Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer, sondern sie dienen dem Menschen als grüne Oasen der Erholung im Ballungsraum Ruhrgebiet. Friedhöfe sind wertvolle Orte der Natur, an denen sich viele zum Teil seltene und gefährdete Pflanzen und Tieren ansiedeln können. Gerade in den letzten hundert Jahren sind Friedhöfe durch künstlerisch gestaltete Grabsteine und Grabanlagen zu wertvollen und erhaltungswürdigen Kulturstätten geworden. Friedhöfe wie in Bochum Langendreer sind Orte der Erinnerung, aber auch grüne Oasen und Kulturstätten. Er gehört zu den historischen Friedhöfen und ist mit seinem alten Baumbestand Ruheinsel und Ort der Erholung und der Besinnung für alle Langendreerer Bürger. Außerdem legt er seit 1846 mit seinen zahlreichen historischen Grabmalen Zeugnis von der jeweiligen Bestattungs- und Trauerkultur unserer Langendreerer Vorfahren ab.
Der Friedhof wird nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet. Die auf der Gesamtfläche von 7,5 ha verteilten 350 Laubbäume bieten hier selten gewordenen Vogel- und Tierarten Schutz- und Brutraum. So kann der aufmerksame Besucher den großen und den kleinen Buntspecht, den Grünspecht, den Grünfink, den Zaunkönig, den Dompfaff und das Rotkehlchen beobachten. Und auch der Vogel des Jahres 2005 - der Kleiber - fühlt sich hier heimisch. Auch Eichhörnchen, Iltis und Wiesel gehören zu den Stammgästen.
Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche „Neu-Iserlohn“ in Langendreer Verunglückte vom 15.Januar 1868. Obelisk auf Postament. Über dem eine Inschrift tragenden Postament mit Kranzgesims erstreckt sich ein Obelisk, dessen mit Blattgirlanden verzierter Fuß sich nach oben verjüngt. Das Relief von Hammer und Schlägel befindet sich über der Inschrift an der Vorderseite.
Der Friedhof der ev. Kirchengemeinde Langendreer wurde 1846 zwischen Hauptstraße und Stockumer Straße angelegt. Im alten Teil des Friedhofs befinden sich noch viele historische Grabsteine, die einen Blick in die Geschichte Langendreers als aufstrebende Bauernschaft ermöglichen. Das älteste Denkmal erinnert an das Grubenunglück 1868 und zeigt die enge Verbindung zum Bergbau. Viele dieser historischen Steine werden erhalten, indem sie zu zentralen Denkmälern für Sondergemeinschaftsgrabstätten umgearbeitet werden. Ein Beispiel ist der nachfolgende historische Grabstein der Familie Grieb, dessen Seitenwände neu beschriftet wurden.
Hier ruhen in Gott
Johann Heinrich Grieb
02.02.1808 – 15.11.1856
Anna Catharina Hüggenberg,
gent. Grieb, geb. Brune, zu Werne
28.04.1814 – 24.11.1875
Anna Hüggenberg,
05.01.1880 - 02.07.1884
Bertha Hüggenberg,
27.02.1882 – 07.08.1884
Die Alleen mit altem Baumbestand laden in jeder Jahreszeit zu einem Spaziergang ein. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Blick in den Kapellenhof zu werfen. Die Kapelle wurde vom Architekten Kurt-Peter Kremer und dem Künstler Wolfgang Kreutter gestaltet und 1966 eingeweiht. Im Zentrum befinden sich ein Kanzleraltar aus Lärche, der den Blick auf das Wandrelief ,,Das himmlische Jerusalem" mit einem bronzenen Korpus des Gekreuzigten auf einem Eisenkreuz freigibt. Seitlich wird der Blick durch Holzjalousien begrenzt, in die Glassteine eingelassen sind. Bei Sonnenschein wird das Licht in den Glassteinen gebrochen und lässt die Kapelle in fast überirdischem Glanz erstrahlen.
