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"Tjen di biiki ön" - Biiken 2015

Die besondere Tradition des Biikebrennens gehört mit zu den ältesten Bräuchen in Nordfriesland. Jedes Jahr am 21. Februar werden an den einzelnen Nordfriesischen Orten, Inseln und Halligen Feuer entfacht um den Winter zu vertreiben. Biike und der Petritag (nordfriesisch piddersdai bzw. piadersdai) sind auf den Inseln und den Halligen auch noch heute wichtige Feiertage. Auf den dänischen Wattenmeer-Inseln ist das Biikebrennen als Pers awten oder Pers aften („Peters Abend“) bekannt. Das Biikebrennen wurde am 12. Dezember 2014 im Rahmen der Konferenz der Kultusminister in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen.

 

Biike-Jazz, Biike-Party, Biike-Tanz und Biike-Flohmarkt: Auf Föhr wird das Biikebrennen immer mehr zu einem Ereignis. Dann ist Föhr wieder "Feuer und Flamme", wie dieses Winterfest auch von der Föhr Tourismus beworben wird. Im Mittelpunkt des »Nationalfeiertags« der Nordfriesen, zu dem ebenfalls das traditionelle Grünkohlessen gehört, stehen allerdings die Inselfeuer. Mit 14 an der Zahl gibt es auf Föhr so viele wie sonst nirgendwo auf einer Nordseeinsel.

Das Biikebrennen gilt als nordfriesisches „Nationalfest“. Es hat seinen Ursprung wahrscheinlich schon in heidnischer Zeit und sollte die bösen Geister vertreiben und die neue Saat schützen. Nach der Christianisierung wurde es als Fastnachtsbrauchtum weitergeführt. Weil es ein fröhliches Fest war, musste es vor die Fastenzeit fallen. Das Feuer brannte zunächst an langen, bakenähnlichen Stangen. So ist es für 1740 überliefert, und noch 100 Jahre später wurde sie als brennende, mit Teer und Stroh gefüllte Tonne auf einer Stange beschrieben. Die heute üblichen großen Feuerstöße sind wahrscheinlich erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie setzten sich auch durch, weil seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in den Peseln (guten Stuben) der Nordfriesen Tannenbäume aufgestellt wurden. Sie bilden bis heute einen wesentlichen Anteil des Biikematerials. Der Keitumer Chronist Henning Rinken berichtete, das vor 1760 sich alljährlich am 22. Februar in Keitum auf Sylt die Seeleute versammelten, um ihre Abfahrt zu den Walfanghäfen zu besprechen, und Heuerverträge für die kommende Fangsaison abzuschließen. Aus dieser einfachen Tatsache entwickelte um 1830 der Keitumer Lehrer C.P. Hansen die „alte Tradition“, dass die Walfänger auf den Inseln mit einem großen Feuer verabschiedet wurden. Diese Legende hält sich - wie viele andere im 19. Jahrhundert erfundene historische Mythen - zäh bis auf den heutigen Tag. Sie ist allein deshalb schlecht erfunden, weil die Seefahrt erst aufgenommen werden konnte, wenn die Häfen eisfrei waren. C.P. Hansens Erzählkunst ist auch die Deutung zu verdanken, die Biike sei ein Opferfeuer für den germanischen Gott Wodan. Ursprünglich lag der Termin des Biikefestes nicht fest, er wurde örtlich an verschiedenen Tagen begangen, jedoch stets vor Beginn der Fastenzeit. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde das „nordfriesische Nationalfest“ fest auf den Abend des 21. Februar, dem Abend vor Petri Stuhlfeier terminiert. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der friesische Volksbrauch für Propagandazwecke missbraucht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er nur noch in den Uthlanden begangen. Erst nachdem der Landkreis Nordfriesland entstanden war, wurde auch vor dem Hintergrund des wiedererwachten nordfriesischen Regionalbewusstseins 1972 zum ersten Mal wieder auf dem Festland eine Biike entzündet. Heute brennen die Feuer am 21. Februar wieder in mehr als 60 Gemeinden des Landkreises.

 

