Die Schiffbarmachung der Ruhr war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des Massengutverkehrs in Westfalen. In den Jahren 1776/80 gelang es Friedrich II. trotz territorialer Schwierigkeiten, die Ruhr durch Anlage von Schleusen zwischen Langschede bei Unna und der Mündung der Ruhr in den Rhein bei Ruhrort schiffbar zu machen. Die Herbeder Schleuse an der Ruhr im Wittener Stadtteil Heven wurde von 1776 bis 1778 als eine von insgesamt 16 Ruhrschleusen errichtet. 1801 wurde die Ruhrschifffahrt oberhalb von Witten eingestellt, weil der Warenverkehr nachgelassen und die Schleuse durch Überschwemmungen und Eisgang gelitten hatte. 1811 baute man eine neue Schleuse, die in den 1830er Jahren renoviert wurde. Das Schleusenwärterhäuschen wurde 1835 errichtet. 1890 wurde der Schiffsverkehr abermals eingestellt. Während 1943 durch die Möhne-Katastrophe die hölzerne Schleuse von der Flutwelle nach der Möhnesee-Bombardierung zerstört wurde, blieb das Schleusenwärterdienstgebäude erhalten. Die Schleuse wurde zwischen 1981 und 1983 wiederhergestellt, damit die MS Schwalbe vom Kemnader See bis nach Bommern verkehren kann.
Das eingeschossige Fachwerkgebäude unter Krüppelwalmdach mit Pfannendeckung und geschieferter Wetterseite zeigt gradlinig eingestellte Schrägstreben, drei Fensterachsen, eine vorderseitig mittig angeordnete Haustüre, Sprossenfenster und grüne Blendläden. Das Haus war die Heimstatt zahlreicher Schleusenwärter deren Aufgaben die Aufsicht und Bedienung der Schleuse waren. Einer von ihnen war Friedrich Wilhelm Striepen, der die Herbeder Schleuse in den 1820er Jahren bediente. Weitere Bewohner waren Heinrich Arnold Witte, Schleusenwärter zwischen 1865 und 1874, sowie Georg Haarmann (1874 bis 1887). Familie Rosendahl bewohnte das Schleusenwärterhaus von 1887 bis 2005 über mehrere Generationen. Gerd und August Rosendahl waren es auch, die die verheerende Flutwelle aufgrund der Möhnesee-Katastrophe 1943 miterlebten: Von sieben Gebäuden blieb nur das Schleusenwärterhaus stehen. August Rosendahl rettete sich und seine Nachbarn, indem er seinen Kahn an einen Baum band und darin ausharrte, bis das Hochwasser nachgelassen hatte. Die Bauformen dieser Dienstgehöfte waren durch die Oberbau-deputation des preußischen Staates entwickelt worden. Das Schleusenwärterhaus entspricht diesem Baumuster und ist typisch für die klassizistisch geprägten kleineren Bauten der öffentlichen Hand in Preußen.
Das Haus selbst steht an einem touristisch neuralgischen Punkt: Die Ruhrtalfähre verkehrt zwischen dem Haus und der Ruine Hardenstein. Auch die Schwalbe II hat ganz in der Nähe ihre Anlegestelle. Zahlreiche Wanderer und Radfahrer legen hier ein kurze Pause zur Erfrischung ein. Rund um das Haus finden Musik - und Sportveranstaltungen. Davon konnte die Wabe als Betreiber bislang profitieren.
In der Nacht zum 24.01.2015 fällt das Schleusenwärterhäuschen den Flammen zum Opfer. Gegen 3:00 Uhr in der Frühe brennt das Denkmal lichterloh. Der Morgen danach: Es ist ein trauriger Anblick. Das Königliche Schleusenwärterhaus, auch Altes Fährhaus genannt, ist nur noch eine Ruine. Besonders bedauerlich: Das Haus wurde erst vor zwei Jahren aufwendig, den Auflagen des Denkmalschutzes entsprechend, restauriert. Die Stromversorgung der Herbeder Schleuse, welche unter dem Schleusenwärterhaus verläuft, ist durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen worden. Dadurch kann die Schwalbe II bis Mitte Juli 2015 nur zwischen Uferstraße in Bommern und Schleuse verkehren.
Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich zunächst schwierig, denn aufgrund der Einsturzgefahr kann man den Brandort tagelang nicht betreten. Doch nach kurzer Zeit steht es fest: Das Feuer im Schleusenwärterhaus wurde von Brandstiftern gelegt, das Haus dabei vermutlich von außen angesteckt.
