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Pfarrkirche Liebfrauen - Überwasser in Münster

Die Überwasserkirche (offiziell: "Liebfrauen-Überwasser Filialkirche") ist eine katholische gotische Hallenkirche in der nordwestlichen Innenstadt von Münster. Ihr Name leitet sich von „Über dem Wasser“ ab, da sie westlich des St.-Paulus-Doms auf der gegenüberliegenden Seite der Aa liegt. Die Gründung des Kanonissen-Stifts geht auf den Bischof Hermann I. aus Münster zurück. Dessen Einweihung fand im Jahr 1040 im Beisein von König Heinrich III. sowie einer Vielzahl von Geistlichen (darunter der künftige Papst Clemens II.) und Adeligen statt. Das mit der Überwasserkirche verbundene Stift diente als Bildungs- und Versorgungsstätte aristokratischer Frauen; die Äbtissin musste bis 1460 hochadeliger Herkunft sein. Erste Äbtissin wurde die Schwester von Bischof Hermann I., Bertheid (†22. Dezember 1042 in Münster). Sie starb im Ruf der Heiligkeit. Bis zu seiner Aufhebung 1773 wurde das Stift auch danach von Damen aus dem westfälischen Adel geleitet.

 
 

▲ Während der Zeit der Täufer in den Jahren 1534/1535 wurde der Turmhelm heruntergestürzt und Kanonen auf der Plattform des Turms postiert, um die Verteidigungsfähigkeit der Stadt zu erhöhen. 

Innenansicht

Grundriss

In der Überwasserkirche befanden sich Grabstätten u. a. des Adelsgeschlechts Droste zu Hülshoff und des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun, deren genaue Orte nicht bekannt sind, und des Priesters und Pädagogen Bernhard Overberg. Die Überwasserkirche war jahrhundertelang Pfarrkirche des Kirchspiels Überwasser, zu dem die vier alten Bauerschaften Gievenbeck, Sandrup, Sprakel und Uppenberg gehörten. Seit dem 9. März 2014 ist die Überwasserkirche die Pfarrkirche der aus den Pfarrgemeinden St. Theresia, Sentruper Höhe, St. Sebastian, Nienberge und Liebfrauen-Überwasser (mit St. Michael, Gievenbeck) neu gebildeten Pfarrei Liebfrauen-Überwasser im Münsteraner Westen.

Zelebrationsaltar aus Bronze, Onyx und Bergkristall von H. G. Bücker aus dem Jahre 1963

Zelebrationsaltar

Kreuz (Barock) über dem modernen Zelebrationsaltar

Das barocke Kreuz über dem modernen Zelebrationsaltar erinnert den Betrachter an die beiden Pole der Dauer und des Wandels in der Kirche.

Fenster im Chor

▲ Der mittelalterliche Chor sollte nach Kriegsschäden wieder mit hochwertigen Buntglasfenstern ausgestattet werden. Mit den Arbeiten wurde im Jahr 1972 begonnen und bereits ein Jahr darauf konnten sie feierlich eingeweiht werden. Es handelt sich um drei vertikale Fensterbahnen mit jeweils drei Fensterbändern des Kunstmalers, Restaurators und Glasmalers Valentin Peter Feuerstein (1917-1999). Der Künstler hatte zuvor im Stephansmünster in Breisach ein bedeutendes Neues Jerusalem in Glas vorgelegt. Dieses Fenster wurde zur motivischen Vorlage für die Gestaltung der Liebfrauen-Überwasserkirche. Ein Detail des mittleren Chorfensters der Liebfrauen- Überwasserkirche zeigt ein naturalistisches, stehendes Lamm in weißer Farbe. Das Tier befindet sich inmitten des Neuen Jerusalem, dessen vier Seiten nach oben, unten, links und rechts zeigen. Dadurch entsteht ein Quadrat in überwiegend roten Glassteinen. Die Stadtmauern changierenje nach Lichteinfall und Tageszeit zwischen gelben, orangen und roten Tönen. In den umgebende Fenstersteinen dominiert die Farbe Blau, direkt um das Lamm kann man eine weiße Umrahmung ausmachen. Außer des Einsatzes von Form und Farbe wurde auf weitere figurliche Elemente, wie Perlen, Tore, der Thron Gottes etc. bei dieser Darstellung des Himmlischen Jerusalem verzichtet.

Epitaph für Bernhard Hausmann †1626 und seine Frau Elisabeth Wettelers †1649

 
 

Epitaph von Kerckerinck

Besonders kunstvoll gestaltet ist unter den zahlreichen Epitaphen der Kirche das Epitaph der Brüder Kerckerinck aus bemaltem Sandstein von Gerhard Gröninger (1582-1652) an der südlichen Wand des südlichen Seitenschiffs. Dargestellt sind Szenen aus dem Marienleben.