Quelle: www.geschichte.schleswig-holstein.de

Wachsam und immer mit dabei: Die Wyker und Boldixumer Jugendfeuerwehr

War die Biike vor nicht allzu langer Zeit ein Fest der Einheimischen, so reihen sich heute auch viele Gäste in die die Umzüge ein, um mit Fackeln bestückt zu den Biikeplätzen zu marschieren. Und während die Biiken verglimmen, wird in den Restaurants und Stuben der Friesen das Traditionsgericht aufgetischt: Grünkohl mit Wurst und Bratkartoffeln oder auch Grünkohlsuppe. Zum Abschluss gibt es zum Beispiel auf der Hallig Langeness ein Gläschen "Altöl" - eine Spezialität des kleinen Cafés auf der Ketelswarf(t). Hierbei handelt es sich um einen selbstgebrauten Lakritzlikör nach geheimen Rezepten. Lakritzlikör (auch Salmiak-Likör) ist ein dunkler, schwarz-brauner und fast undurchsichtiger Likör, der stark nach Lakritz schmeckt. "Er ist vor allem in Norddeutschland und Skandinavien beliebt und wird häufig als Kurzer konsumiert", berichtet Wikipedia. In Deutschland wird er wegen seiner für eine Spirituose ungewöhnlichen Farbe umgangssprachlich auch als Schwarze Sau, Gabelöl, Betontod, Dachpappe, Pech, Schlick oder wie hier auf Langeness im ► Cafe Kookenstuv als  "Altöl" bezeichnet.

 

Lodernde Flammen, knisterndes Holz und dazu ein Glas heißer Friesen-Punsch: Auch für die Föhrer ist das Biikebrennen die Antwort auf die fünfte Jahreszeit und eine der wichtigsten Friesentraditionen der Insel. Insgesamt 14 Biikefeuer erhellen in dieser speziellen Nacht den Himmel - so viele wie auf keiner anderen Nordseeinsel. Bereits Wochen zuvor sammeln die Insulaner das Brennmaterial und stapeln es zu gewaltigen Biikehaufen auf. Einmal entfacht, sind die brennenden Biiken viele Kilometer weit sichtbar und tauchen die Insel in einen mystisch-diffusen Lichterschein - ein eindrucksvolles Schauspiel.

 

In manchen Gegenden werden als Symbol für den Winter eine Strohpuppe, das sogenannte Petermännchen, oder ein altes Holzfass, eine Teertonne verbrannt. Dabei wird ein Holzfass an der Spitze einer Stange befestigt und mit Strohbündeln, Brennmaterial und Teer befüllt. Auch hier symbolisiert der Fall der Tonne, dass der Winter vertrieben ist. TIPP: Die brennende Biike wird erst verlassen, wenn das Fass oder der Pidders gefallen ist.

 

Das Petermännchen hat vermutlich eine zweite Bedeutung und kann mit dem Papst, genauer mit dem Petrus-Amt in Verbindung gebracht werden. Am Tag nach dem Biikebrennen feiert die katholische Kirche die Vorrangstellung des Petrus-Amtes gegenüber dem Lehramt mit dem Fest Kathedra Petri. Da der christliche Glaube damals abgelehnt wurde, besteht die Vermutung, dass diese Ablehnung durch das Verbrennen der Puppe symbolisiert wird.

 

Übrigens: Wie das Petermännchen (oder auch Pidder) verbrennt entscheidet darüber, wie der Winter weitergeht. Verbrennt er dort ober sauber, so ist der Winter zu Ende. Bricht erst der Mast und er kippt um, geht der Winter noch eine Weile weiter.

 
 

"Mit brennendem Eifer dabei: Ihnen ist kein Baum zu schwer oder zu stachelig. Die vielen kleinen und größeren Feuerwehrmänner und -frauen der Jugendfeuerwehren Wyk und Boldixum sammeln bei Wind und Wetter alljährlich die ausgedienten Weihnachtsbäume ein und fahren sie zum Biikeplatz am Fehrstieg. Damit sorgen sie durch ihren unermüdlichen Einsatz dafür, dass das Biikefeuer in Wyk jedes Jahr in seiner vollen Pracht brennen kann. Morgens um acht treffen sie sich zur Lagebesprechung. Die Stadt Wyk und einige Landwirte haben den Freiwilligen Fahrzeuge und Anhänger zur Verfügung gestellt. Mit denen fahren sie durch die Straßen von Wyk und Boldixum, hieven die einst prächtig geschmückten Weihnachtsbäume hinauf, auf die hohen Anhänger. Hier ist echte Teamarbeit gefragt, denn so manch eine Tanne wehrt sich nach Kräften heftig nadelnd und pieksend gegen die Verladung. Ist der Anhänger voll, geht’s zum Biikeplatz. Schnell abladen, vielleicht noch einen kurzen Klönschnack mit den Freunden aus der anderen Gruppe halten, die auch gerade auf den Platz gefahren sind, und schon geht’s weiter. Gegen Mittag ist’s dann geschafft. Müde, durchgefroren aber doch zufrieden treffen sich die Kinder und Jugendlichen im Feuerwehrgerätehaus, wo es bereits nach Bratwurst duftet. Wenn sie wieder zu Kräften gekommen sind, wird ordentlich gefachsimpelt, und jede Gruppe ist sich sicher, dass sie die meisten Bäume eingesammelt haben. Für die Kids ist es trotz der Anstrengung stets ein Riesenspaß, und ohne, dass es ihnen dabei vielleicht bewusst ist, sorgen sie mit ihrem Einsatz für die Fortführung einer Tradition, deren Ursprünge viele hundert Jahre zurückliegen. Um das Aufschichten des Haufens kümmern sich schließlich die Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt. Ist der Klamp erst einmal fertig, haben die Jugendlichen der Feuerwehr stets ein Auge darauf, damit der Haufen auch wirklich erst am Abend des 21. Februars abbrennt."

