Mitten im Herdecker Ortsteil Kirchende, hinter einer Häuserzeile gelegen und abgeschirmt gegen den Durchgangsverkehr, steht die Ender Dorfkirche. Erste Spuren einer christlichen Gemeinde und der Dorfkirche in Ende können bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Sicher datiert ist der Abriss und Wiederaufbau des Kirchenschiffes in den Jahren 1756-1759. So feierte die Gemeinde 2009 bereits das 250-jährige Jubiläum. Über den erneuerten Hauptportalen ist unter den Weihe-Inschriften aus der Bibel die Jahreszahl 1759 eingemeißelt. In diesem Jahr wurde die Kirche in ihrer heutigen Form eingeweiht. Vom Vorgängerbau ist nur der Turm erhalten. Das Kirchenschiff, das nur so breit gewesen war wie der Turm, war baufällig und zu klein geworden und wurde deshalb im Jahr 1756 abgerissen.
In Ende sind mehrere Kirchengemeinden zu finden. Die berühmteste Kirche stellt die alte Evangelische Dorfkirche Kirchende dar, die aufgrund des wertvollen Altarbereichs mit der barocken Holzkanzel und der dem Heiligen Urban geweihten Turmglocke aus dem Jahr 1426 noch heute das Ortsbild prägt.
Wer den Kirchplatz betritt, der kann gleich erkennen: Dies ist ein besonderer Ort. Die alten Grabsteine, jahrzehntelang an der Kirchenmauer aufbewahrt, sind wieder zwischen die Eichen gestellt und machen deutlich, dass bis vor 150 Jahren die Ender ihre letzte Ruhestätte an ihrer Kirche gefunden haben.
Über dem Südeingang steht:
DASS DEINE AUGEN OFFEN STEHEN UEBER DIES HAUS NACHT UND TAG. DU WOLLEST HOEREN DAS GEBET DASS DEIN KNECHT AN DIESER STAETTE TUT, UND DAS FLEHEN DEINES VOLCKS.
I. REG. VIII. 29. 30. 1759
Die Beschreibung der alten Grabplatten folgt weiter unten.
Wer das Kirchenschiff auf dem üblichen Weg durch den Turmraum betritt, der hat gleich die beeindruckende Altarwand vor Augen. Deren Krönung ist der älteste Teil, die Orgel. Ihr Prospekt wurde im Jahr 1663 für die Johannes-Kirche in Hagen geschnitzt. Zum 150-jährigen Bestehen der jetzigen Kirche, also im Jahr 1909, schuf der Industriemaler Fritz Gärtner das Altarbild: den auferstandenen Christus zwischen der Dorfkirche und dem Haus Mallinckrodt, dem damaligen Wohnsitz des Malers. Die dazu gehörenden Fenster mit Darstellungen der Geburt und der Kreuzigung Jesu wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Sie wurden ersetzt durch Fenster, die das Leben Jesu und Gleichnisse darstellen.
Der Evangelische Kanzelaltar: Der Kanzelaltar ist eine lutherische Erscheinungsform. Er ist aus dem lutherischen theologischen Verständnis heraus entstanden, aus dem Versuch heraus, Wort und Sakrament auch architektonisch miteinander zu verbinden. Die Kanzel, die im Mittelalter im Kirchenschiff stand, entweder an einer der Längswände oder an einem Pfeiler, entsprach so nicht mehr der protestantischen Bedeutung des Wortes. Die Reformation hatte die Heilige Schrift und die Predigt in den Mittelpunkt des Gottesdienstes gestellt. Gute Sichtbarkeit und auch Hörbarkeit des Predigers wurde zur Grundlage des protestantischen Kirchenbaues und der Ausstattung. Die Lösung lag darin, Kanzel und Altar räumlich miteinander zu vereinen. Das vielfach aufwändige Altarbild der Vergangenheit musste vielerorts weichen und wurde nun durch die Kanzel ersetzt. Die Kanzel erhielt somit ihren Platz über dem Altar.