Bronzener Tabernakel (Bernhard Kleinhans, 1982) im Osten des nördlichen Seitenschiffs

▲ Im Osten des nördlichen Seitenschiffs steht auf einer Kreuzblume des Westturms der von Bernhard Kleinhans 1982 aus Bronze geschaffene Tabernakel. Eine Bildgestaltung mit Verweisen auf das Alte und das Neue Testament wie auch die symbolhaften Deutungen sind ganz auf das Geheimnis der Eucharistie bezogen.

 
Lord's prayer von Hermann tom Ring, datiert 1592
 

Hermann tom Ring (*02.01.1521 in Münster; †18.10.1596 ebenda) war ein Maler aus der münsterländer Künstlerfamilie tom Ring. Hermann tom Ring wurde als zweiter Sohn von Ludger tom Ring in Münster geboren. Er war zunächst Geselle in den nördlichen Niederlanden und kam spätestens 1544 nach Münster zurück. All seine Werke waren für die katholischen Kirchen und die Stadt Münster bestimmt. Tom Ring war von 1556 an zweiter Leiter der Malervereinigung in Münster, von 1569 bis 1597 hatte er die Leitung inne. Neben der Malerei entwarf tom Ring auch Epitaphe, Kaminstücke, Giebelseiten sowie Schnitzereien. Neben den Gemälden seiner Geschwister und Eltern (1547) und seiner eigenen Familie (1592) schuf er auch die Flügel des Hochaltars und die Gemälde der Evangelisten in der Überwasserkirche Münster. Tom Ring starb am 18. Oktober 1596 in Münster.

Taufbecken

Vor der westlichen Wand des südlichen Seitenschiffs steht der um 1720 von Johann Wilhelm Gröninger (1675-1724)  geschaffene Taufstein.  Die Taufschale aus Alabaster ruht auf dem Fuß des Paradiesbaumes, um den sich die Schlange mit dem Apfel windet, wodurch die Befreiung von der Erbschuld durch die Taufe symbolisiert ist. Das Gemälde an der Wand hinter dem Taufstein, das von dem münsterischen Maler Mathias Kappers (1717-1781) geschaffen wurde, bildete ursprünglich das Mittelstück des barocken Hochaltars und stellt die „Himmelfahrt Mariens“ dar. Das gleiche Thema greift auch das Alabasterrelief im Westen des nördlichen Seitenschiffs auf.

Epitaph für Ludger tom Ring (†1547) von 1548

▲ Ein frühes Zeugnis für das lutherische Bekenntnis in Münster ist das Epitaph für den münsterischen Maler Ludger tom Ring d. Ä. (†1547). Dieser unterstützte die Reformation in Münster z.B. bei der Ratswahl. 1534 musste er vor den Täufern fliehen, kehrte 1536 aber in die Stadt zurück. Seine Gedenktafel in der Überwasserkirche von Münster aus dem Jahr 1548, angefertigt von seinem Sohn Hermann, zeigt ihn, seine Frau Anna tom Ring (geb. Rorup) und deren acht Kinder. Die Familie steht hinter zwei Schrifttafeln, die die Zehn Gebote in niederdeutscher Sprache wiedergeben, auf die der verstorbene Künstler mit seinem Finger verweist. Im Hintergrund sind der Empfang der Gesetzestafel durch Moses und der Tanz um das goldene Kalb zu sehen. Im unteren Bildteil sitzen zwei Putten die Wappenschilde der Eheleute haltend auf einem Altar. Die dort angebrachte Inschrift verweist darauf, dass Gott den Verstorbenen und seine Familie sowie „uns alle“ in seine Gewalt (GWALT) nehmen werde. Heilige und Aufruf zum Gebet fehlen. Der Tanz um das goldene Kalb lässt sich als kritischer Verweis auf die katholische Kirche mit der Verehrung von Heiligen und einem überhöhten Papsttum interpretieren.

▲ Orgel: Prospekt der Seifert-Orgel von 1972

 

Die Überwasserkirche hat zwei Orgeln. Im Chorraum befindet sich ein kleines Instrument, das 1985 von der Orgelbaufirma Oberlinger erbaut wurde. Die Hauptorgel vor der Westwand wurde 1972 von der Orgelbaufirma Seifert (Kevelaer) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 39 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.

Geschichte

Die erste Überwasserkirche wurde am 29. Dezember 1040 auf den Titel der Geburt Mariens – ad Beatam Mariam Virginem sub Titulo Nativitatis – geweiht. Anwesend war König Heinrich III., außerdem zahlreiche Reichsfürsten und zwölf Bischöfe. Laut überlieferten Notizen war dieser erste Bau dreischiffig ausgelegt. Abbildungen existieren hiervon jedoch nicht, da die Kirche bereits im Jahr 1071 dem Feuer zum Opfer fiel.

