St. Lamberti ist eine römisch-katholische Kirche im Stadtkern von Münster (Westfalen). Sie wurde zwischen 1375 und 1525 als Markt- und Bürgerkirche erbaut und bildet den nördlichen Abschluss des Prinzipalmarktes; örtliche Kaufleute finanzierten den Bau. St. Lamberti ist das bedeutendste sakrale Gebäude der westfälischen Spätgotik. Namensgeber ist der heilige Lambert von Lüttich. Eine Besonderheit sind drei am Turm befestigte Eisenkörbe. In ihnen wurden 1536 die Leichname der drei Anführer des Täuferreichs von Münster Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling zur Schau gestellt, nachdem sie auf dem Platz vor der Kirche öffentlich gefoltert und hingerichtet worden waren.
▲ Blick auf St. Lamberti vom Prinzipalmarkt
Die originalen Körbe am Turm der Kirche
Die Käfige am Kirchturm von St. Lamberti prägen das münsterische Stadtbild – beinahe ununterbrochen – seit 1536, als dort die Leichname der hingerichteten Anführer der Täufer öffentlich ausgestellt wurden. Zwischenzeitlich waren die Käfige nur zu Restaurierungszwecken oder bei Beschädigungen des Kirchturms abgenommen und auch nach der Neugestaltung der Turmspitze zum Ende des 19. Jahrhunderts dort wieder angebracht worden.
Einst zur Abschreckung angebracht, heute Touristen-Magnet: Am Turm der Lamberti-Kirche in Münster hängen drei eiserne Körbe. Darin sind die toten Körper der Anführer der sogenannten Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung 1536 aufrecht zur Schau gestellt worden.
Die historischen Ereignisse der reformatorischen Täuferbewegung von Münster in den 1530er Jahren bilden den Ausgangspunkt für Lothar Baumgartens Lichtinstallation „Drei Irrlichter“ für die Skulptur Projekte in Münster 1987. Baumgartens „Drei Irrlichter“ erinnern an die Geschehnisse der Johannisnacht und mahnen zugleich den Umgang mit Andersgläubigen an. Sie leuchten seit 1987 Nacht für Nacht in den Eisenkörben am Kirchturm der St.-Lamberti-Kirche. Der Titel der Installation verweist auf die verirrten Seelen der Täufer, die auf den falschen Weg geraten sind, aber auch auf die fragwürdige Zurschaustellung der Folter durch die katholische Kirche.
Taufe für Erwachsene
Die Täufer haben versucht, eine neue christliche Gesellschaftsordnung einzuführen, sie wollten eine Kirche ohne Geistlichkeit. Laien sollten das Sagen haben. Angeregt durch Luthers Übersetzung des Neuen Testaments wollten sie aus dem Wort Gottes ihre Schlüsse selbst ziehen. Die ersten Täufer aus Holland treffen am 5. Januar 1534 in Münster ein. Ihr Ziel ist die Wieder-Taufe. Dadurch sollen erwachsene Christen von den nur als Kind ungefragt Getauften getrennt werden. Nur wer sich bewusst bekennt, ist für sie ein wahrer Christ. Eine Woche später trifft auch Jan van Leiden ein. Er hat sich von "Prophet" Jan Mathis in Holland taufen und als "Apostel" nach Westfalen schicken lassen. Er hat Erfolg: Innerhalb weniger Wochen tragen sich tausende Münsteraner in Listen für Massentaufen ein. Auch politisch gewinnen die Täufer an Boden: Mit Bernhard Knipperdolling stellen sie ab Februar 1534 ihren ersten Bürgermeister. Fürstbischof Franz von Waldeck will als Stadt- und Landesherr Münster von diesen Ketzern säubern - und schickt 8.000 Söldner. Die äußere Bedrohung treibt viele der rund 10.000 Einwohner der Stadt an die Seite der Täufer. Die Bewegung erobert den Rat, macht die Taufe zur Pflicht, erlaubt die Mehrehe und ruft das nahe Ende der Welt aus. Im Frühjahr 1534 scheitern zwei Sturmversuche an der Stadtbefestigung. Jan Mathis hat für den Ostertag die Rückkehr Christi angekündigt. Als dies nicht eintrifft, verlässt er die Stadt und wird von Landsknechten getötet. Daraufhin übernimmt Jan van Leiden die Führung und lässt sich zum König krönen. Nach 16 Monaten Belagerung rücken die Truppen des Fürstbischofs im Juni 1535 in die ausgehungerte Stadt ein. Mindestens 600 Menschen sterben im Gemetzel. Die aufgespürte Täufer-Spitze wird ein halbes Jahr in Westfalen an den Pranger gestellt, bevor sie in Münster gefoltert und hingerichtet wird: Jan van Leiden, Bürgermeister Knipperdolling und Bernhard Krechtling, der Bruder des geflohenen Kanzlers.
