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Dechenhöhle in Iserlohn

An Orgel, Nixenteich und Palmensäule vorbei erreichen Sie die Kaiserhalle. Hier steht majestätisch der Tropfsteinkaiser - vielleicht die schönste Tropfsteinbildung in einer deutschen Höhle. Die Gesamtlänge der Dechenhöhle beträgt knapp 900 m, davon sind 400 m zu besichtigen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde von der damaligen „Bergisch-Märkischen Eisenbahn“ (BME) unter anderem auch die Verbindung zwischen Hagen und Iserlohn ausgebaut. Im Jahre 1868 stießen Bahnarbeiter beim Streckenausbau oberhalb von Letmathe-Grüne, kurz hinter den beiden markanten Kalkstöcken „Pater und Nonne“, plötzlich auf ein tiefes Loch, in das angeblich eins ihrer Werkzeuge hineingefallen war. Beim Versuch, selbiges wieder zu bergen, stellten sie fest, dass sich dieses Loch als Öffnung einer Höhle, und bei weiterer Erforschung, als der Anfang eines umfangreichen Höhlensystems erwies. Die Bauarbeiten wurden zeitweilig unterbrochen, um zunächst festzustellen, ob der Untergrund für die Fortsetzung des Ausbaus und den Bahnbetrieb ausreichend tragfähig und sicher sei. Eiligst von der BME hinzugezogene Bergfachleute, die die umgebende Tektonik untersuchten, stellten alsbald fest, dass der Ausbau der Eisenbahnstrecke problemlos fortgesetzt werden konnte, da sich das Höhlensystem nur in dem nördlich der Bahntrasse liegenden Bergrücken ausbreite. Dass sich das Höhlensystem auch tief unterhalb der Trasse weiter fortsetzt, wurde erst viel später von Speläologen erkundet und festgestellt. Dieses Höhlensystem erwies sich zum großen Teilen als eine wunderbare, sehr ausgedehnte und mit herrlichen Tropfsteingebilden, kleinen Seen und Grotten ausgestattete wunderbare Tropfsteinhöhle. Geologen und Höhlenfachleute wie Dr. Heinrich von Dechen, nach dem die Höhle später benannt wurde, und Dr. Johann Carl Fuhlrott erforschten das Höhlensystem und erkannten sehr bald den hohen naturkundlichen Wert dieser Tropfsteinhöhle. Fuhlrott, der „Entdecker des  Neanderthalers“, war seinerzeit der wohl bekannteste Höhlenforscher. Er beschrieb die Schönheiten der Dechenhöhle als Erster, und er begrüßte es – offenbar aufgrund gemachten aktueller Erfahrungen, und ahnungsvoll, was das spätere Schicksal der Dechenhöhle betreffen sollte –, dass der Eigentümer der Höhle sich nicht irgendein womöglich mittelloser Privatmann sondern die kapitalstarke BME sei, bei der die Höhle in guten Händen befände. Die BME-Verwaltung erkannte ihrerseits sofort den touristisch-geschäftlichen Wert der Höhle als „Schauhöhle“ und veranlasste als Grundeigentümer des Geländes die sofortige Erschließung der Tropfsteinhöhle durch die Anlage von Wegen und den Einbau von Treppen und Geländern. Schon im ersten Jahr nach der Herrichtung und Eröffnung der Dechenhöhle als Schauhöhle (1869) wurden bereits über 30.000 Besucher gezählt. Die weitere Aufschließung der Höhle folgte in mehreren Schritten. Das erste freigegebene Teilstück verlief vom Osteingang aus über rund 280 Meter bis zur sogenannten „Kanzelgrotte“. Weitere Teilstücke folgten bis zur Erschließung der „Kristallgrotte“. Ab dem Jahr 1910 organisierten sich die ersten, örtlich ansässigen Höhlenforscher (Speläologen), die sich bald – und bis heute – um die Dechenhöhle und die weitere Erschließung des sehr viel umfangreicheren weiteren Höhlensystems bemühten. Sie entdeckten im Jahre 1912 die „Kaiserhalle“ und die „Wolfsschlucht“, die dann nach und nach ebenfalls begehbar ausgebaut und dem übrigen Teil der Tropfsteinhöhle hinzugeschlagen sowie mit einem neuen Westausgang versehen wurden. Das hohe touristische Interesse der Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung und insbesondere des nahen Ruhrgebiets ließ die Besucherzahlen schnell ansteigen, sodass sich die BME-Verwaltung alsbald veranlasst sah, nach Fertigstellung und Eröffnung der Schauhöhle an dieser Stelle eine Bahnstation einzurichten. Es folgte 1869 die Anlage eines attraktiven Höhleneingangs durch einen Laubengang sowie oberhalb der Bahnstation die Errichtung einer großen, attraktiven Wartehalle mit Veranda und kleiner Gastronomie. Der Betrieb der Dechenhöhle und des Bahnhofsgebäudes oblag den Mitarbeitern der BME. Als die BME nach der Jahrhundertwende auf die Deutsche Reichsbahn überging, fiel auch die Dechenhöhle in das Eigentum der Reichsbahn, die von da an die Dechenhöhle von Personal, das für den Betriebsdienst untauglich war, betreuen ließ. Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahre 1921, war der Ausbau der Dechenhöhle als „Schauhöhle“ abgeschlossen; die gesamte, für Besucher begehbare Strecke beträgt seitdem etwa 870 Meter. Um den stetig wachsenden Besucherstrom angemessen zu empfangen und zu versorgen, folgte im Jahr 1923 der Bau eines großen Empfangsgebäudes mit großer Schalterhalle und Wartesaal sowie einer geräumigen Gaststätte. Während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg diente die Höhle zeitweilig auch als Luftschutzraum.

