Die ehemalige evangelische Lutherkirche liegt zentral im Stadtteil Bochum-Langendreer. Das Kirchengebäude selbst erstreckt sich von West nach Ost, wobei der Kirchturm an der Seite zur Alten Bahnhofstraße gleichzeitig den Eingangsbereich des Gebäudes bildet. Die Lutherkirche wurde in den Jahren 1903 bis 1905 errichtet, um der wachsenden evangelischen Kirchengemeinde in Langendreer gerecht zu werden. Architekt: Architekten G.A. Fischer (1833–1906). Sie wurde aus gelblich grauen Ruhrsandsteinen gebaut. Am Portal, an Umrahmungen und an den Maßwerken wurde zur optischen Hervorhebung „Heilbronner Sandstein“ verwendet. Das Kirchendach wurde mit Schiefer gedeckt. Die Kirche wurde als Predigtkirche gebaut, in dem das zentrale Kirchenschiff annähernd quadratisch ist. Um dem Ganzen den Grundriss eines Kreuzes zu geben, wurde das Kirchenschiff in der Breite erweitert. Mit Blick auf den Grundriss gilt die neugotische Kirche heute als ein erhaltenswertes Beispiel einer „kreuzförmigen Emporenkirche“ des späten Historismus nach den Vorstellungen des „Wiesbadener Programms“.
Die Kirche erstreckt sich von West nach Ost. Im Osten erhebt sich der Chorraum (7,50 m breit und 8,50 m tief), der durch einen Triumphbogen mit dem Kirchenschiff verbunden ist. An den Chor schließen rechts die Sakristei und links die „Kapelle“ an. Im Westen ist die Turmhalle, in die man durch das Eingangsportal gelangt. Über ihr erhebt sich der 70 Meter hohe Turm, der 8 Meter im Quadrat misst. An beiden Seiten gibt es Treppenaufgänge zu den Emporen. Die Kirche ist aus gelblich grauen Ruhrsandsteinen hergestellt, für Umrahmungen, Portal und Maßwerke wurde Heilbronner Sandstein verwendet. Das Kirchendach wurde in Schiefer gedeckt. Das Kirchengestühl wurde für 800 Kirchenbesucherinnen und Besucher ausgelegt und durch Ausziehsitze an den Bankenden sogar auf 1000 Plätze erweiterbar!
Das Portal, heute verkleidet, ganz aus Heilbronner Sandstein, trägt über sich zwei Engel als Wächter des Heiligtums; in ihren Händen halten sie ein Spruchband, auf dem die Worte leuchten: Heilig, heilig, heilig ist der Herr - alle Lande sind seiner Ehre voll.“ Über der Tür befindet sich der Bibelvers „Der Meister ruft dich“ (Evangelium nach Johannes, Kapitel 11, Vers 28).
Wer durch das Hauptportal tritt, dem bietet sich beim Betreten des Innenraumes sogleich ein Anblick, den er wohl nicht wieder vergisst: Über sich der funkelnde Sternenhimmel mit seinen wuchtigen Friesen und der strahlenden Dornenkrone in der Mitte, vor sich der mächtige Triumphbogen, ganz in Goldmosaik, die kräftigen Gestalten der 12 Apostel tragend und im Hintergrund den gekreuzigten Herrn, zu dessen Füßen händeringend Maria Magdalena liegt, darunter der stille Altar und die beredte Kanzel. Die Ausmalung ist nach der ornamentalen, wie nach der figürlichen Seite hin ein Werk des Malers Rüter, Düsseldorf und von demselben in Kaseinfarbentechnik ausgeführt. Rüter ist ein Schüler des Historienmalers Professor von Gebhardt . In strenger Anlehnung an seinen Meister hat er es verstanden mit wenigen Farben eine hervorragende Wirkung hervorzurufen. Die monumental wirkenden Farben (schwarz, rot, gold) sind von überwältigender Schönheit.