Familiengruft F. W. Maiweg und H. W. Borgmann
In Psalm 95 sprach David von der Verheißung einer Ruhe, nachdem Josua die zweite Generation Israels bereits schon lange zur Ruhe ins Gelobte Land geführt hatte. ... Nun sind wir an der kontroversen Aussage angelangt: „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes“ (Vers 9).
Der Bildhauer ► Wilhelm Gardÿ (1848-1890) war Angestellter der Bochumer Steinmetzfirma Lauffs & Schauff. Wilhelm Gardÿ wurde 1848 in Köln geboren und lebte und arbeitete seit 1879/80 in Bochum, wo er 1890 verstarb. Vor seiner Zeit in Bochum hatte Gardÿ bereits in Wien, Düsseldorf und Münster gearbeitet, so dass man ihn als den ersten Bildhauer von überregionalem Rang bezeichnen kann, der in Bochum tätig war. Gardÿ gestaltete auf dem Blumenfriedhof weitere Grabmale, zum Beispiel ein aufwendiges Denkmal im Renaissance-Stil u.a. für den Architekten F.W. Maiweg aus Langendreer, gestorben 1905, das etwa 1943 durch Bombenangriffe zerstört wurde.
Drei weitere seiner Werke sind:
Wenn auch der Eltern Leib
Im Grabe hier vergeht
Ihr Engelreiner Geist
Um Ihre Kinder weht.
Ruhestätte
der
Familie
Oberschulte
Jesaja 57 Vers 2
Und die richtig vor sich gewandelt haben,
kommen zum Frieden
und ruhen in ihren Kammern.
Die Grabsäule der Familie Oberschulte ist mehrfach mit verschiedenen Symbolen versehen. Diese stehen heute zwar häufig für das Christentum, ihr Ursprung ist jedoch oftmals zeitlich deutlich vor der Geburt Jesu, sind zum Teil heidnischen Ursprungs und wurden lediglich auf die christliche Religion und deren Weltbild umgedeutet.
Schlange
Das Symbol der Schlange ist sehr vielschichtig. Eine der bekanntesten Geschichten der Bibel ist der Sündenfall - Eva wird durch die Schlange verführt von den Früchten des verbotenen Baumes zu essen. Somit symbolisiert sie den Teufel, bzw. das Totenreich. Eine andere Auslegung ist die als Grabwächterin. Sie sorgt dafür, dass der Verstorbene in seiner Ruhe nicht gestört wird. Als Symboltiere für Göttinnen und Götter verwendet, stehen sie gleichzeitig für Weisheit und Leben, Fruchtbarkeit und Regeneration oder für Tod und Sterben. Im ägyptischen Totenbuch wird berichtet, dass Schlangen die Zwölf Tore der Unterwelt bewachen oder dass Tote in der Unterwelt zu Schlangen werden. Wegen ihrer Häutung gilt die Schlange auch als Symbol der Regeneration und der Unsterblichkeit. Im Gigamensch-Epos ist es eine Schlage, die dem Helden das Kraut des ewigen Lebens stiehlt, das dieser auf seiner langen Suche nach Unsterblichkeit endlich gefunden hat.
Palmwedel
Den Griechen galt die Palme als Symbol der Auferstehung. In der römischen Kultur ist das Palmblatt ein Symbol des Sieges, des Triumph und der Freude. Die griechische Siegesgöttin Nike und die ihr entsprechende römische Siegesgöttin Victoria werden oft als jugendliche Frau mit Siegeskranz und Palmzweig abgebildet. Über die römische Kultur fand der Palmwedel Eingang in die christliche Symbolik. Auf frühen christlichen Grabsteinen fand der Palmzweig als Siegeszeichen über den Tod und den Teufel recht häufig Verwendung.
Trauertuch
Zum Zeichen der Trauer ist der Grabstein mit einem Tuch bedeckt.
Glaube, Liebe, Hoffnung – Kreuz, Herz und Anker
Anker werden heute seltener als Grabsteinsymbol verwendet. Er Anker steht symbolisch für die Zuversicht, dass wir im Glauben an Gott Halt finden werden. Im übertragenen Sinn ist damit das klassische Symbol für Festigkeit, Beständigkeit, Treue. Diese drei Aspekte werden auch als die drei göttlichen Tugenden bezeichnet. “Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.” (Paulus, 1 Kor 13,13).