Tropfsteinformation in der Dechenhöhle bei Letmathe

Darf in der Höhle fotografiert oder gefilmt werden?

Bei den täglichen regulären Höhlenführungen ist das Fotografieren und Filmen aus angeblich "logistischen Gründen" nicht erlaubt. Andere Höhlen zeigen, dass es dieses Problem nicht gibt. Bei "exklusiven Höhlenführungen" wie Kindergeburtstagen etc. darf fotografiert werden. Exklusive Fotoführungen können gebucht werden. Diese kosten extra!

 
 
Lichtspiele in der Dechenhöhle
Grufthalle
Orgel
 
Kaiserhalle
 

Der Niedergang

Die höchsten Besucherzahlen wurden in den Fünfziger- und Sechzigerjahren mit bis zu 320.000 Menschen erreicht. In den Siebzigerjahren nahm das Publikumsinteresse dann allerdings deutlich ab; die Besucherzahlen sanken auf 100.000 und darunter. Bald übertrafen die Personalkosten die Eintrittsgelder der Höhle. Die ohnehin hochdefizitäre Deutsche Bundesbahn (DB) verlor ihr Interesse an der nun ebenfalls defizitären Dechenhöhle. Das große Empfangsgebäude wurde für den Besucherverkehr geschlossen und diente nur noch als private Gaststätte und Wohnung für den Gastronomen. Die ehemalige Bahnstation „Dechenhöhle“ wurde zu einem sogenannten unbesetzten Haltepunkt herabgestuft. Ein kleines hölzernes Häuschen diente noch als Kassen- und  Aufenthaltsraum für das restliche, noch verbliebene Höhlenpersonal der DB. In den Siebzigerjahren richtete die an der Erforschung der Dechenhöhle interessierte und tätige örtliche Vereinigung der Speläologen, der spätere „Förderverein Dechenhöhle und Höhlenkundemuseum e.V.“ unter Leitung ihres Vorsitzenden Richter ein kleines „Höhlenkundemuseum“ ein und hütete dort die aus der Höhle geborgenen Gesteinsproben und prähistorischen Tierfunde, unter anderem sogar das komplett erhaltene Skelett eines Höhlenbären. Als die Bundesbahn schließlich auch ihr letztes Personal abzog und die Höhle einem privaten Pächter überlassen hatte, betreute und bewachte die Höhle von nun an aufopferungsvoll der kleine Verein der Speläologen und verkaufte die Eintrittskarten im Auftrag des jeweiligen Pächters. Besondere Verdienste um die Sicherung und Konservierung der Dechenhöhle erwarb sich in diesen Jahren des Niedergangs der namhafte Speläologe, Elmar Hammerschmidt, langjähriges Mitglied und späterer Vorsitzender des kleinen Vereins. Anfang der Achtzigerjahre, als die Besucherzahlen deutlich unter 50.000 abgesunken waren, versuchte nun die Liegenschaftsverwaltung der Bahn, unter anderem durch Verkaufsannoncen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die Dechenhöhle möglichst gewinnbringend abzustoßen, da sie immer noch als Eigentümerin für die Sicherung der Höhle zuständig und verantwortlich blieb. Im Jahre 1983, als sich immer noch kein Käufer gefunden hatte, erklärte die Bahn plötzlich der überraschten Öffentlichkeit, die Dechenhöhle sei zu Teilen einsturzgefährdet und sei daher für den Besucherverkehr teilweise geschlossen. Dabei stützte sie sich auf ein Gutachten des damaligen Geologisches Landesamtes, Krefeld (heute: Geologischer Dienst NRW), das seinerzeit für die Dechenhöhle die zuständige Aufsichtsbehörde war. Im November 1983 wandte sich die Eigentümerin schließlich an die „Belegenheitsgemeinde“ des Höhlengeländes, die Stadt Iserlohn, und legte ihr ein Kaufvertragsangebot über 975.000 DM vor, verbunden mit einer Entscheidungsfrist bis zum 31.12.1983. Falls der Verkauf bis dahin nicht zustande gekommen sei, drohte die Bahn eine öffentliche Versteigerung der Höhle an. Der Vertrag wurde im Rat der Stadt Iserlohn eingehend beraten. Gleichzeitig war das öffentliche Interesse am Verbleib der Dechenhöhle in öffentlicher Hand geweckt. In einem offenen Brief forderten Elmar Hammerschmidt und der damalige Kreisheimatpfleger des Märkischen Kreises, der Architekt Ernst Dossmann, die Höhle unter Naturdenkmalschutz zu stellen, und wurden dabei durch eine Unterschriftensammlung, an der sich über zweitausend Bürger beteiligten, tatkräftig unterstützt. Die Stadt aber war, trotz großen Interesses, offenbar satzungsmäßig weder für die Wahrnehmung eines solchen Höhlenbetriebes autorisiert noch finanziell in der Lage oder haushaltsrechtlich befugt. Immerhin wurde der Stadt eine Fristverlängerung des Vertragsangebots bis März 1984 eingeräumt, um eine andere, möglichst öffentlich-rechtliche Lösung zu erreichen. Weil mit der Stadt Iserlohn trotz dieses Zugeständnisses kein Kaufvertrag zustande kam, eröffnete die Bundesbahn ein öffentliches Bieterverfahren, in welchem sie den Verkauf der Dechenhöhle meistbietend ab einem Mindestpreis von 1 Million DM auslobte. Es verging darüber etwa ein halbes Jahr, ohne dass sich ein Interessent meldete. Schließlich drohte man, die Höhle an einen offenbar interessierten Schausteller billigst abzugeben, der aus dem nicht einsturzgefährdeten Teil der Höhle eine bunte Eventlocation (angeblich sogar inklusive einer Peepshow) machen wollte. Um das Schlimmste zu verhindern, beantragte Kreisheimatpfleger Dossmann daraufhin die Aufnahme der Dechenhöhle in die Denkmalliste der Stadt Iserlohn (was dann später per Verwaltungsakt, am 28.11.1984, auch geschah). Das Ende des „Naturwunders Dechenhöhle“ schien aber zunächst endgültig besiegelt. Doch die unverhoffte Rettung kam von einer völlig unerwarteten anderen Seite – aus Lüdenscheid.

