Das Föhringer Haus, von dem viele heute noch in den alten Dorfkernen zu finden sind, ist ein sogenanntes "uthlandfriesisches Haus", das auf den Inseln und früher wassergefährdeten Küstensaum heimisch ist. Das älteste Beispiel dafür ist das "Haus Olesen", von 1617, das 1927 nach dem Tod der letzten Bewohnerin in Alkersum abgerissen und auf das Gelände des Dr. Carl Haeberlin Museum in Wyk auf Föhr versetzt wurde.
Auf dem Museumsgelände steht auch das älteste Haus der Insel. Es stammt aus dem Jahr 1617 und ist komplett eingerichtet. Hier lässt sich gut nachfühlen, wie die Menschen damals lebten – Tür an Tür mit ihrem Vieh. In der Nacht schliefen Eltern und Kinder gemeinsam in einem Bett: die Kleinen an der Wand, die Großen im Sitzen. Der Aberglaube, dass die Erwachsenen im Liegen der Tod holen würde, war im 17. Jahrhundert noch weit verbreitet.
Im uthlandfriesischen Haus lebten Mensch und Vieh unter einem Dach. Wohnteil und Stall waren nur durch einen Flur voneinander getrennt. Der Wohnbereich des Haus Olesen umfasst mit Küche, Kammer, Pesel und Dörnsk nur 4 kleine Räume, jedoch gab es noch viele weitaus kleinere Häuser auf der Insel. Baumaterial war in früheren Jahrhunderten knapp und teuer auf den baumlosen Inseln und Halligen.
Typisch für die oft nur kleinen "Uthlandfriesischen Häuser" ist der spitze Giebel über der Eingangstür. Ursprünglich sollte dieser bei einem Dachbrand verhindern, dass brennendes Reet vor die Eingangstür fällt und den Bewohnern so den Weg ins Freie versperrt. Eine wohl durchdachte Lösung, die vor allem bei den zwei verheerenden Großbränden in Wyk 1857 und 1868 vielen Menschen in letzter Sekunde das Leben rettete. Das älteste erhaltene Friesenhaus der Insel ist das so genannte "Haus Olesen". Ursprünglich im Jahr 1617 in Alkersum gebaut, wurde es bereits 1927 abgetragen und originalgetreu auf dem Gelände des Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museums erneut errichtet.
"Haus Olesen" ist beispielhaft für Konstruktion und Zuschnitt des Föhringer Hauses. Viele heute in den Dörfern befindliche jüngere Bauten sind Weiterentwicklungen diese Typs, sowohl in konstruktiver Hinsicht, als auch vom grundrisslichen Aufbau her.
Konstruktion: Das alte Föhringer Haus war eine reine Ständerkonstruktion. Die Sparren und Deckenbalken ruhten auf einem Längsbalken, der seinerseits von Ständern getragen wurde, die etwa einen Meter hinter der Außenwand angeordnet waren. Die Außenwand aus Ziegel, früher auch aus Holz oder Soden, trug nur sich selbst. Zwischen Außenwand und Ständerebene entstand so die sogenannte "Katschur", friesisch "kaatskiawling", eine nach außen gemäß dem Dachverlauf abfallende schräge Deckenfläche. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Ständerbauten langsam durch die modernere Konstruktion der "Mauerbauten", d.h. Dach und Deckenbalken liegen auf der Außenwand und werden von ihm getragen, abgelöst.
Grundriss: Typisch für das uthlandfriesische Haus ist der spitze Giebel über der Eingangstüre - aus zweckmäßigen Gründen: Zum einen befand sich im Spitzgiebel eine Luke, durch die Heu und Getreide auf den Dachboden gebracht werden konnten. Zum anderen wurde durch diese Bauart aber auch verhindert, dass bei einem Dachbrand brennendes Reet vor den Eingang fiel und den Bewohnern den rettenden Weg versperrte. Die oft als „Klöntür“ zweigeteilte Eingangstüre war überdies eine sehr praktische Lösung. Man konnte die obere Hälfte separat öffnen und auf diese Weise lüften, ohne dass die Tiere (oder Kleinkinder) entwischten. Hinter der Türe befand sich der Flur bzw. Mistgang, der die meisten Häuser ziemlich genau in der Mitte in einen Wirtschaftsbereich mit Stall und Dreschtenne und einen Wohnbereich teilte. Der Wohnbereich umfasste normalerweise vier kleine Räume: Küche, Kammer, Pesel und Dörnsk (bzw. Döns). Pesel ist seitjeher die Bezeichnung für den schönsten Raum, also die gute Stube der Friesenhäuser, die im Gegensatz zum Dörnsk, dem täglich beanspruchten Wohn- und Schlafraum, nur zu besonderen Anlässen genutzt wurde. Geheizt wurde meist durch einen Bilegger (Beilegeofen), der von der Küche aus befeuert wurde. Geschlafen wurde in Alkoven, also in mitvorhängen oder Holzluken abgetrennten, etwa 1,60 m langen Bettnischen, in denen gewissermaßen halb im Sitzen geschlafen werden musste.
Eine Trauung der besonderen Art: Im historischen Ambiente des „Haus Olesen“ kann man sich von einem der beiden Föhrer Standesbeamtinnen trauen lassen. Die Trauung findet in der Stube, der „Dörnsk“, statt. Dieser Raum ist mit historischen Möbeln, Alkoven und Bilegger-Ofen ausgestattet. Die Stube ist relativ klein und bietet neben einigen Sitzplätzen maximal für 10 weitere Personen Stehplätze. Da dem Brautpaar das gesamte Haus zur Verfügung steht, können die Gäste bei einer größeren Hochzeitsgesellschaft auch im angrenzenden Flur stehen. Der anschließende Sektempfang findet bei meist schönem Wetter im Garten des Haus Olesen statt. Dabei wird das Brautpaar von einer "Trauungs-Managerin" betreut. Ebenfalls dabei ist eine Friesin in der typischen Föhrer Festtagstracht, die alle Fragen zu dem traditionellen Kleidungsstil der Föhringer Frauen beantworten kann. Bei schlechterem Wetter findet der Sektumtrunk in den Innenräumen des Museums statt. Bei Winter-Trauungen gibt es auch heißen Glühwein als Alternative zum Sekt.
