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Christuskirche mit hostorischem Friedhof in Bochum Langendreer

Zur Baugeschichte der Dorfkirche: Bereits um die Jahrtausendwende entstand ein erster Vorgängerbau: ein kleines, rechteckiges Gebäude mit einem verhältnismäßig großen Chorraum in der Gestalt einer gestelzten Apsis, ohne Turm. Frühere Grabungen haben nicht klären können, ob bei dem im 12. Jahrhundert stattgefundenen ersten Umbau der Kirche das ganze Langhaus auf den alten Grundmauern erneuert oder nur die vorherige Westwand abgerissen wurde. Wohl im Zuge dieses Umbaus erhielt die Kirche anstelle der Flachdecke ein Gewölbe und mit Sicherheit den Turm. Dieser Turm ist damit das auch seiner Bausubstanz nach älteste bis heute erhaltene Bauwerk in Langendreer. Seine wuchtigen Mauern aus Bruchstein und die schmalen Schießscharten zeigen sehr eindrucksvoll, dass er als Wehrturm errichtet wurde, hinter dessen Mauern sich die Menschen zurückziehen konnten, wenn Räuberbanden und Soldatenhorden ins Dorf einfielen.

 
 

Die heutige Christuskirche der Ev. Kirchengemeinde Langendreer hieß im Mittelalter „Unsere liebe Frauen Kapelle zu Langendreer“. Im Landesarchiv wurde eine Urkunde vom 26. Juni 1531 ausfindig gemacht, der zufolge bei einem Verkauf an die Langendreerer Kirche für diese ein Johann Bolte und ein Hermann Oberschulte als ,Kerkeraide unße Lieven Frouwen capellen to Langendreier’ tätig geworden sind.

Die „Dorfkirche“ gehörte vor 500 Jahren noch zur Pfarrei St. Bartholomäus Lütgendortmund. Der Pfarrei St. Peter und Paul Bochum (Mitte) unterstand eine zweite Kapelle, Ümmingen, die 1895 abgerissen wurde. Beide gehörten politisch zum Oberamt in Bochum und hatten adlige Patronatsherren.

HINWEIS: Die alte Ümminger Kirche stand „auf dem alten Ümminger Friedhof, denn dieser war eine Erweiterung des ursprünglichen Kirchhofs. Dort ist das Gebäude – trotz Abriss in 1895 – bis heute nicht völlig verschwunden. 1963 wurde sein Fundament freigelegt, verfestigt, die Innenfläche mit Kieseln ausgelegt und so sein Grundriss am originalen Standort sichtbar gemacht. Mit 68 rundherum gruppierten restaurierten Grabsteinen und -platten aus dem 17. bis 19. Jahrhunderts entstand zudem eine reizvolle historische Anlage. Rund 55 Jahre später, 2017-19, wurde die komplette Anlage einschließlich der Grabsteine noch einmal restauriert.  

▲ Bereits um 800 n. Chr. befand sich an dieser Stelle eine Kapelle. Um 1250 wurde eine Kirche mit einem Turm gebaut, der heute noch steht. Der Turm ist das älteste bis heute erhaltene Bauwerk in Langendreer. Seine wuchtigen Mauern aus Bruchstein und die schmalen Schießscharten zeigen sehr eindrucksvoll, dass er als Wehrturm errichtet wurde. Hier konnten sich die Menschen zurückziehen, wenn Räuberbanden und Soldatenhorden in das Dorf einfielen. Im Laufe der Zeit wurde dann an den Wehrturm die Kirche angebaut.

Im Jahr 1386 werden die Kapelle in Dreyer (Langendreer) und ihr Rektor zum ersten Mal erwähnt. 1491 erhielt die Kirche ihre erste Glocke, es war eine kleine Marienglocke. 1515 kam die große Johannesglocke dazu. 1537 erhielt die Kirche die mittlere Urbanusglocke. Diese drei Glocken sind die ältesten noch erhaltenen Glocken in Westfalen. Sie wurden zwar im Zweiten Weltkrieg ausgebaut und sollten eingeschmolzen werden, man fand sie aber unversehrt wieder und ließ sie auch wieder in den Turm einbauen.