 

 

Die MVG Märkische Verkehrsgesellschaft GmbH, Lüdenscheid

Im Aufsichtsrat des nach der kommunalen Neugliederung 1975 neu entstandenen großen öffentlichen Verkehrsunternehmens im Märkischen Kreis, die Märkische Verkehrsgesellschaft GmbH (MVG) mit Sitz in Lüdenscheid, dem führende politische Persönlichkeiten des Märkischen Kreises und der Städte Lüdenscheid und Iserlohn angehörten, wurde im Laufe des Jahres 1983 immer wieder am Rande der Aufsichtsratssitzungen auch über das „Problem Dechenhöhle“ diskutiert und beraten, wobei sich natürlich die Vertreter des Märkischen Kreises äußerst besorgt über das Schicksal dieses einzigartigen Naturdenkmals zeigten und nach einer Lösung des Problems fahndeten. Der Märkische Kreis, selbst mit der Burg Altena und vielen anderen teuren Kulturdenkmälern finanziell stark belastet, schien, ebenso wie die Stadt Iserlohn als sogenannte Belegenheitsgemeinde, weder satzungs- noch etatmäßig für die Übernahme eines solchen Naturdenkmals bereit zu sein und sah sich ebenfalls außerstande, unmittelbar selbst in dieser Angelegenheit tätig werden zu wollen. Der eigentlich völlig unbeteiligte, aber wiederholt bei diesen Randgesprächen anlässlich von VG Aufsichtsratssitzungen anwesende Geschäftsführer der MVG und Autor der hier vorliegenden Darstellung sah sich daher schließlich veranlasst, seinerseits eine ihm schon seit einiger Zeit vorschwebende Lösungsmöglichkeit für das „Problem Dechenhöhle“ zur Sprache zu bringen. Gelegentlich einer solchen Aufsichtsratssitzung, im Herbst 1983, machte er dem Gremium den Vorschlag, die Mark Sauerland Touristik GmbH (MST), eine zu der Zeit nur mit einem Reisebüro in Plettenberg und dem Betrieb eines Reisebusses nicht ausreichend beschäftigte Tochtergesellschaft der MVG, ebenfalls mit Sitz in Lüdenscheid, für diese Aufgabe einzusetzen. Die MST könne – so der Geschäftsführer – als Touristik- GmbH jegliche Art und Form von touristik-nahen Aufgaben übernehmen und entsprechende Anschaffungen tätigen. In Bezug auf die Dechenhöhle könne sie diese nicht nur betreiben, sondern würde auch, bei ausreichender Kapitalisierung, größere Investitionen vornehmen können, sofern diese dem Gesellschaftszweck entsprächen, was bei der Dechenhöhle ohne Zweifel zuträfe. Wenn also die MST mit dem für den Erwerb der Dechenhöhle ausreichendem Kapital, z. B. in Form von verbürgten Darlehen des Märkischen Kreises und der Stadt Iserlohn oder besser noch mit Stammkapital- Einlagen seitens der Holding-Gesellschaft, der Märkischen Kommunalen Wirtschaftsgesellschaft GmbH (MKG) und der Stadt ausgestattet würde, wäre die MST unter Leitung und mit Unterstützung des technischen Apparats der MVG bereit, Erwerb und Betrieb der Dechenhöhle zu übernehmen und sie so vor dem drohenden Untergang zu retten. Man kann sich vorstellen, dass dieser Vorschlag – zunächst als Notlösung – von den Verantwortlichen des Märkischen Kreises und der Stadt Iserlohn erleichtert aufgegriffen wurde. Der Geschäftsführer von MVG und MST wurde umgehend mit der weiteren Prüfung und Ausarbeitung dieses Lösungsvorschlags bis hin zur Erstellung von Beschlussvorlagen für den Kreistag und den Rat der Stadt beauftragt, die den Märkischen Kreis als den Eigentümer der MKG und die Stadt Iserlohn in die Lage versetzen sollten, die nötigen Finanzmittel zum Ankauf der Dechenhöhle zur Verfügung zu stellen.

