Historisches Wasserkraftwerk Hohenstein

Das alte Gemäuer an der Wetterstraße hat ein junges Herz. Der Betreiber RWE Innogy hat 2010 die gesamte Technik erneuert, um den Wirkungsgrad der Anlage dauerhaft zu optimieren. Das Wasserkraftwerk und auch die Turbinen haben schon rund 100 Jahre auf dem Buckel. Erbaut wurde das Kraftwerk Anfang der 1920er-Jahre von der alten Schaufelfabrik Bredt & Co. Eingeweiht wurde es schließlich 1924. Seitdem produzieren die Turbinen des Kraftwerkes ununterbrochen Strom aus Wasserkraft. 1928 bereits übernahmen die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen die Anlage. Seit 1999 gehört sie zur RWE Innogy.

 

Das Wasserkraftwerk Hohenstein hat drei Turbinen. Die drei im Original erhaltenen Francis-Turbinen des Kraftwerkes leisteten insgesamt 1,75 Megawatt entsprechend wiederum 2800 PS. Sie wurden 1996 nach einem Schaden durch einen modernen Generator ersetzt. Und es läuft rund um die Uhr. Es hat einen maximalen Wasserdurchlauf von 75 Kubikmetern pro Sekunde - das entspricht einer Menge von etwa 400 Badewannenfüllungen. Die Fallhöhe des Wassers beträgt etwa vier Meter. Die jährliche Stromerzeugung liegt bis zehn Millionen Kilowattstunden, der jährliche Strombedarf von etwa 3000 Haushalten.

 

Beim Wasserzufluss gibt es drei Tore. Hinter jedem Tor befindet sich eine Turbine. Davor sind Rechen installiert, um Treibgut aufzufangen. Dann fließt das Wasser in die Turbine, wo die Energie in eine Rotationsbewegung verwandelt werde. Die Turbine besteht aus Leitschaufeln, die fest an der Außenwand installiert sind. Auf einer großen Welle sitzt das sich drehende Laufrad - wie ein Schiffspropeller. Das Laufrad treibt den Generator an. Dann wird der Strom ins öffentliche Netz eingespeist - über ein unterirdisches Kabel. In der Regel laufe das Kraftwerk ferngesteuert. Mitarbeiter kommen nur selten vorbei. Die Leitstelle in Herdecke habe alles im Griff. Nicht nur das Wittener Werk, sondern auch zwölf weitere Werke am Ruhrufer.

 
 

Innogy, die „grüne“ Tochter des Energieversorgers RWE, hat Anfang 2018 mit dem Bau der Fischtreppe an ihrem Wasserkraftwerk in Hohenstein begonnen. Für den geplanten Bau musste der Ruhrtalradweg in Höhe der Baustelle an der Uferstraße in Bommern umgeleitet werden. Insgesamt mussten 6.000 Tonnen Boden und 3.000 Tonnen Schüttgüter bewegt werden. Hinzu kamen 1.100 Tonnen Stahlbeton. Die „Fischaufstiegsanlage“, wie die Fischtreppe offiziell heißt, ist eine Vorgabe des Landes. Die alte entspricht nicht dem aktuellen Stand der Technik, bleibt aber erhalten. Der neue Beckenpass ist 127 Meter lang und besteht aus 33 aufeinanderfolgenden Becken, die die Fische leichter überwinden können. Die Anlage wird direkt an den Turbinenauslässen gebaut, da hier die Hauptströmung verläuft.

 
 

2022 wird der Überlauf / Wehr aufwendig restauriert. Durch das Aufstauen des Wassers an den Wehren ergibt sich ein Höhenunterschied von 3,4 m zwischen dem Wasserspiegel vor und hinter den Turbinen.