Im Jahr 1599 zerstörten die Spanier das Dorf Langendreer, die Kirche, Burg und Ritterhöfe in Langendreer. Um 1610 herrschte die Pest in Langendreer. Not und Elend durch den 30jährigen Krieg (1618 - 1648) folgten 1623 - 1650. Um 1660 wurde die zerstörte Kirche neu aufgebaut. Sie erhielt 1682 eine Orgel. Von 1742 - 1743 wurde das Kirchenschiff neu gebaut. Im Jahr 1744 wurde eine neue Orgel aufgestellt. Wahrscheinlich stammt auch die alte Turmuhr aus diesem Jahr. 1790 wurde die Turmuhr repariert. Die Kirche erhielt im Jahr 1859 eine neue Orgel. 1886 wurde die Kirche nach Osten erweitert. 1901 erhielt die Kirche die vierte neue Orgel. 1925 erfolgte eine große Kirchenrenovierung. Im Jahr 1944 wurde die Kirche von Bomben zerstört. In den Jahren 1948 - 1949 wurde die Kirche mit eigenen Mitteln nach dem 2. Weltkrieg notdürftig wieder hergestellt. 1956 wurde die Christuskirche umfangreich restauriert. 1979 begann eine grundlegenden Restaurierung und Renovierung der Christuskirche. Es fanden archäologische Ausgrabungen im Innenraum der Kirche statt, bei denen alte Grabkammern gefunden wurden. Der Innenraum wurde erneuerte und eine neue Orgel wurde eingebaut. Auch der Glockenturm wurde umgebaut und restauriert. Er besitzt das älteste mittelalterliche Geläut in Westfalen! Das Uhrwerk (eines der ältesten Uhrwerke in Westfalen) wurde ebenfalls restauriert und es wurde eine neue Stundenglocke gegossen. Der Turmhelm wurde restauriert, er bekam neue Schallfenster. Das Turmkreuz wurde 1989/1990 erneuert. Die Renovierungsarbeiten wurden 1991 abgeschlossen.

▲ Das Turmuhrwerk stammt aus dem Jahr 1890. Es wurde von der Firma J. F. Weule in Bockenheim hergestellt und geht auch heute noch auf die Sekunde genau. 2 Gewichte der Uhr sorgten dafür, dass die Uhr tickt. Wenn die Gewichte ganz nach oben gezogen wurden, konnte die Uhr damit genau 4 Tage lang laufen. Danach mussten die Gewichte wieder nach oben gezogen werden. Das geschieht heute natürlich elektrisch.

Als Besonderheit besitzt die Christuskirche eine kleine Glocke, die außen am Turm angebracht ist. Es ist die Stundenglocke, die alle 30 Minuten zu hören ist.
 
 
Die Steinmann-Orgel aus dem Jahre 1982 wurde 2013 auf den geplanten Umfang ausgebaut (Rückpositiv und zusätzliche Register).

Die für die Familie von der Borch angelegte Kammergruft wurde aufgegeben und die Epitaphien aus dem Boden entfernt; einige von ihnen sind heute an den Außenwänden der Kirche angebracht. In alter Zeit pflegte man Adelige und Geistliche im Boden des Gotteshauses zu bestatten und die Grablegen mit solchen Epitaphien abzudecken. Auf dem seit der Erhebung der Lütgendortmunder Filialkirche zur selbständigen Pfarrkirche im Jahre 1663 als Begräbnisplatz genutzten Kirchhof wurde bis 1846 beerdigt. Über die 1810 von der napoleonischen Regierung verfügte Eröffnung von außerhalb der Ortschaften liegenden Friedhöfen hatte man sich in Langendreer zunächst einmal hinweggesetzt, doch mit der Anlage des evangelischen Friedhofes an der Hauptstraße wurde der Kirchhof als Begräbnisstätte geschlossen. Heute erinnern einige vor der Christuskirche wieder aufgestellte alte Grabsteine des Kirchhofs und die an die Kirchenwand angebrachten Epitaphien an die früheren Begräbnisstätten vor und in der Kirche. Und an den Sieg im deutsch-französischen Krieg erinnert die 1871 auf dem alten Kirchhof gepflanzte „Kaiserlinde“.