Hände, ineinandergelegt
Treue über den Tod hinaus (vor allem bei Eheleuten), Hoffnung auf das Wiedersehen in einer anderen Welt.
Denkmal der Eheleute
Johann Engelbert Köppenkastrop
genannt Oberschulte
geb. den 15. August 1786, gest. den 11. October 1847
und Anna Maria Catharina Oberschulte
geb. den 17. May 1798, gest. den 1. Juni 1861
Grabstätten v.l.n.r.: Hüggenberg, Oberschulte, von Dohren, Börger
v.l.n.r.: Grabstätte der Familien Hüggenberg, Oberschulte, Börger
Friederike Schulte-Stentrop
gnt. Börger
22.12.1840 – 06.12.1889
Wwe. Anna Maria Thieheuer
geb. Börger
125?.07.1812 – 06.02.1891
Heinrich Schulte-Stentrop
gen. Börger
06.09.1818 – 03.03.1900
Wilhelm Schulte Stentrop
06.10.1882 – 12.11.1912
Heinrich Schulte-Stentrop
gen. Börger
06.09.1818 – 03.03.1900
Wilhelm Schulte Stentrop
06.10.1882 – 12.11.1912
Herm. Heinr. Börger
10.06.1808 – xx.03.1839
Wilh. Schulte-Stentrop
gnt. Börger
14.04.1798 – 14.08.1852
Joh. Diedrich Thieheuer
22.01.1819 – 10.01.1885
Geschichte der Familie Müser
Begonnen hat alles mit dem Lehrer Johann Wilhelm Müser. Er stammt aus Dortmund-Mengede und erhielt im Jahre 1705 die Lehrerstelle an der Langendreerer Kirchschule, welche er bis zu seinem Tod im Jahre 1731 ausübte. Seine Tochter Maria Margaretha heiratete im Jahre 1743 den Nachbarssohn Johann Heinrich Hellweg. Dieser zog auf den Müser-Kotten und nahm den Namen seiner Frau an. Im gleichen Jahr wurde der Sohn Johann Dietrich geboren, der 1775 Elsa Margarethe Ruhe heiratete. Aus dieser Ehe entstammt Johann Wilhelm Müser, geb. 1781, der mit dem Bierbrauen begann. Er heiratete im Herbst 1805 die Bauerstochter Johanna Katharina Elisabeth Brinkmann aus Wullen. Fünf Jahre später, im Jahr 1810 wurde Johann Heinrich geboren. Die beiden ältesten Söhne, der 1838 geborene Wilhelm und der 1843 geborene Heinrich gründetet im Jahre 1866 auf dem Rübenkamp, einem am damaligen Ortsrand des Dorfes Langendreer gelegenen Grundstück (heute Hauptstr.), die "Dampfbrauerei Gebr. Müser".
Die Erben der 1881 verstorbenen Brüder wandelten das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft um, in der Arthur Müser, geb. 1853, persönlich haftender Gesellschafter wurde. Die Brauerei, die 1885 auf einer großen internationalen Ausstellung in Antwerpen für ihre Produkte die silberne Medaille erhielt und sich nun stolz "Export-Bier-Brauerei Gebr. Müser" nannte.
1891 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Bierbrauerei Gebr. Müser A.G." umfirmiert. Ihr Grundkapital betrug 756.000 Mark, welches alle zwei Jahre bis 1899 auf 2,4 Millionen Mark erhöht wurde. 1908 verstarb der letzte der Müser Brüder. Die Brauerei wurde von diesem Zeitpunkt an von einem angestellten Direktorium geführt. 1938 wurde die alte Firmenbezeichnung im Zusammenhang mit Veränderung im Besitzverhältnis der Aktien in die Firma "Müser-Brauerei A.G." geändert. Im Jahre 1960 verkauften die Erben der Müser-Brüder und die anderen Besitzer der Müser-Aktien ihre Anteile an die Berliner Schultheiß Brauerei. Ab 1. Januar 1961 gab es keine Müserbrauerei in Langendreer mehr.
