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Evangelische Dorfkirche Wengern:
„Anthonius heit ick, Johann Sluck gott mick. Anno Domn. 1529"

Die Kirche in Wengern führt ihre Gründung auf Karl den Großen (768 – 814 n. Chr.) zurück. lm Jahre 799 wurde das Bistum Paderborn gegründet, dessen Dom dem Schutz des Heiligen Liborius unterstellt war, der auch als Schutzheiliger der Wengerner Kirche galt. Vielleicht wurde damals in Wengern ein erstes Holzkirchlein errichtet. Möglicherweise war sein Standort, in dessen Nähe der Opfersiepen und die Schmalenbecke in den Elbschebach münden, vorher eine heidnische Kultstätte der Sachsen in dem Grenz- und Kampfgebiet zwischen Sachsen und Franken. Urkundlich wird die Kirche zuerst 1246 erwähnt. Romanische, gotische und neugotische Stilelemente zeigen an, dass die Kirche in den Jahrhunderten manchen Umbau erfahren hat. 1936 wurde die Holzdecke über dem Mittelschiff eingebaut und der Altarraum neu gestaltet. Der Altar und das barocke Altarbild aus Holz mit dem romanischen Triumphkreuz darüber, die Barockkanzel, das Lesepult mit dem Pelikan und der Orgelprospekt sind eine eindrucksvolle Ausgestaltung der Kirche, von deren Turm im Dreiergeläut „der kleine Anton“ mitschwingt, eine der ältesten noch läutenden Glocken im weiten Umkreis mit der Inschrift: „Anthonius heit ick, Johann Sluck gott mick. Anno Domn. 1529". 

Der sogenannte Leimkasten (rechts im Bild) ist ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus in Wengern. Es liegt an der Elbsche im Ortskern direkt neben der Dorfkirche. Der Leimkasten war das Elternhaus des Pfarrers Johann Fabricius (1545 - 1639). Man nimmt an, dass das Gebäude früher zur Dorfkirche Wengern gehörte, weil es Inschriften in deutsch, hebräisch, lateinisch und griechisch aufweist. Der Name Leimkasten, den der Gasthof erst seit 1955 trägt, leitet sich von einer Studentenvereinigung ab, die den gleichen Namen trug. Bis 1914 hielt sie ihre Versammlungen im Leimkasten ab. 1954 wurde der Leimkasten unter Denkmalschutz gestellt.

 
 

Bis um 1000 n. Chr. handelt es sich wohl um eine Holzkapelle. Dann wurde eine kleine Steinkirche gebaut. Die Kirche wird erstmals 1246 n. Chr. urkundlich erwähnt. 1264 wurde die Kirche einer großen gotischen Erneuerung unterzogen. In der Grafschaft Mark setzte sich die Reformation von unten, durch die Initiative der Gemeinden, durch. Die Kirchengemeinde Wengern war unter den Kirchengemeinden der Grafschaft Mark eine der ersten, wenn nicht die erste, welche zur lutherischen Reformation übertrat. Gemeindliche Überlieferung legt den Reformationsbeginn auf Sonntag Rogate, den 29. April 1543. An diesem Tag, vormittags 11.00 Uhr, feierte die ganze Gemeinde mit Pfarrer Schluck zum ersten Mal das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt. In Erinnerung daran läutet noch heute die Betglocke täglich statt um 12.00 um 11.00 Uhr; das Kirchensiegel trägt die Jahreszahl 1543. Die Tradition, dass die Kirche dem Heiligen Liborius geweiht war, ging in der evangelischen Zeit langsam verloren. 1792 finden sich die letzten Eintragungen auf den Namen St. Liboriuskirche.

 
Kirchturm mit Außenglocke
 

Glocken: Die beiden Glocken von 1952 erklingen gemeinsam mit dem „kleinen Anton“ auch heute noch. Sie läuten traditionell werktags schon um 11 Uhr zur Mittagsstunde - zur Erinnerung an die Reformation in Wengern. Als Inschriften tragen sie „Gloria sei dir gesungen“ und „Kyrie eleison“ sowie die Jahreszahlen ihres Gusses und die ihrer jeweiligen Vorgängerglocken (1710-1924-1952) (1792-1924-1952). Erwähnenswert ist auch die kleine Glocke, die ebenfalls 1952 von außen gut sichtbar am Turm angebracht wurde, und die als „Kinderglocke“ zur Taufe erklang. Es ist die alte Schulglocke der Sandberger Schule, die im Jahr 1826 auch von der Fa. Rincker in Sinn gegossen wurde.

