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◙ Kirchhöfe - Friedhöfe

 

Friedhöfe spiegeln ein Stück Kulturgeschichte der Menschheit wider, denn seit der Steinzeit bestatten die Menschen ihre Toten. Ihre Megalithgräber sind bis heute erhalten. An den Totenkult der Ägypter erinnern die Pyramiden.

 

"Der Friedhof ist der Ort,

an dem sich Vergangenheit und Gegenwart berühren

 und sich die Zukunft offenbart."

 

 
 
 

KIRCHHÖFE

 

FRIEDHÖFE

Nach der Christianisierung wurde die Bestattung im geweihten Bereich der Kirchengebäude und den eingefriedeten Kirchhof durchgeführt. Außerörtliche Gräberfelder wurden ebenso wie die Feuerbestattung als heidnisch abgelehnt. Mit der Reliquientranslation wurden die Kirchengebäude zu sakralen Räumen. Die Gläubigen waren bestrebt, nach ihrem Tode so nah wie möglich bei den Gebeinen oder Reliquien ihrer Heiligen begraben zu werden. Deren Fürsprache wurde bei der Auferstehung des Fleisches zum Jüngsten Gericht erhofft. In der unmittelbaren Nähe zum Sakralen erschien die Chance auf Erlösung der Verstorbenen am größten zu sein. Eine Bestattung im Altarraum oder in der darunter liegenden Kirchengruft galt als höchstes Privileg und war meist der Familie des Kirchen-stifters, dem Kirchherren oder kirchlichen Würdenträgern vorbehalten. Nur die Wohlhabendsten konnten sich ein Begräbnis innerhalb der Kirche leisten. Die soziale Differenzierung setzte sich im Kirchhof fort, um möglichst nahe an der Kirche begraben zu werden. Außerhalb des Dorfetters oder der Stadtmauer fanden Verstorbene ihren Platz in ungeweihter Erde, wenn sie exkommuniziert oder kriminell gewesen waren, oder einem unehrlichen Stand angehört hatten: Bettler, Gaukler und Schauspieler und Selbstmörder hatten beispielsweise keinen Platz auf geweihten Kirchhöfen. Um 1800 kam die Tendenz auf, die Toten aus hygienischen Gründen entfernt vom Dorfkern zu begraben. Man fürchtete sich vor mephitischen Dünsten, die nachts aus den Gräbern aufsteigen und die Luft verpesten sollten, auch die oft tägliche Öffnung und Schließung von Massengräbern in Seuchenzeiten in den städtischen Zentren brachten erhebliche hygienische Probleme. Einzelgräber waren eine seltene Ausnahme. Die Bestattung in geweihten Massengräbern war die Regel, nicht zuletzt aus Platzgründen. Infolge der durch das Bevölkerungs-wachstum verursachten Überbelegung der innerstädtischen Kirchhöfe und bedingt durch die Reformation, die Reliquienverehrung ablehnte, wurden seit dem 16. Jahrhundert (insbesondere in evangelischen Herrschaften) außerörtliche Friedhöfe mit Kirche oder Aussegnungs-kapelle angelegt. So entstanden außerhalb der Kommunen Kirchenfriedhöfe, etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten neuzeitlichen Zentralfriedhöfe (Stadtrandfriedhöfe), darunter prächtige Campo-Santo-Anlagen.

 