Ab dem Jahr 1700 wurde der Kanzelaltar zu einer allgemeinen Einrichtung im lutherisch geprägten Kirchenraum. Die Verbindung Altar und Kanzel setzte einen neuen Symbolwert. Durch die Hinzunahme der Kanzel wurde der Altar zugleich auch Predigtstätte. Die Einführung der regelmäßigen Predigt durch die Reformation hat nicht nur die Bedeutung der Kanzel gesteigert, sie führte auch zu einer festen Aufstellung von Sitzen und Bänken in den Kirchen. Denn durch den Kanzelaltar konzentrierten sich die Blicke der Gottesdienstbesucher nun auf dieses eine Ziel im Kirchenraum. Infolge der jetzt strengen Sitzordnung wurden auch Emporen errichtet, um zusätzlichen Platz für die Mitglieder der Gemeinde zu schaffen. Damit trat anstelle der Bewegungsfreiheit im Kirchenraum der feste Platz der zum Gottesdienst versammelten Gemeindemitglieder. Das Mittelalter kannte keine Kirchenbänke und Sitze, die Gemeindemitglieder standen während des Gottesdienstes und konnten sich frei bewegen.
Auch die Aufstellung der Orgel oberhalb des Kanzelaltars entsprach den Empfindungen und Ansichten vieler damaliger Zeitgenossen. Die Übereinanderordnung von Kanzelaltar und Orgel wurde besonders im nachbarschaftlichen Herzogtum Berg zur Regel. Die Orgel war Ausdruck der Verherrlichung Gottes. Späterhin diente sie jedoch mehr der Unterstützung des Gemeindegesangs. Betrachten wir jetzt die Ender Dorfkirche unter dem Blickwinkel dieser Ausführungen, so muss man folgendes erkennen: Die Erbauung des neuen Kirchenschiffs in den Jahren 1756 bis 1759 als Saalkirche, ein stützenfreier Kircheninnenraum ohne Seitenschiffe, sowie die dann etwas später folgende Ausstattung mit dem Kanzelaltar und der Orgel als eine Einheit entsprach genau den architektonischen Vorstellungen des evangelischen Kirchenbaus des 18. Jahrhunderts. Die damaligen Baumeister der Ender Dorfkirche waren auf der Höhe ihrer Zeit, sie haben nicht nur irgendeine Dorfkirche gebaut, sie haben eine Kirche nach den Leitbildern jener Zeit errichtet.
Die erste Orgel wurde in der Ender Dorfkirche im Jahre 1733 für 76 Thaler von der Kirchengemeinde Volmarstein gekauft. Den Beschluss für den Einbau einer neuen Orgel in das alte Gehäuse von 1663 fasste das damalige Presbyterium im Mai 1975. Mit dieser Orgel besitzt die Ender Dorfkirche ein Kunstwerk von besonderer klanglicher Schönheit und Vielfalt, die es zu erhalten gilt. Die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung stellt 10.000 Euro für die Renovierung der Orgel der Dorfkirche zur Verfügung.
Die jetzige Orgel stammt zwar aus jüngerer Zeit, aber sie wurde in ein historisches Gehäuse von 1663 eingebaut. 2014 war aufgefallen, dass es in der Kirche ein Feuchtigkeitsproblem gibt. Das Gebäude ist alt, drinnen ist es kühler als draußen. Die erhöhte Feuchtigkeit hat zu Schimmel auf dem Kanzelaltar geführt, aber auch in der Orgel. An dem einen oder anderen Misston konnte Organist Andreas Schmid das merken. Als die Gemeinde dann etwas früher als sonst üblich eine Grundreinigung vornehmen wollte, kam ein Orgelsachverständiger des Landeskirchenamtes mit einer gravierenden Feststellung: Die Orgel stand nicht mehr im Lot. Die ganze Orgelempore war schief. Eine der beiden Stützen stand auf zu schwachem Fundament. Die Orgel drückte von oben und eine Stütze dabei in den Boden. So begann man 2014 mit der Renovierung. Bevor ein ordentliches Fundament gelegt werden konnte, musste der Altarraum frei geräumt und ein Teil der Orgel demontiert werden. Über Wochen lagerten die Pfeifen auf der gegenüberliegenden Empore, wurden dort gereinigt und instandgesetzt. Knapp drei Monate haben diese Arbeiten gedauert.
Eine erste Kostprobe des „neuen“ Klangs gab es dann am Reformationstag 2014. Die Orgel sollte nicht nur bei einem Gottesdienst eingeweiht werden, sondern auch gleich mit einem großen Konzert begeistern. Lob gab es vor allem für die Orgelbauer, die dem Instrument einen neuen Klang gegeben haben. Reiner als vorher, nicht mehr so schrill. Nun war die Orgel zuvor nicht unbedingt verstimmt. Doch haben sich die Hörgewohnheiten verändert. Pfeifen wurden stillgelegt, einige Töne erklangen nun ohne „Nebengeräusche“. Das Prinzipal, also jene Pfeifen, die die Gemeinde auch sehen kann, diente als Richtlinie für den Klang. Der folgt nun – für Experten – nach der so genannten Bach-Kellner-Stimmung. Dies wiederum soll andere Musiker anlocken, um das neu gestimmte Instrument zu spielen.
