Der Kölner Dom ist das Wahrzeichen Kölns und der Mittelpunkt der Stadt. Nach dem Ulmer Münster gilt der Kölner Dom als zweithöchste Kirche Deutschlands und dritthöchstes Gotteshaus der Welt. Im Jahr 1996 erklärte die UNESCO die Kathedrale zu einem der größten europäischen Meisterwerke gotischer Architektur und zum Weltkulturerbe. Unter frommen Katholiken gilt der Kölner Dom als wichtige Wallfahrtsstätte, schließlich liegen dort die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Doch auch hunderttausende Touristen und Kulturliebhaber statten dem Gotteshaus gerne einen Besuch ab.
Besonderes Aufsehen erregte zuletzt das erst 2007 eingeweihte Südquerhausfenster von Gerhard Richter. Doch auch die Domschatzkammer, die Glocken der Kathedrale, die beiden Kirchenorgeln und die zahlreichen Steinmetzarbeiten an der Fassade locken viele Besucher an. Schon im vierten Jahrhundert stand auf der Stelle des heutigen Domes ein christlicher Sakralbau. Der erste Kirchenbau, dessen Aussehen bekannt ist, war der 870 vollendete karolingische Dom. Dieses Bauwerk wurde im Osten ergänzt durch Kirche St. Maria ad gradus. Nachdem die Reliquien der Heiligen Drei Könige durch Erzbischof Rainald von Dassel 1164 von Mailand nach Köln gebracht worden waren, war der Dom nicht mehr nur Amtskirche des Kölner Erzbischofs. Mit einem Schlag wurde der Dom eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Europas, für die eine andere architektonische Form notwendig war. Daher entschlossen sich die Kölner zu einem monumentalen Neubau im Stil der französischen Gotik. Dieser Baustil trat damit seinen Siegeszug durch Europa an. Der Grundstein des heutigen Kölner Doms wurde 1248 von Erzbischof Konrad von Hochstaden unter gelegt. Meister Gerhard entwarf den Bau in starker Anlehnung an die Kathedralen von Amiens, Paris und Straßburg.
Schon 1322 konnte der Chor eingeweiht werden. Unverzüglich begab man sich an die Errichtung des Südturmes, doch nach 90 Jahren wurden die Arbeiten bei 56 m Höhe abgebrochen. 1560 ließ das Domkapitel alle Baumaßnahmen - vermutlich aus finanziellen Gründen - einstellen. Jahrhundertelang prägte ein Baukran auf dem Südturm das Stadtbild. 1794 wurde der Dom von den napoleonischen Truppen als Pferdestall und Lagerhalle missbraucht. 1841 gründeten Kölner Bürger auf Veranlassung von König Friedrich Wilhem IV. den "Zentralen-Dombau-Verein" und schon 1842 legte der preussische König den Grundstein für den Weiterbau des Bauwerks. Keine 40 Jahre später - im Jahr 1880 - war die Kathedrale mit Hilfe moderner Technik vollendet. Der Dom galt als nationales Denkmal und sollte die deutschen Katholiken mit dem staatstragenden preußischen Protestantismus aussöhnen. 1943 erlebte der Dom, getroffen von britischen Bomben, seine schwersten Stunden. Das Bauwerk hielt den Erschütterungen stand, nach dem Krieg mussten aber etliche Schäden repariert werden.
Zum Schutz der vielen Passanten ziehen die Gerüstbauer jeden Morgen ein weißes Netz herauf. Nicht das kleinste Teil darf herunterfallen. Schon eine Schraube könnte aus dieser Höhe schlimme Verletzungen verursachen. Die gotische Kathedrale darf nicht beschädigt werden. Löcher in den Stein zu bohren ist undenkbar. Die Konstruktion sitzt ohne jede Verankerung am Mauerwerk. Zuerst wurde auf zwei Seiten des Turms ein senkrechtes Gerüst aufgelegt. Zwölf pinkfarbene Ketten, daran befestigt, halten die obere Plattform. Auch die Materialien unterscheiden sich: Für dieses Gerüst werden leichte Aluminiumelemente aus dem Bühnenbau verwendet. Wenn das Gerüst fertig ist, können die Steinmetze mit ihrer Arbeit beginnen.
