Ebenfalls sehenswert in dieser Ausstellung ist ein Projekt des Fritz-Hüser-Instituts, das sich dem Wanderbuch von Erich Grisar widmet. Hineinschreiben ließ Grisar andere, und so finden sich dort von Erich Kästner und Martin Andersen und vielen anderen europäischen Künstlerinnen sehenswerte Notizen, Skizzen und Bemerkungen. Das Web-Projekt des Instituts widmet sich der Idee von Erich Grisar in bemerkenswerter Weise.
Dauer- und Sonderausstellungen in der Lohnhalle, Schwarzkaue und der Lampenstube veranschaulichen das Leben und Arbeiten im Bergwerk.
Erich Grisar - Ruhrgebietsfotografien u.a. 1928 – 1933
Das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern hat in Kooperation mit dem Ruhr Museum eine Ausstellung im Rahmen der wiederentdeckten Negative Grisars eröffnet.
Erich Grisar, der 1898 in der Dortmunder Nordstadt geborene Sohn einer Arbeiter Familie, war nicht unbedingt als Fotograf bekannt. Man kannte ihn eher als Journalist und Autor. Er schrieb viele Gedichtbände, aber auch Reiseberichte und einige Romane sind dabei. Erich Grisar hatte hauptberuflich jedoch rein gar nichts mit seinen vielen Leidenschaften zu tun, denn er arbeitete als technischer Zeichner in einer Kessel- und Brückenbaufabrik und tat es einem Vater ähnlich, der als Zuschläger ebenfalls für den Brückenbau arbeitete. Auch der Krieg verschonte Grisar nicht. Im ersten Weltkrieg kämpfte er als Soldat an der West- und Ostfront und wurde dabei schwer verwundet. Er kehrte als überzeugter Pazifist wieder in seine Heimat, nach Dortmund zurück. Mit seinen Fotografien verdiente er das meiste Geld und konnte so seinen Lebensunterhalt sichern. Er verkaufte die Fotos an Zeitungen und publizierte ebenfalls Sozialreportagen und ließ sie anschließend veröffentlichen. Erich Grisar starb im November 1955 und wurde 57 Jahre alt.
Viele Fotos, die in seiner Zeit als Fotograf entstanden sind, hat Erich Grisar in seiner unmittelbaren Umgebung aufgenommen. Sie zeigen, wie das Leben damals im Kohlenpott war und das in einer Authentizität, die kaum mit anderen. Auf den Aufnahmen sind alltägliche Situationen abgebildet, wie Kriegsversehrte, Kinder die damals schwer schuften mussten, aber auch Arbeiter die in der Pause aßen und Bier tranken sind unter seinen zahlreichen Fotos zu finden. Es fühlt sich fast so an, als würden die Motive von ganz alleine zu Grisar finden.
1932 erschien der Reisereportageband „Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa“ mit 101 Fotografien, herausgegeben vom Bücherkreis, einer sozialdemokratischen Buchgemeinschaft in Berlin. So lautet auch der Titel der Ausstellung auf Zeche Zollern. In 27 Kapiteln berichtet Erich Grisar hier in nüchtern-sachlichem Stil von seinen Reiseerlebnissen abseits der üblichen Touristenrouten. Er erkundet in Amsterdam, Brüssel, London, Warschau, Venedig, Marseille und vielen anderen auch die Hintergassen, die Arbeiterviertel und Industrieregionen und besucht in Belgien die ehemaligen Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs.
