In Witten ist ein spezieller Haustyp besonders häufig vertreten, es handelt sich um die Unternehmervilla. Aufgrund der mittelständischen Industriestruktur gab es in Witten nicht nur einen einzelnen herausragenden Unternehmer, sondern zahlreiche Industrielle mit dem Bedürfnis sich auch mit ihren Wohnhäusern zu präsentieren. Das älteste dieser Objekte in Witten ist die Villa Berger von 1839 an der Ecke Husemannstraße / Ruhrstraße. Nachdem das Haus bis weit ins 20 Jahrhundert hinein den Nachfahren der Familie Berger als Wohnsitz diente, kaufte 1958 die Stadt das Gebäude und nutzte es über viele Jahre als Heimatmuseum. Es diente später als Stadtarchiv und ist heute Sitz des Kulturforums und der Verwaltung der Wittener Stadtbücherei. Die ersten Pioniere der aufkommenden Montanindustrie erwarben oft noch die alten Burgen und Schlösser des verarmten und entmachteten niederen Adels. Sie benutzten die alten Gemäuer neben dem Wohnzweck auch in erster Linie für den Aufbau der Produktion und nicht zum Zweck der Selbstdarstellung. So liegt zum Beispiel die Keimzelle der Firma Lohmannstahl in Haus Witten, dem alten Adelssitz der Stadt. Doch schon die zweite Generation der Industriellen, die bereits in wohlhabende Familien hineingeboren wurde, wollte sich nicht mehr mit den kargen Lebensverhältnissen der Gründerväter zufriedengeben. Ein Mitarbeiter der Firma Lohmann war der aus Bommern stammende Carl-Ludwig Berger (1794-1871), dessen Familie bereits erfolgreich im Bergbau tätig war und zahlreiche Zechen in Witten und Bochum besaß. Berger leitete das zur Firma Lohmann & Brand gehörende Eisenblechwalzwerk am Mühlengraben in Witten (heute Standort von Café del Sol). Da die Söhne der Eigentümer jedoch die die Leitung des Werkes selber übernahmen, schied er 1832 aus dem Unternehmen aus und machte sich mit einem Kupferhammerwerk an dem bereits bestehenden Hammerteich selbstständig. Später gründete Berger zusammen einem Geschäftspartner das Etablissement Berger & Co., den Vorläufer der heute noch bestehenden Deutschen Edelstahlwerke. Durch seine großen wirtschaftlichen Erfolge konnte er sich schon früh den Neubau einer repräsentativen Villa leisten. Die Villa Berger ist daher die älteste von einer ganzen Reihe an großzügigen Villen des 19. Jahrhunderts, die sich entlang der Ruhrstraße bis nach Haus Witten erstrecken.
Für die Eintragung der Villa in die Denkmalliste standen neben ihrer besonderen Geschichte vor allem kunstgeschichtliche und künstlerische Gründe im Fokus. Die rein klassizistische Gebäudekonzeption und -gestaltung ist in Witten äußerst selten. Zudem ist die folgende Stilepoche des Historismus anhand zahlreicher Dekor-Elemente noch deutlich Ablesbar. Besonders reizvoll ist die Einbindung der Klassizismus-Architektur in die örtliche Bautradition des Bruchstein-Mauerwerks in Ruhrsandstein. Darüber hinaus sind die Befunde der historischen Feinschmiedearbeiten am Gebäude bis heute unverfälscht.
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