1891 wurde die Kirche einer grundlegenden Erneuerung und Vergrößerung unterzogen. Das Schiff wurde verkleinert. Die beiden nur angedeuteten Querschiffe, die dem Grundriss eine Kreuzform geben, wurden geschaffen. Der frühe Chor, der in Form eines Achtecks gebaut war, wurde durch den heutigen quadratischen ersetzt. Viele Verzierungen des Altars und der Kanzel wurden beseitigt. Die Orgel, die früher vorn im Chor oberhalb des Altarsstand, kam an ihren heutigen Standort auf die Turmseite und wurde vergrößert. Aus statischen Gründen wurde der zweite kleine Turm gebaut. 1936 wurde die wunderschöne Kassettendecke eingesetzt, 1938 das Fenster oberhalb des Altars zugebaut. Die Kirche bekam einen reichverzierten Anstrich, z. B. standen in den Holzcassetten der Emporen-Geländer die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium.

Die Kirchenmauern, so wie man sie heute sehen kann, stammen im Ostteil ab den Querschiffen von 1891. Die Kirche wurde erheblich vergrößert. Der Eingangsbereich im Westen ist älter, zum Teil mögen noch Reste aus romanischer Zeit erhalten sein. Die Fassade der Kirche ist seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr verschlämmt, sondern steinsichtig. Der verwendete Ruhrsandstein machte umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich, die auch den Turm und das Innere der Kirche erfassten. Die Sanierung wurde 1995 abgeschlossen.

 
 
 
 
 
 
 
 

GEORG GROSSE-VARNEY

Geburt: 1662

Beruf: Receptor zu Volmarstein (Steuereinnehmer)

1698, Alter ca. 36‏ Jahre: Hochzeit mit Magaretha Mertens 01.01.1698 in Wengern

1700, Alter ca. 38‏ Jahre: Geburt der Tochter Anna Margarete Große-Varnay

1742, Alter ca. 80 Jahre‏: Tod der Ehefrau Magaretha Mertens 27.04.1742 in Wengern (Sterbejahr lt. Stein:1747, nachträglich falsch ausgebessert?)

1744, Alter ca. 82 Jahre: Tod 20.07.1744 in Wengern

 
 

Außen an der Kirche waren bis vor einigen Jahrzehnten die rätselhaften Menschenschädel zu sehen. Diese Schädelnischen sind weit und breit einmalig. Die Schädel wurden bei der Renovierung in den dreißiger Jahren freigelegt und sind heute noch zu erahnen.

 

Es gibt verschiedene Erklärungsversuche für sie:

  • Sie seien mittelalterlicher Herkunft und stammten von Priestern eines ehemaligen Klosters. Allerdings existieren keinerlei Überlieferungen von einem Kloster in Wengern oder Umgebung, so dass diese Theorie eher unwahrscheinlich ist.
  • Sie seien während der Verlegung des alten Friedhofes an der Kirche zur Trienendorfer Straße im Jahre 1823 ausgegraben und dann in die Mauer eingebracht worden. Das wäre dann eine Parallele zur bekannten Praxis der „Beinhäuser” gewesen. Diese wurden eingerichtet, als der Platz auf den rund um die Kirchen angelegten Friedhöfen für die Menge an Verstorbenen nicht mehr ausreichte. Daher wurden die Überreste frühzeitig exhumiert und die Gebeine in „Beinhäusern” neben und in den Kirchen beigesetzt, damit die Gräber wieder zu belegen waren. Allerdings ist auch diese Praxis in unseren Breiten nicht üblich gewesen. Zudem wäre dann eine etwas größere Anlage zu erwarten gewesen und nicht nur einige Löcher und Nischen in der äußeren Kirchenwand.
  • Landeskonservator Dr. Rawe ging davon aus, dass in der mittleren Nische mit dem Spitzbogen eine „Totenleuchte” gestanden habe. Er vermutete auch, dass in den Schädelnischen dann Schädel aus dem umliegenden Friedhof als ein wirkungsvolles „memento mori” („bedenke, dass du sterblich bist”) eingelassen waren. Allerdings ging er nicht von der Verlegung des Friedhofes im 19. Jhdt. als Zeitpunkt aus, sondern setzte die Zeit des 30-jährigen Krieges, spätestens aber des Barocks an, wo der Zeitgeschmack solche Maßnahmen noch zuließ. Zudem vermutete man, dass der die Nischen verdeckende Mörtel sich ungefähr in diese Zeit bestimmen ließe.
  • Eine weitere kühne Überlieferung besagt, die Schädel seien Überreste der alten heidnischen Opferstätte gewesen, die in die romanischen Kirchenmauern eingelassen wurden, um die Opfer nachträglich christlich zu ehren. Auch die großen Nischen sollen demnach mit Schädeln angefüllt gewesen sein. Dies allerdings setzt voraus, dass die Löcher dann Jahrhunderte lang unter Mörtel verborgen geblieben sind und verlangt die These, dass die Mauern in diesem Bereich noch echt romanischen Ursprungs sind.