Unterwelten sind seit jeher für die Menschen von besonderer Bedeutung. Über Religionen und Mythen haben sich Bilder von einer Welt jenseits des Sichtbaren in unseren Köpfen eingeprägt. Weitgehend im Verborgenen liegt auch die reale Unterwelt mit Tunneln, U-Bahnen und Stollen. Gerade im Ruhrgebiet breitet sich eine ganz eigene, riesige Landschaft unter unsern Füßen aus. Nicht irdische und wirkliche Unterwelten haben eins gemeinsam - sie sind gleichermaßen bedrohliche wie faszinierende Räume im Verborgenen. In der Ausstellung "Über Unterwelten" holte das LWL-Industriemuseum 2014 diese Räume erstmals gemeinsam ans Licht. Von März bis November lud der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zu einer Reise durch Zeit und Raum ein. Im ehemaligen Werkstattgebäude des Bergwerks entfalteten sich auf zwei Ausstellungsebenen Mythos und Realität der Unterwelten. Spannende Inszenierungen und eindrucksvolle Exponate sprechen Gefühl und Verstand der Besucher an.
Vom Mythos zur Realität
Spannende Inszenierungen und mehr als 300 Exponate warten auf die Besucher, darunter eine über 2.000 Jahre alte Mumie, ein seltener Kupferstich von Michelangelos „Jüngstem Gericht“, Notgepäck für den Luftschutzbunker und ein Bohrkern aus 6.000 Metern Tiefe. Interviews, Filme, Fotografien, zeitgenössische Kunst und Arbeiten von Schülern überraschen mit neuen Sichtweisen auf ein Thema, das die Menschheit seit ihrem Anbeginn beschäftigt.
Nachdem die von der AEG ab 1904 hergestellte Zeigermaschine "Mignon" ein Verkaufserfolg geworden war, entwickelten die Konstrukteure Helm und Carstensen ab dem Jahr 1912 für die AEG eine Standard-Schreibmaschine. Obwohl die neue Maschine bereits 1914 fabikationsreif war, konnte sie erst nach dem ersten Weltkrieg ab 1921 unter der Bezeichnung "AEG Modell 3" herausgebracht werden.
Die letzte unter dem Namen "AEG" erschienene Maschine, die "AEG Modell 6" war eine vierreihige Typenhebelmaschine in geschwungener Form. Sie war mit einer neuartigen Kippwagenumschaltung ausgestattet, mit der der Wagen bei der Umschaltung nicht wie bei den meisten Maschinen üblich gehoben, sondern gekippt wurde. Die Vorderaufschlagmaschine mit einfacher Umschaltung hatte 42 Tasten mit 84 Zeichen (Halbtastatur). An der Rückwand und an den Seiten des Gehäuses waren abschraubbare verglaste Sichtfenster angebracht. Dadurch konnte das Innere der Maschine eingesehen und zugänglich gemacht werden. Verkaufspreis 1927: 420,-- Mark.
▲ Stempeluhr „Bundy“
Die Stempeluhr Bundy ist ein Radial oder Hebelapparat. Die Arbeitszeit von 100 Beschäftigten konnte tage- und wochenweise auf einen einzigen, um eine Trommel gewickelten Papierstreifen aufgezeichnet werden. An dem großen Außenring befinden sich die Nummern für jeden einzelnen Beschäftigten. Mit dem Hebel wurde bei Arbeitsbeginn und Arbeitsende die entsprechende Nummer ausgewählt und dann gedrückt. Das Stempelwerk der Uhr druckte Nummer und Uhrzeit auf den Papierstreifen. Die Arbeitszeiterfassung war von der Buchhaltung zur Berechnung der Löhne einfach zu lesen, die Beschäftigten jedoch konnten die Aufzeichnungen im Einzelnen nicht sehen. Die Radialapparate gab es in verschiedenen Ausführungen: für 20, 25, 50, 100, 150 oder 200 Beschäftigte.
In einem Werbeprospekt der Firma Bürk-Bundy von ca. 1916 hieß es über diese Art der Stempeluhren: „Der Bürk-Bundy-Hebel-Kontroll-Apparat arbeitet ebenfalls vollständig automatisch. Er zeigt das pünktliche Kommen und Gehen und kennzeichnet besonders jedes verspätete Kommen oder verfrühte Gehen, jede Unregelmäßigkeit und jede Überstunde sämtlicher Arbeiter oder Angestellten auf einer nur dem Arbeitgeber zugänglichen, dem Arbeiter aber fortdauernd sichtbaren Liste an."