▲ Kirchenfenster

Kirchenfenstern kommt am Übergang von Innenraum und Außenwelt eine wichtige Bedeutung zu. Durch sie erhellt das einfallende Licht den Innenraum, das die Kirchenbesucher umfängt. Zugleich geben sie in Farbe, Symbolen und Bildern dem Glauben Ausdruck, der in der Kirche gegenwärtig ist. Die Kirchenfenster in der Christuskirche laden mit ihren „Sinnbildern“ ein, die Bedeutungen in und hinter den Bildern zu ergründen. Ihre Bildsprache greift dabei auf die biblische und kirchliche Tradition zurück.

Das linke Fenster: Taube, Fisch und Fische, Putfarken, ca. 1949, Antikglas/Blei

Die Taufe: Die Taube. Als Jesus getauft war, stieg er aus dem Wasser. Da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sagte: „Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt.“ (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 3, Verse 16+17)

Der Fisch: Der Fisch ist ein frühes Zeichen für das Bekenntnis zu Christus. Das griechische Wort für Fisch lautet „lCHTHUS“. Aus den Buchstaben lassen sich Wörter bilden, die ein Glaubensbekenntnis ergeben: Jesus Christus, Gottes Sohn, unser Retter (Erlöser).

Die vier kleinen Fische: Die Vier ist die Zahl der Welt. Sie findet sich in den vier Himmelsrichtungen ebenso wie in den vier Grundelementen (Feuer, Wasser, Erde, Luft). In seiner Ausrichtung liegt auch dem Kreuz die Zahl Vier zugrunde.

Von oben gehen Strahlen über die Mitte über das ganze Fenster nach unten. Sie zeigen: Der Geist Gottes (die Taube) wirkt in, mit und durch Christus (großer Fisch) in die Welt und für die Menschen (kleine Fische unten).

Das mittlere Fenster: Lamm Gottes, Buch mit sieben Siegeln, Schlüssel. Putfarken, ca. 1949, Antikglas/Blei

Das Lamm Gottes: Die Bildsymbole des Fensters sind dem Buch der Offenbarung entnommen (Kapitel 5, Verse 1-14). Johannes der Seher sieht das Lamm mit der Siegesfahne und hört die Bedeutung: „Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten, denn das Lamm wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ (Offenbarung, Kapitel 7, Verse 16f).

Als Johannes der Täufer Jesus sah, sagte er: „Sehet, das Lamm Gottes“ (Johannes, Kapitel 1, Vers 29).

A und 0, Alpha und Omega: Das Alpha ist der erste und das Omega der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Somit wird mit A und O alles umschlossen. Daher spricht Christus am Ende der Offenbarung: „Ich bin das A und das O (Q), der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (Offenbarung, Kapitel 22, Vers 13)

Das Buch mit den sieben Siegeln: In seiner Vision sieht Johannes der Seher ein Buch mit sieben Siegeln, in dem der Ablauf der Weltgeschichte aufgeschrieben ist: „Ich sah eine Buchrolle. Sie war mit sieben Siegeln verschlossen.“ (Offenbarung, Kapitel 5, Verse 1-14)

Das rechte Fenster: Abendmahl, Ähren, Weinstock, Brot und Kelch, Putfarken, ca. 1949, Antikglas/Blei

Das Abendmahl: Die Korn-Ähren (oben) und der Weinstock mit den Trauben (in der Mitte) weisen auf die beiden Elemente des Abendmahls, die sich in Brot und Kelch (ganz unten) wiederfinden. Das Fenster lädt ein, über die Symbole und die Bedeutung des Abendmahls nachzudenken.