Insbesondere in Zeiten erhöhter Sterblichkeit (infolge von Seuchen, Hungersnöten, Kriegen) gerieten die Kirchhöfe schnell an ihre Kapazitätsgrenze, so dass Umbettungen halbverwester Leichen und die ständige Öffnung der Gräber für anhaltende Geruchsbelästigung und gesundheitliche Gefahren sorgten. Pestfriedhöfe weit außerhalb der Siedlungen sollten zumindest die ärgste Gefahr eindämmen. Die Anlage innerstädtischer Friedhöfe wurde später aufgegeben: Zentrale Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern, die vom Standort einer Kirche unabhängig waren, wurden vereinzelt bereits zur Renaissance, verstärkt ab 1750 und im Verlauf des 19. Jahrhunderts flächendeckend geschaffen. In Preußen war im 2. Teil, 11. Titel durch § 184 des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten von 1794 festgeschrieben worden, dass innerhalb bewohnter Gegenden keine Leichen beerdigt werden durften. Ein Beleg für den Bedeutungswandel vom Kirchhof zum Friedhof als Ort, wo der Verstorbene seinen Frieden findet, ist die Benennung als „Friedensstraße“ für Straßen zu den Friedhöfen seit den 1870er Jahren. Daneben erfolgten gleichzeitig Benennungen als Friedhofsstraße oder Friedhofsweg. Im Laufe des Ersten Weltkriegs standen alle kriegführenden Nationen vor der Frage, wie sie mit den Millionen Leichen von gefallenen oder in Lazaretten gestorbenen Soldaten umgehen sollten. In den Kriegen zuvor waren bei weitem nicht so viele Soldaten gestorben (siehe Soldatenfriedhof, Kriegergedenkstätte). Der Transport der Toten in ihre jeweilige Heimat wäre ein großer Aufwand gewesen und hätte die Kriegsmüdigkeit oder die Ablehnung des Krieges zusätzlich verstärkt. Viele Leichen waren schlecht zu transportieren, sie waren unvollständig oder durch Granatsplitter zerrissen. Viele waren erheblich verwest, wenn sie – teils erst Wochen nach ihrem Tod – aus der Kampfzone geborgen werden konnten. Die weitgehende Säkularisierung der christlich geprägten Gesellschaften, die insbesondere in Europa seit dem 20. Jahrhundert weiter vorangeschritten ist, hat die traditionellen Formen des Trauerns verändert. Mit der Loslösung der Trauerformen von religiösen Gemeinschaften hat sich das Totengedenken zunehmend in den privaten Bereich verlagert. Damit einher ist ein Bedeutungsverlust öffentlicher Grabstätten gegangen: die Zahl anonymer Begräbnisse und preisgünstigere Formen der Bestattung haben in der Folge stetig zugenommen.

 
 
 

Die Gestalt des Fährmanns besaß in vielen Kulturen eine mythologische Bedeutung und wurde oft mit dem Übergang vom Leben in den Tod assoziiert. Schon im altbabylonischen Gilgamesch-Epos taucht ein namentlich nicht bekannter Fährmann auf, der den Helden über das Meer des Todes zu einer Insel übersetzt, auf der sein Urahn Utnapischtim lebt. Auch in der griechischen Mythologie spielt der Fährmann Charon eine Rolle, der die Verstorbenen über den Totenstrom Acheron in die Unterwelt (den Hades) bringt. Als Bezahlung für die Überfahrt wurde den Toten in Griechenland eine Münze unter die Zunge gelegt. Eins der größten und schönsten Grabdenkmale mit Charon-Motiv findet man auf dem Iserlohner Hauptfriedhof.

 

Alte Grabsteine: Was vom Leben übrig bleibt

 

Leider, zum Teil aber auch aus Platz- oder hygienischen Gründen, sind heute bei den meisten alten Kirchen die umgebenden Kirchhöfe verschwunden.  Anders sieht das noch aus bei den Föhrer Inselkirchen, aber auch hier in näherem Umkreis wie in Bochum-Stiepel, in Hattingen und bei der Kirche St. Peter zu Syburg aus. Hier finden sich innerhalb der Kirchhofmauern noch alte Grabsteine. Teilweise ist es auch umgekehrt, wie z.B. auf dem alten Ümminger Friedhof in Bochum. Neben zahlreichen alten Grabsteinen ist hier das alte Kirchlein verschwunden, wegen Baufälligkeit abgerissen.

 

Während in Ümmingen und Stiepel noch jeweils rund 70-75 alte Grabsteine und –platten zu bewundern sind, kann man in Syburg rund 180 erhaltene Steine finden. Zwar werden die ältesten Steine des Syburger Friedhofes aus der Zeit ab dem 9. Jahrhundert inzwischen im Kirchenraum verwahrt, die Mehrzahl der Steine aus der nachreformatorischen Zeit steht aber noch auf dem Kirchhof. Hier wird anschaulich, wie die Friedhöfe bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts in unseren Breiten aussahen.

▲ Umrisse der ehemaligen alten Kirche in Ümmingen
▲ Syburg: Rund 180 erhaltene Steine kann man hier finden.