Die ursprüngliche Ausmalung der Kirche entsprach der damals vorherrschenden Kirchenausmalung und gipfelte in einem großen Kreuzigungsbild an der Chorwand oberhalb des Altars, gestiftet von der Familie Maiweg*, ausgeführt durch den Kirchenmaler Rüter aus Düsseldorf.
(* Hier handelt es sich vermutlich um die Architektenfamilie F.W. Maiweg aus Langendreer, gestorben 1905. Seine ►Grabstätte ist hier abgebildet.)
Die Kanzel ist aus demselben Material, wie der Altar (Baumberger Sandstein). Sie wird von drei Reliefbilder geschmückt
"Ein feste Burg ist unser Gott" ist ein Kirchenlied, dessen Text von Martin Luther wohl vor 1529 geschrieben wurde. Die Melodie galt lange ebenfalls als sein Werk, entstand aber unter zumindest Mitarbeit von Johann Walter. Das Lied ist für den Protestantismus von großer Symbolkraft.
Am 7. Dezember 2019 berichtet LutherLAB über die Instandsetzung der Orgel. Nach Jahren der Nichtbenutzung ist die Orgel nach umfassender Überprüfung und Instandsetzung jetzt wieder spielbereit. Der Einbau der Orgel erfolgte zusammen mit der Errichtung der Lutherkirche und wurde 1905 eingeweiht. Dominierend im Kirchenraum der Orgelprospekt in dunklem Eichenholz mit einem Luther-Relief und großen Schaupfeifen. Die nach dem Kriegsende umfassende Reparatur hatte eine teilweise Verkleinerung – mit 27 Registern und ca. 1500 Pfeifen – und Umstrukturierung der Orgel zu einer mehr barocken Klangstruktur zur Folge. Die Reparatur 2019 durch den Orgelbaumeister Markus Kaltenhauser aus Dortmund galt der Überprüfung der Register mit teilweisen Austausch der altersmüden, rissigen, dünnwandigen aufblasbaren Ledermembranen, die bei Betätigung der Orgeltastatur Stoßventile zur Regulierung der Luftzufuhr zu den einzelnen Pfeifen hochdrücken. Nach abschließender Stimmung der einzelnen Orgelpfeifen steht die Orgel nun wieder zur Verfügung und soll Interessenten und Liebhabern des Orgelspiels im Sinne des Vereinszwecks der gemeinschaftlichen Entwicklung einer Zwischen- und Nachnutzung der entwidmeten Lutherkirche bereitgestellt werden.
Information: info@LutherLAB.de.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark zerstört, so dass der Wiederaufbau bis 1950 dauerte. Die ursprüngliche Gestaltung des Innenraums ist nur noch auf verblichenen Fotos dokumentiert. Lediglich der Altar und die Kanzel blieben nahezu unzerstört erhalten. Die Neugestaltung des Innenraums wurde bewusst in einer helleren Farbgebung durchgeführt, welche die natürliche Schönheit und bauliche Gliederung des Gebäudes hervorheben sollte. Das durch Kriegseinwirkung teilweise zerstörte Kreuzigungsbild an der Chorwand wurde wieder durch den Kirchenmaler Rüter aus Düsseldorf als Auferstehungsbild erneuert. In den Anfängen der 2000er wurde immer deutlicher, dass sie alle diese Kirchen finanziell und auch substanziell nicht würde halten können. Nach jahrelangen Beratungen im Presbyterium, gab schließlich der gewaltige Renovierungsaufwand den Ausschlag. Die Lutherkirche wurde 2012 entwidmet. Der letzte Gottesdienst wurde am 17. Juni 2012 gefeiert. Im September 2017 wurde die Kirche im Rahmen des Festivals der „UrbaneProduktion.Ruhr“ noch einmal für zwei Monate geöffnet. Dieses Festival fand großen Zuspruch in der Bevölkerung. Die Menschen interessierten sich wieder für das Gebäude und das, was man darin veranstalten könnte. Nach dem Festival 2017 fand sich eine kleine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern aus Langendreer zusammen, die an der Möglichkeit festhalten wollte, auch weiterhin die Lutherkirche für alle Bürger und Interessierte aus Kultur, Handwerk, Wirtschaft und sozialen Institutionen zu erhalten. Die gemeinschaftliche Entwicklung einer Zwischen- und Nachnutzung in der entwidmeten Kirche machte eine Vereinsgründung notwendig, um die erforderlichen Versicherungen und Förderungsmöglichkeiten zur Fortführung der Ideen und Aktivitäten sicherzustellen.