Die Schlüssel: In der Offenbarung des Johannes spricht Christus: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe. Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenbarung, Kapitel 1, Verse 17b +18)

Walter Putfarken (1908 - 1984): Die Fenster der Christuskirche sind nach den Entwürfen des Kirchenmalers Walter Heinrich Putfarken aus Düsseldorf gestaltet. Putfarken hat in den 50er Jahren in vielen Kirchen in Westfalen und im Rheinland Kirchenfenster gestaltet. Walter Putfarken ist ein Schüler des bekannten Kirchenmalers Heinrich Rüter (geboren 1877 in Bergedorf bei Hamburg; gestorben 1955). Dieser hatte zwischen 1924 und 1925 in Langendreer neben der Lutherkirche auch die Christuskirche ausgemalt. Einige seiner Ornamente sind 1981 restauriert worden. Bei der Restaurierung der Christuskirche nach dem Krieg wurde Walter Putfarken 1956 beauftragt, die Kirchenfenster der Christuskirche neu zu entwerfen. Bei den Fenstern im Chorraum wurde ein biblisches Bilderprogramm in mosaikartiger Zusammensetzung verschiedenfarbiger Gläser und Farben verwendet. Die Fenster des Kirchenschiffes sind in einem einfachen Rautenmuster gestaltet. Die Konturen sind durch Bleiruten, die die Gläser zusammenhalten, gebildet.

Decke im Vorraum
 
 
 

Alte Grabsteine, Grabplatten und Epitaphien

Das LWL hat mit Datum vom 08.05.2012 die Präzisierung der historischen Ausstattungsstücke, hier der Kirchhof und die nachstehenden 9 Grabsteine, vorgenommen: Die aufgelisteten Grabmonumente sind in ihrer gestalterischen Ausprägung charakteristisch für das späte 17. und frühe 18. Jahrhundert und bezeugen anschaulich Gestaltungsvorstellungen barocker Grabkultur. Die aus der Bibel und dem Kirchenliedgut zitierten Inschriften veranschaulichen zudem Erlösungs- und Jenseits-Verständnis sowie Bestattungstradition des Protestantismus dieser Zeit in Westfalen. Die Grabsteine sind damit bedeutend für die Geschichte des Menschen und in wissenschaftlich- religionsgeschichtlicher sowie künstlerischer Hinsicht. Zudem kommt ihnen eine hohe Bedeutung als Quellen für die Geschichte der Stadt Bochum, hier der ehemaligen Bauernschaft Langendreer, zu. Die Familien der Verstorbenen sind in den Quellen seit dem frühen Spätmittelalter nachgewiesen und erhellen beispielsweise die Siedlungs-, Sozial-, Familien- und Wirtschaftsgeschichte Langendreers.

Anders als Grabplatten, die unmittelbar über dem Grab im Boden verlegt werden, sind Epitaphien nicht an den konkreten Ort der Bestattung gebunden. Infolgedessen weisen sie eine große Variationsbreite hinsichtlich Größe, Material, Form und Gestaltung auf. Epitaphien können aus Stein, Holz oder Metall gefertigt sein; gelegentlich finden sich daneben auch in Kalkschnitt gearbeitete oder lediglich auf die Wand aufgemalte Epitaphien.

Das Spektrum der Epitaphien reicht von kleinen, unscheinbaren Täfelchen bis zu aufwendigen, monumentalen Grabdenkmälern mit umfangreichem Bildprogramm und Ornament. Entsprechend vielfältig sind die Inschriftenarten, die Verwendung finden: Außer den für Grabmäler typischen Sterbevermerken und Fürbitten umfasst die Bandbreite der Inschriften Bibelsprüche, Trostsprüche und Gebete, Wappenbeischriften zu Ahnenproben, Namensbeischriften zu dargestellten Personen, Bildbeischriften, Devisen sowie Bildhauer-, Gießer- oder Malersignaturen. Die Sterbevermerke können mitunter sehr umfangreich sein und reiche biographische Informationen enthalten.