Wandel in Form, Schrift und Schmuck

Neben dem üblichen Grabschmuck wie Grabvasen, Laternen oder Grabschalen und natürlich Grabsteinen in vielen Formen, Materialien und Farben werden auch kunstvoll gefertigte Bronzefiguren angeboten, mit denen man die Ruhestätte individuell gestalten kann, egal ob Engel, Jesus-Figur oder Madonna und vieles mehr.

Weil seit Beginn des 19. Jahrhunderts Bestattungen mehr und mehr zu Angelegenheiten der politischen Gemeinden wurden und man sie aus hygienischen Gründen in die unbewohnten Außenbezirke verlagerte, finden sich auf den drei erhaltenen Kirchhöfen vor allem Grabsteine aus dem 16. – 18. Jahrhundert. Besonders der Syburger Friedhof zeigt, wie sich die Gestaltung der Steine im Laufe der Zeit verändert hat. Im 16. Jahrhundert erinnern hauptsächlich steinerne Kreuze an die Verstorbenen. Lange Zeit ist die eingeritzte Hausmarke der Familie der einzige ornamentale Schmuck. Ab dem 17. Jahrhundert finden sich dann oben abgerundete Steine, die im Laufe des Barocks immer detail- und schmuckreicher gestaltet werden. So wird der Rundbogen oft mit Muschelreliefs gefüllt, Blütenblätter, stilisierte Lilien oder runde, schneckenförmige Ornamente dienen ebenfalls dem Schmuck. Auch die Schrift ändert sich: Während sie im 16. Jahrhundert häufig noch unregelmäßig ist, wird sie im 17. und 18. Jahrhundert genauer und gleichförmiger, bevor sie sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts schwungvoll wandelt, zur sogenannten englischen Schreibschrift. Zu dieser Zeit lösen tempelartige "Dreiecksgiebel" oder flache Leisten den Rundbogen als oberen Abschluss ab. 

Interessant sind auch über der Zeitachse vielfach Veränderungen in der Orthographie, der „richtigen“ Schreibung der Wörter, wobei „richtig“ der allgemein üblichen Schreibweise der Wörter in heutiger Zeit entspricht. Beispiel: (Ein Satz, der wohl auf jedem Stein zu lesen ist)  „ist der/die…..in dem Hern / Herrn / Herren entslapen / entslafen/ entschlafen / entschlaffen…“

Steinmetze schrieben "vom Blatt"

In den vergangen Jahrhunderten waren das Lesen und vor allem Schreiben einer Minderheit vorbehalten war. Das galt auch für die ausführenden Steinmetze, die oftmals Buchstaben in den Sandstein meißelten, ohne deren Bedeutung zu kennen. Das hieß: Sie schrieben „vom Blatt“, kopierten also nur die Vorlagen, die sie von den Angehörigen (schon mehr oder weniger fehlerbehaftet) bekommen hatten. So konnte es passierten, das man bei der Auslieferung feststellen musste, dass ein Teil des Textes spiegelverkehrt eingraviert worden war. "Sie malten das, was ihnen vorgemalt wurde", berichtete  Kirchenbuch-Forscher Ulrich Brinker in der Schwerter Ausgabe der RN im Mai 2016 nach einem Besuch des Friedhofes an der Syburger St.-Peter-Kirche. Bisweilen sogar irrtümlich den Lieferschein:  "Diese Grube nebst drei Stellen gehört.....". Bedenkt man, dass die Kosten eines Grabsteins – je nach Größe, Ausführung und Anzahl der Zeichen – durchaus dem Wert eines „halben Wohnhauses“ entsprechen konnten, war eine Ersatzfertigung kaum möglich, da zu kostspielig.  

Beispiele:

◄ Auf alten Grabsteinen werden oftmals als runde Punkte gestaltete "Worttrenner" eingesetzt, i.d.R.  halbhoch zwischen der Wörtern. Vergisst der Steinmetz einen Worttrenner, so wird aus „Hier ruht die ehr- und tugendsame …..“  auch schon einmal: „Hier ruht die ehr untugendsame …..“!

▲ Da gibt es Grabsteine, die auf dem Kopf zu stehen scheinen. Tun sie aber nicht, lediglich ihre Inschriften stehen schon seit Hunderten von Jahren auf dem Kopf. Die Steinmetze konnten nicht lesen. Beim "Abmalen" lag das Blatt verkehrt herum.

