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LWL Industrie-Museum Henrichshütte 2021

Was, wenn sich die Natur zurückholt, was der Mensch ihr einst genommen hat?

 
 
 
 
Götterbaum

Das Gelände der Henrichshütte Hattingen ist nur eine von vielen Industriebrachen im Ruhrgebiet, auf denen sich nach Werksstilllegung eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt entwickelt hat. Charakteristisch für das ehemalige Eisenhüttenwerk ist die Strukturvielfalt der Fläche, die unterschiedlichste Standortbedingungen aufweist. Rund um den Hochofen, zwischen Produktions- und Gleisanlagen, in Erzbunkern und im Möllergraben gedeihen sowohl Wärme liebende Neophyten als auch heimische Wildkräuter. Besonders interessant waren Funde der Niederliegenden Wolfsmilch (Euphorbia prostrata), dem Gewöhnlichen Steifgras (Catapodium rigidum) und des Gelbweißen Ruhrkrauts (Helichrysum luteoalbum).

 

Mit dem Transport der Rohstoffe per Schill oder über die Schiene wurden auch Reisen für Pflanzen aus fernen Ländern zur Hütte möglich. Sie fuhren als Samen in Ritzen der Wagons mit und kamen aus China, vom Mittelmeer, aus Nordamerika oder aus Südafrika. Andere brachte der Mensch absichtlich als Zier- oder Nutzpflanzen  in unsere Gegend. Sie alle werden »Neophyten« Neupflanzen genannt. Für einige Pflanzen war die Hütte kein gutes Reiseziel. Sie stießen hier auf schlechte Lebensbedingungen. Andere Pflanzen fanden im trocken - warmen Klima der Industriebrache einen neuen Lebensraum. Einer der „Zugereisten“ ist auch der Götterbaum, der in dieser Erztasche schon seit vielen Jahren gedeiht. Sein Samen ist möglicherweise mit einem der letzten Erztransporte hierher gelangt. Götterbäume kommen aus China und werden in Europa gerne in Städten und Industriegebieten angepflanzt, da sie Hitze, Staub und Rauch gut vertragen.

So schön er auch aussieht: Der Götterbaum zählt wie der Riesen-Bärenklau oder Ambrosia zu den gefährlichen invasiven Pflanzen. Als invasiv bezeichnet man gebietsfremde Arten, die unerwünschte Auswirkungen haben. Nicht zuletzt kann der Baum bei Kontakt schwere allergische Reaktionen hervorrufen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Maschinenhalle / Gebläsehalle

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigte in der Henrichshütte Hattingen im Juli 2020 die Sonderausstellung "Josef Koudelka. Industries". Die großformatigen Panorama-Aufnahmen des Magnum-Fotografen waren bis April 2021 im historischen Gebläsehaus des LWL-Industriemuseums zu sehen.

 

Die 40 Motive zeigten massive Umformungen der Landschaft durch den Menschen, zum Beispiel im Braunkohle-Tagebau in der Tschechischen Republik und Deutschland, den Stahlhütten Frankreichs oder den Ölfeldern Aserbaidschans. "Koudelkas Bilder zeigten auch die Wunden, die Wohlstand und Konsum in der Landschaft hinterlassen haben. Sie entstanden Anfang der 1990er-Jahre, haben aber nichts von ihrer Aktualität verloren. Die Verbrennung und Ausbeutung von fossilen Rohstoffen ist mehr denn je ein Thema, nicht zuletzt dank der Bewegung 'Fridays for Future' ". Die 2,80 Meter breiten Panorama-Aufnahmen Josef Koudelkas wurden auf beidseitig bedruckten, freischwebenden Tafeln in der historischen Halle präsentiert. Das Gebläsehaus bot eine beeindruckende Kulisse für die Bilder, die durch die großen Maschinen im Hintergrund noch wirkmächtiger erscheinen.

 
 

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