Das Altarbild in der Ender Dorfkirche: Von dem Altarbild, das den auferstandenen Christus darstellt, muss offensichtlich eine gewisse Ausstrahlung ausgehen. Das Bild hat immer wieder Anlass gegeben, darüber zu berichten. Ein Auszug aus einer besonders zutreffenden Beschreibung sei hier wiedergegeben:
"Der Maler, Grafiker und Bildhauer Fritz Gärtner (1882-1958) aus München, der meist in den Sommermonaten auf Haus Mallinckrodt arbeitete, hat das halbkreisförmige, ikonographische Ölgemälde geschaffen. Jesus erhebt die von Wundmalen gezeichnete rechte Hand zum Friedensgruß. Mit seiner Linken hält er den Kreuzbalken wie eine Standarte des Sieges. Sein Blick ist ernst, nicht triumphierend, aber voll innerem Frieden. Hinter dem Haupt glänzt ein Heiligenschein. Und in seinem Rücken glänzen die Strahlen der aufgehenden Sonne. Das Bild weist zwei Besonderheiten auf, die nur entdecken kann, der das Altarbild mit der Darstellung des auferstandenen Christus aus nächster Nähe betrachtet. Der Künstler hat sein Motiv - wie es viele Maler schon vor ihm taten – in die heimische Region versetzt. In der unteren Ecke zur Linken Jesu ist die Ender Dorfkirche zu erkennen, und auf der anderen Seite das Schloss Mallinckrodt.“
Auch eine hübsche Bemerkung über das Altarbild gibt es noch zu berichten. „Kinder, setzt Euch und seht zu dem Bild am Altar“, pflegte der frühere Pfarrer Friedrich Türger oft seine Konfirmanden in der Dorfkirche aufzufordern. „Jesus guckt Euch immer an“. An jedem Platz besteht dank eines künstlerischen Effektes Blickkontakt zu den Augen des Mannes aus Nazareth. Mit diesem Altarbild besitzt die Evangelische Kirchengemeinde in ihrer Dorfkirche eine würdige Erinnerung an das 150jährige Jubiläum des Kirchenschiff-Neubaus.
Quelle: "Die Ender Dorfkirche", Jubiläumsausgabe 2009
1951 wurden die letzten Kriegsschäden beseitigt. Kirche und Turm bekamen ein neues Schieferdach; die Mauern wurden ausgebessert. Das Gewölbe musste repariert werden und der Innenraum wurde gestrichen. Sämtliche Fenster mussten erneuert werden, sie waren durch den Abwurf einer Luftmine in der Nähe der Kirche zu Bruch gegangen. Die meisten zerbrochenen Fensterflächen hatte man übergangsweise notdürftig mit Aluminiumblechplatten verschlossen. Die zwei zerstörten Buntglasfenster im Chor wurden durch neue mit Darstellungen aus dem Leben Jesu und einiger Gleichnisse ersetzt. Den Entwurf für die Chorfenster lieferte Paul Thol aus Gelsenkirchen, ein Künstler, der in der Nachkriegszeit an der Ausstattung vieler historischer Kirchen im südlichen Westfalen mitgewirkt hat. Die zwei Fenster wurden von der Familie Springorum auf Haus Mallinckrodt und von Berta von Schell auf Haus Callenberg gestiftet. Die Heizungsanlage wurde erneuert. Die Neueinweihung der Kirche fand am 18. Oktober statt.