 

Quelle: ÜÜB FEER, Biikebrennen auf der Insel Föhr • Ausgabe 2 • Februar 2004

Seit Jahren verbinden zunehmend mehr Urlauber das Biikebrennen mit einem erholsamen Kurzurlaub auf Föhr. Denn rund um Biike erlebt man jetzt einfach die winterliche Gemütlichkeit auf der Insel – sei es beim Friesensport Bosseln oder beim gemütlichen Klönschnack in einem der urigen Cafés. Ein Kurzurlaub oder verlängertes Wochenende ist einfach ideal, um dem Alltagsstress für einen Moment zu entkommen! Natürlich muss man zu dieser Jahreszeit mit nahezu jedem Wetter rechnen: Regen, Sturm, Hagel, Schnee, Eiseskälte aber auch schon warme, sonnige Abschnitte bestimmen die Eindrücke von der Insel.

Als noch Wotan zwischen Himmel und Erde über Mensch und Tier regierte.... 
....achteten die Friesen sehr darauf, dass die Freundschaft zu ihrem höchsten Gott keinen Schaden nehmen sollte; waren sie doch nach jedem strengen Winter mit Eis und Schnee, Hunger und Krankheiten auf seine Hilfe angewiesen. Wenn die dunkelsten Nächte zur Neige gingen und der Mangel ums tägliche Brot am höchsten war, musste etwas in die Wege geleitet werden, um die Freundschaft zu WOTAN zu erneuern, damit er ja bei Laune blieb, wenn im Frühjahr die Seeleute mit ihren Schiffen den heimatliche Hafen verließen und die Bauern den Pflug in die setzten, um für den kommenden Winter die leeren Töpfe und Pfannen zu füllen. Nicht auszudenken, würde WOTAN sich von der schlechten Seite zeigen! Deshalb empfahl es sich, ihn mit einem großen Feuer, der Biike, zu locken, wobei jeder bestrebt war, mit einem spendablen Opfer und den süßesten Worten einen möglichst hohen Anteil seiner Gunst zu erhaschen. Und sollte dies eine alte Kuh kosten, sie müsste dafür herhalten. Nun kann man vielleicht meinen, das Biiken sei durch den christlichen Glauben als ein Werk des Teufels aus der Welt geschafft worden. Weit gefehlt! Wohl hatten die Friesen nach einer langen Bedenkzeit und gutem Zureden seitens der Kirche von WOTAN gelassen, aber ihre BIIKE, nein, die mochten sie in ihrer starrköpfigen Art nicht missen. Da halfen auch keine düsteren Drohungen! So wussten sich die Priester keinen besseren Rat, als das BIIKEN in die christliche Gedankenwelt mit einzubeziehen, und für dieses Unterfangen hatten sie St. Petrus ausersehen. Seitdem biiken die Friesen, St. Petrus hin oder her, am Petriabend, und sie gehen am Petriabend zum Tanz.

Im 17. und 18. Jahrhundert wird die BIIKE oft als Abschiedsfeuer für die scheidenden Seefahrer gesehen, das ihnen ihre Ehefrauen und Kinder als letzten Gruß auf die Reise nach Grönland und in andere Fernen mit auf den Weg geben. Für viele, das wusste jeder, war das Feuer der letzte Gruß von Haus und Hof gewesen, wenn sie auf irgendeinem der weiten Ozeane vorzeitig ihr Leben lassen mussten. Darum wurde auf den nordfriesischen Inseln zuvor ein Thing abgehalten, um alle noch ausstehenden Rechts- und Geldangelegenheiten aus dem Weg zu räumen: denn mit einem Toten ließ sich schlecht ins Reine kommen.

Noch heute leuchten jedes Jahr am 21. Februar die friesischen Biikefeuer weit hinaus aufs Meer, auch wenn sich inzwischen die Vorzeichen geändert haben. Sogar WOTANS Opfer lebt noch weiter. Ob St. Petrus wohl weiß, dass die Kinder gerade ihn dabei ins Feuer stecken, wenn sie ihre Strohpuppe, den PETER, verbrennen? Nur gut, dass sie diesen zuvor mit einer Flasche Branntwein betrunken machen. Armer PETRUS!

 

Quelle: Reinhard Bordel:

"...und erlegte 373 Wale, Zehn Radierungen zu Geschichten der nordfriesischen Inseln."

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