Nur von außen romantisch

„Die aufwendige architektonische Gestaltung in den Stilformen des Expressionismus lässt dieses technische Bauwerk als natürlichen Bestandteil der Kulturlandschaft an der Ruhr erscheinen. Hier spielt vor allem die Verkleidung des Gebäudes mit Ruhrsandstein - wie sie auch am nahen Ruhrviadukt - eine Rolle. Dadurch wirkt das Kraftwerk von außen sehr romantisch. Doch im Innern ist es klar und modern gestaltet. So ist beispielsweise der Raum der Maschinenhalle ganz in Weiß gehalten und offenbart dem Betrachter die klaren Formen der winkelförmigen Stahlbetonträger der Dachkonstruktion, die in einem starken farblichen Kontrast zu den schwarz lackierten Maschinen steht. Bis hin zu den sepia-braunen Wandfliesen und der beige-schwarz gemusterten Bodenfliesenverlegung ist das lnnenleben des Kraftwerks farblich abgestimmt. Errichtet wurde das Kraftwerk von der Spatenfabrik Bredt & Co., die damals ca. 1500m entfernt an der Ruhrstraße 95 ansässig war. Die Firma wollte sich durch eine eigene Stromversorgung aus billiger Wasserkraft von den hohen Energiekosten befreien. Die kleine Ruhrinsel unterhalb des Hohensteins war bereits im Firmeneigentum. So konnte im Jahr 1922 mit dem Bau begonnen werden.

 

Kostenexplosion

Um die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu erhöhen wurde das Stauwehr um 40cm erhöht und das Flussbett unterhalb der Anlage um 60cm vertieft. Für den Bau der neuen Kraftzentrale errichteten die Ingenieure vor und hinter der Ruhrinsel je ein großes Stauwehr, um die Wassermassen von der Baustelle fernzuhalten. Durch häufige Hochwasser wurde die Baustelle jedoch mehrfach geflutet, so dass die Baukosten stetig in die Höhe gingen. Auch die aufwendige Verkleidung des Mauerwerks mit Granitsteinen trug zur Kostenexplosion bei. Nur der Einstieg des Wittener Gussstahlwerks (heute Deutsche Edelstahlwerke GmbH) als Teilhaber mit 40-jährigem Nutzungsrecht im Jahr 1924 konnte ein Scheitern des halbfertigen Projektes verhindern. Am 27. Mai 1925 konnte das Kraftwerk Hohenstein seinen Betrieb aufnehmen. Bis Ende desselben Jahres waren drei Turbinen mit einer Gesamtleistung von 2.250 kW in Betrieb und versorgten Spatenfabrik und Gussstahlwerk über eigens verlegte Kabel mit Strom.

Schleuse unterspült

Die erste schwerwiegende Betriebsunterbrechung ereignete sich bereits im Jahr 1927, als bei einem Jahrhundert-Hochwasser die Fundamente der zugehörigen Schleuse unterspült wurden. Monatelang fiel das Kraftwerk aus, während sich die beiden Anteilseigner gegenseitig die Schuld zuwiesen. Nach einem langen Gerichtsprozess wurde das Gussstahlwerk alleiniger Eigentümer und errichtete 1927/28 die heute noch vorhandene Bogenbrücke als Zufahrt und das Wohnhaus am Kraftwerk. Durch die Weltwirtschaftskrise von 1928 geriet das Wittener Gussstahlwerk schon bald in finanzielle Schwierigkeiten. So wurde die Anlage an die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen (VEW) verkauft, die den Strom ab diesem Zeitpunkt in ihr reguläres Verbundnetz einspeiste. Den 2. Weltkrieg mit vielen Bombardierungen und vor allem die große Flutwelle nach der Sprengung der Möhne-Staumauer im Jahr 1943 überstand das Kraftwerk weitgehend unbeschadet. Seit dem Jahr 2000 wird es von der RWE betrieben. Das Wasserkraftwerk Hohenstein ist seit dem 21.10.1986 in der Denkmalliste der Stadt Witten unter der Listen-Nr. 138 eingetragen.

Historische Aufnahmen vom Bau des Wasserkraftwerkes 1924/28

Nicht verwechseln: Dort wo sich in Österreich die Große und die Kleine Krems zu einem einzigen Fluss vereinen, erlebt man eine einzigartige Flusslandschaft. Nicht weit von Albrechtsberg trifft die Kleine Krems auf die Große Krems. „Am Zwickl“, wie die Einheimischen den Platz hier nennen, vereinen sich die beiden Flüsse und fließen als „Krems“ in Richtung Donau. Bei der Talgabelung liegt auch hier ein Stauwerk des historischen Kraftwerks Hohenstein.

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