Das Mittelportal (Hauptportal) ist 9,30 Meter breit und einschließlich seines Wimpergs mehr als 28 Meter hoch. Sein heilsgeschichtliches Thema ist die Zeit vor der Erlösung. Links schließt sich das Dreikönigenportal an, das dem Erscheinen des Gottessohnes vor allen Völkern der Welt gewidmet ist, rechts das Petersportal als Hinweis auf die Verbreitung der Lehre Jesu durch die von ihm berufenen Apostel. Alle drei Portale feiern aber auch die wichtigsten Heiligen des Domes. Am Mittelpfeiler des Hauptportals steht Maria, die Altes und Neues Testament verbindet, ihr zur Seiten der Patron des Domes, der heilige Petrus, und die Heiligen Drei Könige, deren Gebeine als kostbarster Schatz des Domes verehrt werden.
Der Kölner Dom verfügt über mehrere Orgeln. Abgesehen von zwei kleinen Instrumenten in der Marienkapelle und der Sakramentskapelle befinden sich im Dom zwei Hauptorgeln, die von der Orgelmanufaktur Klais aus Bonn errichtet wurden: 1948 wurde die Querhausorgel auf einer Empore in der nördlichen Vierung fertig gestellt, 1998 wurde die Langhausorgel errichtet. Beide Instrumente lassen sich von einem gemeinsamen Spieltisch aus anspielen, ebenso wie das Hochdruckwerk, das 2006 im Westwerk des Domes eingebaut wurde.
Wer den Kölner Dom betritt, wird fast automatisch vom Schrein der heiligen Drei Könige angezogen, der hinter dem Hochaltar erglänzt. Dort steht, geschützt durch eine gläserne Vitrine, der kostbare Schrein. Er ist aus Gold und Silber gefertigt und durch Edelsteine, Emailplatten und feinste Goldarbeiten geschmückt. Einer der bedeutendsten Künstler des Mittelalters, Nikolaus von Verdun, hat diesen Schrein mit seinen Schülern angefertigt. Dieser Reliquienschrein sieht wie eine kleine Kirche aus.
Nach langjähriger Restaurierung und Freilegung der ursprünglichen mittelalterlichen Farbfassung ist der Agilolphusaltar des Kölner Domes seit 2012 wieder im alten Glanz zu bewundern. Der 1521 entstandene Altar zählt zu den bedeutendsten und größten Antwerpener Schnitzaltären.
Der Agilolphusaltar entstand um 1521 als Hochaltar für die hinter dem Domchor stehende Stiftskirche St. Maria ad Gradus. Gefertigt wurde er in Antwerpen, das in den Jahrzehnten zwischen 1480 und 1540 ein herausragendes Zentrum für die Herstellung von Schnitzaltären war. Mit einer Breite von 6,80 m und einer Höhe von 5,50 m ist der Agilolphusaltar einer der größten erhaltenen Antwerpener Schnitzaltäre. Mit viel Geduld und Können gelang den Restauratoren unter dem lieblos aufgetragenen Ölanstrich des 19. und 20. Jahrhunderts die äußerst prachtvolle und kleinteilige Fassung des 16. Jahrhunderts freizulegen. Kaum ein Antwerpener Schnitzaltar hat sich damit auch in seiner leuchtenden Farbigkeit so gut erhalten wie der Agilolphusaltar.