Das hier geschlossene Wandbett befindet sich an der Wand zwischen Stube (Dörnsk) und dem Pesel des Olesenhauses. Die an der Rückwand und den Seitenwänden des Bettes befindlichen Strohmatten dienen der Wärmedämmung. Das zur Stube hin offene Bett kann mit zwei Luken geschlossen werden.
Links der Tür des Wandbettes hängt eine Bettpfanne. Das Grundgerüst der Bettpfanne besteht aus einer 70 cm langen, runden Eisenstange, die am Ende breiter und platter wird und dann zu einem Ring mit 27 cm Durchmesser gebogen ist. Der Ring umschließt einen 8 cm tiefen kupfernen Napf. Der aufklappbare Deckel aus Messing ist an der Abplattung des Stiels befestigt. Der Deckel ist mit Eingravierungen, die z. T. durchbrochen sind, verziert: acht kreisförmige, jeweils mit einem karoförmigen Durchbruch und schnörkelartigen Verzierungen umschließen einen großen Kreis in der Mitte, in dem ein Vogel eingraviert ist. Dieser Kreis hat an den Rändern zopfartige Gravuren und ist dort z. T. durchbrochen. Die Durchbrüche sind dazu da, die Wärme abzugeben. Am oberen Ende des Stiels befindet sich ein eiserner Ring zum Aufhängen. In den Napf gab man glühende Holzkohle, Torfstücke oder auch Steine. Um das oft klamme Bettzeug zu erwärmen, wurde die Pfanne darauf hin- und hergeschoben.
Mit dem Spinnrad werden die Wollfasern (bzw. Flachs- und Hanffasern) zu langen Fäden zusammengezwirnt, um sie weiter zu verarbeiten, vor allem zum Weben.
Das Eckregal hängt in der Nordostecke der Stube des Olesenhauses. Die beiden Ablagefächer sind viertelkreisförmig, ihre Ränder sind erhöht, damit nichts herausrutschen kann. Die Ränder der Stützkonstruktion sind durch Schweifungen verziert.
Alkoven: Die Türen des Wandbetts sind außen grün, innen natur. Die Türfütterungen sind nicht verziert. Zum Verschließen ist an der rechten Tür ein Holzwirbel angebracht, zum Öffnen befindet sich an der linken Tür eine Öse aus Messing. Befestigt sind die Bettüren mit jeweils zwei eisernen Scharnieren. Durch diese Türen konnte das Bett geschlossen bzw. geöffnet werden.
Das Alkovengitter wird zwischen Außenwand und Matraze geklemmt und soll das Herausfallen des Bettzeugs aus dem Wandbett verhindern.
Geheizt wurde, wenn man von Heizen reden kann, zentral von der Küche aus. Eingebaut in die hölzernen Zwischenwände der Räume waren Wandbetten, in denen meist mit mehreren Personen geschlafen wurde.
Der Stuhl hat einen rötlich-braunen Anstrich und ist vorne breiter als hinten. Die vier gedrechselten Beine sind durch jeweils zwei ebenfalls gedrechselte Holzstreben miteinander verbunden. Die hinteren Stuhlbeine sind zu Rückenposten verlängert, die zusammen mit vier vertikal und zwei horizontal laufenden, gedrechselten Stäben die Rückenlehne bilden
Seemannskiste (links): Handbemalte Kiste mit Klappdeckel und eingebauter "hoher Kante". Viele Jahrhunderte war die Seekiste das wichtigste Möbelstück der Seefahrer. In ihr konnte alles was für die langen Reisen gebraucht wurde, verstaut werden. Das war die gesamte Kleidung für kalte und wärmere Regionen, Seestiefel und als Wetterschutz teergetränktes schweres Segeltuch. Im Inneren befindet sich oben rechts eine 12 cm breite, sich nach unten stark verjüngende Lade. In diesem kleinen Seitenfach, der Beilade, bewahrte der Besitzer seine Schätze auf. Das waren Briefe oder Bilder von Angehörigen, etwas Bargeld, Pfeife und Tabak, Nadel und Faden, vielleicht eine Bibel und kleines Handwerkszeug, wie Schnitzmesser oder dergleichen. Durch ihre besondere Form besaß die Seekiste eine außerordentliche Stabilität, die auf Transporten oder Reisen auch von Nöten war. Stand die Kiste an der Wand in der Kajüte, konnte man durch ihre konische Form trotzdem den Deckel öffnen und notfalls auch den der Beilade, sodass der Deckel nicht zufallen konnte. Auf der Innenseite des Deckels befindet sich ein in Öl gemaltes Bild eines unter norwegischer Flagge fahrenden Dreimasters. Der Anstrich außen ist grün, innen Natur. Die Kiste steht an der Wand zwischen der Wohnstube und dem Flur des Olsenhauses. Anstatt mit Füßen wurde die Seekiste mit Kufen versehen, sie erfüllten den gleichen Zweck. An beiden Seiten sind metallene Griffe angebracht. So konnte der Seemann die Kiste alleine transportieren indem er einfach ein Seil durch einen Haltegriff schlang und die Kiste wie einen Schlitten hinter sich herzog. Die Seekiste diente an Bord auch als Sitzgelegenheit, als Tisch oder auch als Werkbank. So manche Seekiste hat ihrem Besitzer in einem Notfall das Leben gerettet. Ca. um 1850 wurde die Seekiste nach und nach vom Seesack oder auch vom Koffer verdrängt.
