November 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Neuer Jüdischer Friedhof in Hattingen-Mitte

Der neue jüdische Friedhof Hattingen befindet sich an der Straße Am Vinckenbrink / Blankensteiner Straße in Hattingen. Die 62 Grabsteine des Friedhofs stammen aus der Zeit von 1894 bis 1940. 1981 fand die letzte Bestattung statt. Während der Zeit von 1819 bis 1905 diente der frühere Friedhof in der Bismarckstraße der Jüdischen Gemeinde als Begräbnisplatz für ihre verstorbenen Mitglieder. Infolge der Verbreiterung der Bismarckstraße nahm man 1907 Umbettungen zum neuen Friedhof vor. Die ältere Begräbnisstätte ist heute eine Grünfläche.

 

Bereits im Jahr 1930 kam es zu einer ersten Schändung des alten israelitischen Friedhofs an der Bismarckstraße, auf dem 14 Grabsteine umgestürzt und zertrümmert wurden. Und auch in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der Friedhof, ebenso die neue Friedhof an der Blankensteiner Straße, geschändet. Nach dem Krieg übernahm die Stadt Hattingen die Wiederherstellung und Pflege des Begräbnisplatzes, doch erst im Dezember 1977 wurde der Friedhof im Auftrag der Stadt wiederhergestellt. Die bislang letzte Beisetzung fand 1981 statt. Die Urne eines ehemaligen Mitgliedes der Synagogengemeinde Hattingen, Else Adler, geb. Röttgen aus Linden, wurde aus England überführt und in der Familiengruft bestattet.

 
Am 16. Oktober 1893, die Synagogengemeinde Hattingen war inzwischen auf etwa 160 Mitglieder angewachsen, erfolgte die Einweihung des neuen israelitischen Friedhofes an der Blankensteiner Straße / Am Vinckenbrink.
 

Auch die weitverzweigte und fruchtbare Kaufmannsfamilie Gumperz, ursprünglich aus Langenberg nach Hattingen kommend, war wirtschaftlich äußerst erfolgreich. Moses und Liefmann Gumperz (1806-1833) gehörten 1842 zu den zu Stadtverordneten wählbaren Einwohnern, ein Privileg, das ein beachtliches Privatvermögen voraussetzte.

 

Als die Stadt Hattingen im Jahre 1843 aus dem Amtsverband Hattingen-Land ausschied und die revidierte Städteordnung von 1835 annahm, mussten aktuelle Bürgerlisten angelegt werden. Unter den 268 mit Bürgerrechten versehenen Hattinger Einwohnern befanden sich auch 6 Juden: Liefmann Gumperz, Isaac Gumperz, Moses Gumperz, Jacob Marcus, Aron Oster und Jacob Urias. Zum endgültigen Erwerb des Bürgerrechts war ein Bürgereid auf den König, auf Preußen und auf die Stadt Hattingen zu leisten. Für die jüdischen Bewerber war dafür sogar eine spezielle Variante der Eidesformel vorgesehen:

 

„Ich schwöre bei Adonai dem Gott Israels daß seiner Majestät von Preußen meinem Allergnädigsten Herrn ich unterthanig treu und gehorsam sein... werde."

 

 Am 31. Oktober 1845 ordnete der preußische Staat an, dass alle jüdischen Untertanen „einen festbestimmten und erblichen Familien-Namen“ anzunehmen hätten. Die jüdische Einwohnerschaft Hattingens war inzwischen auf 16 Familien mit 84 Personen – 46 Frauen und 38 Männer - angewachsen. Bislang war es auch hier durchaus nicht ungewöhnlich, dass lediglich Vornamen geführt wurden, nun mussten sämtliche Hattinger Juden beim Bürgermeister ihre fortan festen Familiennamen amtlich beurkunden lassen. Während die Männer die Annahme ihres Familiennamens überwiegend mit der eigenen Unterschrift bestätigen konnten, fällt bei den wenigen alleinstehenden jüdischen Frauen auf, dass die meisten des Schreibens unkundig waren.