1962 begann die grundlegende Instandsetzung des Innenraums der Kirche. Darüber hinaus brachten die Arbeiten auch noch einige bemerkenswerte Erkenntnisse über den Vorgängerbau mit ans Licht. Die über 200 Jahre alte Empore war so stark von Holzwürmern beschädigt, dass sie einzustürzen drohte; sie musste durch eine neue ersetzt werden. Durch den völligen Abbruch der Empore und die damit verbundene Freilegung der Westwand war deutlich zu erkennen, dass diese Wand erst mit der Erbauung des heutigen Kirchenschiffs in den Jahren 1756 bis 1759 eingefügt worden war. Im oberen Teil endete diese Wand in einem Rundbogen. Nach dem Entfernen des Mauerwerks unter dem Bogen zeigte sich dahinter ein kleiner kapellenartiger Raum. Sein Zugang war bis zu dieser Entdeckung nur über die schmale Turmtreppe möglich. In der Vorgängerkirche bildeten dieser Turmraum und das Kirchenschiff eine Einheit. Diese „Kapelle“ ist wieder mit in das Kircheninnere einbezogen worden und jetzt über die neu erstellte Empore zugänglich. Allerdings hat der heutige Rundbogen nicht mehr seine ursprüngliche Größe, aus Stabilitätsgründen musste er mit zusätzlichem Betonrahmen abgefangen werden. An den Wänden dieses Raumes sind noch zwei alte Weihekreuze aus früherer Zeit zu sehen. Sie liegen jetzt in einer Vertiefung, bei den Arbeiten zur Bogenverstärkung hat man den Blick auf die Kreuze freigelassen. Bei Ausschachtungsarbeiten im Bereich des Fußbodens zu Zwecken des Einbaus einer Warmluftheizung und eines neuen Steinbelages wurden Fundamente der Außenwände des alten Kirchenschiffs aufgefunden. Sie lagen in Fortsetzung der Turmwände.
Erstaunlich war die Dicke der Grundmauern - zwei Meter - und ihr festes Gefüge. Im Altarraum stieß man auf Steinplatten. Laut den Eintragungen im Kirchenbuch wurden früher die Patrone, die Herren von Vaerst, und die Pfarrer „vor dem Altar“ beigesetzt. Wahrscheinlich sind die gefundenen Platten die Deckplatten einer Gruft gewesen. Im Innenraum der Kirche lagen in ungefähr 80 cm Tiefe drei alte Grabsteine, von denen der älteste aus dem Jahre 1590 stammt. Interessant ist seine eingemeißelte Inschrift: 1590 IS BEHRENT T0 OSTENDE - JOHANS SONE - IN GOTT ENSLAFEN. Diese Grabsteine haben ihren Platz auf dem Rasen des Kirchplatzes erhalten. Weiterhin wurden die alten Bänke im Kirchenschiff entfernt und durch ein neues Gestühl ersetzt. Orgelprospekt, Kanzel und Altarraum wurden restauriert. Der braune Anstrich aus den Jahren 1892/93 wurde entfernt, darunter traten die ursprünglichen Farben wieder hervor. Den Hinweis zu diesem Vorgehen hatten ältere Gemeindemitglieder gegeben; sie behaupteten nämlich, dass die braun gestrichene Kanzel mit der Orgelempore früher weiß gewesen sei. Die Restaurierungsarbeiten gestalteten sich sehr aufwendig. Nicht nur, dass der letzte Farbanstrich zuvor entfernt werden musste, auch Wurmfraß hatte dem Holz heftig zugesetzt. Der untere Turmraum wurde zu einer Gedenkhalle für die Gefallenen ausgestaltet; statt der alten Gedenktafeln steht jetzt dort eine in Steinmetzarbeit ausgeführte Wand. Am 31. Oktober 1963 wurde in einem Festgottesdienst die renovierte Kirche eingeweiht.
Besteigt man die Empore in der Kirche, so erreicht man auch einen kleinen Raum, der hinter der Empore innerhalb der Mauern des Turmes liegt. Seine Bedeutung ist ungewiß. Vielleicht war er den Herdecker Stiftsdamen vorbehalten, wenn sie in Ende am Gottesdienst teilnahmen. Über diesem kleinen Raum, nur von außen auf einer schmalen Steintreppe erreichbar, befindet sich der Uhrwerksraum und darüber die Glockenstube. Hier hängen vier Glocken. Drei davon wurden nach dem Ersten Weltkrieg, in dem eine der alten Bronzeglocken eingeschmolzen worden war, als Stahlglocken beim "Bochumer Verein" gegossen. Die vierte, bronzene trägt die Jahreszahl 1426 und ist St. Urban geweiht. Sie dient der Gemeinde heute als Vaterunser-Glocke. Ihre Schwester, die Stephansglocke aus dem Jahr 1501, hängt in der Friedhofskapelle und ruft die Gemeinde zu den Trauergottesdiensten. So ist die Verbindung zwischen Kirchhof und Friedhof bis heute erhalten.