▲ Grabplatte für Theodorus Godofredus Hasselkuss, 1735-1773 (rechts im Bild)
Die Verwendung als Abdeckung eines Bodengrabes im Kircheninneren wie auch auf dem auf dem Friedhof. Sie ist heute außen an der südlichen Langhausmauer der Kirche aufgestellt. Oberfläche z.T. stark abgelaufen. Darstellungen als Flachrelief gearbeitet. Es handelt sich um eine großformatige längsrechteckige Grabplatte aus Marmor mit umlaufender lateinischer Inschrift, die u.a. den Namen des Verstorbenen überliefert (Sterbe- oder Eigentumsvermerk). Der Spiegel in vier Zonen geteilt: in der unteren Zone Sanduhr, gekreuzte Knochen oder Fackeln sowie Schädel als Memento-mori-Symbole; darüber mehrzeilige, stark abgelaufene Inschrift. Es folgt Darstellung von Brot, Bibel und Kelch, die auf protestantischen Grabplatten seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nachgewiesen ist. In der oberen Zone längsovale Kartusche in Randleiste, wobei Zwickelflächen mit floralem Schmuck ist. Wappen/Hausmarke des Verstorbenen als Füllung der Kartusche nicht erhalten. Aufbau und Schrifttyp entspricht Grabplatten der 1. H. 17. Jh.

 
Darstellung von Brot, Bibel und Kelch (Mitte der Platte)
 
 

Pfarrer Theodorus Godofredus Hasselkuss, (Johann Theodor Gottfried Hasselkus) wurde am 21. Dezember 1735 in Remscheid evangelisch getauft. Ab 1759 war er Pfarrer in Langendreer. Er verstarb am 14. Februar 1773 in Bochum-Langendreer.

Seine Eltern waren Johannes Hasselkus (1709 – 1792) und Katharina Corts (∞ 1735 – vor 1745). Sein Vater, Johannes Hasselkus, war Pfarrer in Dortmund-Barop (► Margarethenkapelle Barop)

 

Johann Theodor Gottfried Hasselkus  wurde nur 38 Jahre alt. Er war verheiratet mit Wilhelmina Elisabeth (Wilhelmine) Wirtz [Wirths] (1744 – ....), Wilhelmina Elisabeth (Wilhelmine) Wirtz war in zweiter Ehe verheiratet mit Johann Wilhelm Schmieding aus Witten.

 
 
 

▲ Eine weitere verwitterte Grabplatte aus dem 17. Jh. für unbekannt stammt ebenfalls aus dem Innenraum, da Gräber im Kirchenboden in der Regel mit solchen Grabplatten geschlossen wurden. Sie ist neben der oben genannten außen an der südlichen Langhausmauer der Kirche aufgestellt. Aufbau wie oben, allerdings hier Oberfläche verloren bis auf Mittelteil, wo Teil der umlaufenden Inschrift  HERREN CHRISTO... sowie Wappenschild mit bekrönendem Helm samt Federzier erhalten ist. Inschrift des Wappens nicht mehr lesbar.

 
 

Grabstele, Doppelgrab Unbekannt, fr. 18. Jh.

Werkstein, Inschriftenfelder architektonisch gefasst von kapitell- und kämpferbekrönten Säulchen mit runden oder balusterartigen Schäften, die ursprünglich bogenförmigen Abschluss aufnahmen (großteils abgesandet). Dabei Mittelsäule über gekreuzten Knochen aufsteigend; im Zwickelfeld über dieser Säule geflügeltes Stundenglas. Stundenglas und Knochen als zeittypische Symbole der Vergänglichkeit. Füllung der Aufsätze (vermutlich Puttenköpfe) sowie Teile von lnschriften und Rahmung abgängig. Die erhaltenen Schmuckelemente zeigen qualitätsvolle Ausführung. Rückseite ohne Inschrift; Oberfläche hier ebenfalls großflächig abgesandet und/oder abgeplatzt; lediglich an den Aufsätzen Begleitstrich in Form geritzter Linien erhalten.