An der Südseite (Schauseite) der Lambertikirche befinden sich drei Portale. Das mittlere Portal zeigt eine Darstellung der Geburt Christi. Das dritte Christus als Schmerzensmann zwischen den beiden Johannes. Über dem Hauptportal erhebt sich ein kunstgeschichtlich bedeutsames Relief aus der Mitte des 15. Jh., die Wurzel Jesse (Isai = Vater Davids). Leider nicht mehr das Original, sondern eine Kopie von 1913. In 51 größeren und kleineren Einzelfiguren zeigt es den Stammbaum Jesu. In der Mitte erwachsen aus dem schlafenden Jesse die Bilder von 12 Königen von Israel und Juda, beginnend mit David. Abschluss und Krönung ist eine herrscherliche Darstellung Marias mit dem Kind, denen sich Gottvater zuneigt. 18 Figuren in den Nischen der inneren Umrahmung führen den Stammbaum von Adam bis Jesse. Äußere Umrahmung unten: Melchisedech, Josue, Gideon, Mose und Aaron. Darüber Statuen von 6 alttestamentlichen Propheten und rechts und links der hl. Ludgerus und hl. Lambertus. Dr. med. Bernhard Rottendorf d. J. (1594–1671). Er wirkte als Stadtmedicus von Münster und war Leibarzt des Fürstbischofs. Verdienste in der Bekämpfung von Pest und Ruhr. Medizinischer Gutachter, Humanist und Literat. Sohn Bernhard Eustachius am 24.10.1634 geboren, Sohn Moritz Ernst am 06.12.1637. (Lit.: Hermann Hugenroth, Zum dichterischen Werk des münsterischen Arztes und Humanisten Bernhard Rottendorff. Verlag Aschendorff Münster 1991.
Epitaph der Brüder B. E. († 1660) und M. E. († 1662) Rottendorff:
BERNH: ROTTENDORFF MED: DOCTOR; COMES PALATINVS CAESAREVS, AC DIVERSOR: PRINCIPVM MEDICVS, FILIIS SVIS: HEV QVONDAM SVIS. AB ERVDITIONE SOLIDA CLARISS:
BERNH: EVSTACHIO MED: D: AET XXVI. MDCLX. X. SEPT ROMAE DENATO. AC MAVR: ERNESTO LL. CAND: AET: XXV. MDCLXII. II. SEPT: HIC SEPVLTO: HANC LVGVBREM EPIGRAPHEN; IVSTI DOLORIS MONIMENTUM; PARENS MAESTISSIMUS POSUIT
Bernhard Rottendorff, Doktor der Medizin, Kaiserlicher Hofpfalzgraf und Arzt verschiedener Fürsten. Seinen Söhnen, o weh! Es waren seine Söhne. Vortrefflich durch eine solide Ausbildung. Bernhard Eustachius, Doktor der Medizin, im Alter von 26 Jahren, 1660 am 10. September in Rom gestorben und Moritz Ernst, Kandidat der Rechte, im Alter von 25 Jahren, 1662 am 2. September hier begraben. Diese Trauerinschrift hat der überaus betrübte Vater als Zeichen echten Schmerzes aufgestellt.
Dr. med. Bernhard Rottendorf d. J. (1594–1671).
Er wirkte als Stadtmedicus von Münster und war Leibarzt des Fürstbischofs. Verdienste in der Bekämpfung von Pest und Ruhr. Medizinischer Gutachter, Humanist und Literat.
Sohn Bernhard Eustachius am 24.10.1634 geboren,
Sohn Moritz Ernst am 06.12.1637.
An der Südseite der Kirche zum Prinzipalmarkt hin lädt das repräsentativste Portal mit dem Hochrelief der „Wurzel Jesse“ zum Aufsuchen der Kirche ein. Das Thema der bildlichen Darstellung des Stammbaums Jesu reicht zurück bis in die Zeit Davids. Seinem am Boden schlafenden Vater Isai (oder: Jesse) entspringen die nachfolgenden Träger der Verheißung, die mit dem Königtum Davids verknüpft ist und auf den vollkommenen König, der für die Heilszeit erwartet wird, vorausweist. Dieser thront nun als aufgipfelnde Frucht des Stammbaumes und als göttliches Kind auf dem Schoß Marias, gesandt aus der Herrlichkeit des himmlischen Vaters, umgeben von Engeln, die anbetend vor dem gekommenen Messias knien.