 

"Am 9. Sept. ist Matheus Koppern sone Wenmar vom Kotten
im Hern entschlafen." 

Auf Rechnung: "Diese Grube nebst drei Steine gehören den Eheleuten.."

◄ Steinmetze oder deren Gehilfen übertrugen das, was ihnen vorgelegt wurde auf die Steine, bisweilen sogar irrtümlich den Lieferschein:

 

Diese Grube nebst 3 Steine gehören den Eheleuten Georg …..“ 

Ein schönes Beispiel für ein "Missverständnis" zwischen Auftraggeber und Steinmetz zeigt die folgende Nachbilbung einer Grabplatte aus Ergste von 1807: 

Der Heimatverein Ergste übergab den Grabstein zusammen mit zwei weiteren Grabsteinen im Jahr 1973 an das LWL Freilichtmuseum Museum in Hagen.

◄ Der Grabstein stand auf dem alten Friedhof in Ergste (heute OT Schwerte). Die Inschrift sowie die Symbole Zange und Hammer lassen vermuten, dass es sich bei dem Beigesetzten um einen Schmied und dessen Ehefrau handelt. Seit dem Spätmittelalter bildeten Hammer und Zange zusammen ein Zeichen für Schmiede. Solche Berufszeichen sind auf Grab-Steinen der Frühen Neuzeit allerdings verhältnismäßig selten überliefert. Noch seltener ist der Beruf des Toten mit einem geistlichen Spruch verbunden. Das Zitat, nach dem ein Schmied bei seinem Amboss bleiben und seine Schmiede „warten“ muss, stammt aus dem Weisheitsbuch Jesus Sirach. Dem Text wurden in der Frühen Neuzeit zahlreiche Sprüche als Lebensweisheiten entnommen, die zu einer vorbildlichen Lebensweise anregen sollten. In der Fortsetzung des Textes werden die Lasten der Arbeit in einer Schmiede genannt: Bei großer Hitze und starkem Lärm muss der Schmied kunstfertig und zugleich mühevoll arbeiten.

 

Der Steinmetz, der den Grabstein schuf, konnte vermutlich nicht lesen. Er brachte alle Anweisungen, die im Zusammenhang mit dem Grab bzw. dem Grabstein auf einem Zettel notiert waren, auf dem Stein an, also auch den Hinweis auf die Länge der „Grube“ (15 Fus lang), die sicher eine Angabe für die Arbeit der Totengräber war.

(Quelle: Anke Hufschmidt, Stellvertretende Museumsleiterin LWL-Freilichtmuseum Hagen Mäckingerbach)

Gedenken in Wort und Symbolik

 

Der Schriftinhalt entwickelt sich ebenfalls weiter und wird im Laufe der Zeit ausführlicher. Auf dem Friedhof des Dorfes Süderende, im Westen der Insel Föhr, neben dem Backsteinturm der Pfarrkirche „Sankt Laurentii“, sprechen die Steine. Zum Beispiel über Früd Faltings, „geboren am 23. Dezember 1783, der 1811 Ingke Olufs zur Frau nahm, die ihm drei Kinder gebahr. 23 Jahre lang führte er ein Schiff aus Kopenhagen und brachte seine Familie zu Wohlstand“. So steht es in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund, und wer wissen möchte, warum Föhr die Insel der Kapitäne ist, sollte verweilen und weiterlesen.

 

Ab dem 17. Jahrhundert erzählen die Steine auch hier im Ruhrgebiet manchmal etwas von einer tragischen Todesursache „auf der Rour verdronken“ oder von einem besonders erfolgreichen Leben „Kramer, Burger zu Westhofen, welcher sein Gewerbe in Engeland, Seeland und dergleichen Länder gehabt“. Häufig finden sich auch Verse aus der Bibel, entweder unter den Daten der Verstorbenen oder auf der Rückseite des Steins.