Mag ein jeder sich eigene Gedanken machen, warum die Schädel in den Mauernischen eingelassen waren. Die deutlich sichtbaren Reste hat man seinerzeit leider nicht geborgen und verwahrt. So wurde versäumt, ein wirkliches Rätsel der Wengeraner Kirche einer Lösung zuzuführen. Denn heutzutage wäre eine Altersbestimmung leicht möglich gewesen. Welchen Menschen nun die Schädelfragmente einst gehörten, kann man nicht mehr sagen und wird das Geheimnis der Dorfkirche bleiben.

 
 
 

Innenansicht

 
 

Altar mit Triumphkreuz und Grabplatten

Das „wertvoIlste" Stück in der Kirche ist wohl das Kruzifix, das bis 1936 über der Sakristeitür hing. Als man das große Altarfenster im Zuge der baulichen Änderungen in jenem Jahr verschloss, fand es über dem Altar seinen angemessenen Platz in der Kirche. Es ist vom Stil her ein deutlich romanisches Triumphkreuz, wurde aber, so wird überliefert, erst in spätgotischer Zeit (um 1486) nach einem älteren Vorbild gefertigt. Bei seiner Restaurierung in 1936/37 allerdings vermutete der Landeskonservator in Münster die Jahre um 1530 als Entstehungszeit.

Grabplatten
Rechts und links vom Altar liegen alte Grabsteine, die - vermutlich stammen sie vom alten Friedhof an der Kirche - als Bodenplatten eingefügt wurden. Sie sind keine Male echter Gräber; es befinden sich also keine Gebeine mehr in der Kirche, allerdings ist überliefert, dass im Chor der Kirche üblicherweise die Pfarrer der Gemeinde beigesetzt wurden, wie zum Beispiel:

  • 1570 Hildebrand Schluck (s.u.)
  • 1581 Crato Voerste
  • 1634 Henrich Fabricius  (s.u.)
  • 1639 Johannes Fabricius (s.u.)
  • 1665 Arnold Dröghorn und
  • 1792 David Davidis (s.u.)

 

Der „Pestgottesdienst"

 

Neben dem Reformator Hildebrand Schluck ist Pfarrer Johannes Fabricius die wichtigste historische Figur in der Kirchengeschichte Wengerns.


"1636, mitten im 30-jährigen Krieg, brach auch in Wengern die Pest aus und forderte ihren Tribut. Aus Angst vor Ansteckung blieben die Bommeraner Gemeindeglieder dem Gottesdienst in der Wengeraner Kirche fern. So machte sich Pfarrer Johannes Fabricius auf den Weg in die Deipenbecke, auf halber Strecke zwischen Wengern und Bommern, um hier öffentlich zu predigen."

 

Weitere Informationen zu Johannes Fabricius und den Auswirkungen der Pest finden Sie ► hier.

 

Altar mit Triumphkreuz und beidseitig Grabplatten

Frühe Reformation

 

Hildebrand Schluck

“Anno 1543 Dominica rogationum hat Herr Hildebrandus Schluck da D. Lutherus (1483-1546) noch drey Jahr gelebet, die unveränderte reine Evangelische Lehre der Augspurgischen Confession in der Kirche zu Wengern Ambts Wetter, Gericht Volmarstein zu lehren angefangen, und ist auch dabey bis an seinen seligen Tod, durch Gottes Gnade verblieben. Für welche reine Lehre des Evangeliums und reinen Gebrauch der Sakramente Gott herrlich zu danken.“

 

So schreibt wiederum David Davidis in seinem Lagerbuch und bezeugt einen der frühesten Übergänge einer Kirchengemeinde der Grafschaft Mark zur Reformation. An diesem 29. April 1543, 11.00 Uhr, wagte es Pfarrer Schluck erstmals das Abendmahl „in beiderlei Gestalt” zu reichen. Offensichtlich folgte ihm bis auf ein Haus das ganze Kirchspiel und verankerte in der Folge das Luthertum in Wengern. Es ist bekannt, dass Hildebrand Schluck im Briefwechsel mit Martin Luther stand, was die feste Überzeugung Schlucks für die neue Glaubensbewegung nachweist. Noch heute ertönt das Mittagsgeläut in Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag um 11.00 Uhr anstatt um 12.00 Uhr.

Es gibt nacheinander drei Pfarrer Davidis in Wengern (insgesamt fast 100 Jahre lang).