Der Wiederaufbau wird zügig in Angriff genommen. Seit dem 13. Februar ziert das alte Häuschen nun eine grüne Notdach-Schutzhaube gegen weitere Wasserschäden und Verfall. Die durchnässte Zwischendecke zum Dachboden aus Sparren, Lehm und Stroh hatte sich mit Löschwasser vollgesaugt und muss entfernt werden. Zudem lastet das Gewicht der Dachpfannen darauf, vier von fünf sind nach unten gefallen. Stellenweise hat die Decke bereits nachgegeben. Jetzt liegt der durchweichte Brei aus Lehm und Stroh auf dem Steinboden im Parterre. Knietief kann man darin waten. Gespenstisch. „Hallo, bitte Klobürste benutzen, jeder, auch du!“ steht an der Tür zum WC, das keine Rückwand mehr hat. Dahinter, im Geräteschuppen, hatte das Feuer zuerst gewütet. Im Eckregal stapeln sich Prospekte. Ruhrtaltourismus. Darüber blickt man durch die offene Decke, von der nur die Balken geblieben sind, ins Dach. Retten, was zu retten ist, schreibt der Denkmalschutz vor. Die Wabe will ein Zeichen setzen und zum Saisonstart am 21. März Richtfest feiern. Der neue Dachstuhl soll dann wieder waschecht mit Eichenbalken fertig sein.
Das Benefiz-Konzert „Rock an der Ruhr“ hat am 29.08.2015 viele hundert Besucher zum Schleusenwärterhaus gelockt. Nach zahlreichen Spendenaktionen steht der Wiederaufbau des historischen Gebäudes nach dem verheerenden Brand kurz vor seinem Abschluss. Decken und die Böden im Innenbereich sind schon fertig und auch das Dach ist wieder vollständig gedeckt. Im Moment wird noch der Innenputz des Fachwerks wieder aufgebaut. Die offizielle Wiedereröffnung war nach 13-monatiger Bauzeit im März 2016.
Herbeder Schleuse
Die Herbeder Schleuse im Wittener Stadtteil Heven wurde von 1776 bis 1778 auf Veranlassung von König Friedrich II. als eine von insgesamt 16 Ruhrschleusen errichtet. Ab 1801 wurde die Schifffahrt auf der Ruhr oberhalb von Witten eingestellt, weil der Warenverkehr nachgelassen und die Schleuse durch Überschwemmungen und Eisgang gelitten hatte. 1811 baute man eine neue Schleuse, die in den 1830er Jahren renoviert wurde. 1890 wurde der Schiffsverkehr abermals eingestellt. Die hölzerne Schleuse verfiel und wurde 1943 von der Flutwelle der Möhnesee-Bombardierung zerstört. Gegenüber der Schleuse, im Wittener Stadtteil Herbede, liegen die Ruine der Burg Hardenstein und das Naturschutzgebiet Hardenstein. An der Herbeder Schleuse existiert seit 2006 eine kostenfreie Fähre für Fußgänger und Radfahrer mit dem Namen Ruhrtalfähre „Hardenstein“, die im Rahmen der Eröffnung des Ruhrtalradwegs eingerichtet wurde. Die Herbeder Schleuse gehört zur Route der Industriekultur. Die Schleuse wurde zwischen 1981 und 1983 modernisiert, damit die MS Schwalbe vom Kemnader See bis nach Witten-Bommern verkehren kann. Nach dem Brand des Schleusenwärter - Hauses 2014, bei dem auch die elektrische Steuerung der Schleusenanlage komplett vernichtet wurde, erfolgte der Schiffsverkehr zu Saisonbeginn 2015 nur zwischen den Haltepunkten Uferstraße und Hardenstein. Heute ist die Ruhr zwischen Bommern und dem Kemnader See wieder komplett befahrbar.
Leinpfad
Entlang der Ruhr wurde zudem ein besonderer Weg angelegt, der dazu diente, mit Hilfe von Pferden die Schiffe stromaufwärts zu ziehen. Der sog. Leinpfad bestand ursprünglich aus einem unbefestigten Uferstreifen. Später wurde er durch Steinschüttungen befestigt, geebnet und gepflastert. In dem Abschnitt oberhalb des Schleusenwärtergehöftes an der Schleuse ist er durch mehrere Sandschichten überschwemmt und im Zuge von Schleusenbaumaßnahmen mehrfach überhöht worden. Ein kurzer Abschnitt des Leinpfades unterhalb des Schleusenwärterhauses ist in seinem Originalpflaster noch erhalten (links vom Bauzaun).
Ohne offizielle Eröffnung sind die wenigen hundert Meter neuer Radweg am Schleusenwärterhäuschen in Betrieb gegangen. Er verläuft direkt neben dem historischen Treidelpfad, dort, wo auch die Fähre Hardenstein oder die Schwalbe anlegt. Bisher waren Radler immer auf die Wiese ausgewichen, um die Huckelpiste über die historischen Steine zu umfahren. Sobald ein Schild auf das Bodendenkmal Treidelpfad hinweist, wird auch der Radweg eingeweiht.
wdf - wupper digitale fotografie
Alle Bilder auf diesen Seiten unterliegen dem © von Klaus-D. Wupper. Das Copyright für veröffentlichte, vom Betreiber dieses Onlineangebotes selbst erstellte Objekte bleibt allein beim Autor der Seiten.
Eine Vervielfältigung oder Verwendung solcher Grafiken, Sounds oder Texte in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung des Betreibers nicht gestattet.