 

 

Der Beginn der Rettungsaktion

Nach eingehender Prüfung der vielfältigen Teilprobleme dieses Projekts, nach endlosen Besprechungen und Verhandlungen mit den zu beteiligenden Behörden und Verwaltungsinstanzen, nach detaillierter Planung und Festlegung der vielen zu tätigenden technischen und organisatorischen Schritte wurde eiligst das vom Geschäftsführer der MVG bereits entworfene Rettungskonzept einschließlich der nötigen Verwaltungsvorlagen endgültig erstellt und nach und nach in den nachfolgend beschriebenen Schritten realisiert.

 

 

Das Finanzierungskonzept

Vordringlichste Aufgabe war es, zunächst das Finanzierungskonzept zum Ankauf der Dechenhöhle zu erstellen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der MVG, Heinz Bickmann, wurde der Plan, die MST als Käuferin einzusetzen und dazu mit Finanzmitteln der MKG und der Stadt Iserlohn auszustatten, erstellt und von Bickmann in seiner Eigenschaft als Vorsitzendem der CDU-Fraktion im Kreistag als sogenannter „Bickmann-Plan“ in die politischen Entscheidungsgremien des Märkischen Kreises und der Stadt Iserlohn eingebracht. Am 02.12.1983 wurde der Plan zunächst von der Kreistagsfraktion der CDU angenommen. Einen Tag später nahmen auch die Fraktionen von FDP, UWG und Teile der SPD den „Bickmann-Plan“ an und beschlossen durch Eilbeschlussverfahren, das Stammkapital der MST von 50.000 DM (bisheriger alleiniger Geschäftsanteil der MVG) mit Mitteln der MKG um 700.000 DM, als neuem Geschäftsanteil der MKG, aufzustocken. Am 15.12.1983 wurde dieser Beschluss vom Kreistag endgültig vollzogen. Die Stadt Iserlohn folgte dem Beispiel des Kreises nach und zeichnete zur gleichen Zeit ihrerseits einen neuen Geschäftsanteil an der MST von 350.000 DM, sodass die MST von nun an über ein ausreichendes Stammkapital von 1,1 Millionen DM verfügte. 3 Zugleich mit diesen Transaktionen wurde die MVG/ MST-Geschäftsführung beauftragt, den Betrieb des begehbaren Teils der Höhle ab dem 01. Februar 1984 zu übernehmen und für den Publikumsverkehr wieder zu eröffnen.

 

 

Erwerb und Teileröffnung der Dechenhöhle

Seit Gründung der Holding-Gesellschaft MKG war der Geschäftsführer der MVG, zusammen mit dem jeweils amtierenden Kreiskämmerer, auch Geschäftsführer der MKG und als solcher von den Beschränkungen des § 181 BGB (Verbot des „Selbstkontrahierens“) gegenüber der MVG und der MST befreit. So konnte er die Erhöhungen des Stammkapitals der MST schnell vertraglich vereinbaren und kurzfristig umsetzen. Die notariell erforderlichen Formalitäten konnten dann später nachgeholt werden. Damit war der Weg frei zum Erwerb der Dechenhöhle durch die MST. Sofort danach begannen die Verhandlungen zwischen dem MST-Geschäftsführer und der Liegenschafts-Verwaltung der Deutschen Bundesbahn in Essen. Der Kaufpreis der Dechenhöhle konnte wieder auf den ursprünglich angebotenen Betrag von 975.000 DM gesenkt und der Kaufvertrag am 17.01. 1984 abgeschlossen werden. Der Besitzübergang der Dechenhöhle mit allen Rechten und Pflichten auf die MST erfolgte bereits zum 01.01.1984. Der Pachtvertrag mit dem letzten von der Bahn eingesetzten Pächter der Dechenhöhle, Bathe, wurde einvernehmlich gekündigt. Ein neuer Pächter, Petersen, wurde engagiert. Die bis dahin vom Speläologen-Verein übernommenen freiwilligen Aufgaben und seine Domizilierung in dem Abfertigungshäuschen blieben bestehen. Der führende Speläologe, Elmar Hammerschmidt, wurde zum verantwortlichen Betriebsleiter der Höhle ernannt. Die formellen Voraussetzungen, um den begehbaren Teil der Dechenhöhle zum 01. Februar 1984 für das Publikum wieder zu öffnen, waren geschaffen.

