1939 Jahren beginnt im Hamburger Hafen eine tragische Odyssee. 899 deutsche Juden versuchen, sich mit dem Passagierschiff "St. Louis" vor Hitlers Schergen in Sicherheit zu bringen.
Den Flüchtlingen fällt ein Stein vom Herzen, als sie am 13. Mai 1939 ablegen, wähnen sich in Sicherheit. Ihr Ziel: Havanna. Sie besitzen Touristenvisa für Kuba, wollen von dort in die Vereinigten Staaten übersiedeln.
Am 15. Mai nimmt die "St. Louis" im französischen Cherbourg weitere 38 Passagiere auf. Die Stimmung ist ausgelassen: Man tafelt und amüsiert sich im Kino an Bord. Zehn Tage später erhöht Kapitän Gustav Schröder die Geschwindigkeit; er hat erfahren, dass noch zwei Flüchtlingsschiffe nach Kuba unterwegs sind. Gerüchte entstehen: Auf der Insel soll eine antisemitische Stimmung herrschen. Am 27. Mai wirft die "St. Louis" vor Havanna Anker. Zwei Hafenärzte inspizieren die Angekommenen, Beamte stempeln ihre Pässe. Alle machen sich zur Ausschiffung bereit - doch die Polizei verhindert das. In den folgenden Tagen dürfen nur die wenigen Passagiere mit einem kubanischen Visum das Schiff verlassen. Die Stimmung an Bord kippt. Am 30. Mai schneidet sich ein Rechtsanwalt aus Breslau die Pulsadern auf und springt ins Meer. Ein Matrose hechtet hinterher, rettet den Verzweifelten. Unter den Passagieren kommt Panik auf. Warum dürfen sie nicht an Land? Kapitän Schröder fährt nach Havanna - man verweigert ihm jede Hilfe. Stattdessen wird er aufgefordert, abzulegen. Am 2. Juni lichtet die "St. Louis" die Anker und fährt in Richtung Florida. Schröder hofft, dass die USA oder Kanada die Flüchtlinge aufnehmen - vergeblich. Die US-Küstenwache verhindert jede Annäherung. Treibstoff und Verpflegung werden knapp. Schröder muss umkehren. An Bord herrscht Verzweiflung. Angesichts des Elends beschließt der Kapitän, das Schiff vor der englischen Küste auf Grund laufen zu lassen. Da erklären in letzter Minute Großbritannien, Belgien, Frankreich und Holland sich bereit, die Flüchtlinge aufzunehmen. Die Geretteten ahnen nicht, dass wenige Monate später der Zweite Weltkrieg ausbricht. Auf dem Kontinent verfolgt die Gestapo alle Juden. Nach jüngsten Forschungen kommt fast die Hälfte der Passagiere der "St. Louis" später in KZs um.
Dem Kapitän, Gustav Schröder, wird nach dem Krieg für seine Zivilcourage das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Die kleine Anlage mit einem bronzenen Buch, zwei Steinlöwen, gepflegten Sträuchern und einem Wandbild lag an der Hafenpromenade etwa auf Höhe der „Rickmer Rickmers“. Mit ihr erinnerte die Hamburger Gedenkstein Initiative e.V. an die Rettung tausender vietnamesischer Flüchtlinge, die zwischen 1979 und 1987 von der „Cap Anamur“ aufgenommen und nach Europa gebracht wurden – viele von ihnen nach Hamburg. Während der Bauarbeiten für den Hochwasserschutz wurde das Denkmal kurzfristig abgebaut und nach der Fertigstellung im Bereich des zweiten Bauabschnitts wieder aufgestellt.
Ein einfacher Trockenfrachter gelangte in den 1980ern zu einer Bekanntheit, die die wenigsten Transportschiffe erlangen. Im April 1977 ging das Schiff in Japan vom Stapel, wurde jedoch nicht abgenommen. Zwei Jahre lang lag das Schiff herum, bis die Hamburger Reederei Bauer und Hauschildt den Frachter im Juli 1979 übernahm. Im selben Jahr wurde es von dem Hilfskomitee Ein Schiff für Vietnam (später: Cap Anamur/ Deutsche Not-Ärzte e.V.) gechartert. Ab August 1979 wurden hauptsächlich vietnamesische Flüchtlinge im Chinesischen Meer aufgenommen und an Bord versorgt. Als Hospitalschiff wurde die Cap Anamur bis 1987 betrieben. Es folgten anschließend drei Namenswechsel, bis das Schiff schließlich im Juli 1999 abgewrackt wurde. Das Denkmal, das an der viel besuchten Promenade bei der Überseebrücke steht, wurde im September 2009 von der Hamburger Gedenkstein Initiative e.V. aufgestellt; mit direkter Sicht auf die Rickmer Rickmers. In einem extra hergerichteten, kleinen Garten steht ein Steinsockel, auf dem ein aufgeschlagenes Bronzebuch mit einer dreisprachigen Danksagung liegt. Der deutsche Text lautet:
Die Rettungsmission der "Cap Anamur"
Nach dem Ende des Vietnamkriegs (1955 - 1975) gehörte Vietnam zu den ärmsten Ländern der Welt, zudem wurden zahlreiche Vietnamesen vom siegreichen kommunistischen Regime in Arbeitslager verschleppt. Hunderttausende Menschen fliehen - viele von ihnen über das Chinesische Meer. Mehr als 200.000 Vietnamesen - Boatpeople genannt - ertrinken. Der Journalist Rupert Neudeck möchte etwas gegen das Sterben im Meer unternehmen und gründet die Hilfsorganisation Cap Anamur - am 13. August 1979 nimmt ein gleichnamiges Schiff die Rettungsaktion im südchinesischen Meer auf. Bis 1987 werden im Rahmen der Hilfsaktion etwa 11.000 Menschen aus Seenot gerettet.
Das aufgeschlagene Buch – das kleine Gärtchen und die asiatisch anmutenden Löwen sind verschwunden, das ist der Denkmalplatz CAP ANAMUR im Jahr 2020, schlichter und dennoch würdevoll.
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