Oberhalb der Kiste sieht man das Bild "Späte Haustrauung auf der Insel Föhr", gemalt von Oluf Braren. Es zeigt die Haus-Hochzeit seines Bruders Früd Braren mit Krassen Peter.
In dem kleinen Dorf Utersum weit im Westen der Insel Föhr war vor 200 Jahren ein junger Mann als Lehrer tätig. Obwohl er an keiner Akademie studiert und kaum ein Gemälde im Original zu Gesicht bekommen hatte, begann er eines Tages zu malen. Er schuf nur wenige Bilder, manche davon gingen verloren. Dennoch gilt er Kunsthistorikern "als der bedeutendste Vertreter früher naiver Malerei in Deutschland, dem zugleich europäischer Rang zuzumessen ist". Diese Einschätzung setzte sich erst lange nach seinem Tod durch. Schon zu Lebzeiten indes sorgte er wegen seines abweichenden Lebenswandels für viel Gesprächsstoff auf der Insel Föhr. Gemeint ist Oluf Braren, der 1787 in Oldsum geboren wurde und mit 52 Jahren in Toftum an der Schwindsucht starb.
Oluf Braren war das älteste von sieben Kindern eines Schmieds und Landmanns und sollte eigentlich in die Fußstapfen seines Vaters treten. In der erfolgreichen Ablehnung des väterlichen Wunsches zeigte sich bereits seine "widerspenstige" Natur. Er gewann Distanz zu den unverbrüchlichen Regeln der Dorfleute, denen er jedoch zugleich verbunden blieb. Der lernbegierige und begabte junge Mann vertiefte sich in Bücher und fand Förderung beim Küster von Nieblum. Mit nur 19 Jahren erhielt er eine Lehrerstelle an der Schule der Norddörfer auf der Nachbarinsel Sylt. Der Lehrerberuf war damals allerdings schlecht angesehen, das Gehalt niedrig. Auf den stark von der Seefahrt geprägten Inseln genossen Kapitäne und Kommandeure ein weitaus höheres Prestige. Mit 21 heiratete Oluf Braren die dreieinhalb Jahre ältere Marret Wilhelms aus Archsum auf Sylt. Die Ehe blieb kinderlos. Das Paar wechselte bald nach Föhr, wo Braren zunächst in Midlum und ab 1809 zwölf Jahre lang in Utersum unterrichtete. Der Lehrer war vielfältig interessiert, sammelte zum Beispiel Fossilien und Muscheln, trug eine kleine Bibliothek zusammen. Wohl mit 27 begann er ein Verhältnis mit der fast zehn Jahre jüngeren ehemaligen Schülerin Ing Peter Matzen aus Hedehusum. Aus der nebenehelichen Verbindung gingen eine Tochter und ein schon im zweiten Lebensjahr gestorbener Sohn hervor. Nach der Geburt ihrer Tochter heiratete Ing einen Seefahrer aus Borgsum. Die Ehe wurde nach einigen Jahren geschieden. Die nebeneheliche Beziehung wurde eine Zeit lang toleriert. Doch dann verlor Oluf Braren 1821 seine Anstellung in Utersum. Nun musste er als Hilfslehrer in Toftum arbeiten und mit einem noch schlechteren Gehalt auskommen. Neben seiner Arbeit als Lehrer widmete er sich vor allem der Malerei. Seine Bilder, allesamt Aquarelle, malte er nur für sich selbst und seine engste Umgebung. Insgesamt sind lediglich etwa 30 Arbeiten bekannt. Als eigenständiges Werk können nur sehr wenige gelten, insbesondere die Darstellung einer Haustrauung auf Föhr, für die es keine Vorbilder gibt. Zunächst schuf er 1819 das kleine Bild "Die Haus-Copulation auf der Insel Föhr". Wohl um 1830, nachdem er seine Kunst vervollkommnet hatte, machte er sich an eine große Darstellung dieses Motivs, die als "späte Haustrauung" betitelt wird und als Brarens Hauptwerk gilt. Sie war auf 15 Teile, jeweils 49 mal 37 Zentimeter groß, angelegt. Nur sechs davon sind überliefert. Die vier zentralen Teile genügten jedoch später, dass Kunsthistoriker ihn als bedeutenden Maler einstuften. Das Werk beeindruckt durch klare Komposition, Detailgenauigkeit und kraftvolle, zugleich Harmonie ausstrahlende Farbigkeit.
Die Abbildung der Hochzeit auf der Insel Föhr am 16. August 1816 zeigt am linken Bildrand ►Hinrich Brarens und seine Frau, rechts daneben die älteste Tochter Gondelena mit ihrem Mann Robert Miles Sloman. Es handelt sich hier um das einzige bisher bekannte Bild mit Hinrich Brarens, Lotseninspektor und Navigationslehrer in Tönning.
