Kirchenkerzen als Zeichen des Gebets und der Verehrung

In unseren Kirchen nehmen die Kerzen seit alters her einen besonderen Platz ein. Zu jeder Messfeier, jedem Gottesdienst leuchten die schlanken Kerzen auf dem Altar. Auch im Ablauf des Kirchenjahres begegnen sie uns immer wieder:

  • Jahreskerzen
  • Adventskranz-Kerzen
  • Lichtmess Kerzen
  • Osterkerzen
  • Kerze zur Erstkommunion u.s.w.

Die Kerze begleitete die Menschen durch das ganze Jahr und wurde zu den kirchlichen Feiertagen angezündet. Zur Taufe, Kommunion und am Sterbebett leuchteten die zu Lichtmess geweihten Kerzen. Sie zierten den Christbaum und brannten zu Allerseelen auf den Gräbern.

 

 

 
 
 
 
 
 

An Lichtmess geht nach dem kirchlichen Kalender die Weihnachtszeit zu Ende. An Lichtmess oder "Tag der Darstellung des Herrn", wie er in den christlichen Kirchen genannt wird, finden bis zum heutigen Tag Lichter-Prozession und Kerzenweihe für den Jahresbedarf der Kirche statt. Die Kerze erfreut sich auch in unserer Zeit des Neonlichts und Laserstrahls großer Beliebtheit, nicht nur in den Gotteshäusern.

 

Brennende Kerzen vor Marien- oder Heiligenbildern sind ein Zeichen des Gebets und der Verehrung. Und viele kennen auch das tiefverwurzelte Brauchtum, zum Gedenken an die Verstorbenen Grablichter brennen zu lassen. Doch schon im heidnischen Kult der Antike wurde "gebändigtes Feuer" zu Ehren der Götter entzündet, was zu einem Streit unter den ersten Christen führte: Die einen wollten wegen dieser heidnischen Symbolik und Kerzen lediglich als Lichtspender bei ihren Gottesdiensten sehen. Andere aber fanden im Licht das Zeichen zur Verehrung des Herrn. Hatte sich Christus doch selbst als „Licht der Welt“ bezeichnet! In unseren Tagen leuchtet der Symbolcharakter der Kerze weit über das Christentum hinaus. Sehen wir nicht alle in einer brennenden Kerze ein Symbol der Friedfertigkeit, der Hoffnung und  der Ermahnung?

 

In dunklen Zeiten der Weltgeschichte stellen wir sie als Zeichen der Brüderlichkeit ins Fenster. Wir tragen sie auf der Straße, gedenken mit ihrer Hilfe der Opfer sinnloser Gewalt.

 

Kehren wir wieder zu den Kirchenkerzen zurück: Im Jahre 1963 hat die katholische Kirche das „Zweite Vatikanische Konzil“ über die heilige Liturgie konstituiert. Die daraus hervorgegangenen neuen liturgischen Bestimmungen regeln an mehreren Stellen auch den Gebrauch von Kerzen. So wird in der Allgemeinen Einführung des Römischen Messbuches bestimmt (79. Abschnitt):

"Auf dem Altar oder in seiner Nähe sollen das Kreuz und zwei oder vier oder sechs oder, wenn der Ortsbischof die Messe feiert, sieben Leuchter mit brennenden Kerzen aufgestellt werden. Leuchter und Kreuz können in der Einzugsprozession mitgetragen werden".

 

Im Dokument über die Eucharistieverehrung außerhalb der Messe findet sich noch die folgende Bestimmung:

"Nach überlieferten Brauch hat beim Tabernakel ständig ein mit Öl oder Wachs genährtes besonderes Licht zu brennen, wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird."

 

Besondere Beachtung verdienen auch die vielen, häufig sehr kunstvoll verzierten Votivkerzen, welche vor allen an Wallfahrtsorten von Gläubigen gestiftet werden.

 

Früher durfte in keinem Haus eine geweihte Kerze fehlen. Der Lichtmesskerze wurde eine besondere Segenskraft für Haus, Hof und Menschen nachgesagt. Man schenkte sich gegenseitig eines der vielen, in früherer Zeit sehr wertvollen Wachsprodukte. Für jede Gelegenheit ließ die Bäuerin an Lichtmess Kerzen weihen: weiße Kerzen für den Taufgang, für die Erstkommunion, für die letzte Ölung sowie für die Muttergottes. Es gab Aufsteckkerzen, Opferkerzen für die Kirche oder Kapelle zum Gedenken an die "armen Seelen". Im Korb der Bäuerin lagen für die Weihe die schwarzen Gewitterkerzen und die sogenannten "Pfennigliachtln" für die Kinder, weiße Wachsstöcke für Engelämter, rote für die "Klag" (Trauer) und buntfarbige für Dienstboten.

 

Lichtmesskerzen 

Mariä Lichtmess, 40 Tage nach Weihnachten, ist in der katholischen Kirche ein großes Fest, in Bayern bis 1912 ein gesetzlicher Feiertag. Seit dem 7. Jahrhundert ist im Abendland eine Prozession mit Kerzen in der Kirche bezeugt, die vorher geweiht wurden. Der Tag erinnert an die Reinigung Mariä und die Darstellung Jesu im Tempel und hat eine besondere Bedeutung für Frauen. Nach altem Brauch wurde früher oft einer jungen Mutter Lichtmesswachs um Hand und Fuß geschwungen, um sie und ihr Kind vor Verhexung zu schützen. Ein wichtiger Termin war Lichtmess auch für die Bauern und ihre Knechte und Mägde. Zu Lichtmess konnten sich diese bei deftigen Mahlzeiten einmal richtig satt essen. Die Lichtmesswoche war für sie arbeitsfrei und sollte der Erholung dienen. Wenn sie wollten, konnten sie an ihrem Arbeitsplatz bleiben oder auch „schlenkeln“ und bei einem anderen Bauern einstehen. An Lichtmess begann ein neues Arbeitsjahr.

Lichtmesswachs wurde auch geknetet und in die Stallbalken gestrichen, damit das Böse dem Vieh nichts anhaben konnte. Ein fester Glaube war wohl die Voraussetzung für die Heilung, wenn in alten Aufzeichnungen über das Brauchtum an Lichtmess folgende Rezeptur stand:

"Man gebe drei Tropfen Lichtmesswachs auf die Brotscheibe und esse es langsam. Es hilft gegen Hals- und Kopfweh und jegliches Fieber."

Sogar die übrig gebliebene Dochtasche galt als Heilmittel für Mensch und Vieh.

 
 

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