 

Klärung der aufsichtsbehördlichen Zuständigkeit

Schon während des politischen Entscheidungsprozesses, im Dezember 1983, beschäftigte sich die MVG-Geschäftsführung mit dem vom Geologischen Landesamt festgestellten tektonischen Problem der Dechenhöhle, das die Bahn zur Sperrung des Westteils der Höhle veranlasst hatte. Das primäre Interesse galt zunächst der aufsichtsbehördlichen Zuständigkeit für die Dechenhöhle: Warum war eigentlich dieses Geologische Landesamt in Krefeld für die Höhle in Letmathe zuständig und nicht, wie normalerweise für solche Naturhöhlen üblich, ein Bergamt, im vorliegenden Fall das Bergamt Siegen? Schon der erste Anruf des MVG-Geschäftsführers beim Bergamt Siegen löste eine lange Aussprache mit dem damals amtierenden „Berghauptmann“, Aloys Dürr, aus, der ebenfalls sein Unverständnis über die ungewöhnliche Zuständigkeit des Geologischen Landesamtes in Krefeld deutlich zum Ausdruck brachte, das nach seiner Meinung eigentlich weder für Höhlen, Gruben, Steinbrüche und ähnliches aufsichtsbehördlich zuständig sein dürfe und insbesondere für Fragen der tektonischen Sicherheit keinerlei Kompetenzen besitze. Er habe sich schon immer über diese ungewöhnliche Zuständigkeitsregelung gewundert, und besonders, als auch ihm und seinem Amt die angeblich notwendige Sperrung von Teilen der Dechenhöhle bekannt wurde.

 

 

Feststellung des tektonischen Problems

Schon wenige Tage später kam Berghauptmann Dürr mit zwei Mitarbeitern auf Einladung der MST nach Letmathe zu einer ausgiebigen und sorgfältigen Besichtigungstour der Dechenhöhle, die er –wie er nebenbei berichtete – persönlich schon wiederholt begangen habe, und die er daher gut kannte. Erstes Ergebnis dieser Besichtigung war, dass das Bergamt Siegen eine Änderung der Zuständigkeit der behördlichen Aufsicht über die Dechenhöhle bei der Landesregierung beantragte, was dann auch, besonders wegen der brisanten Sicherheitsfrage, sehr schnell zwischen den beiden betroffenen Regierungsbezirken in seinem Sinne geregelt wurde. Ein zweites, für die weitere Zukunft der Dechenhöhle entscheidendes Ergebnis der Besichtigungstour war die Überprüfung der tektonischen Verhältnisse der Höhle und der eventuell tatsächlich notwendigen Sicherungsmaßnahmen, um die Teilsperrung der Höhle wieder aufheben zu können. Dazu gab es alsbald ein neues und endgültiges Gutachten des Bergamtes, das die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen behandelte. Darin wurden bauliche Sicherungsmaßnahmen entlang des etwa 150 Meter langen Bereichs der Wolfsschlucht sowie Verfestigungen der nördlichen Wandungen der „Kaiserhalle“ für notwendig erklärt. Die Kosten dieser Maßnahmen wurden auf 150.000 DM geschätzt.

 

 

Erste Renovierungsarbeiten und Wiedereröffnung

Zunächst aber galt es, dem Auftrag des Kreistages entsprechend, erste, notwendigste Renovierungsarbeiten in Angriff zu nehmen. Das kleine Abfertigungshäuschen erhielt einen attraktiven grün-weißen Neuanstrich, der Laubengang wurde gärtnerisch aufgearbeitet, die nassen Dellen des Fußwegs zum Osteingang mit Splitt trockengelegt, Arbeiten, die weitgehend vom Personal des nahegelegenen MVG-Betriebshofs Letmathe und den Lüdenscheider und Iserlohner Werkstätten der MVG durchgeführt wurden. Verkehrsmeister der MVG übernahmen während ihrer nächtlichen Dienstfahrten die regelmäßige Beobachtung und Überwachung des Höhlengeländes. Nach Abschluss dieser ersten Renovierungsarbeiten konnte der begehbare Teil der Dechenhöhle fristgerecht zum 1. Februar 1984 wieder in Betrieb genommen werden. Zwei Wochen später tagte der Aufsichtsrat der MVG und befasste sich eingehend mit den weiteren zu bewältigenden Aufgaben der MST. Hauptanliegen waren einerseits der mögliche Arbeitsumfang, mit dem die MVG und ihr technischer Apparat weiterhin beteiligt werden könnte, sowie andererseits die Finanzierung der anstehenden baulichen Maßnahmen. Denn die weiteren dringlichen Aufgaben waren der Umbau und die grundlegende Renovierung des alten Empfangsgebäudes und die Einrichtung einer größeren Gaststätte. Unternehmerische Zielvorgabe war dabei, den Höhlenbetrieb von dem gastronomischen Betrieb der Gaststätte betriebswirtschaftlich zu separieren und getrennt zu verpachten und abzurechnen. Noch während dieser Arbeiten meldete sich am 26.08.1984 ein Kamerateam des ZDF, das, geführt von „Betriebsführer“ Hammerschmidt, eine Besichtigung der teileröffneten Dechenhöhle unternahm, um später darüber zu berichten.