Der 1914 von Josef Kleefisch geschaffene Agilophusschrein mit den ebenfalls aus St. Maria ad Gradus stammenden Reliquien des hl. Agilolphus wurde anlässlich des Restaurierungsabschlusses aus der Domschatzkammer in den Dom übertragen und findet für die Zukunft Aufstellung neben dem Altar. Mit der Rückkehr des Agilolphusretabels und der Aufstellung des Reliquienschreines im Bereich vor dem Altar, hat das südliche Querhaus sein liturgisches Zentrum zurückerhalten. Am Festtag des Hl. Agilolphus, am 9. Juli, werden daher alle Messen vor dem Agilolphusaltar anstatt in der Marienkapelle gehalten.
Noch immer gibt es im Kölner Dom unentdeckte Schätze! Seit Jahrzehnten lagerte im Nordturm ein großes Bündel aus Leinwand und Papier. Sein Zustand war allerdings so schlecht, dass man nur mutmaßen konnte, dass es sich um die Originalentwürfe (Kartons) für das Pfingstfenster aus dem wunderbaren Bayernfensterzyklus des südlichen Seitenschiffes handelte. Im Sommer 2017 wurde das Bündel in der Werkstatt des Papierrestaurators Dirk Ferlmann entfaltet. Zur allergrößten Überraschung kam dabei nicht nur der Entwurf für das Pfingstfenster zum Vorschein. Auch die Entwürfe für das Anbetungsfenster und des Beweinungsfenster wurden gefunden! Es sind höchst qualitätsvolle, aquarellierte Zeichnungen, die der Oberstorfer Künstler Joseph A. Fischer (1814-1859) im Auftrag des Bayerischen Königs Ludwigs I. schuf. Die notwendige Restaurierung dieser Meisterwerke will der Zentral-Dombau-Verein durch Patenschaften finanzieren. 48 originale aquarellierte Blätter stehen für eine Patenschaft in Höhe von jeweils € 3.000,00 zur Verfügung.
Das umstrittene Richter-Fenster (Bild 4) ist das vom Kölner Künstler Gerhard Richter entworfene Südquerhausfenster des Kölner Doms. Ursprünglich waren hier 1863 Fenster mit der Darstellung von weltlichen und christlichen Herrschern des Königlichen Glasmalerei-Institutes in Berlin-Charlottenburg eingebaut worden, die das preußische Königshaus der Kathedrale schenkte. Die Fenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1948 durch eine schlichte Ornamentverglasung von Wilhelm Teuwen ersetzt, die mittlerweile renovierungsbedürftig war. Wegen ihrer Farblosigkeit blendete das einfallende Licht, was als sehr störend empfunden wurde. 2003 entschloss sich das dafür zuständige Kölner Domkapitel, das Fenster erneuern zu lassen. Die ursprünglichen Entwürfe aus dem 19. Jahrhundert wurden wie die Malereien selbst im Zweiten Weltkrieg zerstört und standen somit nicht mehr zur Verfügung. Aus einer Palette von 800 Farben wählte Richter 72 aus, die auch in den mittelalterlichen Fenstern des Doms und denen des 19. Jahrhunderts verwendet wurden (Bilder 1-3). Die Farbquadrate wurden per Zufallsgenerator verteilt. Aus diesem Zusammenspiel von Zufall und Kalkül entstand ein abstrakter Farbklangteppich, dessen Partikel bei einflutendem Tageslicht farbig leuchten.
Pro und Contra: Das Fenster war stets von unterschiedlichen Debatten begleitet. In der ersten Wut über das Richter-Fenster wollte Kardinal Meisner seinen Bischofssitz im Kölner Dom verlegen, um es nicht sehen zu müssen. Dazu kam es nicht, seinen Frieden mit dem Kunstwerk hat er jedoch nicht gemacht. Aber die erste Wut über das abstrakt-bunte Fenster des renommierten Künstlers Gerhard Richter im Kölner Dom verrauchte bald. Es gebe Wesentlicheres, über das er sich ärgere, befand Kardinal Meisner später.
