebt habe, das habe ich im Glauben an den Sohn Gottes gelebt, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat. (nach Galater 2,20)
Wappen: Mit dem Christusmonogramm und den Initialen N(ikolaus) W(ithenius), zwischen den Worten „Spes (mea) Chr(istu)s“, „Meine Hoffnung ist Christus“
Inschrift 2: Gedicht: „Der fleischliche Mensch ist wie das Gras, die Blüte und Wonne; Pastor Nikolaus Witthenius erprobt diesen Satz. Sicherlich war er es wert, noch zehn Jahre weiter zu blühen; aber jetzt ist er gepflückt und verblüht; wie jegliche Blüte verlockt. Hat nicht hier, wo er Gottes Wort durch 25 Jahre verkündet hat, den berühmten Mann ein unversehener Tod getroffen? Infolgedessen ist seine Kirche ein Haus voller Trauer. Aber so ist’s: Er stirbt der Welt, und lebt selbst in Gott. Sieh, sein gutes Leben, sein Glaube, seine Liebe ist dem bittern Tode vorangegangen; für seine Verdienste mag sein Ruf sprechen! Amen! - Witthenius, du liebst innig das selige Reich Gottes.“
(Übertragungen und Übersetzungen nach Eduard Arens, Alte Grabsteine an der Kirchenmauer in Aplerbeck, 1934, S. 137-139, ergänzt von Johannes Majoros)
Umschrift:
„Ao Chi M D CXIII XXVII No veb Rvd Vir Dn Pastor Nicolaus Withenius ex hac vita decessit a etatis LXIII cuius corpus hic in pace quiescit.“
Nikolaus (Niklas) Wittenius [Witten] (ca. 1550 – 1613)
Beruf: Pfarrer, ab 1587 Pfarrer in Aplerbeck
Religion:evangelisch-lutherisch
Geburt:ca. 1550 - Tod: 27. November 1613, Dortmund-Aplerbeck
Eltern: Johannes von Witten (∞ vor 1550 – ....) und Mutter: N. (∞ vor 1550 – ....)
Nikolaus (Nicolaus , Niklas) Witthenius/Witten, * (Dortmund ) ca 1550, + (Dortmund-)Aplerbeck 27.11.1613, 63 Jahre alt, Grabstein (mit Phantasiewappen) an der Chorseite der Kirche erhalten. "war bürtig aus Dortmund"
Prediger an der Antonius-Gasthauskapelle in Dortmund, 1585 Kaplan in Mengede , dann Kaplan unter Pastor Kranewinkel in Aplerbeck ; seit 1587 Pastor in Aplerbeck (Kollation 6.10.1587), wo er mit seinem Kaplan Sterneberg (1587-90) die luth. Reformation durchsetzte. In Aplerbeck folgen ihm 4 Nachfahren im Pfarramt.
Heirat ca, 1575 oder um 1585 Barbara NN , * ........, + ......... (lebte noch 22.11.1616)
Kinder u.a. :
▲ Umschrift:
"Ao 1588 den 17 Maji ist de edele ehr- und dugenrike Catarina von Hövel Froe Vos zum Rodenbergh christlich entslafen."
Sie war die Frau des Dietrich Voß zum Rodenberg, Tochter der geborenen von der Recke.
Es folgen die Wappen Hovel, Recke, Vos, Hovel, Lunen und Mildendunck.
Das Haus Rodenberg wurde 1290 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Bewohnt wurde es zu dieser Zeit von Ritter Diederich von dem Rodenberg. Nach der Zerstörung der Burg im Clevisch-Märkischen Erbfolgestreit des Jahres 1422 erfolgte in den folgenden Jahren der Wiederaufbau durch Hermann von Voss zum Rodenberg mit einem angegliederten Wohnturm. Zwischen 1689 und 1698 wurde die Burg in ein barockes Wasserschloss umgebaut. In der Folge gelangte es an die Vogt von Elspe.
▲ Auf den von 2 Engeln gehaltenen Platten standen die Grabinschriften. Noch erkennbar war:
Johann Wilhelm Davidis geboren anno 13. Sept
Maria Elisabeth Davidis geboren ..07 den 09 19
Memento mori
▲ Kinder-Grabstein an der südlichen Kirchwand.