David Davidis 1713-1792

1736 wurde David Davidis, geb. 1713 in Aplerbeck, Pfarrer in Wengern bis zum Jahr 1782. Er stammt aus einer bekannten westfälischen Pastorenfamilie. Schon 1570 taucht der Name Davidis in Unna auf. Der erste Pfarrer in der Familie wurde 1606 David Davidis. Dessen Sohn Thomas, ebenfalls Pfarrer in Unna, war 1649 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zum Ersten Generalinspektor der Lutherischen Kirchen in der Grafschaft Mark bestellt. Es folgen weitere Pfarrer im Dortmunder Raum. Der Vater von David Davidis, Eberhard Ludolf Davidis  (1677-1724), heiratete Maria Elisabeth Mallinckrodt (1683-1730). Er selbst heiratet Christina Elisabeth Davidis (1715-1775, vermutlich seine Cousine), am 07.03.1743 in Dortmund. Dieser Ehe entstammen vier Kinder: David Friedrich 1744-1782, ab 1772 Pfarr-Adjunkt* in Wengern, Anton Christian Davidis (1745-1762), Clara Christine Eleonore 1747-1808 und Ernst Heinrich 1749-1828 (Vater von Henriette Davidis, Adjunkt* und 1792-1823 Pfarrer in Wengern). David Davidis verstirbt am 27. November 1792.

 

Es wird berichtet, dass David Davidis „mit großem Einsatz seine Aufgaben wahrgenommen habe“. „Er besucht alle Gemeindemitglieder und hält Kontakt zu den Familien“. 1743 wird das 200-jährige Reformationsjubiläum gefeiert. In Erinnerung an dieses Jubiläum ist auch die mit Schiefer gedeckte Turmspitze errichtet worden. Sie trägt noch heute die Inschrift: D.L.S.R.1743. 1746 wird die Kanzel angefertigt. (Stiftungen von Peter Mertens 50 Taler und Bernhard Dietrich Steinhaus 30 Taler). Ebenfalls im Jahre 1746 wird sein jüngster Bruder, Thomas Balthasar Davidis, zum Vikar gewählt, geht aber schon 1747 als Pastor nach Aplerbeck. 1758 gründet David Davidis den Pfarr-Witwen- und Waisen-Fond. Dazu stiftet er ein Grundstück in der Nähe der Pfarrei, wo dann das Pfarr-Witwenhaus gebaut wurde. 1776 baut er den Herd, an dem seine Enkelin Henriette dann später ihre Rezepte ausprobieren kann. Die erste Witwe, die das Haus bewohnen konnte, ist seine Schwiegertochter, die Ehefrau seines ältesten Sohnes.

 

1912 wird das Pfarr-Witwenhaus beim Bau der Eisenbahnlinie zwischen Witten und Schwelm abgerissen. 

 

(*Der Adjunkt ist eine Bezeichnung für den Gehilfen eines Beamten. Ab dem 19. Jahrhundert ist in der kommunalen Verwaltung der Adjunkt als Beigeordneter dem Bürgermeister zur Seite gestellt. Auch junge Kapläne sowie protestantische Geistliche, die einem Pfarrer als Aushilfe zugeordnet waren, wurden früher als Adjunkt bezeichnet.)

 

Romanisches Triumphkreuz über dem Altar, vermutlich im 15. oder 16. Jahrhundert nach einem älteren Vorbild gefertigt

◄ lm romanischen Triumphkruzifix erkennen wir Jesus nicht als den schwachen, leidenden Menschen, sondern als den mächtigen, über den Tod triumphierenden Gottessohn. Deswegen trägt er keine Dornen-, sondern eine Königskrone auf dem Haupt; er begegnet dem Tod und dem Schmerz in vollem Bewusstsein. Zudem ist ein typisches Moment die Darstellung der Kreuzigung mit vier Nägeln, an beiden Händen und Füßen. Der Schmerzensmann und leidende Gottessohn, mit übereinander geschlagenen Füßen (Dreinageltypus), ausgemergeltem Körper und leidender Miene als Motiv kam erst mit der Gotik auf. Umso seltsamer erscheint die Diskrepanz zwischen Stil und Entstehungszeit.

Altar - das Heilige den Heiligen

Hölzernes Lesepult (Ambo) mit symbolischer Pelikanfigur, 1688 geschaffen von Hildebrand Rebein
Geschnitzter barocker Altar von 1714
Barocker Taufstein von 1689, geschaffen vom Baumeister Hagedorn

Altar

Der geschnitzte Altar aus dem Jahre 1714 ist dem Stil von Ambo und Taufstein angepasst. Die Darstellung im Zentrum zeigt Christus im Kreis seiner Jünger beim letzten Abendmahl. Die Apostel scharen sich in vier Dreiergruppen an einem runden Tisch um Jesus. Er segnet das Brot, neben dem Kelch steht zudem ein Teller mit dem Opferlamm, im Zentrum des Bildes.▼

Kanzel

Die Kanzel entstanden 1746, passt sich dem Ambiente des lnnenraumes an. Die reichen Verzierungen, die blumigen Ornamentierungen und das starke Motiv des Puttenengelchens weist auch sie als Werk des Barock aus. Die Rück - und Seitenwände sowie der wuchtige Baldachin fielen den Restaurierungs-Maßnahmen zum Opfer und sind verschwunden.