 
? Seines Alters 31 Jahr
 
 

Grabstele: Doppelgrab Johannes Ruhe und Ehefrau Margrehta Bolten († 1707)

▲ ANNO 17.. DEN …. YST DER EHRN ACHTBAHR JOHANNES RUHE IM HERN ENTSCHLAFEN SEINES ALTERS … JAHR

 ▲ ANNO 1707 DEN 12 JUNIUS IST DIE EHR UND TUGENDSAME MARGARETA BOLTEN JOHANES RUHE SEINE GEWESENE ELIGE HAUSFRAU IM HERRN ENTSCHLAFEN

Grabstele aus Werkstein mit Flachrelief in Form zweier hochrechteckiger Stelen, von halbrunden, schildförmigen Aufsätzen mit Puttenköpfen bekrönt. Inschriftenfelder der Stelen mit stilisiertem Blattwerk eingefasst. Inschriften als Flachrelief aufgeführt. Grabstein für die Bestattung der Ehefrau 1707 gefertigt, da ihr Todestag und Alter auf der rechten Stele verzeichnet, während Angaben für Johannes Ruhe vakant belassen. Auf der Rückseite Inschrift mit erstem Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 7-9.

WAN NUN OFENBARET WIRD YESUS CHRISTUS WELCHEN IHR NICHT GESEHEN UND DOCH LIEB HABT UND NUN AN IHN GLAUBET WI... IHR IHN NICHT SEHET SO WERDET IHR EUCH FREUEN MIT  UNAUSSPRECHLICHER UND HERLICHER FREUDE UND DAS ENDE EURES GLAUBENS DA VON BRINGEN ........... ._ DER SEELEN SELIGKEIT  EILET NUN ZUR RUH DER ............................................ ..1707

Rückseite Doppelgrab Johannes Ruhe und Ehefrau Margrehta Bolten
 
 

Der Name Ruhe wird im Schatzbuch der Grafschaft Mark aus dem Jahr 1486 als Hofstelle im Kirchspiel Langendreer aufgeführt und taucht mehrfach in rezenten spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Quellen auf. Der Hof lag als Einzelhof im Langendreer Holz (1535 Dryerholt, 1684 Langendreerholte) südöstlich der heutigen Straße „lm Mühlkamp". Johannes Ruhes 1707 verstorbene Ehefrau Margrehta Bolte stammte mit großer Wahrscheinlichkeit von einer großen Hofstelle innerhalb des ehemaligen Kirchdorfes. Der Boltenhof wird an der heutigen Oberstrasse/Ecke Grabeloh in Nähe des Marktplatzes verortet. Quellen belegen für die Zeit vom späten 15. bis ins 18. Jahrhundert das Essener Damenstift als Grundherrn des Boltenhofes.

Grabstele Doppelgrab Hermann Oberste Westermann († 1733) und Ehefrau Clara Wulffes von Öspel († 1718)

▲Werkstein. Binnenstruktur aus zwei nebeneinander angeordneten hochrechteckigen Stelen, die von halbrunden, schildförmigen Aufsätzen mit Puttenköpfen bekrönt werden. Allerdings ist Einfassung der Inschriftenfelder in Form von Traubenrispen bzw. Blatt- und Fruchtgirlanden, die aus gefüllten Blüten herabhängen, ausgeführt, Rückseite ohne nachweisbare Inschrift, insgesamt Oberflächen - vermutlich durch aufsteigende Bodenfeuchte - vor allem in den unteren Hälfte großflächig abgesandet und abgeplatzt.

Der Schultenhof Oberwestermann lag am Westrand des Kirchdorfes im Bereich zwischen der heutigen Dördelstraße und Unterstraße (nach Westen schlossen sich die Einzelhöfe im Ölbachtal und jenseits des Höhenzuges zum Crenzeldanz an). Der Hof gehörte laut Kreuzer vom 13. Jahrhundert bis ins späte 17. Jahrhundert zur Grundherrschaft der Reichsabtei Werden an der Ruhr. Er wurde erst in den frühen Nachkriegsjahren aufgegeben. 

