Kunst im Grünen: Dortmunder Westfalenpark ist ein riesiges Freilicht-Museum
Kunst und Natur - das passt gut zusammen. Unter Bäumen oder einfach auf der grünen Wiese erleben wir die Arbeiten der Bildhauer besonders entspannt, und nirgendwo sonst entfalten Plastiken ihre Wirkung stärker. Der Westfalenpark in Dortmund ist nicht nur eine der größten innerstädtischen Parkanlagen Europas, er ist mit über 100 Kunstwerken auch eines der größten Freilicht-Museen der Region. Kunstfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten.
Als im Mai 2008 die Pforten einer Skulpturen - Ausstellung im Herzen des Ruhrgebietes öffneten, war nur zu erahnen wie erfolgreich dieses Event würde. SHONA IM PARK wurde zu einem über die Region hinaus anerkannten Kunst- und Kultur-Highlight. Das durch die Galeristen Bastian Müller und Jochen Möller initiierte Projekt übertraf schlicht und ergreifend alle Erwartungen und erfreute mit seinen Steinbildhauer-Workshops, Sommerfesten und Veranstaltungen in der Treibhaus Galerie weit über 100.000 Besucher. Auch ein kleines Lehmhüttendorf gehörte zur Ausstellung "Shona im Park". Die traditionellen Lehmhütten auf der Terrasse unterhalb der Altenakademie sollten ursprünglich den Besuchern zeigen, wie die Menschen in den ländlichen Regionen Zimbabwes auch heute noch leben. Mehrfach stießen Unbekannte während der Ausstellung die großformatigen Steinskulpturen der afrikanischen Bildhauer um oder zerkratzten diese. Gleich fünf Skulpturen lagen teilweise stark beschädigt im Gras. Dann traf es auch die Hütten: Fast auf den Tag genau (im Juni 2009 und Juni 2011) zündeten Vandalen 2 der 3 Lehmhütten im Westfalenpark an. Gegen menschliche Dummheit und Ignoranz ist leider noch kein Kraut gewachsen.
Einige der zahlreich ausgestellten Skulpturen haben schon seit der Eröffnung 1959, zur ersten von drei Bundesgartenschauen (1959, 1969, 1991) in Dortmund, ihren festen Platz in Beeten, auf Wiesen und unter Bäumen zwischen dem Kaiser-Wilhelm-Hain und Buschmühlenteich. Die Bronzeskulptur "Hirtenjunge" nach einem Entwurf von Kurt Lehmann gehört dazu und der "Fischreiher" am Seerosenteich. Mit mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit hat die Stadt - je nach Finanzlage - Arbeiten von heimischen Künstlern für den Park angekauft. Die Liste der Künstler ist auch ein "Who is who" der Kunstszene der Stadt. Jan Bormann ist mit mehreren Arbeiten vertreten, Artur Schulze-Engels mit einer Bronze-Gruppe. Anselm Treese hat den "Don Quichotte" als Bronze auf einen Steinsockel gestellt und lässt Technoide tanzen. Die Kinder haben viel Spaß an den fröhlichen, bunten, riesigen Skulpturen von Otmar Alt, von denen eine die Besucher direkt gegenüber vom Ballettzentrum begrüßt. Mit "Jongleur", "Vogel" und "Harlekin" ist Otmar Alt im Park vertreten. Katharina Bocks Totempfahl, eine 5,50 Meter große Holzskulptur, trotzt auch schon seit 1999 allen Unkenrufen zum Trotz dem Wetter. Etwas Rost hat die namenlose Skulptur von Prof. Theo Uhlmann, dem ehemaligen Kulturausschussvorsitzenden der Stadt, inzwischen angesetzt. Es macht Spaß, zwischen Rosenbüschen des Deutschen Rosariums, filigrane Skulpturen zu entdecken, oder in einem der Liegestühle auf der Wiese neben Bronzefiguren in die Sonne zu schauen.
"My Dynastie" von Nimrod Phiri
Nimrod Phiri wurde 1970 in einen Familie mit zehn Kindern geboren. Da seine Familie sehr arm war, begann er jung mit einer Ausbildung zum Fotografen und verdiente Geld als Arbeiter in einer Mine. Als er 1998 in die Künstlerkolonie Tengenenge kam um dort Fotos zu machen, verliebte er sich in die Skulpturen der Bildhauer und beschloss, selbst am Stein zu arbeiten.Heute ist Nimrod Phiri einer der namhaftesten Künstler und arbeitet u. A. als Managing Director des Sculptors Museum in Tengenenge.