 

Ebenso zeigen die erhaltenen Grabsteine, wie sich die Einstellung zum Tod ändert. Im 16. Jahrhundert genügte noch die Form des Grabmals als Kreuz, um an einen verstorbenen Christen zu erinnern. Die Zeit des Barock, der in all seinem Prunk auch immer den Tod mitdachte, schmückte die Grabmäler dann mit einer Fülle von Symbolen. Der Begriff "Barock" bezeichnet einen Stil, der sich in der Zeit von 1600 bis 1750 in der Kunst, in der Literatur, aber auch in der Musik, durchgesetzt hat und diese Zeit wesentlich prägte. Besonders Engel in allen möglichen Formen stehen für die Aufnahme der Seelen in den Himmel. Da sie so oft vorkommen, kann man an ihnen gut unterschiedliche Ansichten und Handfertigkeiten studieren: Mal sind sie eher stilisiert und haben einfache Gewänder, mal scheinen sie individuelle Gesichtszüge zu haben und ihre Kleider liegen in üppigen Falten. Daneben gibt es häufig Herzen als Symbol der Liebe. Knochen, Totenschädel und Sanduhren weisen auf die Vergänglichkeit allen Lebens hin. Wenn dann das Zeitalter der Empfindsamkeit gegen Ende des 18. Jahrhunderts anbricht, findet sich nicht nur die bereits erwähnte englische Schreibschrift, auch die Symbolik wird weniger drastisch. Nach unten gekehrte Fackeln, Schmetterlinge und Vögel erinnern nun an das Verlöschen und Verfliegen des Lebens. Efeu als immergrüne Pflanze oder das in ein Dreieck eingefügte Auge versinnbildlichen das Weiterleben nach dem Tod und die göttliche Fügung.

 

 

Als "Hobby-Historiker" habe ich mir zum Ziel gesetzt, vor allem alte Grabsteine aus dem 15. bis 18. Jahrhundert zu fotografieren und deren Beschriftung zu dokumentieren, um diese geschichtsträchtigen Quellen für die Nachwelt zu erhalten.

 

Historische Grabsteine erzählen zum Teil persönliche Tragödien, haben einen empfundenen Denkmalwert, werden aber leider nach mehreren Generationen entsorgt, wenn sich niemand mehr um die Gräber kümmert. Die Daten stammen i.d.R. direkt vom Grabstein und / oder den bekannten Datenbanken. Die Benutzung dieser Angaben erfolgt in allen Teilen auf eigene Gefahr und ohne Gewähr. Es ist mir ein Bedürfnis, mit dieser Arbeit auch eine Reihe von Irrtümern zu berichtigen, welche Familienforscher auf die falsche Fährte geführt haben. Nicht wenige dieser Missverständnisse wurden durch nachträgliche, handschriftliche Notizen in den Kirchenbüchern hervorgerufen. Typischerweise handelt es sich hierbei um ein im 20. Jahrhundert, wohl von einem vermeintlich effizienten Ahnenforscher oder Beamten über einer Heirats- oder Sterbeeintragung gekritzeltes Geburts- oder Taufdatum, das die genannte Person mit der des Geburts- oder Taufeintrags identifizieren sollte. Um etwaige Abweichungen bei den Vornamen auszugleichen, wurden bei der Gelegenheit in gutgemeinter "Urkundenfälschung" häufig einer oder mehrere Vornamen durchgestrichen bzw. weitere Vornamen hinzugefügt. Entsprechend wurde dann über dem vermeintlichen Geburts- oder Taufeintrag auf den Heirats- oder Sterbeeintrag hingewiesen. In vielen Fällen handelt es sich hierbei jedoch um eine falsche Identifizierung aufgrund von unkorrekten Altersangaben, einem ähnlichen Zunamen oder der verbreiteten Namensgleichheit verschiedener Personen am Ort, die sich durch sorgfältiges Studium der Kirchenbücher und Konsultierung paralleler Schriftquellen richtigstellen lässt. Unglücklicherweise wurden in den vergangenen Jahrzehnten im Zuge der Digitalisierung jedoch die falschen zusammen mit den richtigen Lebensdaten in die elektronischen Findbücher aufgenommen und führen seither Computergenealogen in aller Welt in die Irre. So findet man Zwillinge, die lt. Eintrag mit 1 Woche Abstand geboren oder Töchter, die ein Jahr nach dem Tod der Mutter geboren wurden.

2020 wurde die deutsche Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe ernannt und ehrt damit all diejenigen, die diese Orte zu dem gemacht haben.

Abkürzungen auf Grabsteinen

Oftmals steht auf Grabsteinen "Ruhe in Frieden", das kann auch in der Abkürzung R.I.P. ausgedrückt werden. R.I.P. steht für das lateinische "requiescat in pacem" oder im Englischen "rest in peace". Die Buchstaben P und X gelten auch für Frieden (Paix).