 

 

Umbau des Empfangsgebäudes zur Gaststätte „Haus Dechenhöhle“

Allein der Umbau des großen ehemaligen Empfangsgebäudes der Bundesbahn war ein ziemlich umfangreiches Projekt, das sich über ein Jahr hinzog. Nach einer gemeinsamen Begehung mit der Iserlohner Brauerei, im Juni 1984, erklärte sich diese bereit, als zukünftiger alleiniger Getränkelieferant, sich an den Erneuerungen der gastronomisch-technischen Einrichtungen kräftig zu beteiligen. Die ehemalige Schalterhalle wurde ausgeräumt und geteilt. Ein Teil wurde zur neuen verkleinerten Eingangshalle gestaltet und im Übrigen zur neuen Gaststube mit Theke und Kühlvitrine umgebaut. Links neben dem Eingang wurde eine neue Bar geschaffen, mit neuer Theke und Bargestühl, und überwölbt von einem hölzernen Tonnengewölbe. Der alte Wartesaal wurde vergrößert und als Festsaal neu hergerichtet und die schönen Messingkronleuchter restauriert und um einen weiteren ergänzt. Schließlich wurde noch ein separates gemütliches Sitzungszimmer geschaffen und ausstaffiert, das dann später häufig für Sitzungen des Aufsichtsrats der MVG und natürlich für Vereine und kleinere private Gesellschaften genutzt wurde. Die Wohnung in den oberen Etagen wurde modernisiert und für den neuen Pächter der Gaststätte hergerichtet. Nach Erneuerung des Außenanstrichs erhielt der Eingang der Gaststätte einen neuen eisernen, mit Rosen umrankten Torbogen. Als dann schließlich auch noch die Umlage von altem Unrat und Bauschutt gereinigt war und die neue Eingangsbeschilderung angebracht war, erstrahlte das schöne Jugendstilgebäude bald wieder im alten Glanz. Hauptbeteiligte an all diesen Umbau- und Renovierungsarbeiten waren die Mitarbeiter und Handwerker der Werkstätten der MVG in Iserlohn und Lüdenscheid. Am 16. Mai 1985 war es dann soweit: Die neue Gaststätte „Haus Dechenhöhle“ wurde unter großer Anteilnahme von Politik, Presse und Nachbarn und unter der Leitung der neuen Pächterin, Frau Neumann, eröffnet. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Wiedereröffnung des gesperrten Teils der Dechenhöhle für das Frühjahr 1986 angekündigt. Sogar der zwar aus Schalksmühle stammende, aber stets gegenüber Betätigungen des ungeliebten Märkischen Kreises und der „Lüdenscheider“ MVG argwöhnische Lokalchef des Iserlohner Kreisanzeigers (IKZ), „Argus“ Eduard Grüber, der den jahrelangen Niedergang der Dechenhöhle mit scharfer Kritik begleitet und kommentiert hatte, zeigte wohlwollendes Interesse und milde Anerkennung.

 

 

Die Sicherung der Dechenhöhle

Ausgehend von dem bergbautechnischen Gutachten des Bergamtes Siegen, stellten sich die erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung der „Wolfsschlucht“, des rund 150 Meter langen Zugangs zur Kaiserhalle und der „Kaiserhalle“ selbst, als ein Projekt ganz anderer Größenordnung dar. Mit „Bordmitteln“ der MVG und den verbliebenen eigenen Finanzmitteln der MST war dieses Projekt keinesfalls zu stemmen, zumal diese für die umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten am Gaststättengebäude weitgehend verbraucht waren. Hier war der Einsatz von Fachfirmen und eines höheren Betrages an Fremdmitteln erforderlich. Zur Mittelbeschaffung wurde seitens der Kreisverwaltung und mit großem persönlichem Engagement des damaligen Landrats des Märkischen Kreises, Dr. Walter Hostert aus Lüdenscheid, beim Regierungspräsidenten in Arnsberg um eine Beteiligung des Landes nachgesucht. Angesichts des anerkannt hohen naturkundlichen und pädagogischen Wertes der Dechenhöhle fand sich die Landesregierung alsbald zu einer Beteiligung bereit und stellte einen Betrag von rund 80.000 DM zur Verfügung. Das war der benötigte Löwenanteil, um die Bauarbeiten zu finanzieren. Auf Anordnung des Bergamtes Siegen wurden zunächst sogenannte Gipsmarken an neuralgischen Stellen der Höhlenwandungen und an dem hangenden Gebirge im stillgelegten Teil der Höhle angebracht, um eventuelle tektonische Verschiebungen und Bewegungen zu entdecken und kenntlich u machen. Als sich auch nach drei Monaten keinerlei Bewegung feststellen ließ, wurde auf Empfehlung des Bergamtes nunmehr eine Fachfirma für Gruben- und Bergsicherheit engagiert, die umgehend und zügig, unter Zuhilfenahme beigestellter Handwerker der MVG, mit den Sicherungsarbeiten begann. In die rissigen Decken- und Seitenwandungen der „Kaiserhalle“ wurden mit schwerem bergmännischem Bohrgerät meterlange sog. Erdanker verbohrt und verschraubt. Die hohe zerklüftete „Wolfsschlucht“, der Westzugang zur Kaiserhalle, wurde mit einer Lage alter massiv-eichener und imprägnierter Eisenbahnschwellen verbaut und abgesichert. Einige zusätzliche Steinwälle und Betonmauern schlossen die Sicherungsmaßnahmen ab.