Er lebt in Übereinstimmung mit der Gemeinschaft und er sieht die Dinge dort aus einer kulturellen Perspektive. Er ist stolz auf seine Herkunft und seinen Hintergrund, der ihn mit den frühen Künstlern Tengenenges verbindet. Seine Skulpturen sind totemische Arbeiten, Säulen aus vielen Köpfen einer Familie, ihrer spirituellen Vorfahren und den Vorfahren der Ältesten, der Elterngeneration und schließlich der jüngsten Generation der Kinder. Auf Hochglanz poliert und verschlungen zeigen Nimrod Phiri's Arbeiten ein beeindruckendes Ergebnis komplexer Bildhauerei. Die Arbeiten weisen feine Detailarbeit auf, jedes Gesicht ähnelt wie ein Familienmitglied dem Anderen und ist doch verschieden.In seiner Zeit als Entscheidungsträger in Tengenenge hat er Weichen gestellt - was er tat war immer im Interesse der Künstlergemeinschaft, im Interesse ihres geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Wohlergehen.
Quelle: www.shona-art.com
"Batonga Chief" von Wonder Luke
Wonder Luke (*1958) ist ein Bildhauer, der einer lebendigen Phantasie erlaubt, seine Skulpturen zu erschaffen. Seine Köpfe stehen hervor, sie fordern Raum. Es sind die Köpfe mächtiger Männer mit wulstigen Lippen, starken Nasen, kleinen Augen und hoher Stirn. Er begann 1985 unter dem Einfluss des wohl bekanntesten Künstlers der 1. Generation, Bernard Matemera.
Wonder Luke ist in erster Linie ein Individualist und erst in zweiter Linie ein Bildhauer aus Tengenenge. Von Zeit zu Zeit hat er die Gemeinschaft verlassen, allein gearbeitet und ist später zurückgekehrt. Er weiß um die Kraft seiner Arbeiten, er weiß, die Leute finden ihn wo immer er auch ist. Seine Skulpturen werden um ihrer selbst Willen geschätzt. Heute findet man sie an der Straße nach Guruve und schon Morgen wieder in Tengenenge. Heute scheint er verschwunden und schon Morgen sieht man ihn wieder. Er geht seine eigenen Wege, aber er wird als großartiger Bildhauer wahrgenommen, der seinen Platz in der Weltkunst und in der zeitgenössischen Bildhauerei hat.
Quelle: www.shona-art.com
"Dreamhead" von Douglas Shawu
"Swing me Mama", Dominic Benhura
Dominic Benhura (*1968) ist einer der führenden Bildhauer Zimbabwes. Er lebt und arbeitet in Harare. Heute hat Dominic Benhura von Tom Blomefield das Amt des Direktors der Künstlerkolonie Tengenenge übernommen. Er hat vor dort viele soziale Einrichtungen, wie eine Grundschule und eine Klinik, zu schaffen, jedoch lässt er dort der traditionellen Bildhauerei und Lebensweise ihren Raum.
Pelikane
Stehendes Mädchen, Skulptur von Rolf Nida-Rümelin, Bronze
Rolf Nida-Rümelin (1910 - 1996)
Der in Starnberg geborene Bildhauer, erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Vater, dem Bildhauer Wilhelm Nida-Rümelin, in München. Danach besuchte er die Staatsschule für Angewandte Kunst (jetzt Akademie) in Nürnberg, wo er sich mit vielfältigen Materialien wie Holz, Stein, Keramik, Bronze und Gips künstlerisch auseinandersetzt. Daneben fertigte er Intarsienarbeiten und erlernte die Stuck- und in Freskotechnik. 1930 bis 1931 besuchte er die Akademie Berlin bei Ludwig Gies, 1931 Rückkehr nach München und Bildhauerstudium an der Akademie der Bildenden Künste bei Bernhard Bleeker. Von 1933 bis 1939 arbeitete er als selbstständiger Bildhauer in München. Es entstanden zahlreiche Skulpturen, Porträts und Porträtmedaillen, Kleinplastiken, Ölbilder, Aquarelle und die Fresken für das ehemalige Deutsche Jagdmuseum in München (lebensgroße Eiszeittiere). 1939 wurde Nida-Rümelin zum Kriegsdienst eingezogen. 1945 gelang ihm die Flucht aus russischer Gefangenschaft, sein Schwabinger Atelier war da bereits ein Opfer der Bomben geworden. Seit Kriegsende war er dann wieder als freischaffender Bildhauer in München tätig. 1945 bis 1969 arbeitete und wohnte er zusammen mit seiner Familie im Hildebrandhaus in Bogenhausen. 1970 dann Umzug in sein Atelier-Haus in Oberföhring, An der Schanze 5, wo er bis zu seinem Tod 1996 blieb.
