Als zu Preußen gehörige Stadt war Witten im 16./17. Jahrhundert vollständig evangelisch geworden, bis ins frühe 19. Jahrhundert wohnten überhaupt keine Katholiken mehr in Witten. Erst mit der Industrialisierung und der damit zusammenhängenden Zuwanderung aus anderen Gebieten kamen wieder Menschen katholischen Glaubens in die Ruhrstadt. Erstmals im Jahr 1818 wurden wieder 58 katholische Bürger registriert, sie machten damals ca. 3,6 % der Bevölkerung aus und ihre Zahl nahm in den Folgejahren rasch zu. Bald schon zeigte sich der Bedarf nach einem eigenen Gotteshaus, da die Gläubigen lange Wege von zwei bis zweieinhalb Stunden Fußmarsch in die Nachbarorte wie Blankenstein, Lütgendortmund oder Bochum auf sich nehmen mussten. Auch gab es bitteren Streit darüber, zu welcher der benachbarten katholischen Gemeinden die Wittener „Schäfchen" hinzuzurechnen seien. Aus diesem Grund entwickelte sich in Witten früh der Wunsch nach einer eigenen Kirche, obwohl es hier zunächst kaum eine feste katholische Gemeinschaft gab, da die meisten der Katholiken Wanderarbeiter waren, die nach wenigen Jahren weiterzogen. Das Ansinnen wurde zunächst von verschiedenen etablierten Stellen unterstützt, da viele der katholischen Arbeiter wohl lieber am Sonntag in die Kneipe gingen anstatt hin- und zurück bis zu 5 Stunden Fußmarsch auf sich zu nehmen. Auch der Wittener Bürgermeister und die lokalen Unternehmer erhofften sich, dass die Stadt durch eine eigene Kirche attraktiver für die begehrten katholischen Facharbeiter würde.
Erster katholischer Gottesdienst am 1. Mai 1835 in Haus Witten
So kam es, dass der Regierungspräsident in Arnsberg den Wittener Katholiken schließlich im Jahr 1835 die Erlaubnis zum Abhalten eines Gottesdienstes erteilte. Damit war allerdings noch nicht die Frage des Raumes geklärt, wo man die Messe hätte feiern können. Da die evangelischen Gemeinden nicht bereit waren ihre Räumlichkeiten auch nur zeitweise zur Verfügung zu stellen, fand der erste katholische Gottesdienst in Witten seit der Reformation am 1. Mai 1835 in Haus Witten (damals Haus Berge) mit Unterstützung des Industriellen Karl Lohmann statt. Sonntag für Sonntag kamen bis zu 250 Besucher. Spätestens als Haus Witten nicht mehr in Frage kam, da der Lärm der Lohmann´schen Fabrik oft die Messe störte, benötigte die Katholische Gemeinde ein eigenes Refugium. Da schon an verschiedenen Stellen Geld eingeworben wurde, konnte trotz bürokratischer Hürden und Widerstand von evangelischer Seite im Jahr 1846 der Grundstein für die Marienkirche gelegt werden.
Das Gebäude der Marienkirche
Der rote Backsteinbau der Marienkirche im neoromanischen Stil thront seither als mächtiger Abschluss am oberen Ende der Hauptstraße über der Stadt, wo sich auch Ardey- und Crengeldanzstraße treffen und sich heute der Marienplatz bildet. Zum Platz hin bilden die gestaffelten Türme der Marienkirche eine repräsentative Front. Die Entwürfe stammen vom damaligen Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, aus Kostengründen hatte er zunächst keinen Turm und kein Deckengewölbe vorgesehen. Unter der Bauleitung des Essener Stadtbaumeisters Carl Wilhelm Freyse wurde beides jedoch trotzdem errichtet. Freyse war es auch, der auf die übliche Ausrichtung der Kirche nach Osten verzichtete, da er die städtebauliche Situation als Endpunkt der Hauptstraße nutzen wollte um den Bau richtig in Szene zu setzen.
Drei wesentliche Bauphasen
Obwohl die Kirche heute in sehr stimmiges Bild abgibt, sind doch im Wesentlichen drei Bauphasen zu unterscheiden.
Auch wenn es heute auch noch viele andere katholische Gotteshäuser in Witten gibt, so ist die Marienkirche doch die Hauptkirche für die katholische Gemeinschaft und bringt diesen Anspruch auch in Ihrer Architektur deutlich zur Geltung.
An den Triumphbogen angelehnt steht die Kanzel niedrig, ohne Schalldeckel; in fünf durch grüne Marmor-Säulchen voneinander getrennten Medaillonbildern will die Kanzel Illustrationen zu dem verkündigten Evangelium geben. Ein prächtiger in Kupfer getriebener Helm der Firma Klönne in Altena bedeckt den zur Linken des Altars stehenden Taufstein.
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