 
Kanzel von 1746
 
Kanzel von 1746
 
Seitenschiff
 
Empore
 
 

▲ Gesamtansicht des Mittelschiffs vom Altar aus gesehen. Man erkennt die Orgel, die 1891 auf die Westseite gesetzt wurde und das 1975 ergänzte Rückpositiv. Rechts entdeckt man die Petrusstatue links die stille „Ecke", in der der romanische Taufstein steht.

Orgel

Die erste Orgel in der Kirche wurde im Jahre 1714 von dem Hattinger Orgelbauer Johann Georg Alberti (1644-1722) über dem Altar eingebaut. Nach fast 180 Jahren Gebrauch wurde sie 1891 im Zuge der großen Renovierung gemeinsam mit dem Altarraumensemble abgebrochen. Es entstand dann an der Turmseite im Westen eine neue Orgelkonstruktion. Dazu mussten die Fundamente an der Nordseite neu gestützt werden, zudem wurde aus statischen Gründen der kleine Turm auf der südlichen Seite errichtet. 1892 baute die Werkstatt W. Sauer aus Frankfurt/Oder eine neue Orgel mit 13 Registern, die sich auf zwei Manuale und ein Pedal verteilten. Diese Orgel versah wiederum über 80 Jahre ihren Dienst. 1938 stellte man in einem Gutachten fest, dass die an sich qualitativ gute Sauer-Orgel „naturgemäß verbraucht" sei und „heutigen musikalischen Ansprüchen weder in gottesdienstlicher, noch in konzertanter Hinsicht” genüge. So wurde 1975 in das Sauer-Gehäuse unter Einbeziehung des historischen Prospekts eine neue mechanische SchleifladenOrgel eingebaut. Zusätzlich bekam sie ein neues Rückpositiv, das optisch dem alten Prospekt angepasst wurde. Die Orgel hat nun 14 Register und 904 Orgelpfeifen. Die Ausführung lag in Händen der Orgelbauwerkstatt Steinmann aus Vlotho, die auch heute noch die Orgel wartet und sie zuletzt 2011 ausgereinigt und konserviert hat.

Orgelprospekt von 1892, dahinter eine Steinmann-Orgel von 1975 im Gehäuse einer alten Sauer-Orgel
Orgelprospekt von 1892 und Kassettendecke von 1936
Orgelprospekt von 1892 und Kassettendecke von 1936

Taufsteine

▲ Romanischer Taufstein

Der älteste Schatz in der Kirche ist der alte Taufstein, der mittlerweile in der „Stillen Ecke" aufgestellt wurde. Er stammt - erkennbar auch an seiner massiven, blockhaften Form - aus romanischer Zeit. Dieses Objekt sichert also noch einmal die Annahme, dass die Wengersche Kirche romanische Wurzeln hat (Die romanische Epoche datiert man auf die Zeit zwischen ca. 1000 und 1250. Ob er dort, im Raum rechts neben dem Eingang, bei den letzten Umbauten gezielt oder aus Platzmangel aufgestellt wurde, sei dahingestellt. Allerdings steht er dort genau richtig. Denn dorthin wendet sich, nachdem man das Kirchenschiff betreten hat, zunächst der Blick. Bevor man das Kirchenschiff betritt, das durch seine offene und hohe Weite den Himmel symbolisiert, gemahnt der Taufstein an den „Eintritt“ ins himmlische Leben durch die Taufe.

 
 
 
 
Barocker Taufstein von 1689, geschaffen vom Baumeister Hagedorn

▲ Der Taufstein des Baumeisters Hagedorn, der heute im südlichen „Querschiff“ steht, stammt aus dem Jahre 1689. Er besteht aus einem steinernen Taufbecken, verziert mit Blumenornamenten und Puttenköpfen, und einer hölzernen Abdeckung, die dem Stil des Ambos entspricht. Die Taufen der Gemeinde finden nicht mehr am romanischen Taufstein in der „stillen Ecke“ statt, sondern an diesem barocken Werk in der Nähe von Kanzel und Altar.

Lesepult

 
Hölzernes Lesepult (Ambo) mit symbolischer Pelikanfigur, 1688 geschaffen von Hildebrand Rebein,
 

Ambo

Das Lesepult im Chorraum stammt aus dem Jahre 1688. Es wurde von Hildebrand Rebein geschaffen und zeigt reiche Schnitzereien (Weinreben, Dämonen im Sockel, flügelartige Seitenornamente). Als Buchablage dominiert den Ambo eine Pelikanfigur. Die Haltung des Tieres, das seinen Schnabel auf seine Brust legt, ist typisch für den Pelikan als Christussymbol.