 
 

▲Heinemann Hein (1833-1889), Schwiegersohn und Geschäftspartner von Liefmann Gumperz sowie ebenfalls langjähriger Vorsteher der Synagogen-Gemeinde, wurde im Jahre 1868 zum ersten jüdischen Stadtverordneten in Hattingen gewählt. Er bekleidete dieses Ehrenamt fast 20 Jahre lang bis zum Dezember 1887. Vier weitere Juden, allesamt wohlhabende und erfolgreiche Kaufleute, engagierten sich als Stadtverordnete für das Gemeinwohl: Nachmann Gumperz (1880-1885), ▼Jakob Urias (1900-1919), Salomon Gumperz (1903-1919) und Hugo Kaufmann (1912-1919).

 
 

Das Schicksal der wenigen Juden aus Bochum-Linden, die nicht emigriert waren, ist zum größten Teil noch ungeklärt. Die spärlichen Quellen lassen jedoch vermuten, dass auch sie bei den drei großen Transporten des Jahres 1942 in die Vernichtungslager deportiert wurden.

Nur ▲ Else Adler, geb. Röttgen ist 1946 nach Bochum zurückgekehrt. Ihren Namen findet man auf dem hinteren Grabstein der Familie Moses Röttgen.. 

 
Herz Gumperz
 
 

Die Gemeindestruktur hatte sich um die Jahrhundertwende stark gewandelt. Die langjährigen Vorsteher bzw. Repräsentanten und frühen Förderer der Gemeinde, allen voran Liefmann Gumperz (verst. 1883), Heinemann Hein (verst. 1889), Salomon Urias (verst. 1890) sowie ▲ Herz Gumperz (verst. 1894) und Nachmann Gumperz (verst. 1895) mussten ersetzt werden. Eine neue Generation übernahm nun Verantwortung für die Synagogengemeinde. Stellvertretend seien genannt: Moritz Blume, Nathan Cahn, Markus Goge, Siegmund Isay, Hugo Kaufmann, Alex Löwenstein, Nachmann Portmann, Josef Steinfeld, Feodor Stern.

 
 
 
 

Die Interessen der etwa 20 Juden aus Linden vertrat lange Zeit der Kaufmann ▲ Louis Lipper als Vorstandsmitglied. Sein persönliches soziales Engagement für die Synagogengemeinde belegte vor allem die Errichtung der „Louis Lipperschen Stiftung für Ortsarme“, die nach seinem Tod im Oktober 1909 gegründet worden war. Testamentarisch hatte er verfügt, dass der Gemeindevorstand 1.000 Mark für einen Armenfond anlegen sollte. Die Zinsen wurden an die Bedürftigen der Synagogengemeinde verteilt.

 
 
 
 
 

Quelle:

Thomas Weiß: „Diese Tränen werde ich nie vergessen…“ Geschichte der Synagogengemeinde Hattingen

 

"Jüdisches Leben in Hattingen hat eine über 500-jährige Tradition, eine wechselvolle Geschichte zwischen Toleranz und Missgunst, zwischen Integration und Vertreibung. Auch wenn die Synagogengemeinde Hattingen durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ausgelöscht wurde, lassen sich noch heute zahlreiche Zeugnisse einer reichen und vielfältigen jüdischen Kultur im Stadtbild entdecken. Anhand historischer Quellen und Abbildungen gibt Stadtarchivar Thomas Weiß einen umfassenden Einblick in die oftmals überraschende und häufig immer noch unbekannte Geschichte der Juden in Hattingen".

 

Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Hattingen Band 16

Herausgeber: Stadtarchiv Hattingen [stadtarchiv@hattingen.de]

Druck: Stadt Hattingen – Druckerei

 

2. Auflage: 300 Exemplare
Schutzgebühr 2,50 €

wdf - wupper digitale fotografie

 Alle Bilder auf diesen Seiten unterliegen dem © von Klaus-D. Wupper. Das Copyright für veröffentlichte, vom Betreiber dieses Onlineangebotes selbst erstellte Objekte bleibt allein beim Autor der Seiten.
Eine Vervielfältigung oder Verwendung solcher Grafiken, Sounds oder Texte in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung des Betreibers nicht gestattet.

wdf - wupper digitale fotografie 0