"Hirtenjunge" von Kurt Lehmann
Kurt Lehmann (* 31. August 1905 in Koblenz; † 16. März 2000 in Hannover) war ein deutscher Bildhauer. Er besuchte das Städtische Realgymnasium in Koblenz und studierte 1924–29 an der Staatlichen Kunstakademie Kassel bei Alfred Vocke und konnte auch in Kassel im Kunstverein 1929 seine erste Ausstellung mit bildnerischen Arbeiten zeigen. Nach Studienreisen nach Belgien und Frankreich, wo er unter anderem Aristide Maillol besuchte, hielt er sich 1930 mit einem Stipendium in der Villa Massimo in Rom auf und lebte seit 1931 in Berlin. Hier war er mit den Bildhauern Gerhard Marcks und Gustav Seitz befreundet. Seit 1934 lebte Lehmann wieder in Kassel, 1940–45 war er Soldat, sein Atelier in Kassel wurde im Krieg zerstört. 1946 nahm er seine Arbeit in Kassel wieder auf und wurde schließlich 1949 Professor an der Technischen Hochschule Hannover (bis 1969), wo er den Lehrstuhl für Modellieren in der Architektur-Abteilung innehatte. In Hannover schuf Kurt Lehmann zahlreiche Plastiken und Reliefs (meist aus Muschelkalk oder Bronze), die noch heute das Stadtbild beherrschen. Er stellt eine zentrale Figur bei der künstlerischen Entwicklung der Stadt in der Nachkriegszeit während der 1950er und Anfang der 1960er Jahre dar. Für seine Werke hatte ihm Hannover direkt am Großen Garten von Herrenhausen eigens ein Atelier mit einem Steinhof errichtet. Während seiner dortigen Schaffensjahre bewohnte der Bildhauer das an die barocke Gartenanlage grenzende Hardenberg'sche Palais in der Alten Herrenhäuser Straße, wo Lehmann dann Gastgeber war etwa für Martin Buber, Alexander Calder, Werner Gilles, Alfred Hentzen, den Kunstmäzen Bernhard Sprengel, den Bühnenbildner Rudolf Schulz oder auch Kurt Ehrhardt.
Rosenmädchen mit Korb
Vom knapp 220 Meter hohen Fernsehturm, dem "Florian", kann man sich einen Überblick über herausragende Skulpturen im Grün und das breite Kunst-Panorama des Parks verschaffen, richtig entdecken kann man Kostbarkeiten wie das zarte "Rosenmädchen mit Korb" aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburger aber nur, wenn man einen Spaziergang durch den Park macht. Und selbst dabei dürfte sich manch Dortmunder immer wieder von einer versteckten, bislang unentdeckten Kunst im Grünen überraschen lassen.
Im Jahr 1984 schuf der 1951 in Oschersleben geborene Bildhauer Jo Harbort für seine Wahlheimatstadt Zwickau einen Brunnen. Dieser "Bierbrauer-Brunnen" wurde dort in der Katharinenstraße aufgestellt. Eine Kopie ebendieses Brunnens aber schenkte die Stadt Zwickau ihrer Partnerstadt Dortmund. Die Suche nach einem passenden Ort gestaltete sich leicht, denn in dem weitläufigen Westfalenpark gab es mehrere Möglichkeiten. Der Brunnen: In ein betoniertes, kreisförmiges Becken, das einen Braukessel symbolisieren könnte, ragt ein erhöhter, gemauerter Steg hinein, auf dem sich fünf männliche Bronzefiguren befinden. Anhand der Kleidung (Schürzen, Schirmmützen) und der hinzugefügten Gegenstände (Braukelle, Bierdose und Fässer) wird deutlich, dass es sich bei diesen in unterschiedlichen Posen dargestellten Männern um Bierbrauer handeln muss. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie recht kräftig und zupackend wirken. Ein paar Jahre später fand man sogar noch eine passende Ergänzung dazu. In unmittelbarer Nähe wurde hier 1987 der vom Freundeskreis Westfalenpark in Zusammenarbeit mit den Dortmunder Brauereien entworfene "Brauer Brunnen" errichtet. Hierbei handelt es sich um den oberen Teil eines originalen Kupefersudkessels, der auf sechs Pfeilern ruht. Jeder der Pfeiler trägt das Emblem einer Dortmunder Brauerei (Brinkhoffs, Kronen, Aktien, Thier, Stifts und Hövels), das gesamte Gebilde wird von einem gemauerten kreisförmigen Becken eingefasst. So versucht man mit Hilfe zweier Brunnen wenigstens an alte Zeiten zu erinnern, als Dortmund der zweitgrößte Bierproduzent der Welt war.
Natürlich sprudelt aus dem Brunnen nur Wasser und kein Bier. Beim Festakt 2012 gab es dennoch frisch gezapftes Dortmunder Bier - und das zu Preisen wie vor 25 Jahren. 1987 ging der Brauer Brunnen im Westfalenpark in Betrieb und erinnert seither die Besucher des Westfalenparks an die Rolle Dortmunds als Bierstadt. Die Installation des originalen Kupfersudkessels gilt als Symbol für die Dortmunder Bierproduktion, die lange Brautradition und die enge Verbundenheit zum heimischen Bier. Sechs Säulen halten den imposanten Kupferkessel. Auf jeder dieser Sockelsäulen ist jeweils eine Dortmunder Biermarke verewigt: Brinkhoff’s No.1, Dortmunder Kronen, Hövels Original, DAB, Stifts und Thier (wenn sie nicht gerade mal wieder für eine private Kellerbar abmontiert wurden, s.u.).
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