Figuren

▲ Petrusfigur

Auf dem Dachboden des Pfarrhauses wurden im Jahr 1976 zwei Figuren gefunden; eine ca. 130 cm große Petrusfigur und ein ca. 45 cm große Pantokratorfigur, die zum Glück in ihrem Wert erkannt, restauriert und somit der Kirche erhalten bleiben konnten.

▲ Pantokratorfigur

Diese kleine, leider unvollständige Figur stellt mit einiger Sicherheit Gottvater als Pantokrator (griech. „Allherrscher”) dar. Die linke Hand ruht auf der Reichsapfel-Weltkugel, die rechte hielt wahrscheinlich ein Zepter, wie der kleine Holzstumpf auf dem rechten Knie vermuten lässt. Hier ist ein älterer, ehrwürdiger Mann mit Bart zu sehen, eine häufige Darstellung Gottes seit dem Barock.

Holzkassettendecke von 1936

 
 

▲ Die Holzdecke im Mittelschiff: 1936 erst wurde die reich bemalte Kassettendecke oberhalb des Mittelschiffs eingefügt. Sie wurde dem holzbetonten Stil der Barockelemente der Kirche und ihren farblichen Tönen nachempfunden.

Alte Grabplatten in der Kirche

Vermutlich vom alten Kirchhof stammende Grabsteine wurden rechts und links vom Altar liegend als Bodenplatten eingefügt. Sie sind keine Male echter Gräber; es befinden sich also keine Gebeine mehr in der Kirche. Allerdings ist überliefert, dass im Chor der Kirche üblicherweise die Pfarrer der Gemeinde beigesetzt wurden (u. a. 1570 Hildebrand Schluck, 1581 Crato Voerste, 1634 Henrich Fabricius, 1639 Johannes Fabricius, 1665 Arnold Dröghorn, 1792 David Davidis).

Grabplatte der Eheleute Everhardus Otto von Schwachenberg und Anna Martina Maria de Mörster

Text-Quelle: Das XVIII. Stück: Historie der Kirchspiele im Amt Hamm, nemlich Mark, Berge, Boenen, Rinern, Heringen, Hilbeck, Flirich, wozu Drechen gehöret, und Pilckum, imgleichen des Gerichts Haaren.

 

Hove: Dieser Rittersitz liegt unweit der Ruhr gegen dem Dorf Wetter, eine Viertelstunde von Volmarstein und 3 Viertelstunden von Wengern auf einer Höhe in einer überaus angenehmen Gegend. (Bereits um 1300 soll ein Ritter Kunibert von der Burg Volmarstein auf diesem Adelssitz gelebt haben.) Das gegenwärtige schöne Schloss hat der ehemalige Besitzer Everhardus Otto von Schwachenberg, Königl. Preuß. Clev- und Märckischer Kriegs- und Domainens Rath, aufbauen und über die Eingangstür des Schlosses, folgendes zum Andenken in einen Stein hauen lassen:

Everhardus Otto de Schwachenberg, Consiliarius rerum bellicarum & Domanialium Regio Borussicus.

(Kriegs- und Innenministerrat der Region Borussia.)

&

Anna Martina Maria de Mörster Conjuges. (Ehefrau)

Condunt & reparant arcem par nobile dictum. Floreat ex jussu secula multa Dei.

(Sie bauen und reparieren das Schloss des Adelspaares. Möge es auf Gottes Befehl für immer und ewig gedeihen.)

Ihr Vater war ein gewisser N von Moerster, Major und Erbherr auf Riel und Steel

 

Wie er dann auch bei diesem Schloss kostbare Gärten, Fontänen und Kaskaden angelegt hat. Welches die ersten Besitzer gewesen, kann ich zwar nicht gewiss sagen. Da sich aber verschiedene adelige Geschlechter des Namens v. der Hove finden, vermute ich nicht ohne Ursache, dass wenigstens eins von demselben von diesem Gut abstamme. Nachher ist es an die v. Hoete gekommen, und sehr mit Schulden beschwert worden.

(In der ersten urkundlichen Erwähnung kaufte Henrich von Hoete zu Hove um 1450 das bestehende Gut. Im Jahr 1561 wurde das Herrenhaus erweitert; das belegt die gemeißelte Gravierung an einem der beiden Erker an der Südseite.)

Nachdem es nun über 100 Jahr unter Konkurs gestanden, hat es besagter Kriegsrat v. Schwachenberg am 8. Juli 1743 von einer kayserl. subdelegirten Commißion, dem damaligen Clevischen Hofgerichts Präsidenten v. Syberg,  und Director v. Deutecom sub hasta angekauft.