 

 

Der Fledermaus-Stollen

In der langen Zeit der Stilllegung der „Wolfsschlucht“ und der „Kaiserhalle“ hatte sich dort eine Kolonie von etwa hundert  Fledermäusen angesiedelt. Schon bald nach dem Beginn der Sanierungsarbeiten hatte der Speläologen-Verein Bedenken wegen des Schutzes dieser Tiere geäußert. Um die Renovierungsarbeiten nicht zu behindern, wandte sich der MVG-Geschäftsführer an das Umweltbundesamt in Bonn und dort an die für Tierschutzfragen zuständige Dienststelle. Ein Fachbeamter besichtigte daraufhin die Dechenhöhle und das Fledermausdomizil. Nach eingehender Untersuchung stellte er fest, dass auch ein unbenutzter Nebenstollen, der früher einmal als Ausgang angelegt worden war, ebenfalls von einigen Fledermäusen besiedelt war und zugleich allen Fledermäusen des Nachts als gemeinsames Flugloch diente. Dieser Stollen wurde alsdann mit beiderseits durchflugfähigen, sicheren Gittern abgesperrt und dient seitdem als geschütztes Domizil allen Fledermäusen der Dechenhöhle. Da sich alle Fledermäuse sehr bald nach den ersten lauten Sanierungsarbeiten hier in diesen stillen Ort zurückzogen, konnten die Sanierungsarbeiten ohne weitere Bedenken fortgesetzt werden.

 

 

 

Wiedereröffnung der ganzen Dechenhöhle

Die umfangreichen Bauarbeiten dauerten weit bis ins Jahr 1986 hinein an. Nachdem die wichtigsten Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen und die Baufirma abgezogen war, fand am 7. März auf Einladung und unter Führung des MST-Geschäftsführers die erste, quasi amtliche Begehung in Anwesenheit des Oberkreisdirektors des Märkischen Kreises, Dr. Jürgen Albath, und des Oberbürgermeisters der Stadt Iserlohn, Helmut Lindner, sowie des Berghauptmanns Aloys Dürr statt. Nachdem dann auch der stillgelegte Westausgang wieder hergerichtet war, konnte am 1. Mai 1986 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die komplette Dechenhöhle wieder für das Publikum geöffnet werden. Die Rettung des „Naturwunders Dechenhöhle“ war geschafft. Neuer Eigentümer und Betreiber der Dechenhöhle ist seitdem die in Lüdenscheid ansässige MST.

 

 

Das Höhlenkundemuseum

Die Rettung der Dechenhöhle selbst war zwar gelungen, und damit schien die Arbeit der MST beendet. Aber doch noch nicht ganz. Da war ja noch das kleine Höhlenmuseum, das sich der Speläologen-Verein schon vor Jahren in einem Schuppen, 50 Meter vor der Höhlenanlage, schlecht und recht nach seinen Möglichkeiten eingerichtet hatte, vollgestopft mit prähistorischen Tierknochen, sogar mit einem echten kompletten Skelett eines prähistorischen Höhlenbären, und mit einer umfangreichen Gesteinssammlung. An den Wänden waren Zeitungsberichte über die Höhle und ihrer Erschließung sowie Pläne und Zeichnungen aller Art angeklebt. Schließlich gab es noch vielerlei Souvenirs aus Stalaktiten-Schnitten, die der Speläologen-Verein an die Höhlenbesucher verkaufte, um sich damit, kärglich genug, zu finanzieren. Das Ganze erschien ziemlich unattraktiv und der hervorragend renovierten übrigen Höhlen-Anlage nicht so recht zu entsprechen. Auch hier war also eine komplette Erneuerung erforderlich und als attraktive Ergänzung zur Dechenhöhle womöglich sogar geboten. Die MST vereinbarte dazu mit den privaten Eigentümern den Umbau und die Renovierung des alten Schuppens und eine Modernisierung der Präsentation des musealen Fundus und war damit in der Lage, ein neues, nach pädagogischen und repräsentativen Gesichtspunkten konzipiertes Museum zu schaffen. Der alte Schuppen wurde großenteils erneuert. In neuen Vitrinen wurden die besten und pädagogisch wichtigsten Exponate ausgestellt. An modernen Stellwänden wurden paläontologische Zeichnungen, Statistiken und Berichte neu erstellt und dargeboten. Die wichtigsten und besterhaltenen Tierknochen- und Steinfunde wurden ausgewählt und ausgestellt. Die Lüdenscheider Leuchtenfabrik Hoffmeister GmbH stiftete dazu die komplett neue und ausstellungsgerechte Beleuchtungsanlage. Die Fertigstellung des neuen Höhlenkundemuseums sollte allerdings noch ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen.