 

Denkmalliste A032 der Stadt Bochum:

„Die Herkunft der Ehefrau, Clara Wulffes, konnte bislang nicht erschlossen werden; für das frühe 18. Jahrhundert sind allein für die Bauernschaften und Kirchdörfer im Amt Bochum mehrere Familien mit dem Namen Wulff überliefert, ohne dass ein Beiname aufgeführt wird.“

In der o.g. Liste wird die Herkunft der Clara Wulffes mit „Oespa“ angegeben. Hier handelt es sich m.E. um den Ort Oespel, (damals Öspel, Tuspell oder „uilla Tospelli“ (Dorf Oespel). Oespel und Barop liegen nur rund 6 Kilometer voneinander entfernt. 1486: Im Schatzbuch der Markgrafen „Schlatboik in Mark” werden in der Gemeinde Tuspell 13 große und acht kleine Höfe eingeschätzt, die Abgaben entrichten müssen: Unter anderem Schult, Pasman, Greve, Osterman, Bockholt und auch „Wulff“.

ANNO 1733 DEN 10 MERZ IST DER EHREN ACHT BAHRER HERMAN OBERSTE WESTERMANN IM HERN SELIG ENTSCHLAFFEN SEINES ALTERS 75

..... SCH…….UND…. DER…. LEBEN

ANNO 1718 DEN 1 OCTBR IST DIE EHR UND TUGENDSAHME CLARA WULFFES VON OSPEL GEWESNE EH FRAU IM HERN SELIG....

Grabstele, Einzelgrab Jacob Lemberg († 17..)

Werkstein, Einzelgrab.

Vereinfachte Ausführung, indem nicht nur Inschrift, sondern auch Schmuckelemente als Flachrelief und Aufsätze ohne Puttenköpfe gearbeitet wurden. Auf der Rückseite Text des 3. Buch Mose Kapitel 19, Vers 32.

 
 

---dreieck ANNO 17.. DEN……..IST JACKOB LEMBERG SELIG IM HERREN ENTSCHLAF SEINES ALTERS JAHR 3 B 11 J 19 V 3 Z. VOR EINEM GRAUEN HAUPTE SOLLTE DU AUF STEHN UND DIE ALTEN EHREN.

 

(3. Buch Mose Kap. 19 Vers 32) VOR EINEM GRAUEN HAUPTE SOLT .. (sollst du aufstehen und die Alten ehren; denn du sollst dich fürchten vor deinem Gott, denn ich bin der HERR.)

Rückseite ▼

▲ DIE DEN HIMMEL WOLLEN ERBEN MÜSSEN IM HERRN FREUDE ...ST ...........................

 

Über den Hof Lemberg ist bekannt, dass er östlich des Boltenhofes an der Obernstrasse lag. Er wird ab 1549 in den Schriftquellen, vor allem in Steuerregistern geführt.

Grabstele, Doppelgrab Hermann Oberschulte († 1724) und seine Frau Anna Schulten von Berghoffen († 1723)

Herman Oberschulte († 1724) und Anna Schulten von Berghoffen († 1723), seine Ehefrau, einst die bäuerlichen Aufsitzer des Oberschultenhofes; einer von wenigen erhaltenen Grabsteinen des historischen Kirchhofes der Langendreerer Christus- oder Dorfkirche

▲ ANNO 1724 DEN 18 JUNI IST DER EHREN ACHTBAHRER HERMAN OBERSCHULTE IN GOT ENTSCHLAFFEN SEINES ALTERS … JAHR

 

 

▲ ANNO 1723 DEN 18 APRIL IST DIE EHR UND TUGENDSAHME ANNA SCHULTEN VON BERGHOFFEN SEINE EHEFRAU IN GOT ENTSCHLAFFEN IHRES ALTERS … JAHR

Werkstein. Weniger feine Detailausführung. Auf der Rückseite 1. Strophe des Kirchenliedes „Komm Sterblicher - Betrachte mich“ von Gottfried Wilhelm Sacer, der zum Kreis um Paul Gerhardt gehörte.