Ao 1713 d. 22 August obiit Otto Adolph Henrich von Ascheberg gebohren vom Haus Heithoff, sein. Alters 7 Wochen
Otto und Johann von Ascheberg waren früh verstorbene Kinder von Caspar Heidenreich Franz Friederich von Ascheberg und Lucretia Isabella von Frydag. Sie waren Ur-Ur-Enkelkinder des Ritters Caspar von Werminghausen (Grabplatte im nördlichen Seitenschiff).
Inschrift 1: A(nn)o 1713 d 22 August obyt Otto Adolff Henrich von Ascheberg gebohren vom Haus Heithoff sein Alters 7 Wochen
Wappenumschrift: Ascheberg – Frydag
Inschrift 2: A(nn)o 1714 d. 23. November obyt Johan Ludolph Iost Leopold von Ascheberg gebohren vom Haus Heithoff seines Alters 8 Wochen
Zum Jahreswechsel 1927/28 begannen die Ausschachtungsarbeiten für den Neubau neben der Ruine. Den Beteiligten war bewusst, dass die Arbeiten auf einem stillgelegten Friedhof stattfanden, denn zunächst wurden die alten Gräber aufgenommen, die von der Baumaßnahme berührt wurden. Dabei stieß man auch auf eine Grabstelle, in der vier Leichen beerdigt worden waren. „Gebeine und Schädel sind noch erhalten. […] Die Skelette wurden aufgesammelt und in einem gemeinsamen Grabe auf dem alten Friedhof beigesetzt.
Quelle: „Hörder Volksblatt“ vom 13.01.1928 („Skelettfunde“)
Grabsteine auf dem Friedhof
▲ Ao 1663 den 18 Aug: ist die ehr und tugen Jungfer Margareta Krachts in Gott entschlafe
▲ Ao 1663 den 10 Juli: ist die ehr und tugen Jungfer Catarina Krachts in Gott entschlafe
▲ Ao 1663 den 28 Nov: ist der ehrsamer Henrich Margareta Krachts im Herrn entschlaffen
▼ Die Familie Krachts betrieb das Steinhauerhandwerk
Auf der Rücksteine (nächstes Bild) durchlaufen: Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn, Phil. 1.1
"Anno 1682 den 17. Marty ist der ehrbahrer und fromer Johan Holdwickede sehlig in dem Herrn entschlaffen. Anno 1373 den 16 September ist Johan Holdwickede ehliche Hausfrau We(g)berg sehlig in dem Herrn entschlaffen."
▲ Ao 1731 d: 9 Sep: ist der wolvornehmer und ehrgeachter Henrich Peters zu Schüren in dem 65 Jahr seines Alters selig in dem Herrn entschlaffen.
Ao 1720 d: 16. Sep: ist die ehr und tugendsame Anna Elsaben (Elisabeth) Linnigmans zu Schüren Ehefrau Henrich Peters im 49 Jahr ihres Alters selig in dem Herrn entschlaffen.
▲ Anno 1707 den 29 Marty ist der ehrbahrer und frommer Friedrich zur Nieden von Berghofen (61 Jahr) selig in Gott entschlaffen.
Anno 1726 den 27 Oct ist die ehr und tugendsahme Anna Linningmans von Schüren Hausfrau zur Nieden (61 Jahr) selig in Gott entschlaffen.
▲ Gerhardt Henrich Thomas
Anna Alsabehna Schreiber Eleute zu Berghofen d: 6 T Mertz Anno 1807
▲ Anno 1729 Denn 7 Junius ist Anna Catharina Cahman gnand Goekmarsch(mersche)? zu Sol..... im...Jahr ihres Alters im Herrn entschlaffen
▲ Anno 1774 den 12 May ist dir (= der) ehr und tugendsamer Johan Drosten in dem Jahr seines Alters 79 selig in dem Herrn entschlafen.
Anno 1741 den 19. May ist die ehr und tugendsame Anna Margareta Drosten in dem 44 Jahr ihres Alters in dem Herrn entschlafen
(Ergänzungen gem. Kirchenbuch)
▲ Anno 1714 ist
Johan Diedrich
Kötter zu Berghoffen
selig in Got entschlaffen
Die Generationenfolge zeigt, dass der einst größte Hof im Aplerbecker Westendorf mehrheitlich, aber nicht durchgängig vom Vater auf den Sohn übergegangen ist. 1813 schließlich wurde die männliche Erbfolge durch die Heirat der Maria Catharina Dorothea Grügelsiepe mit Johann Caspar Freckmann aus Niedermassen unterbrochen. Dieser Freckmann gnt. Grügelsiepe vollzog die Ablöse des Hofes, der seit Jahrhunderten zum Haus Rodenberg gehörte. Sein Sohn, Henrich Diedrich Freckmann gnt. Grügelsiepe (* 22.03.1814, † 14.05.1879), sollte der letzte Bauer auf dem Grügelsiepeschen Hof werden. Er war aber auch ein engagierter Lokalpolitiker.