Jesus wird in der Bibel oft als Sohn Davids bezeichnet, da sein Pflegevater Josef in der Ahnenreihe Davids steht und so die rechtlich bedeutsame Beziehung zum Verheißungsträger sichert. Damit tritt Jesus als der menschgewordene Gottessohn – ohne selbst Sünder zu sein – in eine vom Glauben geprägte, aber auch von Schuld belastete Verwandtschaft ein. Auf ähnliche Weise reiht sich Jesus in die Schar der vielen ein, die sich bei der Taufe des Johannes im Jordan zu ihrer Sünde bekennen und die Umkehrtaufe empfangen. So spannt sich der Bogen der Erlösungstat Jesu zur Vergebung aller Sünden, die er als der Sündenlose auf sich nimmt, schließlich bis zum Kreuz. Das „Wurzel Jesse“ – Portal aber deutet bereits das ganze Programm der Sendung Jesu an: alle Menschen zu erlösen, d.h. sie von den Mächten der Sünde und des Todes zu befreien. Das Hochrelief ist eine Ende des 20. Jahrhunderts angefertigte Kopie des Originals aus dem Hochmittelalter. Das Original aus Baumberger Sandstein war weitgehend verwittert.
Sankt Lamberti ist eine spätgotische Westfälische Hallenkirche. Der jetzige Bau wurde im ausgehenden 14. Jahrhundert begonnen. Die Grundsteinlegung war im Jahre 1375.
Der gesamte Kirchenraum der Kirche wird durch spitzbogige Maßwerkfenster mit getöntem Kathedralglas erhellt. Eine Ausnahme bilden drei der fünf Mittelfenster des Hochchores. Sie wurden in den Jahren 1949/50 vom münsterischen Glasbildkünstler Paul von der Forst entworfen und durch die Firma Victor von der Forst, ebenfalls aus Münster, geschaffen. Das linke Fenster zeigt die „Auferstehung Christi“, das mittlere Fenster die „Kreuzigung“ und das rechte Fenster die „Himmelfahrt Christi“. In den Jahren 1963/64 wurden die Fenster im Zusammenhang mit Restaurierungsarbeiten gereinigt und erhielten so wieder ihre heutige Farbenkraft.
▲Als bemerkenswerte Zeugnisse altmünsterischer Steinhauerkunst hat sich, bis auf zwei neugotische Figuren (Maria mit dem Jesuskind und die hl. Katharina v. Alexandrien), der Apostelzyklus im Chor erhalten, schlanke und ihren Platz vor den schmalen Diensten zwischen den hohen Fensterbahnen wirkungsvoll betonende Gestalten; der Bildhauer Johann Kroeß schuf um 1600 die lebensgroßen Figuren unter krabbenbesetzten und fialenbekrönten Baldachinen.
Auferstehung Christi
Kreuzigung
Himmelfahrt Christi
Die Fenster im Chor, von Paul von der Forst, um 1955, von links nach rechts: Christi Auferstehung - Kreuzigung, Maria und Johannes unter dem Kreuz - Christi Himmelfahrt. Große, farbig gefasste Glasfenster. Mitte und Schwerpunkt des emsigen Künstlers Paul von der Forst, der 1978 in seiner Vaterstadt Münster gestorben ist, schmücken heute unter anderem die Kirchen St. Lamberti, Heilig Kreuz, Herz Jesu und die Matthäus-Kirche in Münster, ferner Sankt Georg in Bocholt, Sankt Lambertus in Erwitte und Bremen-Vahr, Hl. Kreuz in Neumünster und die Stiftskirche in Flaesheim bei Haltern. Paul von der Forst entstammte einer alten Münsterschen Künstlerfamilie, die noch heute in der Region ansässig ist. Sein Großvater hatte 1860 eine Glasmalerwerkstatt gegründet, sein Sohn führte die Arbeit fort und hielt wiederum seinen Sohn an, in seine Fußstapfen zu treten. Paul von der Forst lebte nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg 17 Jahre in Dachau und München, studierte bei Professor Klemmer an der Staatlichen Kunstanstalt und in den Vereinigten Werkstätten für Glasmalerei in München und Berlin. 1940 kehrte er nach Münster zurück, wo er von 1946 an als Glasmaler bis zu seinem Tod 1978 selbständig war.