Fenster im Chor links: Gleichnisse, Fenster im Chor rechts: Leben Jesu
Alle Bilder von Paul Thol, um 1950, Antikglas/Blei/Schwarzlot
Kirchenfenster links vom Chor
Kirchenfenster rechts vom Chor
2 Kirchenfenster links und rechts über der jeweiligen Seitentür
4 Kirchenfenster links und rechts
Paul Thol (* 10. Januar 1887 in Magdeburg; † 3. August 1956 in Lüdenscheid) war ein deutscher Maler und Restaurator. Von 1901 bis 1904 machte er eine Lehre als Dekorationsmaler und parallel bis 1905 erste Studien an der Kunstgewerbeschule Magdeburg. Unterbrochen von einem zweijährigen Militärdienst, folgte 1908 der Umzug nach Berlin, eine praktische Arbeit als Dekorationsmaler und von 1909 bis 1912 ein weiteres Studium an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin bei Franz Seck und Max Kutschmann. Hier war er bereits ab 1910 ein Meisterschüler bei Kutschmann. Durch dessen Protektion wurde er an der Schule Lehrer für die Dekorationsmaler und Denkmalpfleger. Im Ersten Weltkrieg wurde Paul Thol 1916 eingezogen, sein Dienst war der eines Künstlerischen Beirates bei einer Kriegsgräber-Inspektion des preußischen Kriegsministeriums. Nach der 1918 erfolgten Entlassung aus der Armee war er wieder als Dekorationsmaler tätig, wurde dann Honorarlehrer an der Kunstgewerbeschule. Er war Mitarbeiter von Max Kutschmann an zahlreichen, meist kirchlichen Bauten und in verschiedensten Kunsthandwerksbereichen. Im Oktober 1933 erfolgte die Berufung von Paul Thol als außerordentlicher Professor an die Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst und im März 1939 wurde er ordentlicher Professor. Neben der Leitung der Denkmalsklasse und der für dekorative Malerei oblag ihm auch die Leitung der Werkstatt für Denkmalpflege. Er war Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste in Berlin. Während des Zweiten Weltkrieges war Paul Thol ab 1943 als Reichskunstwart der kirchlichen Denkmalpflege nach dem Einsetzen der alliierten Bombenangriffe der Koordinator der Schutzmaßnahmen. Er entschied über die Auslagerung der Kunstwerke aus den Kirchen. Seine Nähe zum Nationalsozialismus verhinderte nach dem Krieg die Rückkehr in den Schuldienst, er widmete sich dem Wiederaufbau von Kirchen in Brandenburg, so wurden von ihm etwa mehrere Glasfenster für den Brandenburger Dom St. Peter und Paul gestaltet. Ab 1948 verlegte Thol seinen Wohnsitz nach Gelsenkirchen. Hier war er beim Wiederaufbau der Städte Gelsenkirchen und Hagen leitend tätig, wie auch bei den Kirchen in Gladbeck, Lüdenscheid oder Eisbergen. Paul Thol verstarb, während er in einer Lüdenscheider Kirche Ausmalungsarbeiten ausführte (Auszug aus Wikipedia).
In der Turmhalle sind an den Wänden vier Grabplatten angebracht. Bis zum Jahr 1928 haben sie vor dem Altar gelegen. Bestattungen dieser Art im Innenraum der Kirche waren Pfarrern und Kirchenpatronen vorbehalten. Bringt man die Steine zum Sprechen, geben sie Zeugnis von ehemaligen Ender Pfarrern und von der Familie von Vaerst, deren jeweilige Hausherren über mehrere Jahrhunderte das Kirchenpatronat in Kirchende besaßen.
Links unter dem Bogen gegenüber dem Turmeingang steht die Grabplatte des Johann Gottfried Gießler, Pfarrer in Ende von 1707 bis 1719.
Die rechts daneben stehende Grabplatte gehörte zu der Grablege des Johannes Springorum, Pfarrer in Ende von 1661 bis 1694. Leider ist der Text auf dieser Platte kaum noch zu entziffern.