(Nach anderen Quellen kauften die „Adligen von Schwachenberg“ 1745 den Besitz für 6802 Taler und 4 Stüber von der preußischen Krone.)

Dieser Everhardus Otto von Schwachenberg hat mit seiner Gemahlin Anna Martina Maria de Mörster drei Kinder gezeugt:

 

Anna Charlotta Dorothea geboren den 9. Febr. 1740

Johan Friderich Detmar geboren den 7. Apr. 1741 (Grabstein in Wengern vorhanden)

Ludwig Wilhelm Moritz geboren den 21. Jul. 1745

 

Schlebusch: ist ein alter Rittersitz zwischen Volmarstein und Gevelsberg, 1. Stunde von Wengern in der Silscheder Bauerschaft gelegen. Ein adelig Geschlecht v. Schlebusch, ist in der Grafschaft Marck vorhanden gewesen….

Von dem Geschlecht selber habe ich nichts weiter gefunden, als dass eine Tochter N. v. und zum Schlebusch mit einem Herrn v. Wandthof zum Ruenthal vermählt gewesen, und dass im 16. Jahrhundert Adam v. und zu Schlebusch mit seiner feinen Gemahlin Clara, Wilm Quad v. Wickrad zu Orsbach und Janna v. Adelepfen, tr. gelebet haben.

 

Im Jahr 1573 war Heinrich von Hatzfeld (…. - 1593) Herr zum Schlebusch. Hernach ist das Gut an die v. Hoete gekommen. Als es nun , eben wie das Haus Hove, lange Jahre unter Konkurs gestanden, hat es vorgemeldter Kriegsrath v. Schwachenberg den 28. Octobr. 1748  für 2.750 Reichstaler von besagter kaiserl. subdelegirten Commißion gekauft und vereinigte es mit Ender Gut, das ihm von seiner Frau in die Ehe gebracht war. Das ganze Gut umfasste 582 Morgen. Dem neuen Besitzer kam nicht nur der erhebliche Zuwachs an lastenfreien Grundstücken bei der Aufteilung der Wengern Mark zugute, sondern auch das schwarze Gold der Schlebuscher Kohlenbergs rund um Steinhausen mit einem damaligen Schätzwert von 13.000 Talern. Die Ära Schwachenberg, wie auch der Steinkohlenbergbau sind heute nur noch Historie. Der alte Rittersitz Schlebusch aber steht immer noch – zwar nicht mehr in alter Pracht, so doch als Liebenswertes Relikt aus der guten alten Bergbauzeit.

 

Das Herrenhaus auf Oberste Schlebusch war ein Haus mit vier runden Ecktürmen und um die Mitte des 18. Jahrhunderts in zerfallenem Zustande noch erhalten. Ob der 1768 verstorbene Kriegsrat oder sein Sohn Friedrich Det(t)mar von Schwachenberg die Trümmer hat abtragen lassen, war nicht zu ermitteln.

 

Im Jahr 1754 hat Everhardus Otto von Schwachenberg, Erbherr zu Hove und Schlebusch, den Nachmittags-Gottesdienst auf Karfreitag bei dieser Gemeine gestiftet, und dazu 100 Rthlr. Capital geschenkt, da denn auch in eben diesem Jahr, der Pastor Davidis, mit Haltung einer Predigt, über die ihm vom Stifter aus  Joh. 2, 1. 2. vorgeschriebene Worte, die erste Predigt gehalten hat.

 

Zwei weitere Grabmal-Fragmente

Grabstein von Magister Georgius Drogehorn
Vom alten Kirchhof stammende Grabplatte von 1565 im Innenraum der Kirche, Asscheberch, Hassenkap - Pikenbrock

Zwei weitere Grabmale vom alten Kirchhof sind an der hinteren Südwand im Mittelschiff angebracht. Auf einem zu erkennen sind die Zahl 1665, der Name Droghorn und die Bezeichnung Magister. Weiterhin zu lesen ist hier DENATUS 1705 und im Wappen die Initialen MGD, vermutlich also der Grabstein von Magister Georgius Drogehorn, Georg Dröghorn, der am 24.12.1665 ordiniert wurde und am 03.01.1705 verstarb.

Pfarrer, Vikare und Hilfsprediger in der Gemeinde Wengern 1543 - 1862

Jahr

Pastor

Vicarius

geboren

gestorben

ordiniert

Bemerkung

1543

Hildebrand Schluck

  

1570

 

Reformator

1564

Anton Schluck

    

1564 nach Volmestein (Volmarstein) als Pastor gewechselt

1564

 

Gerhard Drogehorn
Dröghorn

1534?

1611?

 

1574 nach Volmestein als Pastor gewechselt,

Großvater von Arnold D.?

