Die Evangelische Kirche gleich neben der Burg ist ein Kirchengebäude aus dem 18. Jahrhundert im Hattinger Stadtteil Blankenstein. Die lutherische Lehre wurde in der Amtszeit des Burgkaplans Wilhelm Steintgen (1527–1540) in Blankenstein eingeführt.
Einige Jahrzehnte später erhielt die evangelische Gemeinde Blankensteins am 16. August 1607 von Herzog Johann Wilhelm I. die Erlaubnis, sich vom Kirchspiel St. Georg in Hattingen loszulösen. Die Kirche ist heute der Mittelpunkt der im Jahre 2005 durch Zusammenlegung entstandenen Evangelischen Kirchengemeinde Welper-Blankenstein mit rund 4000 Mitgliedern.
An der rechten, südlichen Seite des Burgwegs wurde im 13. Jahrhundert eine Kapelle für die Bewohner von Burg und Freiheit Blankenstein errichtet. Auf Anordnung des Landesherrn fanden ab 1643 nur noch Gottesdienste nach lutherischem Ritus statt. Die heutige Kirche wurde 1767 unter Verwendung des alten Baumaterials als Ersatzbau für die alte „Schlosskapelle" errichtet. Sie wurde in die Achse des alten Burgweges gebaut. So konnte auch der alte, beengte Friedhof um die Fläche der „Schlosskapelle" erweitert werden.
Das heutige Kirchenbauwerk entstand vermutlich im Jahre 1767, wie eine Jahreszahl über dem Turmeingang andeutet. Sie befindet sich an der Brücke zwischen Vorburg und Hauptburg der Burg Blankenstein. Der Turm selbst entstand 1775. An der Südseite des Kirchenschiffs ist noch ein alter Eingang zu erkennen. Der hölzerne Kanzelaltar stammt aus dem Frühbarock, der Taufstein von 1689. Die Kirchenfenster stammen aus dem Jahr 1870. Die Kirche wurde zuletzt in den Jahren 1973 bis 1974 saniert. Seit 2006 sammelt die Gemeinde Gelder für eine neuerliche Instandsetzung. Unweit der Kirche befindet sich am Marktplatz die katholische Kirche St. Johannes Baptist.
Die heutige Kirche wurde 1767 unter Verwendung des alten Baumaterials als Ersatzbau für die alte „Schlosskapelle" errichtet. Sie wurde in die Achse des alten Burgweges gebaut. So konnte auch der alte, beengte Friedhof um die Fläche der „Schlosskapelle" erweitert werden.Im Zuge einer umfangreichen Renovierung, die im Herbst 1971 begann, wurden die Steine der Außenfassade gesandstrahlt und imprägniert.
Heute befindet sich hier an der Stelle des alten Friedhofes eine wunderschöne Gartenanlage.
Die Funktion der Tür an der Südseite der Kirche ist nicht bekannt. Sie wurde um 1835 zugemauert. Möglicherweise steht sie im Zusammenhang mit dem gegenüber liegenden Kirchhof. Zwischen der Einrichtung eines neuen Friedhofs im Jahre 1833 und der Schließung der Tür um die gleiche Zeit besteht zumindest eine zeitliche Übereinstimmung.
Die evangelische Kirche in Blankenstein, einem historischen Stadtteil Hattingens, ist eine der schönsten Kirchen des mittleren Ruhrtals. Sie liegt malerisch im Ortskern Blankensteins und direkt an der Burg.
Der Kanzelaltar: Beim Eintritt in die Kirche saugt sich der Blick sofort fest an dem prächtigen Kanzelaltar, dem dominierenden Ausstattungsstück, bekrönt von der Orgel. Das barocke Kunstwerk fügt sich in den Scheitel des dreiseitig geschlossenen Altarraums ein, und mit einer zweifach gebrochenen, also dreiseitigen Front drängt es in den Kirchenraum vor, bildet andererseits den wirkungsvollen Abschluss und das Blickziel in der Flucht der Mittelachse des Sakralraums.
Rätselhafte Figuren schmücken die Stützbalken des Kanzeldeckels.
Anschaulich, logisch, von einem starken Ordnungsgedanken getragen, finden die „Prinzipalstücke“ des evangelischen Gottesdienstes seit Martin Luther in diesem Kanzelaltar ihren Platz: der Altartisch, „Tisch des Herrn“, Ort des Altarsakraments, achsial darüber in einer zweiten Ebene die Kanzel, Ort der Verkündigung, der Predigt und in einer dritten die Orgel, Erzeugerin der Kirchenmusik, welcher der erste Rang unter den Künsten im lutherischen Gottesdienst gebührte. In einer Predigt von 1651 lesen wir, der Prediger möge die Gemeinde in den Himmel hineinpredigen und dort würde sie dann „unaussprechliche Wörter“ hören, eben Musik! So funktional und klar ablesbar die achsiale und vertikale Gliederung des Kanzelaltars ist, so phantasievoll erscheint andererseits seine Gestaltung. Die Dreiseitfront, zweigeschossig angelegt, wirkt wie ein Turm.