Beilegeofen mit Ofenreck: Der kastenförmige gusseiserne Beilegeofen steht auf zwei gedrechselten hölzernen Füßen, die zur besseren Stabilität durch ebenfalls gedrechselte Sprossen und einer hölzernen Zarge verbunden sind. Die Zarge trägt die eingeschnitzte Inschrift: Anno 1743. Die Umrandung des Ofens bilden drei mit biblischen Motiven verzierte Eisenplatten. Die Ofendeckplatte besteht ebenfalls aus einer Eisenplatte. An den beiden Vorderkanten des Ofens befinden sich jeweils zwei abschraubbare Messingknöpfe als Handwärmer, zwei weitere an der Vorderseite der Ofendeckplatte. An den unteren Eckpunkten der Vorderseite befinden sich zwei gusseiserne Haken. Dieser Ofen hat kein Rost und auch keine Vorrichtung, um die Asche aufzufangen. Das Feuer brannte einfach so auf dem Boden. Die Bedienung des Ofens wurde durch eine Öffnung zu dem in der Küche befindlichen Herd beschafft. Man nutzte die Wärme dieses Ofens auf verschiedene Weise. Auf dem Ofen stellte man hölzerne Trockengestelle auf, an denen kleinere Wäschestücke getrocknet werden konnten. Auf der flachen Ofendeckplatte war auch der Platz für die Ofenstülpe, wo Speisen und Getränke mit bedeckt wurden, um sie warm zu halten. An den angebrachten Haken konnte man weitere Kleidungsstücke zum Trocknen aufhängen. Der große Nachteil des Beilegeofens war, dass er so schnell seine Wärme verlor. Das Holzgestell besteht aus vier gedrechselten Eckpfosten, von denen die beiden hinteren durch ein Querholz verbunden sind. Das Gestell ist auf die Kanten der Ofendeckplatte aufgesetzt und vorn und hinten mit einem bogenförmig ausgesägten Stirnbrett und eine Reihe dünner Stege verbunden. Nur das vordere Stirnbrett ist durch Kerbschnitt mit Blumen und Ranken verziert und trägt in der Krone die eingeschnitzten Initialen P B. Dieses Stirnbrett muss um der Standfestigkeit des Gestells willen einen gewissen Umfang haben, damit ein breiter Zapfen in den Pfosten eingreifen kann. Unterhalb des Bretts konnte keine Querstrebe angebracht werden, da man die Möglichkeit offenhalten wollte, zum Warmhalten Speisen oder Anderes auf den Ofen zu stellen; das Reck sollte auch so hoch sein, dass man die Ofenstülpe darunter stellen konnte. Das Reck diente zum Trocknen von kleinen Kleidungsstücken und anderen Textilien; an den seitlich angebrachten Knäufen konnte man weitere Gegenstände aufhängen. Das Ofenreck fand Verwendung von 1780 bis ca. 1900.
Links und rechts vom Ofen: Pfostenstühle mit gedrechselten Pfosten und Streben. Die vorderen Beine des Stuhls stehen weiter auseinander als die hinteren. Diese sind verlängert und bilden die Pfosten der Rückenlehne. Die Beine des Stuhls sind zur Stabilisierung an drei Seiten mit jeweils zwei Sprossen verbunden. Die Rückenlehne besteht aus vier rundgedrechselten Sprossen, die durch zwei Quersprossen verbunden sind. Der Anstrich des Stuhls ist rotbraun.
Der eigentliche Siebteil des Druchschlags neben der Förtchenpfanne hat einen Durchmesser von 15,5 cm und ist ebenfalls aus Kupfer. Die feinen Löcher des Siebs sind eingestanzt und bilden die Form einer Blüte. Am oberen Rand ist eine Öse, in der sich ein runder Kupferring befindet, an dem der Durchschlag aufgehängt werden kann.
Neben den Keramik-Durchschlägen ist auf dem Bord ein Henkelkorb aus Bast geflochten zu sehen. Der Griff ist aus Spanholz, der mit Bast umwickelt ist. Diese Körbe wurden vor allem für den Transport von Obst und Gemüse verwendet. Durchschläge wurden zum Abtropfen von Klößen oder gekochtem Fleisch benutzt, oder auch bei der Käseherstellung, um Quark auf einem Leinentuch abtropfen zu lassen.
◄ Die gusseiserne Förtchen-Pfanne (links) hat sieben kreisrunde Vertiefungen und steht auf drei Beinen, wobei das eine Bein eine Verlängerung des Griffes darstellt. Um Förtchen zu backen, legte man in jede Vertiefung der Pfanne ein Stückchen Teig. Der Teig war derselbe, den man auch für Eierpfannkuchen brauchte, nur gab man etwas Backpulver dazu. Dann legte man eine entkernte Kirsche oder eingeweichte Backpflaumen darauf. Sobald der Teig unten fest war, wendete man ihn, ehe er auch oben fest wurde. Als Endprodukt kam eine braune Kugel heraus, in der das Obst unsichtbar eingeschlossen war.
Rezept:
Zum Backen der Förtchen wird noch heute ein Teig aus einem halben Liter Milch, 25 Gramm Hefe, 5 aufgeschlagenen Eiern, 500 Gramm Mehl, 60 Gramm Butter und 125 Gramm Rosinen so zusammengerührt, dass er dickflüssig vom Löffel in die heiße Förtchenpfanne tropft. Zu diesem nordfriesischen Mittagessen gibt es oft eine leichte Zitronensuppe. In manchen Dörfern werden die Förtchen gern an Heiligabend und Sylvester gegessen.
Unter dem Tellerregal hängt eine Schieferplatte, B: 35 cm, H: 44,8 cm, T: 2,2 cm. Der die Schieferplatte umfassende Holzrahmen hat oben zwei Löcher, durch die ein kurzes Tau zum Aufhängen gezogen ist.
Wasserbehälter: Großes Tongefäß, welches sich stark nach oben und unten konisch verjüngt. Die Öffnung oben hat einen Durchmesser von 28 cm und einen gewulsteten Rand. Auf beiden Seiten der Wandung (Schulter) befinden sich zwei große Griffleisten. Innerhalb dieser Wulste ist eine Inschrift eingelassen, die J. B. heißen könnte. In diesen Behältern wurde Trinkwasser bevorratet, vor allem auf den Halligen. Ursprünglich stammen die Behälter aus dem Mittelmeerraum, wahrscheinlich dienten sie dem Transport von Rosinen und kamen so auf die Inseln.
Das Innere der Holzkiste über dem Wasserbehälter ist dreifach unterteilt: zwei Längsfächer, die durch ein Brett getrennt werden, das gegen ein Querbrett vor der rechten Kistenwand stößt, und das Fach zwischen dem Querbrett und der Kistenwand. Die Vorderseite der Kiste ist 9 cm hoch, die hintere Seite an der höchsten Stelle 28 cm, wo sich auch ein Loch zum Aufhängen der Kiste befindet. Die Rückwand geht leicht geschweift in die Seiten über und hat dort noch eine Höhe von 21,5 cm. In dieser Seitenwand befindet sich an beiden Seiten drehbare Scharniere, durch die der schräg nach unten laufende Deckel auf- und zugeklappt werden kann. Wahrscheinlich wurde in dieser Kiste ein Teil des Bestecks aufbewahrt.