Im Chorraum befindet sich auch das ▼ Silberexpositorium (Altaraufsatz), das im Jahr 1782 erstellt wurde.
Ikonographie: Das Lamm trägt das Kreuz oder das Kreuzbanner, Agnus Dei als Christussymbol
Im Chorbereich wurden die Reste des spätgotischen Gestühls wieder hergerichtet, allerdings ohne die neugotischen Kniebänke. Ebenfalls in der Achse der Kirche steht am Übergang des Hochchores der steinerne Altar. Links neben dem Altar steht das Lesepult, der „Ambo“.
Links vom Hauptchor findet man das 3-teilige Marientriptychon. Das Triptychon zeigt Szenen aus dem Marienleben und der Kindheit Jesu.
Der Flügelaltar mit Szenen aus dem Leben von Maria, der Mutter Jesu, und Darstellungen aus der Kindheit Jesu wurde der St. Lambertikirche nach den Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg leihweise vom Landesmuseum zur Verfügung gestellt. Dieser Flügelaltar steht an der Stirnwand im nördlichen Seitenschiff der Kirche. Im Mittelfeld des Altars ist die Madonna mit dem Jesuskind dargestellt. Rechts und links davon befinden sich die Heilige Barbara und Maria Magdalena.
Der Kreuzweg in St. Lamberti stammt von 1884, hängt aber erst seit Ende 2023 an Ort und Stelle. Sebastian Springer hat die teils stark beschädigten Tafeln vervollständigt.
▲ Die 14 Kreuzweg-Stationen sind links vom Hauptchor im Seitenschiff angebracht.
◄ Am Ende des rechten Seitenschiffs die Chorkapelle. Dort brennt in einer Ampel ein rotes Licht. Es hat seinen Platz über dem „Tabernakel“.
Den Mittelpunkt der Chorkapelle bildet der von dem Architekten von Hausen entworfene Tabernakel in Form eines Hauses als Verkündigung der Anwesenheit Gottes in der Welt.
Ein Blick auf ein gemaltes Altarbild von Melchior Steinhoff von 1604. Texte: Auf dem oberen Regenbogen steht „Godt der Vatter hat alles Gericht - dem Son geben, Johannes 5“, auf dem unteren Bogen nur „Heilich - Heilich - Heilich". Die Trennung von Auserwählten und Verdammten ist in den Hintergrund der Bildmitte gedrängt. Dafür stehen auf der Seite der Auserwählten zahlreiche Damen und Herren in zeitüblicher Kleidung, unter ihnen eine kluge Jungfrau mit dem brennenden Licht. Im Vordergrund links ein kniendes Ehepaar: die Stifter. Hier handelt es sich um den wohlhabenden Wandschneider (Tuchhändler) Wilhelm Nyenhuis (Neuhaus), der am 25. März 1604 verstorben war - ohne Empfang der Sterbesakramente, so dass der Pfarrer von Lamberti ihn der Ketzerei verdächtigte und ein Begräbnis in der Kirche verweigerte. Nyenhuis war aus Deventer nach Münster zugewandert und hatte nach der Heirat mit Gertrud Lobach, der Tochter eines Weinhändlers, 1572 das Bürgerrecht erworben. Seine Frau war schon am 27. Mai 1603 verstorben, und an ihrer Seite in der Kirche wollte er begraben werden. Seine Söhne setzten das mit Gewalt durch – mit Unterstützung des Stadtrates, der damals zu einem Drittel aus Protestanten bestand. Sie konnten auch die Aufhängung dieses Epitaphbildes erwirken. Auch Melchior Steinhoff verstarb 1606 ohne Empfang der Sterbesakramente und galt daher als „unkatholisch“ - auch seine Beerdigung in der Martinikirche wurde mit Gewalt erzwungen. Das Bild zeigt nun das Ehepaar Nyenhuis mit seiner Familie; rechts wird eine Nonne von einem Teufel in die Hölle geschleppt. Auch hier weisen einige der Verdammten porträtähnliche Züge auf: Waren es stadtbekannte Skandal-Figuren? Aufschlussreich ist auch die Schrift in dem von den Putten gehaltenen Buch „Und es wirt nit hineingehen irgent iehtes befleckts oder unreines sondern All die ginnen die geschriben Seint in den Buch des Lambs Apocalyps. 21. Die Aussage des Bildes hier ist: Wer ein ordentliches bürgerliches und moralisch einwandfreies Leben führt, darf auf die Seligkeit hoffen - denn daran sind nach calvinistischer Auffassung die Auserwählten auf Erden zu erkennen.