Hier finden Sie eine Reihe weiterer Abkürzungen.

 
A, AN, ANN, ANO, ANNOannorum (an Jahren, im Jahre)
A ΩAlpha und Omega (Anfang und Ende)
A.D.anno domini (im Jahre des Herrn)
A.V.annov vixit (… lebte … Jahre)
A.X.anno christi (im Jahre des Herrn)
B.A.L.bixit (= vixit) annos quinquaginta (… hat 50 Jahre gelebt)
B.Q.bene quiescat (er/sie möge wohl ruhen)
C.A., CVR AGcuram agente (für die Ausführung sorgte …)
DEF AN, DEF ANNdefunctus annorum (verstorben mit … Jahren)
D.IN.P.decessit in pace (… starb in Frieden)
D.O.M.deo optimo maximo (Gott, dem Besten und Größten)
EX T. F. C.ex testamento faciendum curavit
(er hat dem Testament gemäß für die Errichtung des Grabmals gesorgt)
have, pia anima!sei gegrüßt, fromme Seele!
H.C.E.his conditus est (hier liegt begraben …)
H.J.hic iacet (hier liegt …)
H.J.S.hic iacet sepultus (hier liegt begraben …)
H.R.I.P.hic requiescit in pace (hier ruht in Frieden …)
H.S.E.hic sepultus/ situs est (hier ist begraben/ ruht …)
H.S.S.hic sepulti/ suti sunt (hier sind begraben/ ruhen …)
I.D.N.in dei nomine (im Namen des Herrn)
IHSIHS ist die Abkürzung der ersten drei Buchstaben des Namen JESUS (griechisch: JES).
Jesus Hominum Salvator (Jesus der Menschenretter)
Volkstümlich wird dieses Christusmonogramm auch gedeutet als: Jesus, Heiland, Seligmacher.
I.M.in memoriam (zum Gedächtnis, zum Andenken)
IN DEOin Gott
I.N.J.in nomine Jesu (im Namen Jesu)
I.N.R.I.Jesus Nazarenus Rex Iudaeorum (Jesus von Nazareth, König der Juden)
L.D.D.D.locus datus decreto decurionum
(der Platz wurde auf Beschluss des Stadtrates gestiftet)
N.N.nomen nescio (Name unbekannt)
O(B) AN, O(B)ANNobitus annorum (verstorben mit … Jahren)
PAXFriede
P. M.piae memoriae (frommen Angedenkens)
P.P.pecunia publica (mit öffentlichen Mitteln)
R.I.Prequiescat in pacem (er/ sie ruhe in Frieden), engl.: Rest in piece
S.T.T.C.sit tibi terra cara (möge die Erde dir lieb sein)
S.T.T.L.sit tibi terra levis (möge die Erde dir leicht sein)
T.F.titulum fecit (hat die Grab-(Inschrift) angebracht)
T.H.E.S.tumulo hoc est sepultus (unter diesem Hügel ist begraben …)
T.O.B.Q.tibi ossa bene quiescant (mögen deine Gebeine sanft ruhen)
T.P.titulum posuit (… hat die Grab-(Inschrift) angebracht)
V.A.L.vixit annos quinquaginta (… hat 50 Jahre gelebt)
V AN, V ANNvixit annis (er lebte … Jahre)
V.D.A.vale dulcis anima (lebe wohl, liebe Seele!)
V.E.L.R.vidua et liberi relicti (die Witwe und die hinterlassenen Kinder)
vix.vixit (hat gelebt)

 

Was bedeutet die Inschrift "Erbbegräbnis"?

An alten Familiengräbern ist manchem Stein "Erbbegräbnis" vermerkt. Heißt das, die Stelle wird immer weiter vererbt? So war das zumindest mal beim Erwerb durch betuchte Familien im 19. und auch am Anfang des 20. Jahrhunderts gedacht. Das Nutzungsrecht sollte weit länger als ein Menschenalter oder gar auf Dauer des Friedhofs angelegt sein. Aber bald wurde klar, dass dies schon aus Platzgründen auf innerstädtischen Friedhöfen problematisch wird und das Nutzungsrecht wurde begrenzt. Es kann aber bei Wahlgrabstätten verlängert werden.

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