Auf dem Wasserbehälter stehen drei Kornsiebe. Die Umrandung des größten Siebes besteht aus zwei unterschiedlich breiten Ringen aus Spanholz. An der Stelle, wo sie sich überlappen, sind sie mit einer zopfartig geflochtenen Weidenrute abgedichtet. Zusammengehalten werden sie durch kurze Strähnen, ebenfalls aus Weide, die im Spanholz befestigt sind. Der eigentliche Siebteil besteht aus einem dünnen Lederstück, das mit vielen kleinen Löchern durchbrochen ist. Man brauchte die Siebe vor allem zum Entfernen von Ährenrückständen, um Korn zu reinigen, zum Abschieben der Kleie und zur Herstellung von Mehl und Grütze.
Das Backloch ist ca. einen halben Meter von der Backofenöffnung entfernt in den Küchenboden eingelassen. Es ist 45 cm tief, aus Ziegelsteinen gemauert, hat oben einen Holzrahmen und kann durch einen hölzernen Deckel verschlossen werden. Der Boden besteht aus gestampften Lehm. In diesem Loch stand oder saß die Person, um den ebenerdigen Backofen zu bedienen. Die hölzerne Backofenluke (Mitte unten hinter dem Backloch) zum Verschließen des Backofens ist aus drei unterschiedlich langen Brettern zusammengesetzt, die an den Rändern abgerundet sind. Zusammengehalten werden sie durch zwei einfache, 10 cm breite und 25 cm lange Holzstücke, die an der Rückseite angenagelt sind. Mit der hölzernen Luke wurde der Backofen beim Backen verschlossen. Um die Wärme besser im Ofen zu halten, wurde die Ofenluke mit Lehm oder Kuhmist dichtgeschmiert.
Oben auf dem Bord sieht man einen Bartmannskrug sowie 2 Vorratstöpfe. Auf der oberen Wandung des Bartmannskruges sind drei aus eingravierten Punkten bestehende Rechtecke eingelassen, die wohl nicht als Zierde dienen, sondern ein Erkennungszeichen des Herstellers sind. Ob es sich bei den auf dem Flaschenhals befindlichen erhabenen Stellen um Reste von alten Verzierungen oder nur um Zeichen schlechter Verarbeitung handelt, ist nicht ersichtlich. Am oberen Rand des Krughalses, in der Verbindung zum Krugbauch, befindet sich ein ein- bis zwei fingerdicker Henkel. Diese Krüge wurden vom 16. bis 18. Jahrhundert in Frechen bei Köln hergestellt. Den Namen "Bartmann" erhielt dieses Gefäß dadurch, dass sich ursprünglich am Hals des Kruges das Relief eines bärtigen, männlichen Gesichts befand, dessen Bart über den Bauch des Gefäßes herabfiel. Der rote Scherben des Tontopfes ist bis auf den Standring und ein Stück darüber mit einer schwarzen Glasur überzogen. Die Töpfe dienten der Vorratshaltung.
An der linken Wand ein Walkbrett. Die acht eingelassen Rippen des Walkbretts sind in ihrer oberen Längsseite geschweift und haben innen noch regelmäßig eingekerbte ovale Vertiefungen. Auf diesen Walkbrettern wurde das gestrickte und gewirkte Wollgewebe unter Einwirkung von Seifenlösungen o. ä. gerubbelt und dabei verfilzt, um dem Material eine größere Festigkeit zu geben. Links daneben: Das trapezförmige Mangelbrett. Die Griffseite ist schmaler. Der Griff ist in die Fläche eingelassen. Das Brett hat keinerlei Verzierungen. Mangelbretter waren häufig Geschenke des Bräutigams an die Braut. Zum Mangeln wurde die trockene Wäsche leicht mit Wasser besprengt, zusammengefaltet und fest um die Mangelrolle gewickelt. Die Rolle wurde dann mittels des Mangelbretts hin- und hergerollt und so die Wäsche geplättet. Mit so einem verhältnismäßig kleinen Mangelbrett war es anstrengend große Wäsche glatt zu bekommen, denn die kleine Rolle fasste nicht mehr als ein Bettlaken.Unten: Melkeimer und Stampfbutterfass.
Der Melkeimer (links) verjüngt sich stark nach oben. Die hölzernen Dauben werden durch drei eiserne Fassringe gehalten. Eine Daube ist verlängert und mit einem 5x3 cm großen Loch durchbrochen, das als Griff oder als Aufhängung dient. Die Dauben des Holzbutterfasses (2. v. l.) werden durch drei Eisenringe umfasst. Im Inneren liegt eine hölzerne, mit 5 Löchern durchbrochene Butterfassscheibe. Die Dauben des Deckels werden von zwei Eisenringen umschlossen. In der Mitte ist der Deckel durch eine Holzscheibe verschlossen, in der sich ein Loch befindet, durch den der Butterstempel geführt wird. Das Gefäß hat außen einen grünen Anstrich, innen ist es naturfarben. Zum Buttern gibt man die Sahne, d. h. den verdickten Rahm in das Butterfass. Der Vorgang des Butterns wird durch das rhythmische Auf- und Niederbewegen dieses Butterstempels in der Karne ausgelöst. Es kommt dabei zu einem Scheidungsprozess zwischen den Fettmolekülen, der Butter, und den übrigen Bestandteilen, der Buttermilch. Rechs ein Wasserfass: Die Dauben des Fasses werden gehalten durch vier eiserne Fassreifen. In drei gleichmäßig verteilten Dauben befindet sich kurz unter der Öffnung eine Krone eingeritzt. Das Fass wurde wahrscheinlich vor allem als Behälter für (Trink)wasser benutzt.