1571

Crato Vorstius oder Voerste

  

13.06.1581

 

Sohn Johann Vorstius

(ca. 1580 – 1673) wird Pfarrer in Velbert und Gelsenkirchen

1576

 

Johannes Fabricius (Schmidt)

später Pfarrer in Wengern

1545

02.05.1639

 

Sohn Johann Fabricius

(ca. 1585 – 1631) wird ab 1618 Pfarrer in Lennep. Sohn Henrich wird sein Adjunkt in Wengern.

  

Henrich Riese

lutherischer Hilfsprediger

   

1592 als Pastor nach Gevelsberg gewechselt. Am 01.04.1593 trat er dort sein Amt an.

1592

 

Theodericus Schlurdenus

    

1613

 

M. Peter Borbeck

   

1626 nach Volmestein gewechselt

1626

 

Wilhelm Abel

    

1634

Henrich Fabricius

 

10.05.1596?

15.08.1634
von Soldaten erschossen

 

Erwerb des Magistergrades 1620,

Adjunkt seines Vaters Johann Fabricius

1639

Arnold Drogehorn
Arnold Dröghorn

 

20.07.1612

15.12.1665

 

Vater Gerhard D.: Pfarrverwalter in Velbert und ab 1612 Pfarrer in Volmarstein

1665

Georgius Drogehorn

Georg Dröghorn

 

26.04.1638

03.01.1705

24.12.1665

Sohn Wennemar Heinrich Dröghorn

 (1682 – ca. 1747) wird Pfarrer in Linden

1668

 

Hermann Dietrich Hülshoff

1646?

1722?

 

1675 nach Rüddinghausen (Rüdinghausen) als Pastor gewechselt

1689

 

Theodorus Möller
Diedrich Möller

1656

15.06.1708

22.08.1698 ordiniert durch Inspector Mentz

 

1705

Johann Walraf Heinrich Drögehorn

 

23.01.1677

09.05.1717

19.07.1705 ordiniert durch Inspector Emminhaus

 

1708

 

Theodor Johan Schmitz

1685

09.03.1736

26.10.1708 ordiniert durch Inspector Emminhaus

 

1718

Johan Gisbert Wilhelm Middeldorff

   

25.02.1718 Antrittspredigt gehalten

1736 nach Hagen gewechselt

1736-1782

David Davidis

 

25.06.1713

27.11.1792

29.07.1736 ordiniert durch Inspector Glaser

 

1737

 

Johan Adoph Schmitz,
Sohn desTheodor Johan Schmitz

05.10.1710

02.12.1748

25.07.1737 ordiniert durch Inspector Emminghaus in Schwerte

1739 nach Marienherdicke (Herdecke) als Prediger gewechselt

1740

 

Johan Diederich Lindemann

1715

28.06.1756

06.01.1740 ordiniert duch Inspector Sohn

1745 nach Brechten als Pastor gewechselt

1746

 

Thomas Balthasar Davidis

19.03.1717

11.04.1798

17.04.1746 ordiniert durch Inspector Erich

1747 nach Aplerbeck als Prediger gewechselt

1748

 

Johan Leopold Henrich Revelmann
Revelmann Volmarstein

30.11.1721
(Taufe)

14.12.1809

20.10.1748 ordiniert durch Inspector Bordelius

 

1772

David Friedrich Davidis

 

22.02.1744

01.12.1782

  

1792-
1823

Ernst Heinrich Davidis

 

06.09.1749

05.02.1828

  

1857
1862*

Karl Gustav Alfred Petersen

 

27.06.1829

30.10.1884

 

Pfarrer in Burg und ab 1862 in Wengern

 

* Friedrich Wilhelm Gravemann war laut Grabsteininschrift ab 1857 Pfarrer in Wengern. Er wurde am 21. November 1832 in Kamen geboren und hier am Sonntag, dem 16. Dezember 1832 evangelisch getauft. Er verstarb am 27. November 1896 in Wengern.

 
 

Die erklärenden Texte wurden auszugsweise der Broschüre "Die Ev. Dorfkirche in Wengern an der Ruhr" entnommen. Danke an Pfarrer Ulrich Mörchen für die Genehmigung. In der Broschüre können Sie sich einen Eindruck über Geschichte und Bauwerk der Ev. Kirche in Wengern verschaffen.

 

Die Broschüre kann man in der Kirche oder im Gemeindebüro  (Henriette-Davidis-Weg 5, Tel.: 02335-70094) für einen kleinen Beitrag von 2,50 € erhalten. Der Kirchenführer führt alle bekannten Dokumente und Fotos zur Geschichte der Dorfkirche Wengern (und in Teilen auch der Kirchengemeinde) in neuer Weise zusammen und bewertet sie neu.    

 

www.ev-kirche-wengern.de

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