 

Wann genau der Neubau errichtet wurde, ist ebenfalls nicht überliefert. Sicher ist jedoch, dass zwischen 1085 und 1088 acht Weihen von Kapellen und Altären stattgefunden haben. Die Kirche musste in diesem Zeitraum daher bereits wieder aufgebaut sein. Über diesen Neubau ist jedoch ebenfalls nicht viel bekannt, nur dass er bei der Eroberung von Münster 1121 durch Lothar von Süpplingenburg sehr gelitten haben soll. Die nach der Zerstörung des Klosters Überwasser 1121 geflohenen Klosterdamen zwang Bischof Egbert zur Rückkehr und zur Annahme einer strengeren Regel als bislang.

 

Das Überwasserstift hatte im Münsterland erheblichen Grundbesitz, den Kaiser Heinrich III. gestiftet hatte. So gehörte im 11. Jahrhundert die spätere Burg Hülshoff bei Roxel dazu und lieferte z. B. das Gut Deckenbrock in Everswinkel nach einer Urkunde schon im 12. Jahrhundert seinen Zehnten dorthin ab; 1301 stand der Hof Lütke Deckenbrock in seinem Eigentum. Als Kämmerer des Klosters fungierte im 13. Jahrhundert Engelbert von Deckenbrock, der auch das Drostenamt des Domkapitels des Hochstifts Münster bekleidete. In der Überwasserkirche hatte diese Familie noch 1570 eine Gruft, in der Heinrich I. von Droste zu Hülshoff und seine Frau, geb. von Steveninck zu Möllenbeck, bestattet wurden, und bis 1631 noch zugehörige Kirchenbänke.

 

Die jetzige Kirche wurde seit dem Jahr 1340 errichtet, belegt durch eine Inschrift über dem Westportal. Die Bauzeit des Turms zog sich von 1363 bis wahrscheinlich zum Beginn des 15. Jahrhunderts hin.

 

Um 1370/74 entstanden die überlebensgroßen Gewändefiguren des Westportals, deren Fragmente sich heute im LWL-Museum für Kunst und Kultur befinden. Die elf Skulpturen aus Baumberger Sandstein wurden von Äbtissin Heilwigis von Wevelinghoven (amt. 1367–1388), der Schwester des damaligen Münsteraner und späteren Utrechter Bischofs Florenz, und der Stiftsgemeinde in Auftrag gegeben. Die damit betraute Werkstatt stammte vermutlich aus dem Maasgebiet, in das personelle und Handelsbeziehungen gepflegt wurden. Für eine solche künstlerische Herkunft sprechen auch entsprechende Vergleichswerke wie etwa die heute in Antwerpen befindliche Madonna lütticher Provenienz. An der Überwasserkirche war Maria mit Kind am Mittelpfeiler des Portals angebracht. Im Portalgewände befanden sich ihr zugewandt je vier Apostel. Außerhalb des Portaltrichters standen die beiden Apostel Petrus und Paulus.

 

Während der Zeit der Täufer in den Jahren 1534/1535 wurde der Turmhelm heruntergestürzt und Kanonen auf der Plattform des Turms postiert, um die Verteidigungsfähigkeit der Stadt zu erhöhen. Zum selben Zweck wurden auch die wertvollen gotischen Steinfiguren vom Westportal gerissen und in die Stadtwälle gerammt. Zwar wurde der Helm nach der Vertreibung der Täufer wieder aufgebaut, jedoch durch einen Orkan im Jahr 1704 erneut zerstört und nicht wieder aufgebaut.

 

1773 wurde das wiederhergestellte Überwasserstift mit päpstlicher Billigung aufgehoben. Aus dem Stiftsvermögen wurde das Priesterseminar gegründet, das sich bis 2005 direkt neben der Überwasserkirche befand. Aus dem Priesterseminar entstand die Universität Münster, deren Siegel bis heute die Muttergottes, die „liebe Frau von Überwasser“, zeigt.

 

Am 20. Juli 1941 hielt der damalige Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, in der Überwasserkirche eine seiner berühmt gewordenen Predigten gegen den Nationalsozialismus.

 

Wie die gesamte Stadt Münster wurde auch die Überwasserkirche bei den Luftangriffen auf Münster im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen, ein Wiederaufbau war jedoch noch möglich. 1968 wurde das Innere der Kirche restauriert; seit 1972 besitzt die Kirche wieder eine Orgel.

 

Zwischen 1976 und 1983 wurde der Turm von außen restauriert. Eine grundlegende Sanierung des Turmes war von Anfang November 1998 bis Frühjahr 2001 notwendig, da zahlreiche Steine und Pfeiler nur noch lose im Mauerwerk hingen und abzustürzen drohten.

 

Die Kirche wurde letztmals von Januar bis November 2016 renoviert. Es folgte 2019 eine weitere Instandsetzung des Turmes, da sich – keine 20 Jahre nach der Sanierung des Turmes von 1998 bis 2001 – wiederum Steine gelockert hatten. Zudem wurde das 15 m² große Gemälde „Mariä Himmelfahrt“ von Johann Anton Koppers (1707–1762) restauriert.

 

Quelle: wikipedia

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