Überweltenwesen – Unterweltenwesen
Die 58 Schülerinnen und Schüler der Droste-Hülshoff-Realschule in Dortmund setzten sich aus den Jahrgangsstufen 8 (29 Schüler) und 10 (29 Schüler) zusammen. Unter dem Titel „Überweltenwesen – Unterweltenwesen“ entstanden im Fach Kunst 60 Masken, die die jeweiligen Eigenschaften eines Wesens aus der Über- und aus der Unterwelt widerspiegeln. Ziel der Schülerinnen und Schüler war, einerseits die Ambivalenz zwischen Über- und Unterwelt darzustellen und andererseits auch die Einflüsse der Erziehung, der Umwelt bis hin zu denen der Medien wie Film und Fernsehen darzustellen. Dreißig der Masken wurden in einer eigens dafür gefertigten Vitrine als eine der ersten Inszenierung im Einstimmungsbereich der Ausstellung für die Museumsgäste konzipiert. Eine besondere Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler war die Abstimmung der Präsentation der Masken. Welche Masken gehören in die Vitrine? Wie werden sie in der Vitrine präsentiert? Welche gehören in den Vordergrund? Die anderen dreißig Masken wurden im Über-Unterwelten-Archiv des Hittorf-Gymnasiums Recklinghausen präsentiert.
Karl Manfred Rennertz im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Holz ist das bevorzugte Material seiner künstlerischen Arbeit. Baumstämme und Holzblöcke bearbeitet Rennertz mit der Kettensäge und formt sie mit groben Schnitten zu feingliedrigen Skulpturen. Seine aus dem Material gelösten, oft überlebensgroßen Figuren sind farbig gefasst oder mit Feuer geschwärzt. Auf im Dortmunder Standort des LWL-Industrie-Museums hat Rennertz 2007 die "Iroko"-Säule aus Baden-Baden in einer abendlichen Aktion mit einem Flammenwerfer geschwärzt. Die Gestaltung der Ausstellung folgte einem offenen Konzept, das je zur Hälfte die monumentalen Werke der letzten vier Jahre und die neu auf Zollern entstehenden Arbeiten vereinte
Seine Werke erschafft Rennertz in direkter Auseinandersetzung mit dem Material und den Orten, an denen sie entstehen. Ihre Geschichte und Atmosphäre fließen in den Werkprozess ein. So bewegen sich die Arbeiten, die an den Standorten des LWL-Industriemuseums entstehen, im Spannungsfeld zwischen Natur und Technik, Mensch und Industrie, Skulptur und Industriedenkmal. Professor Karl Manfred Rennertz, 1952 in Langerwehe bei Aachen geboren, studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie und war unter anderem Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Seit über 30 Jahren arbeitet er national und international als freier Bildhauer. Die geschwärzte "Iroko"-Säule wurde an prominenter Stelle im Ehrenhof der Zeche installiert.
Tragbare Grubenlampen waren jahrzehntelang das einzige Licht, das den Arbeitsplatz des Bergmanns unter Tage ausleuchtete. Die Benzinsicherheitslampe diente aber nicht nur als Lichtquelle, sondern spürte über 150 Jahre lang für den Bergmann eine der tückischsten Gefahrenquellen auf – Grubengas. Sie zeigte an, ob die Luft in der Grube zu viel Kohlendioxid (einschläfernde „matte Wetter“) oder Methan (hochexplosives „Schlagwetter“) enthielt. Bei richtiger Handhabung garantierte die Benzinsicherheitslampe ein hohes Maß an Sicherheit. War sie defekt, konnte sie jedoch auch Schlagwetterexplosionen auslösen. Neben „Schlägel und Eisen“ ist sie bis heute das Symbol für den Bergbau.
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