◄ Der ca. 70 cm lange runde Holzstiel des Aschkratzers (links liegend) mündet in einer eisernen Einfassung und ist an diese mit drei Nieten befestigt Die eiserne Einfassung verengt sich zu einer runden Stange, die am Ende stark nach innen gebogen ist. Am Ende der Stange befindet sich eine durch zwei Nieten befestigte 15x9 cm große und 2 mm dicke rechteckige Eisenscheibe. Mit dem Ofenkratzer holte man die Asche aus dem alten offenen Küchenherd, und zwar durch das Zugloch, das daher auch Aschenloch genannt wird.
◄ In der Mitte der Feuerstelle ein gusseiserner "Pott". Mit geräucherten Speckscheiben und Birnen und einem Teig aus 6 Eiern, 3/8 Liter Milch, 200 Gramm Mehl und einer Prise Salz backt man heute wieder den „altfriesischen Pott“. Die lange Backzeit hatte die Föhrer früher bewogen, den Pott vor dem Kirchgang beim Bäcker abzugeben. Jede Familie hatte ihr Erkennungszeichen auf oder am Gefäß, einige schrieben ihren Namen, andere befestigten eine bunte Schleife am gusseisernen Topf. Nach 2 Stunden, wenn sie aus der Kirche zurückkamen, war der Pott fertig. Später, als die Bäcker aufhörten am Sonntag zu arbeiten, wurde der Pott nur am Waschtag, mittwochs oder samstags, zubereitet, bis er dann lange Zeit ganz in Vergessenheit geriet.
In der hölzernen Wand (rechts oben neben dem Herd) befindet sich eine Schrankluke. Die Scharniere der Luke sind aus Leder, als Verschluss dient ein hölzerner Wirbel. Sie diente wohl neben ihrer Funktion als kleines Küchenschränkchen auch als Durchreiche zum Alkoven in der Dörnsk, mit dem sie durch eine Öffnung verbunden ist.
Die aus dicken Strohsträngen geflochtenen Schuhe sind durch dünnere Bastseile miteinander verbunden. Neben Holzschuhen waren aus Stroh oder Bast geflochtene Schuhe früher eine traditionelle Fußbekleidung der Landbevölkerung. Die Holzschuhe waren das tägliche Fußzeug, das die Menschen früher trugen. Sie waren leicht herzustellen, verschlissen nicht schnell, schützten vor Schmutz und Nässe. Sie waren praktisch, weil man beim Wechsel von drinnen nach draußen schnell in sie hineingleiten konnte. Um die Wärmewirkung noch zu verstärken, legte man sie mit Stroh aus. Die Holzschuhe wurden entweder selbst angefertigt oder durch den Schuster. Als Holz wurde gutgetrocknetes Pappel- oder Erlenholz verwendet. Die Bearbeitung erfolgte in mehreren Arbeitsgängen in einer Schnitzbank.
Der Griff des Brotschiebers (rechts im Bild am Herd angelehnt) besteht aus einem einfachen abgesägten Aststück, das mit Eisenschrauben (wahrscheinlich nachträglich) an das Brett befestigt ist. Der Griff ist so kurz, daß eine Hantierung mit nur einer Hand möglich ist. Auf dieses Brett legte man die Brote schräg nebeneinander, um sie zum Vorbacken in den Backofen zu schieben.
Die drei Auflagen des Tellerbords haben in der Mitte eine ausgefalzte Vertiefung, um das Abgleiten der darin aufgestellten Teller und Schüsseln zu verhindern. Zwischen den Auflageborden ist jeweils eine schmale Holzleiste vorgenagelt, damit das darin befindliche Geschirr nicht nach vorne fallen kann. Das Tellerbord hängt im Haus Olesen in der Küche zwischen der zur Kammer führenden Tür und dem offenen Küchenherd.
Der die Schieferplatte (links unten) umfassende Holzrahmen hat oben zwei Löcher, durch die ein kurzes Tau zum Aufhängen gezogen ist.
Tellerbord: Oben links: Große Servierschüssel, die mit einer weißen Glasur überzogen ist. Die Fahne und der äußere Rand des Spiegels sind wellenförmig verziert, der Schüsselrand ist geschweift. Eventuell diente diese Schüssel nur als Ziergeschirr.
Oben rechts: Eine große, eher flache, glasierte Tonschüssel. Auf dem Spiegel der Schüssel befindet sich eine blau, grün und braun gemalte Blume, auf der Fahne eine blaue, zopfartig verlaufende Verzierung. Die Schüssel weist wenige Gebrauchsspuren auf, sie war daher vielleicht mehr zum Vorzeigen und weniger für den täglichen Bedarf gedacht. Es war früher üblich, die Grütze gemeinsam aus einer Schüssel zu essen.
Unten links: Der Boden des Keramik-Durchschlags besteht aus einem groblöchrigen Sieb; am oberen Rand sind drei zweifingerdicke Henkel angebracht. Die gelbe Glasur ist durch starke Abnutzung an vielen Stellen verschwunden.
Unten rechts: Fayenceteller mit cremefarbener Glasur, auf dem Spiegel und auf der Fahne des Tellers befinden sich blau, gelb, braun und grün bemalte Ranken- und Blumenmuster.