Im Juli 2018 wurde deshalb der Verein „LutherLAB e.V.“ gegründet mit dem Ziel, die Lutherkirche im Sinne sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Zwecke weiterzuentwickeln und für den Stadtteil und auch für Interessierte über den Stadtteil hinaus zu öffnen. Das jahrelang leerstehende denkmalgeschützte Gebäude wird zu einem Zentrum für „Geschichte, Bildung, Begegnung, Innovation und Nachhaltigkeit“ entwickelt. Dadurch soll auch das Zusammenleben im Quartier gestärkt werden, denn Gemeinschaft braucht immer einen Raum. Bis Ende 2022 hat der Verein einen Nutzungsvertrag mit der evangelischen Kirchengemeinde geschlossen, die bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin die laufenden Betriebskosten für das Gebäude trägt. Ein wesentliches Ziel des Vereins ist es daher auch, ein tragfähiges Betriebskostenkonzept zu entwickeln, das es ermöglicht, nach 2022 die Betriebskosten als Verein selbst zu tragen. An einen Erwerb des Gebäudes wird zurzeit in keiner Weise gedacht. Die Nebenräume der Kirche werden derzeit nach und nach umgenutzt. In der ehemaligen Sakristei wird eine Küche eingerichtet, damit Veranstaltungen auch entsprechend bewirtet werden können. Die ehemalige Kapelle wird zu einem Büro- und Besprechungsraum umgebaut. An einen Umbau des Hauptraums wird zurzeit nicht gedacht.
Textquellen: www.zukunft-kirchen-raeume.de und andere
Chronik der Lutherkirche
1901: Gründung eines evangelischen Kirchbauvereins zum Bau einer Kirche im Ortsteil Langendreer Bahnhof (heute: Alter Bahnhof).
1903: Das Presbyterium beschließt den Bau der Lutherkirche.
1904: Grundsteinlegung
1905: Weihe der Lutherkirche
1917: Demontage der Bronzeglocken zu Kriegszwecken
1922: Installation eines Stahlgeläutes
1934/35: Heftige Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der „Bekennenden Kirche“ und „Deutschen Christen“ in dieser Kirche
1945: Durch Bombenangriffe wird die Lutherkirche schwer beschädigt.
nach 1945: Wiederaufbauarbeiten
1950: Festgottesdienst zur Wiederherstellung der Lutherkirche und 45-jähriges Jubiläum
1976: Die Lutherkirche wird unter Denkmalschutz gestellt.
1978: Beginn notwendiger Sanierungsarbeiten am Turm
1980: Große Festwoche zum 75-jährigen Bestehen
1980/90er Jahre: Außensanierung der Lutherkirche in verschiedenen Bauabschnitten
1998: Erneuerung eines großen Teils der Kirchenfenster nach Entwürfen des Künstlers Oswald Krause-Rischard
2005: Festgottesdienst und Festwoche zum 100-jährigen Jubiläum der Lutherkirche
2008: Es werden erhebliche Schäden an der Turmfassade festgestellt. In der Folge werden umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.
2011: Beschluss zur Entwidmung der Lutherkirche
2012: Landeskirchliche Genehmigung der Entwidmung, Letzter Gottesdienst in der Lutherkirche (Entwidmung)
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