Ihm sitzt eine Altane mit seitlich ausspringenden Brüstungen auf, welche die Orgel trägt und Platz bietet für den Organisten und wenige Sänger. Der Corpus der Kanzel, ein polygonaler, weit ausspringender Erker, reich gegliedert und ornamental geschmückt, übernimmt auch die Funktion eines Baldachins über dem Altar. Aus einer Sockelzone, gewundenen Säulchen und den zwischenliegenden Füllungsfeldern sowie dem Brüstungsgesims baut sich der Corpus auf. Die Details tragen dabei hohe symbolische Bedeutung. So sind die gewundenen Säulen Erinnerungen an die Reste des salomonischen Tempels, sie sind „salomonische Architektur“, die erstmals in der Neuzeit Bernini 1633 am Altarbaldachin über dem Petrusgrab in Rom zitiert hat. Die Puttenköpfchen auf ihren Kapitellen symbolisieren die himmlische Botschaft. Üppige, maßstäblich sehr große Akanthus Pflanzenranken rahmen den Corpus und damit den Prediger und sein Wort.
Niederländischen Einfluss verrät die Größe des Kanzeldeckels, der zwar ein großartiges Gestaltungselement ist, primär aber eine akustische Funktion hat. Bemerkenswert ist, dass der ornamentale Zierrat, der ihn schmückt, von einer Kartusche mit Darstellung eines Rades bekrönt wird. Der heute vorhandene Altartisch wurde 1974 geschaffen, der barockzeitliche dürfte ähnliche Dimensionen besessen haben.
Im Inneren des „Turms“ finden Sakristei, Treppenaufgänge und ein Vorplatz vor dem Durchgang zur Kanzel Platz. Ihr Licht empfangen sie durch Fenster in den seitlichen Schrägen der Front, durch welche die Zweigeschossigkeit der Anlage unterstrichen wird. Der Kanzelaltar und Orgelprospekt sind Holzkonstruktionen, die jedoch - und das ist eben barock! - als ein grünes Marmorgebilde erscheinen wollen; bei den dunklen Elementen denkt man an Malachit. Die Fassungen der gewundenen Säulen und die Akanthusornamente täuschen weißen Marmor vor. Weiß sind auch die Äderungen des grünen Marmors. Die Geschosse des Turms und die Brüstungen der Altane weisen Feldergliederungen auf, die jeweils in Gold gerahmt sind.
1767 begann man den Bau der Kirche am heutigen Platz, 1775 war er noch nicht vollendet, und die Unternehmung muss sehr mühsam vorangegangen sein. Bemerkenswert ist nun, dass weder der Kanzelaltar noch der Orgelprospekt „zeitgleich“ mit dem Bau von 1767 f. sind, da die Pflanzenornamente und andere Details dem Hochbarock zugehören, jedenfalls um 1755 stilistisch nicht möglich sind. Der Kanzelaltar muss also aus der alten Kirche übernommen worden sein, wo er um 1710 aufgestellt worden sein dürfte. Seine Dimensionen müssten dann bei der Neubauplanung berücksichtigt worden sein. Da der Orgelprospekt nach neuen Forschungen 1711 entstanden ist, erscheint die Zeit „um 1710“ für den „Turm“ realistisch, zumal seine Pflanzenornamente ähnliche Formen aufweisen. Allerdings ist nicht erwiesen, dass die Aufstellung nach 1775 f. (mit Orgel) jener in der Vorgängerkirche, der Blankensteiner Burgkapelle, entspricht. Aus finanziellen Gründen, aus gebotener Sparsamkeit, hat man also rund 65 Jahre alte Ausstattungsstücke gegen die Macht des Zeitstils, der schon ein klassizistischer war, in den Neubau übernommen. Vielleicht erfreute sich der Blankensteiner Kanzelaltar auch zwei Generationen nach seiner Entstehung noch großer Wertschätzung. Der Typ des Kanzelaltars bildete sich seit dem späteren 16. Jahrhundert aus. Er verbreitete sich, von Thüringen ausgehend, in Mittel- und Norddeutschland. Im Bergischen Land und der Grafschaft Mark wurde der zweigeschossige, hinter dem Altar situierte Typ aufgenommen, ältestes Beispiel war der von 1687 in der alten lutherischen Kirche in Düsseldorf.
Ein vergleichsweise frühes und kunstfertiges Beispiel ist der Kanzelaltar von Blankenstein. Die Aufgabe, eine optimale Predigt-Stätte mit bestmöglicher Sichtbarkeit und Hörbarkeit des Predigers zu schaffen, wurde zweifellos erfüllt.