◄ Am zweiten Pfeiler auf der linken Seite des Kirchenraumes steht die Kanzel aus Sandstein mit hohem Fuß, den Pfeiler umzieht eine Treppe. Am Kanzelkorb je vier von Sockel und Gebälk begleitete szenische Reliefs. Zwischen den Reliefs sieht man Skulptuen und vorgesetzte Säulchen auf Konsolen und Postamenten; die Reliefs am Korb von Blendbögen eingefaßt. Von dieser Kanzel aus prangerte der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, am 13. Juli und am 3. August 1941 die Unrechtsherrschaft der Nationalsozialistischen Regierung an.
▲ Auf der dem Altar gegenüberliegenden Seite zum Westwerk hin steht unter der Orgel der Taufbrunnen. Das Taufbecken aus Sandstein zeigt einen sechsseitigen Fuß und runde Kuppa.
▲Neben dem Nordpfeiler der Orgelempore hängt ein Weihrauchgefäß. Vor der Turmkapelle die Muttergottes Pieta. Christus im Kerker. Hier die Christusfigur an der angedeuteten Geißelsäule steht. Jesus ist mit Ketten und Schlössern an die Säule gebunden.
Hier ist Christus an der Geißelsäule zu sehen.
Der Kreuzweg im Nordschiff wird bereichert durch eine Rokoko-Darstellung: Christus an der Geißelsäule. Das Rokoko ist eine Stilrichtung der europäischen Kunst von etwa 1730 bis etwa 1780 und entwickelte sich aus dem Régence, das im Spätbarock (ca. 1700–1720) ankert. Ausgangspunkt ist Frankreich. Der Name entstammt dem französischen Wort Rocaille (Muschelwerk) und bezeichnet ein immer wieder auftretendes Ornamentmotiv, das sich durch Asymmetrie von barocken Formen unterscheidet. Der Begriff Rokoko wurde 1797 von dem Maler Pierre Maurice Quays geprägt.
◄ Am Nordpfeiler der Orgelempore befindet sich in einem Gehäuse aus Stein ein Kunstwerk, das Franz Brabender, einem Sohn von Heinrich Brabender, zugeschrieben wird.
Ein steinernes Gehäuse, einem Altaraufsatz ähnlich und von einem luftigen steinernen Gesprenge überragt, darin Christus am Kreuz. betrauert von Maria und Johannes. Der Kreuzesstamm ist in den Felsen von Golgatha eingelassen, aus dem der Legende nach beim Tod Christi der Schädel des einst hier bestatteten Adam zum Vorschein kommt, so die Rettungstat Christi als des neuen Adam nach dem Sündenfall des alten Adam symbolisierend. Die lebensgroßen Gestalten werden als Werk des 1557 gestorbenen Bildhauers Franz Brabender aus der bedeutenden münsterischen Künstlerfamilie des 16. Jh. angesehen.
Die früheste Nachricht über eine Orgel in St. Lamberti stammt vom 4. Januar 1386, als über die Auszahlung von 8 Pfennigen für den Organisten und den Bälgetreter berichtet wird. Ähnliche Nachrichten sind aus den Jahren 1436 und 1481 überliefert. Während der Wiedertäuferherrschaft wurden alle Orgeln – mit Ausnahme derjenigen im Hause des „Königs“ – zerstört. Danach fand schon 1538 wieder eine Orgel in der Lambertikirche Aufstellung, sie wurde von Meister Gosen angekauft und stand auf der Nordseite des Chores auf einer Empore oberhalb der Chorschranke. 1573 wurde mit Arndt van Mill alias Lampeler (’s Hertogenbosch) der Vertrag zum Bau einer neuen Orgel geschlossen, die wohl um 1580 fertiggestellt war. Das Instrument besaß 25 Register auf drei Manualen und Pedal und hatte Springladen. Über die Bezahlung des Werks kam es zu einem Streit, der erst 1599 beigelegt war. Die Orgel stand auf einer neuen Westempore. In den folgenden Jahrhunderten wurden an dem Instrument mehrere Reparaturen und Veränderungen vorgenommen: 1643 durch Henrich Posthovell (Wolbeck), 1656/57 von einem Orgelbauer namens Schmidts, 1681/82 von Hermann Deitmaring, 1720 durch den Orgelmacher Merten und 1769 von Sprinckmühle. 1821 wurde die Orgel nach St. Mariä Himmelfahrt Alstätte (Kreis Ahaus) übertragen, wo sie 1919 durch einen Neubau ersetzt wurde.