Quelle: Schleef: Geschichte des alten Kirchspiels und Amtes Aplerbeck; Manuskript, 1941
▲ Hier ruhet der theuren Gattin zur Seite Johannes Caspar Freckmann genannt Grügelsiepe in Aplerbeck, gest. den 14. Aug 1846 65 Jahre alt.
Ihn betrauern als einen guten treu sorgenden Vater seine vier da......Kinder ......
▲ Ao 1753 d. ist der ehrsam und frommer Johan Dieckmann zu Soelde....
Ao 1741 d. ist die vil ehr und ducentreich Elsabein Schulten zu Soelde genannt Dickmann
Lt. Kirchenbuch 1753 März 2 aet 48 Jahr und 1741 Dec. 28
▲ Anno 1720 den (30. Aug) ist der erbahre und immer fromme Arnold Osterman alhie im (84) Jahr seines Alters selig im Herrn entschlaffen.
Anno 1707 den 6. May ist die ehrsahme Agatha Hausfrau Arnold Ostermans im 72 Jahr ihres Alters sanft in Gott entschlafen.
( ) Ergänzungen aus dem Kirchenbuch
Textquellen: wikipedia - QR-Quellen der www.georgsgemeinde.de
Reste des Altarfundaments fand man bei den Ausschachtungsarbeiten im Chorraum von 40 cm Breite und 30 cm Tiefe. Er liegt ca. 30 cm unter dem Fußboden.
lm Abstand von 1,70 m vom Altarfundament nach Osten entdeckte man das Fundament der ehemaligen romanischen Apsis, auch etwa 30 cm unter dem Fußbodenniveau. Das Mauerwerk ist ca. 1 m stark, der Innendurchmesser der halbrunden Apsis ca. 1,70 m. Unter dem Fundament in ca. 90 cm Tiefe befindet sich Bauschutt eines Vorgängerbaus.
Vor dem Nordwestpfeiler im Mittelschiff ca. 15 cm unter dem Fußboden liegt eine geplünderte Grabkammer von 2,35 m Innenlänge und 1,85 m Innenbreite. Der Eingang zur Grabkammer lag im Westen, er war zunächst zugemauert ist aber später aufgebrochen worden. Ca. 20 cm über dem Boden der Grabkammer verlaufen 3 armdicke Eisenstangen, auf denen die Särge standen. 1,10 m über dem Boden ist in der Rückwand eine Nische von 40 x 25 x 20 cm eingelassen.
An der Nordseite des östlichen Pfeilerfundamentes, in einer Tiefe von ca. 30 cm wurden die Scherben eines Kugeltopfes gefunden. Die Untersuchung im Museum für Vor- und Frühgeschichte Münster hat ergeben, dass der Topf aus der Zeit zwischen dem 9. und der Mitte des 11. Jahrhunderts stammt.
Die Grabung am Südostpfeiler zeigte, dass das Fundament nur 50 cm tief gegründet ist und auf lockerem Bauschutt steht.
Probegrabung 1992
Bei einer Probegrabung am Fundament zwischen Südportal und südlichem Querschiff kamen einige Funde ans Tageslicht, die zu wichtigen neuen Erkenntnissen über die Geschichte der Kirche führten.
Funde:
1. ein menschliches Skelett „in loco” direkt an der südlichen Seitenschiffswand in Ost-West-Richtung
2. eine Grabkammer unter dieser Wand, also älter als der romanische Bau, augenscheinlich in Nord-Süd-Richtung, mit losen Steinen gefüllt,
3. die untere Lage des Fundaments am westlichen Querschiff in hochgestellter Steinlage (fränkisch), z. T. lose Steinfüllungen im Fundament,
4. lose Knochen, Holzreste, Sargbeschläge, glasierte Tonscherbe, Schmuckanhänger im Erdreich.
Quelle: Siegfried Liesenberg "Die Georgskirche in Aplerbeck"
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