Der als halbrund gemauerte Backofen befindet sich unten in der Mitte der Vorderfläche des Herdes. Die Grundfläche des Backofens liegt in derselben Höhe mit dem Küchenboden und ist aus Stein gemauert. Um beim Backen hin und wieder die feuchte Brotwärme entweichen zu lassen, führt im Hintergrund des Ofens eine kleine Öffnung zur Herdoberfläche, die durch einen Ziegelstein verschlossen werden kann. Das Backloch ist ca. einen halben Meter von der Backofenöffnung entfernt in den Küchenboden eingelassen. Es ist 45 cm tief, aus Ziegelsteinen gemauert, hat oben einen Holzrahmen und kann durch einen hölzernen Deckel verschlossen werden. Der Boden besteht aus gestampften Lehm. In diesem Loch stand oder saß die Person, um den ebenerdigen Backofen zu bedienen. Der Korb rechts im Bild ist aus Weiden geflochten und hat eine länglichrunde Form. Auf der oberen Umrandung befinden sich gegenständig zwei Griffe. Der Deckel hat keinen Griff und ist mit einem dünnen Weidenstrang am Korb fest. In diesem Korb befanden sich die zur Feuerung im offenen Herd benötigten Torfstücke. Vor den Strohschuhen ein einfacher Stiefelknecht aus Holz. Auf der einen Längsseite des Stiefelknechts ist eingeschnitzt: Helgoland HD [?]. Auf der anderen Längsseite sind neben bildlichen Verzierungen ebenfalls noch einige Buchstaben eingeschnitten, die aber wegen der starken Abnutzungsschäden nicht mehr zu lesen sind.
Schale mit Kanonenkugel. Im Boden der Senfmühlenschale ist deutlich eine kleine Vertiefung zu erkennen, die durch das Mahlen mit einer Kanonenkugel oder Stein entstanden ist. An einigen Stellen an der Außenwandung sind noch eingeschnitzte, linienförmig die Schüssel umlaufende Verzierungen zu sehen. In dieser hölzernen Schüssel wurden Senfkörner gemahlen. Dazu gab man die Körner von gelben und schwarzen Senf zusammen mit Essig in die Schüssel hinein. Eine Kanonenkugel oder runder Stein wurde dann durch Schwenken der Schüssel in Bewegung gesetzt. Es wurden so nicht nur die Körner zerquetscht, sondern zugleich deren Senföl mit dem Essig zu einer Emulsion verrührt.
Der eiserne Henkel des hölzernen Eimers ist mit ebenfalls aus Eisen bestehenden Platten an den Dauben befestigt. Die Dauben des Eimers werden durch zwei sie oben und unten umschließende Eisenringe zusammengehalten. Durch die abblätternde gelbliche Farbe ist eine vorherige grüne Bemalung zu erkennen.
Um 1900, also sieben Jahre nach der Gründung des Wyker Krankenhauses am Rebbelstieg, waren noch alle Föhrer Entbindungen Hausgeburten. So kamen 1905 auf Westerland-Föhr 22 Jungen und 16 Mädchen zur Welt. Kirchenbücher und Grabsteine auf den Friedhöfen der Insel erzählen, wie viele Frauen und Kinder während der Hausgeburten starben. Und trotzdem heißt es noch in den 1920-er Jahren: „Die Frauen waren schwer zu bewegen, bei einer Geburt ins Krankenhaus nach Wyk zu gehen, und so wurde dies mit Hilfe der Hebamme und des Arztes gemeistert.“ Also kroch der Arzt zur Gebärenden in das Wandbett des Friesenhauses, bis man nur noch seine Schuhe sah, und eine Helferin leuchtete von außen mit der Stall-Laterne hinein. Um diese Zeit gilt: Es ist „unpassend, über dergleichen Fragen (Schwangerschaft) zu sprechen.“ Und so nahm man unvorbereitet, wie man war, wenn Arzt und Hebamme, genannt „Modder Griebsch“, nicht rechtzeitig erschienen, während der Geburt notfalls das Lexikon zur Hilfe.
Die ledige Nieblumerin Chatarina Rörden, „immer in der Friesentracht, war als Hilfe im Haushalt überall beliebt, nichts war ihr zu viel. Besonders wenn in einer Familie ein Kind geboren wurde, war Chatarina da zum ‚af Bett denen‘ und nahm die ganze Familie in ihre Obhut. Mußte das Neugeborene mit der Flasche ernährt werden, dann gab es zusätzlich noch Nachtdienst, weil ein Herdfeuer unterhalten werden mußte, um die Milch zu wärmen. Chatarina hatte die Flasche für das Kind immer auffällig schnell zur Hand und gab denn auch ihr Patentrezept eines guten Tages bekannt: Sie nahm die Flasche am Abend mit ins Bett und hielt sie bis zum Verbrauch zwischen ihren Oberschenkeln warm.“ Manchmal übernahmen Frauen, die ihr Kind noch stillten, diese Aufgabe auch für eine andere Frau, die ihr Kind nicht selbst nähren konnte.
Die Strohmatte befindet sich an der Rück- und Seitenwand des Wandbettes in der Stube. Die einzelnen Stränge sind an einem dickeren Strohwulst, der jeweils über eine Wand des Bettes reicht festgeknotet. Die Fußmatte reicht nicht bis ganz zur Decke des Bettes hinauf. Die Strohmatten dienten dem Wärmeschutz und dem Schutz vor Feuchtigkeit.
Das Bettband ist ein aus feinem Stroh zusammengedrehtes Seil, das im Wandbett der Stube hängt. Es ist in seiner Länge veränderbar. Als Griff dient ein glockenartiger Holzknauf mit fünf tropfenartigen Kordeln, die mit feinem Garn überzogen sind. Diese Bettband war vor allem für Kranke und ältere Leute, damit sie sich aufrichten konnten, wenn sie im Bett lagen.
Die Kastenmangel, auch Mangeltisch genannt, ist ein langes stabiles Gestell, auf dem zwei glatte Rundhölzer, die Mangelstöcke, liegen. Auf diesen steht ein fester rechteckiger Kasten, der an jedem Ende einen großen Griff hat. In diesem Kasten legte man große Feldsteine, deren Gewicht etwa anderthalb Zentner betrug. Eines der Mangelhölzer wurde mit Wäschestücken sorgfältig umwickelt, das andere blieb in der Mitte unter dem Kasten liegen, so daß dieser schräg stand. An dem hochstehenden Ende konnte man die mit Wäsche umwickelte Rolle unterlegen. Geglättet wurde die Wäsche nun dadurch, dass man den schweren Kasten auf dieser Rolle hin- und herbewegte.