Obwohl es bereits seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich war, das Leiden Christi in 14 Kreuzwegstationen zu schildern und als Andachtsbilder in den Kirchenraum zu integrieren, erhielt der Dom erst im 19. Jahrhundert einen Kreuzweg. Mit seiner Ausführung wurde der Utrechter Künstler Wilhelm Mengelberg beauftragt, der zwischen 1893 und 1898 insgesamt 13 Stationen im neugotischen Stil schuf. Die zwölf als bemalte Hochreliefs mit bekrönenden Maßwerkbaldachinen ausgeführten Stationen aus feinem Sandstein wurden in die mittelalterlichen Altarschränke der Außenwände des Langhauses eingefügt. Die 13. Station in der südlichen Turmhalle wurde in Angleichung an die 14. Station als überlebensgroße, vollplastische Figurengruppe gearbeitet.
Die 14. Station, eine überlebensgroße spätgotische Grablegungsgruppe, fand ihren Aufstellungsort im Nordturm.
Dargestellt sind Josef von Arimatäa und Nikodemus, die das Leichentuch mit dem toten Jesus halten, dahinter seine Mutter, von Johannes gestützt, sowie die Frauen, die als erste zu seinem Grab kamen, um den Leichnam zu salben, Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome, alle drei mit Salbgefäßen.
Die aus Tuffstein gearbeitete, farbig gefaßte Figur des hl. Christophorus wurde um 1470 von Tilman van der Burch, dem im Kölner Raum führenden spätgotischen Bildhauer, geschaffen.
Die Kölner Dombauhütte ist seit Jahrhunderten zuständig für sämtliche Baumaßnahmen zum Erhalt der gotischen Kathedrale. Auch die wissenschaftliche Erforschung und Dokumentation der künstlerischen Ausgestaltung und Architektur des Kölner Doms gehören zu ihren Aufgaben.
Schon im Mittelalter gab es eigens für den Dombau angestellte Handwerker. Es waren vorwiegend Steinmetze, aber auch Zimmerleute, Maurer, Dachdecker und Schmiede. Der Werkmeister an der Spitze, der sogenannte "magister operis", leitete die Bautruppe an. Auch nach der vorläufigen Einstellung der Bautätigkeit am Dom im Jahr 1560 blieb ein fester Stamm von Handwerkern. Sie führten die notwendigen Reparaturarbeiten durch. Nach einer Unterbrechung wurden 1880 die Bauarbeiten am Kölner Dom abgeschlossen und seine Fertigstellung als nationales Ereignis gefeiert. Zwar wurde anschließend nicht die gesamte Dombauhütte aufgelöst, doch die Zahl ihrer Mitarbeiter stark reduziert. Nur einige wenige Hüttengebäude verblieben an der Südseite des Doms. Schließlich entstand eine zweite Hütte, die ohne Absprache mit der bisherigen staatlichen Hütte Baustellen eröffnete. Immer wieder waren grundlegende Instandsetzungsarbeiten erforderlich. Doch erst als 1906 während einer Maiandacht ein größerer Steinbrocken in eine Menschengruppe stürzte, kamen umfangreichere Arbeiten in Gang.Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Hütten dann endgültig dem Erzbistum Köln unterstellt. Heute arbeiten etwa 60 Mitarbeiter für die Kölner Dombauhütte: vor allem Steinmetze, aber auch Dachdecker, Gerüstbauer, Schreiner und Maler. Außerdem wird intensiv nach geeigneten Dombaumaterialien geforscht.Auch heute haben die Handwerker der Dombauhütte viel zu tun: Umwelteinflüsse wie saurer Regen, Verwitterung und Alterung nagen an den Steinen des Kölner Doms. Seit der Grundsteinlegung sind am Kölner Dom rund 50 verschiedene Gesteinsarten verbaut worden. Viele davon wurden nur versuchsweise eingesetzt. Seit 1953 verfügt die Kölner Dombauhütte auch über eine Glasrestaurierungswerkstatt, die kontinuierlich den Erhalt der Glasmalereien sichert.
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