Der Kirchplatz, der bis zum Jahr 1847 als Friedhof gedient hatte und nun nicht mehr für weitere Bestattungen zugelassen war, geriet zusehends in Verwahrlosung. Auf Beschluss des Presbyteriums wurden im Jahr 1894 die alten Grabsteine entfernt und die Grabhügel abgetragen. Der Platz wurde dann eingeebnet. Der Schulgemeinde wurde anschließend der ehemalige Friedhof als Spielplatz für die Schulkinder übertragen. Sie hatte auch für die Instandhaltung des Platzes Sorge zu tragen. Die alten Grabsteine wurden zur Schaffung eines festen Gehwegs für die Kirchenbesucher von der Dorfstraße bis zum Südeingang der Kirche verlegt. Erst dreißig Jahre später, im Jahr 1926, wurden sie wieder aufgenommen. Stiefelsohlen und eisenbeschlagene Absätze hatten den alten Steinen inzwischen stark zugesetzt. Die am besten erhaltenen Grabsteine wurden an der Westwand der Kirche und den freiliegenden Außenwänden des Turmes wieder aufgestellt. Auch die Grabplatten der Pfarrer und der Kirchenpatrone, die vor dem Altar lagen, wurden aufgenommen, in die Turmhalle gebracht und dort an den Wänden angebracht. Der Boden der Turmhalle wurde dann mit den Reststücken der alten Grabplatten belegt. Wie viele alte Grabsteine dann für immer verloren waren, ist nicht bekannt geworden.
Erst im Jahre 1962 erkannte man offenbar wieder, dass der Kirchplatz ehemals auch ein Friedhof war. Es wurde ein schöner Rasenplatz angelegt durch den gepflasterte Fußwege zur Kirche führen. Auf dem Rasen wurden die alten Grabsteine, die an den Außenwänden der Kirche standen, wieder aufgestellt, um an die frühere Verwendung des Platzes als Friedhof zu erinnern. Die alten Grab- und Gedenksteine sind Zeichen christlichen Glaubens und wertvolle kunst- und kulturhistorische Zeugnisse. Sie vermitteln eine Reihe von Informationen über die Vorfahren des Kirchspiels Ende. Da gibt es Steine mit kurzen und bündigen Inschriften; andere sind mit Worten übersät. Überall findet der Betrachter, der sich bemüht die Inschriften zu lesen, ausreichend Gelegenheit, sich in die Gedankenwelt der Menschen vergangener Jahrhunderte hineinzuversetzen. Und er findet auch Familiennamen, die heute noch in Ende bestehen. Der wohl älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1590. Es ist ein kleiner Stein mit dem kurzen Text: 1590 IS BERRENT TO OSTENDE J OHANS SONE IN GOTT ENTSLAPEN. Leider sind viele der Schriftzeichen der steinernen Zeugen nur noch mit Mühe lesbar, man muss manchmal schon sehr genau hinsehen. Die Grabsteine sind oft in einem sehr traurigen Zustand; Wind und Wetter aber auch Flechten und Moose haben ihnen schon arg zugesetzt.
Eingang zur Turmhalle: An der Außenwand rechts sind zwei Grabplatten angebracht.
An der Außenwand rechts neben dem Eingang zur Turmhalle sind zwei Grabplatten angebracht.
Die linke Grabplatte - eine recht aufwändige Platte - bedeckte ehemals die Grabstätte des Johan Könnemann aus Ostende. Er war Vorsteher und Kirchmeister in Ende. Er verstarb im Alter von 38 Jahren am 8. Juni 1718.
Die rechte Platte gehörte zur Begräbnisstätte dreier Angehöriger der Familie zur Nedden. Theophil zur Nedden hatte im Jahr 1803 das Haus Callenberg übernommen. Er hatte folglich auch das Kirchenpatronat inne. Auf dem Stein sind drei Namen eingemeißelt.
Kirchmeister war im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Deutschland ein städtisches Amt, das angesehenen und wohlhabenden Bürgern übertragen wurde. Die Ausübung war treuhänderisch und ohne persönlichen Gewinn. Der Kirchmeister verwaltete den Bau- und Ausstattungsfonds der ihm zugewiesenen Kirche, der aus frommen Stiftungen stammte. Er überwachte Baumaßnahmen und Anschaffungen und legte dem Stadtrat – nicht dem Bischof oder seinem örtlichen Vertreter – jährlich Rechnung ab. Kirchenvorsteher = Presbyter
An der westlichen und nördlichen Außenwand des Kirchturms befinden sich weitere Grabplatten
Westliche Außenwand des Kirchturms
Auf der linken Seite ist die Grabplatte der Charlotte Margarethe Katharina Engelbert Isabell zum Callenberg befestigt; am 28. September 1723 verstarb sie im Alter von 22 Jahren. Sie war eine Stiftsdame im Stift Herdecke.