Quelle zur Innenausstattung: "Das Buch zur Kirche an der Burg", 2007
Eine Feier 16. ]uni 1975 galt auch dem Taufstein aus dem Jahre 1689, den das Bochumer Museum der Gemeinde als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte. Pfarrer Ecke hatte ihn im Haus Kemnade entdeckt. Eingraviert: Severen - Herman Ober-Westerman
Fenster im Chor: Die Kirchenfenster sind nach Kriegszerstörung in den Jahren 1947/48 erneuert worden.
Symbolisches Ornament zum Abendmahl (Ähren/Trauben - Medaillons mit Brot und Kelch).
Fa. Walter Kloth , 1948 Antikglas / Blei / Schwarzlot / Silbergelb
Bei der Renovierung wurden die alten Säulen wieder freigelegt.
1849 erfolgte der Bau der Empore und des Treppenaufgangs im Turm. Das Schnitzwerk an der Empore zeigt, bekrönt mit einer Laub- oder auch Helmkrone mit halbrundem Schilde, das Vereinigungswappen von Romberg und Syberg mit zweifachem Syberger Radsymbol und den roten Büffelohren aus dem Romberger Wappen. Wolter von Syberg (ca. 1515 – vor 1562), Sohn von Georg von Syberg und Anna von Plettenberg heiratete Anna von Romberg, geb. ca. 1520, Tochter von Bernhard von Romberg (ca. 1485 – 1541) und Guda von Haus (ca. 1490 – nach 1555). Sie hatten einen Sohn, Georg von Syberg (ca. 1545 – ....) der ca. 1570 Margaretha von der Recke heiratete.
Der Gerichtsengel auf der Orgelempore bläst die Posaune. Der Gerichtsengel und das fünfspeichige Rad über der Kanzel weisen nach Literaturangabe* auf die heilige Katharina hin, der im 14. Jahrhundert in der alten Burgkapelle als Schutzpatronin der Ritter ein Altar gewidmet war. "Das Rad ist das Folterinstrument der Hl. Katharina, der die mittelalterliche Blankensteiner Kirche geweiht war und der man sich auch in protestantischer Zeit noch auf diese Weise erinnert", so wird berichtet. Katharina von Alexandrien oder Katharina von Alexandria ist eine der bekanntesten katholischen Heiligen. Sie zählt zu den heiligen 14 Nothelfern. Katharina von Alexandria ist Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten, der Näherinnen und Schneiderinnen. Sie wird oft mit einem zerbrochenen Rad dargestellt, da sie auf dem Rad zu Tode gefoltert werden sollte, ein Engel jedoch das Marterinstrument zerschlug.
Eine andere Erklärung geht dahin, dass die Darstellung des Rades ebenfalls aus dem Wappen der Syberger stammt, da zu dieser Zeit, 1652, Johann Georg von Syberg das Lehen über das Gericht Stiepel erhielt. Das beinhaltete auch das Drostenamt auf Burg Blankenstein. Drost(e) bezeichnete seit dem späten Mittelalter vor allem in Nordwestdeutschland (am Niederrhein, in Westfalen, in Ostfriesland) einen Beamten, der für einen definierten Verwaltungsbezirk in militärischer, jurisdiktioneller und polizeilicher Beziehung die Stelle des Landesherrn vertrat. Die Funktion ist in etwa mit dem Amtmann, Amtshauptmann, Regierungspräsidenten oder Landrat vergleichbar.
* "Das Buch zur Kirche an der Burg", 2007
Anlässlich der Renovierung 1973/1974 erhielten der Kanzelaltar, der Orgelprospekt und die Sakristei wieder ihre originale ursprüngliche Farbgestaltung.
Küsterladen im Schatten des Bergfrieds: Das Küsterladenteam betreibt seit 2006 in Blankenstein einen Buchladen mit christlicher und „weltlicher“ Literatur. Kunst und Geschenkartikel runden das Sortiment ab. Das historische Küsterhaus der Gemeinde bot den Raum und lieferte zugleich die Anregung für den Namen. Zwei Anliegen standen am Beginn der Idee: Der Laden sollte Bücher und andere Waren mit christlichem Inhalt für ein breites Publikum anbieten und einen Beitrag zum Erhalt des Küsterhauses erwirtschaften. Der Küsterladen wird professionell als Sortimentsbuchladen geführt. Er hat sich etabliert und ist finanziell – nach Erwirtschaftung der Anfangsinvestitionen – in der Gewinnzone. Zur Feier seines fünfjährigen Bestehens hatte das Team des Küsterladens im Oktober 2011 Margot Käßmann für eine Lesung in der Aula der Gesamtschule Welper gewonnen.
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