1821 wurde die 1784 von Melchior Vorenweg (Menden) gebaute Orgel aus der Kirche des inzwischen säkularisierten Münsteraner Minoritenklosters (heutige Apostelkirche) angekauft. Sie hatte 31 Register und drei Manuale. 1867 wurde die Orgel durch den Albersloher Orgelbauer Ludwig Bengesdorf, der zuvor bei Vorenweg gearbeitet hatte, repariert und umgebaut. Nach dem Turmneubau gestaltete Friedrich Fleiter (Münster) diese Orgel bis 1892 grundlegend um. Sie erhielt ein neugotisches Gehäuse; die Schleifladen wurden beibehalten und mit einer pneumatischen Registersteuerung versehen. 1908 verdoppelte Fleiter die Registerzahl auf 50 und elektrifizierte die Traktur.
▲ Der untere Teil der "Himmelsleiter" hängt im Innenteil der Kirche, ist 12 Meter lang und hat 21 Sprossen. Oben am Turm hat das Kunstwerk eine Länge von 36 Metern und 33 leuchtende Sprossen. Die 33 Sprossen der "Himmelsleiter" sollen für ebenso viele Tugenden stehen, wie etwa Glaube, Liebe, Achtsamkeit oder Dankbarkeit. Das Projekt sei als Symbol der Hoffnung in Zeiten der Krise gedacht, so die Konzeptkünstlerin und Malerin. Die in der Genesis des Alten Testaments erwähnte "Himmelsleiter" oder "Jakobsleiter" symbolisiert den Auf- und Abstieg zwischen Himmel und Erde: Während seiner Flucht vor seinem konkurrierenden Bruder Esau erblickt Jakob, Sohn Isaaks und Enkel Abrahams, in einer Traumvision diese Himmelsleiter, auf der Engel auf- und niedersteigen. Im Johannesevangelium im Neuen Testament wird das Bild der Jakobsleiter typologisch auf den auferstandenen, in den Himmel aufgefahrenen Christus übertragen.
▲ Die neue Hauptorgel wurde nach einem Dispositionsentwurf von Ludwig Doerr (Freiburg) erbaut und 1989 fertiggestellt. Das tonnenschwere Instrument „schwebt“ im Turmraum der Kirche. Beachtenswert die charakteristischen spanischen Horizontaltrompeten. Das Instrument verfügt über 55 Register (Schleifladen) auf vier Manualen und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur und Koppeln sind elektrisch.
Bereits fünf Jahre nach der Kriegszerstörung 1944 lieferte die Werkstatt Franz Breil (Dorsten) eine Orgel, die eine Teilrealisierung des von Rudolf Reuter erstellten Dispositionsentwurfs darstellte. Die ungünstigen akustischen Bedingungen auf der nördlichen Seitenempore und das zeitbedingt mangelhafte Material führten 1987 zum Entschluss der Gemeinde, eine neue Orgel in Auftrag zu geben.
Diese stammt aus der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke GmbH, damals unter Leitung von OBM Ernst Bittcher. Das etwa vier Tonnen schwere Instrument, das ohne Empore und Bodenstütze im Mittelraum des Turmjochs schwebt (nur durch die seitlichen Zugänge an den Säulen und Emporen befestigt), wurde von Mai 1987 bis April 1989 in der Berliner Werkstatt und von Mai bis September 1989 an seinem jetzigen Ort errichtet, so dass am 16. September 1989 die festliche Einweihung der Orgel unter Pastor Ferdinand Hälker gefeiert werden konnte.
Am Gesims des Unterwerks ist folgendes Chronogramm zu lesen: „Cantate DoMIno VIVa VoCe IVgIter IVbILate CantICIs noVIs“ („Singt dem Herrn mit lebendiger Stimme, preiset ihn allezeit mit neuen Gesängen“, darin ist die Jahreszahl 1989 enthalten).
Die St.-Lamberti-Orgel ist gehört zu den architektonisch bedeutendsten Instrumenten des neueren Orgelbaus – mit der zwischen den Säulen „schwebenden“ Lösung fügt sie sich optimal in den Raum ein. Und auch klanglich bietet sie eine ausgesprochen vielseitige Palette an Klangfarben, sie ist sehr präsent im Raum, ohne erdrückend zu sein.
Kleine Chororgel
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