Links im Bild: Zimmermannskiste. Die Vorderwand der Kiste ist mit der höheren Rückwand durch einen nach oben zu öffnenden Deckel verbunden. Im Inneren der Kiste befindet sich oben links eine 10 cm breite und 5,5 cm tiefe offene Lade, die über die ganze Kistenbreite geht. In der Rückwand der Kiste ist über die gesamte Länge eine 4,5 cm breite Holzleiste angebracht. Die Leiste ist in der Mitte durch zahlreiche Öffnungen durchbrochen, in die das Werkzeug hineingesteckt wurde. Die Kiste hat außen einen grünen Anstrich, innen ist sie naturbelassen.
Schneidebank: Durch den geschwungenen Hebel der Schneidebank wird ein Brett von 30 cm Länge und 23 cm Breite in Bewegung gesetzt. Das Brett hat einen ovalen Durchbruch von 23,8x14,5 cm. Die rechte Schmalseite des Durchbruchs ist mit einem Eisenband ausgekleidet. In dieses Oval wird dann das hineingelegt, was man schneiden will und dann über eine eiserne Schneide, die auf einem Holzkasten darunter eingelassen ist, gezogen. Dieser Holzkasten ist an der einen Seite offen, so daß man das Geschnittene herausnehmen kann. Die Schneidebank steht auf vier stabilen Füßen. Mit diesem Gerät wurde vor allem Brot geschnitten, aber auch Kohl.
Das Gestell des Friesenbaums steht auf einem 18x10 cm breiten Holzklotz, in den ein 2x1,5 cm großer viereckiger Holzstab eingelassen ist. An diesen Stab sind Holzstäbe so angebracht, dass sie das Aussehen eines Tannenbaumes vermitteln. In den Stäben befinden sich kleine Nägel, an denen der "Baumschmuck" befestigt werden konnte. In den beiden oberen Streben befinden sich zwei mit Draht befestigte Kerzen. Diese Gestelle ersetzten früher auf den baumarmen Inseln den Tannenbaum. Sie waren flach angelegt, da sie auf dem Fensterbrett aufgestellt wurden. Die nackten Holzgestelle wurden mit Grünzeug (vor allem Heidekraut) bebunden und mit kleinen Geschenken behängt. Links und rechts stehen Bienenkörbe.
Die Umwandung des Bienenkorbs links besteht aus 13 Wulsten fest zusammengedrehten Strohs (Langstroh). Dieses Stroh ist umschlossen durch ein Geflecht aus gespaltenem Weidenrohr, das zum einen das gedrehte Stroh zusammenhält, zum anderen die einzelnen gedrehten Wulste miteinander verbindet. Die 8 cm breite und 1 cm hohe Öffnung für die Bienen befindet sich zwischen dem 6 und 7 Strohwulst von oben. Eine weitere kreisrunde Öffnung von 8 cm Durchmesser befindet sich oben. Die Bienenkörbe wurden meist aus ungebrochenem Stroh selbstgeflochten. Dazu wurde das Stroh ausgeharkt, damit nur die langen und glatten Halme übrig blieben. Dann führte man es meistens durch einen Ring, der von einem Kuhhorn abgesägt war. Dadurch war gewährleistet, dass der Strohwulst stets den gleichen Umfang hatte.
Die Umwandung des Bienenkorbs rechts besteht ebenfalls aus 13 Wulsten gedrehten Strohs, die von oben nach unten breiter werden. Die einzelnen Wulste werden durch ein Geflecht aus Weidenrohr zusammengehalten. Die Öffnung für die Bienen, nur ein schmaler Schlitz, befindet sich zwischen dem 4 und 5 Strohwulst von oben.
Das Gestell des Friesenbaums in der Mitte steht auf zwei ineinandergefalzte, sich überkreuzende Bretter. Im Kreuz des Fußes ist ein achteckiges Holz von 10 cm Durchmesser eingelassen, das sich nach oben stark verjüngt und an der Spitze nur noch einen Durchmesser von 3 cm hat. In dieses achteckige Holz sind von unten nach oben erst 4, dann 8, dann 4, dann wieder 8 und ganz oben 2 achteckige Holzzapfen eingelassen. Die untersten Zapfen haben den größten Durchmesser, die obersten den kleinsten. An der Spitze des "Stammes" ist ein Loch eingelassen, wahrscheinlich für eine Kerze. Diese Gestelle ersetzten früher auf den baumarmen Inseln den Tannenbaum. Anders als dieses Beispiel waren sie meist flach angelegt, da sie auf dem Fensterbrett aufgestellt wurden. Die nackten Holzgestelle wurden mit Grünzeug (vor allem Heidekraut) bebunden und mit kleinen Geschenken behängt.
Der Stallbereich war längserschlossen mit einer Stalltür unter dem Krüppelwalm, der Hauskoppel bzw. der Marsch zugewandt. Innen hatte der Stallteil eine nicht immer raumhohe hölzerne Längswand, die den Bereich in Stall und Scheune/Lagerraum trennte. Der mittlere Gang war gleichzeitig Mistgang mit seitlicher Dung-und Jaucherinne, fries."grup".
Föhrer Brauchtum - Die Truhe
Föhr hat eine reiche Tradition friesischen Brauchtums, das auch heute oftmals noch lebendig ist. Die alte Truhe (auf friesisch „Koffer“) in der Diele des Föhrer Bauernhaueses (links vorne) ist der Platz, wo nach dem Tanz der junge Mann und sein Mädchen meist ungestört zusammen sitzen. Doch mitunter leuchtet dann wohl auch die Mutter des Mädchens auf die Diele, um sich den jungen Freier einmal anzusehen.
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