Die parkähnliche Ruhestätte an der Pferdebachstraße ist mit etwa 20 Hektar der größte Friedhof Wittens. Er ist in kommunaler Verwaltung und ein architektonisches Kind der frühen 1960er. Erbaut auf dem Gebiet der ehemaligen Steinkohlezeche Walfischbusch.
Wer über den Hauptfriedhof schlendert, erlebt einen Ort zwischen Trauer, Geschäftigkeit und Geburtstagen am Grabstein. Der Hauptfriedhof ist zwischen 1963 und 1965 nach den Plänen der Architekten Heinz Kalenborn und Joachim Haider entstanden. Der Friedhof hat zwei Trauerhallen, darunter eine, die etwa 60 Plätze bietet. Der Friedhof an der Pferdebachstraße ist Teil einer Ausstellung im „Dortmunder U“ gewesen, die sich mit der Architektur der Nachkriegszeit beschäftigt. Denn die Umnutzung dieser früheren Zechen-Industriebrache gilt als Beispiel moderner Stadtplanung. Die Gräber - mal verziert mit Engelchen und Schleifen, mal aus Marmor mit goldener Schrift und Foto der Verstorbenen - zeigen einen Querschnitt der Wittener Bevölkerung. Hier liegen Meier und Müller, Kazcinsky und Kwiatkowski, Altunok und Ahmed. Hier liegen Arm und Reich. Und meistens ruhen sie - wie zu Lebzeiten - getrennt in ihren Abschnitten. Der Hauptfriedhof ist der einzige Friedhof der Stadt, der einen rituellen Waschraum für tote Muslime hat, bevor diese mit dem Kopf in Richtung Mekka beigesetzt werden.
Die schlichte Trauerhalle hat von außen etwas vom einstigen Bonner Kanzlerbungalow. Im Inneren ist sie aber ein von Architekten durchdachter Ort. Es gibt Platz für Trauernde, für die Toten, Hintereingänge für die Pfarrer, Ruheräume. Alles ist so geplant, dass sich in diesen schweren Stunden niemand ungewollt ins Gehege kommt. Der 1. Bauabschnitt am Hauptfriedhof wurde am 9. September 1964 fertiggestellt. Am 01. Oktober 1965 wurden die 2 Trauerhallen (eine für 75 Personen, und eine für 250 Personen), und das Krematorium in Betrieb genommen. Das Krematorium wurde gegen Ende der 80ér Jahre geschlossen. Durch die Schwingungen der Glocke war die Belastung für die Statik des Glockenturms gefährdet. Ab Mai 2001 mußte die Glocke schweigen. Die Feuchtigkeit hatte im Laufe der Jahre dem Turm zu schaffen gemacht. Von 2003-2005 wurde der Glockenturm saniert.
Die Friedhofsverwaltung hat in letzter Zeit mehrere Urnentürme aufgestellt. Die Kolumbarien stehen auf der Wiese vor der Trauerhalle. Der Trend zur Feuerbestattung, so das städtische Grünflächenamt, sei ungebrochen. Gut die Hälfte der Toten werde mittlerweile verbrannt. Eine Urne ist weniger pflegeintensiv, kostet nicht so viel Geld. Viele Angehörige nehmen inzwischen auch ein einfaches Rasengrab, eine Katastrophe für die Steinmetze.
Die Stadt bietet hier nunmehr folgende Möglichkeiten der Bestattung an:
Friedhöfe zeugen von gesellschaftlichen Kultur- und Wertprämissen, wodurch diese Grünräume - im Vergleich zu anderen Grün- und Freiflächen - eine völlig andere kultur- und naturhistorische Dimension erfahren. Historisch bedeutsam und von unschätzbaren ethischen wie moralisch-kulturellen Wertigkeiten.
Der Friedhof hat als Ort der Begegnung und Ort der Stille eine diametrale Funktionen. Als historisches Zeugnis ermöglicht der Friedhof die Ablesbarkeit der Geschichte einer Stadt. Auf der persönlichen Ebene ist das Wirken der Verstorbenen ablesbar, das eigene Gedenken an die Verstorbenen ist möglich. Daher sind Friedhöfe multifunktionale Orte, vor allem in Ballungsräumen sind sie wertvolle und oft die einzigen wohnungsnahen Grünflächen und erfüllen wichtige Funktionen für die allgemeine Umwelt- und Gesundheitsvorsorge.
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