Der Marienfriedhof ist einer von zwei Friedhöfen der katholischen Gemeinde St. Marien in Witten. Er liegt unmittelbar hinter der innenstädtisch gelegenen Marienkirche und dem angrenzenden Krankenhaus-Komplex (Marienhospital). Der Friedhof ist nur von der Südseite an der Marienstraße zugänglich, zu den anderen Seiten wird das Friedhofsgelände von der Eisenbahnlinie Witten-Dortmund, dem rheinischen Esel und einem Wohngebiet abgegrenzt. Der Friedhof verfügt über eine Trauerhalle an der Marienstraße. Das gesamte Friedhofsgelände ist geprägt von seiner starken Hanglage. Die Nord-Süd-Wege führen allesamt mehr oder weniger steil nach unten, durchbrochen von teilweise sehr ungleichen Treppenstufen. Am nördlichen Ende mündet der stärker belegte Teil des Friedhofs in ein offenes Feld mit hohem Gras in dem sich nur vereinzelt Gräber befinden. Alten und hohen Baumbestand sucht man auf dem Friedhof vergebens. Dafür sind Wege und Grabreihen von niedrigen Bäumen und Sträuchern umwachsen, die zusammen mit der Hanglage den versteckten und geheimnisvollen Gesamteindruck des Friedhofs erzeugen.
Im April 20011 wurde die erweiterte und renovierte Trauerhalle der katholischen Gemeinde St. Marien neben dem Marienfriedhof feierlich eingeweiht. Die neugestaltete Trauerhalle an der Marienstraße ist hell, offen und lichtdurchflutet. Für die Erweiterung wurden ein paar Wände versetzt. Die Halle rückte näher an den Bordstein der Marienstraße heran und nimmt etwas mehr Platz der breiten Auffahrt in Anspruch. Jetzt gibt es im Regelfall 70 Sitzplätze für eine Trauerfeier – je nach Bestuhlung. Auch die beiden „Aufbewahrungsräume“ mit den Kühlaggregaten sind rundum erneuert worden. Die gesamte Umbauzeit hat ein knappes halbes Jahr gedauert. Rund 100.000 Euro hat die Gemeinde für die Neugestaltung in die Hand genommen.
Etwa in der Mitte des Friedhofs auf östlicher Seite findet man ein bereits von Weitem sichtbares Grabmal, das sich von den anderen gestalterisch derart abhebt, dass es mit seinem Konzept scheinbar im Nichts zu schweben scheint. Nirgendwo sonst auf dem Friedhof finden sich Anklänge oder Ähnlichkeiten. Ein Grabstein aus weißem Stein mit einer gräulichen Patina markiert die Grabstätte einer Familie, das Haupt des Grabsteins bildet dabei eine monumentale Steinskulptur aus ineinander verwobenen Steinbändern von denen zackenförmige Steinstrukturen abgehen. Die Struktur hat die Gesamtform eines Quaders, der auf einer Steinplatte sitzt, die den Namen der Familie trägt. Die Gestaltung setzt sich auf der Rückseite und den Seiten fort.
Am 28. November 1906 rückte eine industrielle Katastrophe Witten für kurze Zeit in den Fokus der internationalen Aufmerksamkeit. Gegen 19:45 Uhr brach im Maschinenraum der Roburit-Fabrik Witten a. d. Ruhr GmbH ein Feuer aus. Die Ursache konnte nie geklärt werden, doch liegt eine spontane Selbstentzündung nahe. Der Brand ließ sich mit den vorhandenen Löscheinrichtungen nicht eindämmen. Um 20.17 Uhr kam es daher zur ersten Explosion, die brennende Trümmer über das Firmengelände verteilte. Die Explosion lockte Tausende Schaulustige an, die durch Feuerwehr und Polizei nicht zurückgehalten werden konnten. Um 21.13 Uhr explodierte das Rohstofflager, in dem große Mengen TNT und Ammoniumnitrat aufbewahrt wurden. In Folge der Explosionen starben insgesamt 41 Menschen, darunter 7 Werksangehörige, 4 Feuerwehrleute, außerdem vor allem jugendliche Schaulustige. Hinzu kamen etwa 60 Schwer-, etwa 200 Leichtverletzte und etwa 2000 vorübergehend Obdachlose. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten dehnte sich die enorme Druckwelle insbesondere auf Annen aus. Sie zerstörte zahlreiche Häuser und auch der Damm der Talsperre Witten-Annen wurde so schwer beschädigt, dass Wasser den Ort flutete. Die ausbrechenden Wassermassen richten nicht unerhebliche Schäden an, sodass man einem neuen Unglück vorbeugend vom Wiederaufbau absah. In den folgenden Jahren lag alles verödet da, bis die Arbeiten zum neuen Schwimmbad begannen. Am 19. August 1928 findet die Eröffnung des Annener Freibades statt.
Einer der verstorbenen Feuerwehrleute war Paul Echterhoff. Sein Grabstein auf dem Marienfriedhof erinnert den Friedhofsbesucher auch heute noch an das Unglück vor nun mehr als einhundertzehn Jahren. Laut Inschrift starb er als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr am 30. November 1906, nachdem er im Einsatz an der brennenden Roburit-Farbik schwer verletzt worden war.
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