---dreieck 

KOMM STERBLICHER - BETRACHTE MIECH

DU LEBEST HEUT - ICH LEBTE AUCH AUF ERDEN

WASZ DU IETZT BIST - DASZ WAR AUCH ICH

WAS ICH IETZT BIN - KANNST DU AUCH HEUTE WERDEN

DU MUST HERNACH - ICH BIN VORHIN

DRUM GEDENKE NICHT IN DEINEM SINN

DASZ DU NICHT DÜRFFEST STERBEN

 
Rückseite Doppelgrab Hermann Oberschulte und Anna Schulten von Berghoffen
 

Der Ovenenschultenhof oder Oberschultenhof ist seit dem 15. bis ins 19. Jahrhundert als Teil der Grundherrschaft des Hauses Langendreer in den Quellen, wie beispielsweise im Schatzbuch von 1486, bezeugt. Der Hof lag am Ostrand des Kirchdorfes - am heutigen Mühlenkamp - südöstlich des Hauses Langendreer (Urkataster 1823). Die Frau des 1724 verstorbenen Hermann Oberschulte, Anna Schulten zu Berghoffen kam vermutlich von einem der beiden Schultenhöfe zu Berghofen in der Bauernschaft Gerthe, die - nicht weit entfernt - südlich von Langendreer im Amt Bochum lag. Die Bezeichnung Schulte lässt begründet darauf schließen, dass beide Familien der bäuerlichen Oberschicht angehörten.

Grabstele, Einzelgrab unbekannt , vermutlich fr. 18. Jahrhundert

▲Hochrechteckige Stele für Einzelgrab. Grundform wie Doppelstelen. Oberfläche der Vorderseite abgewittert, sodass Schmuckelemente und Inschrift fast vollständig abgängig sind. Auf der Rückseite Psalm 42.

▲ Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?  Psalm 42

 
 
 

Pfarrer Carl Landgrebe und Wilhelmine Landgrebe

---dreieck Die Franz-Dinnendahl-Realschule existierte insgesamt mehr als 130 Jahre. 1881 wurde die Schule gegründet. Damals gab noch Pfarrer Carl Landgrebe den Privatunterricht im Pfarrhaus. 1903 war der Standort der Schule in der heutigen Wernburgastraße. 1925 zog die Franz-Dinnendahl-Realschule in die Eislebener Straße. Hier erlebte auch der Jahrgang 1956 seine Schulzeit. 1984 dann der Umzug ins Schulzentrum Ost, seit Sommer 2015 ist dieses geschlossen. Das Schulzentrum wurde zum Flüchtlingsheim (Land) umfunktioniert.

Grabstele, Doppelgrab Henrich Trantenroth und seine Frau Clara Bockholt, 1695 (unten)

▲ Liegender Werkstein mit Binnenstruktur aus zwei nebeneinander angeordneten hochrechteckigen Stelen ohne erhaltene Bekrönung. Durch die nach oben aufsteigenden Linien der Voluten, die über den Inschriftenfeldern angeordnet sind, lassen darauf schließen, dass die Stelen ebenfalls von Aufsätzen bekrönt waren.

Links: HENRICH TRANTENROT

Rechts: AO 1695 DEN (8) JULI  IST DIE TUGENDSAME CRARA BOCKHOLT HENRICH EN TRANTENROTS EHEFRAW IM KIND (BETTE) SELIG VER(SC)HIEDEN.

 

Der Hof Trantenroth, bei dem es sich laut Kreuzer um einen Rodungshof handeln soll, lag südlich von Langendreer im heutigen Gebiet der Stadt Witten. Auf dem Urkatasterblatt von 1823 ist er im Wald nordwestlich des Kirchdorfes am Hang der Kalten Hard verzeichnet. Der Name wird in einer Steuerliste von 1598 (Türkensteuer) als Drantherath geführt, in der Feuerstättenliste 1664 als Trantenroth. Der Trantenrothhof gehöne zusammen mit den Kotten Kemper und Kroener den von Hoetes auf Haus Crengeldanz. Die 1695 verstorbene Ehefrau Heinrich Trantenroths, Clara, stammt von dem zum Haus Langendreer gehörenden Hof Bockholt, der auf dem Urkataster von 1823 südwestlich unweit des Trantenrothhofes verzeichnet ist.

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