Die Berliner Schultheiß-Brauerei fusionierte später mit der Dortmunder Unionsbrauerei. Am 01. Juli 1975 wurde der Betrieb still gelegt und anschließend ein Teil abgerissen, um Platz für einen Supermarkt zu schaffen. Nur der Sudhaus-Turm erinnert noch an die fast 170-jährige örtliche Brauereitradition.
▲ Sudhaus-Turm der ehemaligen Müser-Brauerei
Die letzte umfassende Erweiterung der Brauerei erfolgte zwischen 1925 und 1928, als ein Kesselhaus und der große Sudhausturm errichtet wurden - die Ähnlichkeit mit dem zeitgleich entstandenen „Dortmunder U“ der Union-Brauerei verwundet nicht, denn der Architekt war in beiden Fällen Emil Moog, ein Spezialist auf dem Gebiet des Brauereibaus. Moog gliederte den Turm durch waagerechte Backsteinbänder, glatte Betonstürze in den oberen Geschossen und ein umlaufendes Abschlussgesims – und einer fast laternenartigen „Krönung“ zuoberst.
Grabstein des Johann Wilhelm Müser
Grabstein der Johanna Katharina Elisabeth Müser, geb. Brinkmann
Arthur Müser
13. März 1853 - 02. April 1907
Si Monumentum requiris
circumspice
(Wenn Du ein Denkmal suchst, sieh Dich um)
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset.... Jes. 43 V. 1
Hier ruht
der Kgl. Bau u. Betriebs-Inspektor a.D.
Direktor
Ludwig Oberschulte
17. März 1857 - 16. April 1904
zu Frankfurt a.M.
Grabstein (links)
Wilhelm Rabenort
10.03.1852 - 27.11.1922 und
Sophie Rabenort, geb. Förder
14.01.1851 - 19.01.1914
Selig sind die Todten,
die in dem Herrn sterben.
Familie
Bockholt
Langendreer
Johann Heinrich Bockholt
16.07.1802
Wilhelm Bockholt
16.11.1855 – 17.12.1871
HIER RUHT IN GOTT
Anna Cathar. Elisabeth Bolte
26.11.1802 – 01.01.1863
Die richtig vor sich
gewandelt haben kommen
zu Frieden und ruhen
in ihren Kammern
HIER RUHEN IN GOTT
Johann Heinrich Bolte
29.07.1793-23.11.1876
Catharina Margarete Bolte geb. Schnett
03.08.1798 – 04.05.1887
Lisette Amalie Bolte
07.02.1841-20.12.????
Anna Caroline Friederike Bolte
11.04.1840-27.12.1859
Heinr. Johann Wilhelm Bolte
08.08.1827-17.05.????
HIER RUHT IN GOTT
Anna Cathar. Elisabeth Bolte
26.11.1802 – 01.01.1863
Die richtig vor sich
gewandelt haben kommen
zu Frieden und ruhen
in ihren Kammern
FAMILIENGRUFT HÜGGENBERG
HIER RUHET IN GOTT
Diedrich Ludwig Wilhelm Hüggenberg
04.12.1793 – 13.10.1869
Anna Gertrud Hüggenberg
geb. Bolte
16.07.1800 – 17.12.1882
Zum Gedenken an
stud. Ing.
Heinrich Hüggenberg
Kriegsfreiwilliger Fus. Reg. 73
05.06.1892 – xx.04.1915 vor Verdun
Seite rechts:
Johanna Hüggenberg
25.01.1896 – 31.03.1897
Diedrich Hüggenberg
22.02.1836 – 26.05.1897
Lina Hüggenberg
26.10.1831 - 09.06.1886
Henriette Hüggenberg
07.03.1824 – 10.08.1891
Dietrich Hüggenberg
15.09.1890 – 08.06.1894
Lina Hüggenberg
26.10.1831 - 09.06.1886
HIER RUHT
Johann Heinrich Ruhe
04.05.1805 – 07.11.1852
HIER RUHT
Joh. Heinr. Ruhe
17.02.1840 – 05.04.1902
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