Rechts daneben hat die Platte des Giesbert Jobst Balduin von Vaerst ihren Platz. Er starb am 23. Januar 1730. Von ihm ist überliefert, dass er seine Pflichten als Patronatsherr der Ender Kirche sehr genau nahm. Die einzelnen Grabplatten der Angehörigen der Familie von Vaerst tragen mehrere Wappenschilde, die sowohl Herkunft als auch gesellschaftliche Stellung des oder der Verstorbenen und damit auch ihrer Familie darstellen sollten.
Anschließend folgen die Grabplatten des Pfarrers Franz Erdwin Kruckemeyer und seiner Frau. Franz Erdwin Kruckemeyer war Pfarrer in Ende von 1720 bis 1732, er verstarb am 14. November 1732. Diese zwei Platten sind in einem sehr guten Zustand. Sie haben lange Zeit im Erdreich auf dem Kirchplatz gelegen und wurden durch einen Zufall entdeckt.
Platte 1 (links außen): AO 1723 DEN 8 SEPTEMBER IST DIE HOCHWOHLG CHARL. MAR. CATHAR. ENGELBERD ISABEL FREULEIN ZUM CALLENBERG UND ......EERD.....SELIG IM HERRN GESTORBEN IM 22 JAHR IHRES ALTERS
Platte 2: Platte des Giesbert Jobst Balduin von Vaerst
Platte 3: ANNO 1730 DEN 19 APRIL IST DIE HOCHEDELE EHR UND TUGENDREICHE FRAU ANNA OSTERMAN EHEFRAU DES WOHLERWÜRDIGEN HERRN PASTORIS FRANTZ ERDEWIN KRUCKEMEYERS HIESELBST IM 30 JAHR IHRES ALTERS TODT EINGEGANGEN ZUR SEELIGEN RUHE IN GOTT
Platte 4: ANNO 1732 DEN 14 NOV IST DER HOCHWOL EHRWÜRD: UND HOCHWOL GELEHRTER HERR FRANTZ ERDEWIN KRUCKE-MEYERS INS 13. JAHR WOHL CONSEQUENTER EVANGELISCHER PASTOR ALHII IM 55 JAHR SEINES ALTERS SELIG IM HERRN ENTSCHLAFEN
An der Nordseite des Kirchturms stehen auch Grabplatten. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier dem Stein des Heinrich von Vaerst, er verstarb am 17. März 1616. Heinrich hat die Durchsetzung des Luthertums voll miterlebt. Er hat in Ende mit Sicherheit den Übertritt zum neuen Glauben mitvollzogen.
Die linke Platte (im Fußbereich teilweise zerstört) gehört Anna Catarina Springorum. Fragmente der umlaufenden Inschrift und der Psalm 73 sind noch lesbar: ANNO 1684 DEN 14 JULY IST ANNA CATARINA SPRIGORUM ZEITLICHEN PAST(or)? (Toch)TER? AN DER HAUPTKRANCKHEIT IN GOTT SELIG ENTSCHLAFFEN ALTERS IM 17 JAHR - PSALM 73: HERR WEN ICH NVR DICH HABE SO FRAGE ICH NICHTS NACH HIMMEL VND ERDEN VND WEN MIR GLEICH LEIB VND SEEL VERSCHMACHTET SO BIST DU GOTT DOCH ALLZEIT MEINES HERTZEN TROST UND MEIN THEIL.
Anna Catharina Springorum * 1667 + 14.07.1684
Johannes Springorum (15. Juli 1625 – 11. Februar 1694) war ab 1660 lutherischer Pfarrer in Kirchende. 1655 heiratete er Clara Reinermann. War Anna Catarina seine Tochter? Sein Sohn Johann Georg Springorum (ca. 1665 – 1706), geb. 1665 in Ende, wurde hier am 05.10.1692 ord. und Pfarrer 1694.
Jesaja 57:1 Die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück und die richtig vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern.
Mehr ist an dieser etwa mittig gebrochenen und verwitterten Platte leider nicht zu entziffern.
…ACHTER JOHANN HERMANUS VAN DER LACKE? SELIG…
ANNO …. DEN….IST DIE EHR UND TUGENT REICHE ANELSABET VAREN HOLT HERMANUS … SELIG IN HERREN ENTSCHLAFFEN IHRES ALTERS … JAHR
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