 

 

Der Höhlenbär

Und da war ja auch noch das Original-Skelett des prähistorischen Höhlenbären in dem musealen Fundus des Vereins, das ebenfalls auf einen Ausstellungsplatz im neuen Museum wartete. Hierfür wurde ein großes Schaufenster in die Frontseite des neuen Museumsgebäudes eingelassen, hinter der das Skelett werbewirksam aufgestellt werden sollte. Aber wäre denn ein richtiger ausgestopfter Höhlenbär nicht noch viel attraktiver und werbewirksamer als nur ein Skelett? Und war das Original-Skelett eigentlich zu schade, um hier, an einem museal unbedeutenden Platz als Ausstellungsstück zu dienen?  Wie die Speläologen berichteten, war dieses Skelett schon lange ein Wunsch-Objekt des Naturkundemuseums Münster, welches für seine paläozoischen und neuzeitlichen Tierplastiken berühmt war und ist. Sogleich, nach einer kurzen telefonischen Anfrage, meldete sich einer der dortigen leitenden Paläontologen bei der MVG/MST-Geschäftsführung und zeigte starkes Interesse. Konfrontiert mit dem Wunsch nach einer „Dermoplastik“, also nach einem ausgestopften lebensgroßen Höhlenbären, kam es nach wenigen Tagen zur folgenden Vereinbarung: Das Naturkundemuseum Münster erwirbt, im Auftrag der MST, ein derzeit im zoologischen Fachhandel verfügbares Fell eines finnischen Kodiakbären, zum Preis von 8.000 DM, und erhält – mit Zustimmung des Speläologen-Vereins – zusätzlich das Original-Skelett des Höhlenbären. Das Naturkundemuseum Münster liefert dafür, ebenfalls kostenlos, die naturgetreue Dermoplastik eines prähistorischen Höhlenbären, gefertigt aus dem von der MST finanzierten Kodiak-Bärenfell, sowie zusätzlich künstliches, aber naturgetreu nachgebildetes Höhlenbären-Skelett aus Kunststoff. Im Februar 1987 meldete das Naturkundemuseum Münster die Fertigstellung der Dermoplastik, die dann auch pünktlich zur Eröffnung des neuen Höhlenkundemuseums geliefert werden konnte. Inzwischen waren die Besucherzahlen wieder über die 100.000 gestiegen. Und das neue Höhlenkundemuseum? Der alsbald – in Anlehnung an das erdgeschichtliche Zeitalter Pleistozän, während dessen die Höhlenbären lebten – „Pleisto“ benannte ausgestopfte Höhlenbär erfüllte alle Erwartungen, die Besucherzahlen noch weiter ansteigen zu lassen.

 

 

Die Jubiläumsfeier

In der im Jahr 1988 folgenden 120-Jahrfeier der Entdeckung der Dechenhöhle konnte dann, mit einem grimmig reinschauenden, aber prächtigen „echten“ Höhlenbären im großen Ausstellungsfenster, die Rettung der Dechenhöhle und die Eröffnung des neuen Höhlenkundemuseum noch einmal angemessen gefeiert werden. Der nun doch sehr besänftigte Chefredakteur des Iserlohner Kreisanzeigers, „Argus“ Grüber, überschrieb dazu einen seiner berühmt-berüchtigten Kommentare mit dem freundlich-ironischen Titel „Don Lorenzo, der Höhlenbär“, was der so titulierte MVG/MST-Geschäftsführer für seine Mitarbeiter und für sich gern als Anerkennung akzeptierte.

 

 

Die Dechenhöhle heute

Über dreißig Jahre sind seit dieser glücklichen Rettungsaktion vergangen. Während dieser Zeit haben sich der nachfolgende Geschäftsführer der MVG, Hans Werner Kern, und der amtierende Geschäftsführer, Dipl.-Ing. Gerhard Schmier, mit großem Engagement weiterhin betreuend und finanzierend um die Dechenhöhle gekümmert. In diesen Folgejahren hat die Dechenhöhle Jahre des Erfolgs, aber auch des anhaltenden Rückgangs an Besucherzahlen erlebt. Dabei bereitete die Vermarktung der Dechenhöhle der Eigentümerin MST und ihren Geschäftsführungen immer größere Schwierigkeiten und Anstrengungen. Ein neuer Info-Flyer und neue Werbeprospekte wurden aufgelegt und immer wieder aktualisiert; eine Groß-Werbung wurde an einem MVG-Bus angebracht, um im und außerhalb des MK auch auf diese Weise für die Dechenhöhle zu werben. Die schöne neue Gaststätte wurde nach jahrelanger hoher Akzeptanz in späteren Jahren nicht mehr genügend frequentiert und konnte als solche schließlich nicht mehr verpachtet werden und stand lange Zeit ungenutzt. Ein konzeptioneller Umbau wurde vorgenommen, sodass das Gebäude nunmehr allein dem Empfang und dem Service der Dechenhöhlen-Besucher und vor allem dem neuen Deutsches Höhlenmuseum Iserlohn als Unterkunft dient. Auch die gesellschaftsrechtliche Struktur der Eigentümerin der Dechenhöhle wurde ab dem Jahr 2016 geändert. Eigentümer- und Verwaltungsstruktur der Dechenhöhle bleiben gleich, es erfolgte eine Umfirmierung von der MST Mark-Sauerland Touristik GmbH in MKD Märkisches Kulturgut Dechenhöhle gemeinnützige GmbH. Die dem Tourismus und dem Service der MVG-Fahrgäste dienenden Funktionen der MST wurden auf die MVG übertragen und die MST in die steuerlich bevorzugte Rechtsform einer gemeinnützigen „gGmbH“ umgewandelt, die von nun an ausschließlich dem Naturdenkmal „Dechenhöhle“ dient. Pächter und Betreiber bleibt Herr Dr. Stefan Niggemann.

 

Quelle: Konrad C.F. Lorenzen

Der Bär in der Ausstellung des Deutschen Höhlenmuseums

 

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